Maria Mitchell

Maria Mitchell

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Maria Mitchell

Maria Mitchell (* 1. August 1818 in Nantucket, Massachusetts; † 28. Juni 1889 in Lynn, Massachusetts) war eine US-amerikanische Astronomin und Vorkämpferin für die Frauenrechte.

Leben

Der Vater von Maria Mitchell, William Mitchell, war ein Amateurastronom und Lehrer. Er ermunterte seine naturwissenschaftlich talentierte Tochter und gab ihr selbst Mathematik- und Astronomieunterricht. Damit nahm sie im frühen 19. Jahrhundert, als so genannte „höhere Töchter“ lediglich in Hauswirtschaft und den schönen Künsten unterrichtet wurden, eine Sonderrolle ein. Mitchells Eltern waren Angehörige der Quäker-Religion, die Bildung für alle als erstrebenswert erachtete. Zudem gab es in Nantucket, einem damaligen Zentrum der Walfangindustrie, in fast jedem Haushalt astronomische Instrumente, wie Sextanten.[1] So hatte es Maria Mitchell vergleichsweise leicht, sich als Frau für Astronomie zu interessieren. Bereits als Vierzehnjährige konnte sie die Uhren der Seeleute ganz alleine eichen und genoss das Vertrauen der Seeleute. Später arbeitete sie als Assistentin in der lokalen Schule, bevor sie 1835 mit 17 ihre eigene Schule für Mädchen gründete.[1]

1847 entdeckte sie vom Observatorium ihres Vaters aus den später nach ihr benannten Mitchell-Kometen und bereits ein Jahr später, 1848 wurde sie als erste Frau in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen und 1850 in die American Association for the Advancement of Science. Bis sie 1865, wiederum als erste Frau, zur Professorin für Astronomie am renommierten Vassar College ernannt wurde, vergingen nochmals 20 Jahre. In der Zwischenzeit arbeitete sie als Bibliothekarin, bildete sich mit Hilfe der ihr anvertrauten Bücher weiter und studierte Astronomie bei ihrem Vater, mit dem sie auch gemeinsam arbeitete. 1869 wurde sie – ebenfalls als erste Frau – in die American Philosophical Society berufen. Sie wurde zu vielen Vorträgen und Konferenzen eingeladen, um dort zu sprechen und traf auf Reisen durch Europa viele bekannte Wissenschaftler ihrer Zeit. Während ihrer Anstellung beim Nautical Alamac Office erarbeitete sie das Jahrbuch der US Navy, in dem die Navigatoren die Stern- und Planetenpositionen nachschlagen konnten.[1] Auch als Mathematikerin war Mitchell produktiv: Sie beschäftigte sich mit der fermatschen Vermutung und veröffentlichte eine Untersuchung über die Sophie-Germain-Primzahlen.

1875 wurde die engagierte Mitchell zur Präsidentin der 1873 von ihr gegründeten American Association for the Advancement of Women (AAW) gewählt.

Bis 1888 war Mitchell Professorin am Vassar College. Daneben leitete sie den Wissenschaftsrat der AAW bis kurz vor ihrem Tod.

Lebenswerk

Neben ihren astronomischen Entdeckungen hat sich Maria Mitchell zeitlebens für mehr Frauen in den Naturwissenschaften eingesetzt. Sie kritisierte die Mittelmäßigkeit der Mehrheit ihrer männlichen Kollegen und betonte immer wieder, dass die Wissenschaft dringend der Fähigkeiten und des Wissens der Frauen bedürfe: „We especially need imagination in science. It is not all mathematics, nor all logic, but is somewhat beauty and poetry.“[2]

Mitchell war eine der berühmtesten Wissenschaftlerinnen (Männer und Frauen) in den USA des 19. Jahrhunderts.

Mitchell galt als ausgezeichnete Professorin, die sich für ihre Studentinnen einsetzte und sie dabei unterstützte, wirklich gute Wissenschaftlerinnen zu werden, obwohl sie „nur“ Frauen waren. Sie legte großen Wert auf praktische Erfahrungen und machte sich immer wieder gerne über reine Theoretiker lustig, die all ihr Wissen aus Büchern hatten. Nach ihr konnte jemand, der gewisse Vorgänge nicht selbst beobachtet oder empirisch nachgewiesen hatte, niemals wirklich auf sein Wissen vertrauen. „Did you learn that from a book or did you observe it yourself?“[3] war ihre berühmteste Frage, mit der sie in die Annalen der US-amerikanischen Wissenschaft einging. Sie stellte diese Frage nicht nur ihren Studentinnen, sondern auch ihren Astronomen-Kollegen und machte sich damals bei diesen mehr als unbeliebt.

Ehrungen

Für die Entdeckung des Mitchell-Kometen wurde sie vom König von Dänemark mit einem Orden ausgezeichnet.

Nach ihrem Tod wurde zu Ehren Maria Mitchells die Maria Mitchell Astronomical Society gegründet. 1905 wurde sie in die Hall of Fame for Great Americans aufgenommen.

In ehrvollem Andenken wurde 1935 der 30 km große Mondkrater Mitchell nach ihr benannt und 1937 der in Heidelberg entdeckte Asteroid (1455) Mitchella.

Literatur

  • Phebe Mitchell Kendall: Maria Mitchell. Life, Letters, and Journals. Lee and Shepard, Boston 1896 (Digitalisat, E-Text)
  • Helen L. Morgan: Maria Mitchell, First Lady of American Astronomy. Presbyterian Pub Corp, 1977, ISBN 0-664-32614-5.
  • Charlotte Kerner: Sternenflug und Sonnenfeuer: Drei Astronominnen und ihre Lebensgeschichte. Beltz & Gelberg 2004, ISBN 978-3407809353.
  • Stephanie Sammartino McPherson: Rooftop Astronomer: A Story about Maria Mitchell Creative Minds Biography, Carolrhoda 1990, ISBN 978-0876144107.
  • Caterina Lobenstein: Sie griff nach den Sternen, in: Die Zeit, 23. Januar 2014, S. 33

Weblinks

Commons: Maria Mitchell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Florian Freistetter: Die Vorkämpferin: Maria Mitchells Liebe zur Astronomie und ihr Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen, veröffentlicht am 8. März 2015, abgerufen am 26. Juni 2015
  2. Carl C. Gaither, Alma E. Cavazos-Gaither (Hrsg.): Gaither's Dictionary of Scientific Quotations, Springer Verlag, New York, ISBN 978-1-4614-1113-0, S. 1032. Hier online bei books.google, abgerufen am 1. Dezember 2015.
  3. Wiebke Porombka: Fliegen notwendig, leben nicht, Artikel in der taz vom 21. Juni 2006, abgerufen am 1. Dezember 2015.