Paul Peter Ewald

Paul Peter Ewald

Version vom 17. November 2017, 09:14 Uhr von imported>Tfjt (→‎Werke (Auszug))
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Paul Peter Ewald (* 23. Januar 1888 in Berlin; † 22. August 1985 in Ithaca, New York) war ein deutscher Physiker.

Leben und Werk

Paul Ewald, der Sohn des Historikers und Philologen Paul Ewald (1851–1887) und der Malerin Clara Ewald, geborene Philippson (1859–1948), promovierte an der Universität München bei Arnold Sommerfeld und habilitierte sich 1918 mit einer Arbeit über Die Kristalloptik der Röntgenstrahlen. 1921 wurde er außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart und lehnte im gleichen Jahr eine ihm angebotene Stelle an der Universität Münster ab. 1928 erhielt er ein eigenes kleines Institut an der Technischen Hochschule Stuttgart, das mit dem Röntgeninstitut von Richard Glocker eng kooperierte.

Paul Peter Ewald war der erste, der die Röntgeninterferenzen der Kristalle mit einer theoretischen Grundlage versah und die Einzelheiten der Röntgenstreuungsversuche von Max von Laue (1911/12) verständlich machen konnte.

Ewald begründete die dynamische Theorie der Röntgeninterferenzen, die auch auf andere Strahlungsarten (Elektronen, Neutronen, Licht) angewendet werden kann. Unter anderem erhielt Ewald hierfür die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, die Max-Planck-Medaille.

Ausgiebig genutzt wird heute die Ewaldsche Konstruktion, deren Ziel in der Bestimmung der möglichen Beugungsrichtungen eines primären Röntgenstrahls beim Auftreffen auf einen Kristall liegt. Der Kern der Ewaldschen Konstruktion ist die so genannte Ewaldkugel im reziproken Punktgitter (des Kristalls), dessen Punkte Netzebenenscharen im Kristall charakterisieren.

Paul Peter Ewald war 1932 bis 1933 Rektor der Technischen Hochschule Stuttgart. Im April 1933 trat er von diesem Amt zurück, da unter den Nationalsozialisten keine ordnungsgemäße Durchführung der Aufgaben möglich war. Im Jahre 1938 verließ er Deutschland, ebenso seine Mutter, die aufgrund der jüdischen Abstammung ihres Vaters den Restriktionen der Nürnberger Gesetze unterworfen war.

Während einer Lehrtätigkeit an der Duke University lernte Hans Bethe die Tochter Ewalds, Rose Ewald, kennen. Beide heirateten im September 1939. Paul Peter Ewald war somit der Schwiegervater des Physik-Nobelpreisträgers Hans Bethe.[1] Im Mai 1991 ließ die Stadt Stuttgart zu Ehren des Physikers eine Erinnerungsplakette am Gebäude des früheren Röntgeninstituts, Seestraße 71, anbringen.

Auszeichnungen

1932 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2] 1955 wurde Ewald in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1962 ernannte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften zum korrespondierenden Mitglied der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse.[3] 1979 wurde er der erste Träger des Gregori-Aminoff-Preises. Im Jahr 1966 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[4]

Werke (Auszug)

  • Kristalle und Röntgenstrahlen (Springer, 1923)
  • Der Weg der Forschung (insbesondere der Physik) (A. Bonz’ Erben (Stuttgart) 1932)
  • On the Foundations of Crystal Optics (Air Force Cambridge Research Laboratories, 1970)

Literatur

  • Michael Eckert: Paul Peter Ewald (1888–1985) im nationalsozialistischen Deutschland: eine Studie über die Hintergründe einer Wissenschaftleremigration. In: Mark Walker und Dieter Hoffmann (Hrsg.): „Fremde“ Wissenschaftler im Dritten Reich. Die Debye-Affäre im Kontext. Göttingen: Wallstein 2011, S. 265–289.
  • Rainer Würgau: „Ewaldiana“. In: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Kristallographie, Heft 44 (2014), S. 71–81. (Volltext des Hefts). Über die Berliner Gelehrtenfamilien Ewald und Philippson. PDF 4,7 MB, abgerufen Juli 2015.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiliam J. Broad: Hans Bethe, Father of Nuclear Astrophysics, Dies at 98. The New York Times, 7. März 2005, abgerufen am 10. November 2014. (englisch)
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751-2001. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 78.
  3. Dr. phil., Dr. rer. nat. h.c. Paul P. Ewald, Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
  4. Mitgliedseintrag von Paul Ewald bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 11. April 2015.