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Sahl ibn Bishr, auch Sahl ibn Bishr al-Tabaristani, Sahl ben Bishr[1], auch Sahl al-Tabari, auch Rabban al-Tabari (Rabbi aus Tabaristan)[2], Vorname auch Saul, auch als Za(c)hel oder Zael, Cheel sowie Thetel, Zethel und Techel[3] bekannt, (erste Hälfte des 9. Jahrhunderts; nachweisbar ab 823) war ein jüdischer Astrologe, Astronom, Arzt und Mathematiker persischen Ursprungs aus Tabaristan, der in Bagdad wirkte. Er war der Vater des berühmten Wissenschaftlers und Arztes Ali ibn Sahl Rabban al-Tabari (Ali bin Radha al-Tabari), der zum Islam konvertierte. Er ist der Verfasser einiger für das Frühmittelalter wichtigen astrologischen Abhandlungen, die in der griechischen astrologischen Tradition (wie Dorotheos von Sidon) standen.
Nach Viktor Stegemann[4] war er ein Bediensteter von al-Hasan (al-Ḥasan ibn Sahl, gest. 850), dem Bruder von al-Fadl ibn Sahl und Berater des Kalifen al-Ma´mun in Chorasan und lebte um 785 bis möglicherweise 845.
Insbesondere sein Buch Über Wahlen war im Mittelalter und der Renaissance sehr populär und einflussreich. Es behandelt den astrologische Themenkomplex, wann der geeignete Zeitpunkt für geplante Handlungen ist.
Er war auch Autor eines Buches über Algebra.[5]
Sahl ibn Bishr soll als erster den Almagest des Ptolemäus ins Arabische übersetzt haben.[6] Die Übersetzung ist nicht erhalten und deren Existenz von anderen bezweifelt.[7] Allerdings gab es mindestens eine frühe arabische und eine syrische Übersetzung vor der ersten erhaltenen Übersetzung von al-Haddschadsch ibn Yusuf ibn Matar, die zwar nicht erhalten sind, aus denen aber Zitate bekannt sind.
Werke
Seine astrologischen Werke bestehen aus fünf Büchern, die in lateinischer Übersetzung in mindestens 50 Manuskripten und in sieben Druckausgaben von 1484 bis 1551[8]. Der Übersetzer ist unbekannt, die Übersetzungen bestanden aber schon im 12. Jahrhundert.[9]
- Introductorium (Einführung)
- Quinquaginga precepta (Fünfzig Gesetze)
- De Interrogationibus (Über Fragen)
- De Electionibus (Das Buch der Wahlen)
- Liber temporum (Buch über Zeiten)
Nach Viktor Stegemann sind die Übersetzer unbekannt, er vermutet aber einen der bekannten Übersetzer des 12. Jahrhunderts Hermann von Carinthia, Plato von Tivoli, Johannes Hispalensis. Benjamin Dykes[10] spricht sich dem Stil nach für Johannes Hispalensis aus, der auch als professioneller Übersetzer arabischer Texte zur Astrologie einen Namen hatte.
Ein sechstes Buch über Astrologie, die Fatidica (Prophezeiungen), sind in einer Übersetzung von Hermann von Carinthia von 1138 erhalten (Manuskript in der Cambridge University Library).
Auf Sahl ibn Bishr geht wahrscheinlich auch ein Liber Sigillorum, eine auch als „Steinbuch“ bezeichnete Schrift in der von in Steine eingravierten Figuren die Rede ist.[11] Er beschreibt darin magische Wirkungen von als Amulette dienenden geschnittenen Steinen und Gemmen.[12]
Einige seiner Bücher wurden auch in Arabisch überliefert, darunter:
- Ahkam fi al-Nujum (Die Gesetze der Astrologie)
- Kitab al-ikhtiyarat 'ala al-buyut al-ithnai 'ashar (Das Buch der Wahlen, den zwölf Häusern (Tierkreis) entsprechend)
- al-Masa'il al-Nujumiyah (Die Astrologischen Probleme)
Literatur
Ausgaben:
- Benjamin N. Dykes (Übersetzer und Herausgeber) Works of Sahl and Masha´allah, Cazimi Press 2008 (Werke von Sahl ibn Bishr und Māshā'allāh bin Atari in englischer Übersetzung mit ausführlicher Einleitung, von Sahl ibn Bishr: The introduction, The fifty judgements, On Elections, On Questions, On Times), Webseite von Dykes dazu
- Carol Mary Crofts Kitāb Al-ik̲tiyārāt ʻalā L-buyūt Al-it̲nai ʻašar by Sahl Ibn Bišr Al-Isrāʼīlī. With Its Latin Translation De Electionibus, Dissertation, Universität Glasgow 1985 (Buch der Wahlen nach den zwölf Häusern, On Elections von ibn Bishr, arabische und lateinische Ausgabe)
- Saul ibn Bishr The introduction to the science and judgement of the stars, American Federation of Astrology 2008
Sekundärliteratur:
- Viktor Stegemann Dorotheos von Sidon und das sogenannte Introductorium des Sahl Ibn Bišr, Prag 1942 (mit lateinischem, griechischem, arabischen Text des Introductorium und deutscher Übersetzung des arabischen Textes, wobei er eine Handschrift der Universitätsbibliothek Leipzig benutzte)
- Viktor Stegemann Die Fragmente des Dorotheos von Sidon (= Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums und des Mittelalters. Reihe B: Zusammengefasste Denkmälergruppen. Heft 1). 4 Lieferungen geplant. Heidelberg 1939 (Lfg. 1) und 1943 (Lfg. 2), mehr nicht erschienen (= Habilitationsschrift, Universität Würzburg, 1937)
- F.J. Carmody Arabic Astronomical and Astrological Sciences in Latin Translation. A Critical Bibliography, Berkeley-Los Angeles, 1956, S. 41
- Walter Pagel: Paracelsus and Techellus the Jew. In: Bulletin of the History of Medicine. Band 34, 1960, S. 274–277.
- F. Sezgin Geschichte des arabischen Schrifttums, Band VII, Leiden, 1979, S. 125-126
Elektronische Ausgabe beim Warburg Institut mit weiteren bibliographischen Angaben:
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Nach Isidore Singer, Cyrus Adler (Herausgeber) Jewish Encyclopedia, Band 8, 1912, Artikel Mathematics, S. 376 lautete der Name Sahl ibn Bishr ibn Habib ibn Hani (oder Haya), mit dem Zusatz Abu Othman
- ↑ Die Identifikation von Sahl al-Tabari bzw. Rabban al-Tabari mit Sahl ibn Bishr erfolgt nach Moritz Steinschneider
- ↑ Johannes G. Mayer: Eine iatromathematische Handschrift mit Techels Steinbuch und dem pseudo-albertinischen Traktat ‚De vino et eius proprietatibus‘. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 14, 1996, S. 305–309.
- ↑ Siehe Literatur, zitiert nach Exzerpten in der Werkausgabe von Benjamin Dykes
- ↑ al Jabar wal-Mukabalab, nach Singer, Adler (Hrsg.) The jewish encyclopedia, Band 8, 1912, S. 376 (Artikel Mathematics)
- ↑ Artikel Sahl in The Jewish Encyclopedia, 1901, Online, dort wird verwiesen auf: Moritz Steinschneider Zur Pseudepigraphischen Literatur, Berlin 1862, S.78. Sahl al-Tabari, der Übersetzer des Almagest, wird von Steinschneider mit Sahl ibn Bishr identifiziert.
- ↑ Olaf Pedersen, A survey of the Almagest, Springer 2010, S. 15
- ↑ Insbesondere frühe Buchausgaben 1493 in Venedig und 1533 in Basel
- ↑ Angaben nach der elektronischen Ausgabe im Warburg Institut, siehe Literatur
- ↑ Vorwort zur Werkausgabe, siehe Literatur
- ↑ Johannes G. Mayer: Eine iatromathematische Handschrift mit Techels Steinbuch und dem pseudo-albertinischen Traktat ‚De vino et eius proprietatibus‘. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 14, 1996, S. 305–309, insbesondere S. 307 f.
- ↑ Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer: Antike Gemmen: Steinmagie und Liebeszauber bis ins christliche Mittelalter. Der Jude „Techel“ oder „Cheel“ und die ‚coelatio lapidum‘ mit Edition und Übersetzung zweier Steinbücher. In: Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer (Hrsg.): Editionen und Studien zur lateinischen und deutschen Fachprosa des Mittelalters. Festgabe für Gundolf Keil. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000. ISBN 3-8260-1851-6. S. 265–316.