Ulrich Schiegg

Ulrich Schiegg

Version vom 3. April 2017, 15:43 Uhr von imported>John Red (kleine Ergänzung)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Ulrich Schiegg

Ulrich Schiegg (geboren als Joseph Schiekh; * 3. Mai 1752 in Gosbach; † 4. Mai 1810 in München) war ein deutscher Benediktinerpater, Mathematiker, Astronom und Landvermesser. Er führte 1784 den ersten Heißluftballonstart in Deutschland durch.

Leben

Gedenkstein für Pater Ulrich Schiegg westlich von Ottobeuren

Als Joseph Schiekh in eine arme Bauernfamilie geboren, trat Ulrich Schiegg nach seinem Gymnasialabschluss 1770 in das Benediktinerstift Ottobeuren ein. Am 29. September 1771 legte er die Ordensgelübde ab und nahm den Namen Ulrich Schiegg an. Am 23. September 1775 wurde er zum Priester geweiht und übernahm eine Stelle als Lehrer an der Klosterschule. Ab 1784 begann er sich im Zuge der Vermessung des Grundbesitzes des Klosters mit Geodäsie und Kartografie zu beschäftigen. Zur selben Zeit experimentierte er unter dem Eindruck der Versuche der Gebrüder Montgolfier mit Heißluftballons und konnte am 22. Januar 1784 den ersten (unbemannten) Ballonstart Deutschlands durchführen. Von 1791 bis 1800 lehrte er Mathematik, Astronomie, Physik und Landwirtschaft an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Schiegg hatte auch die Leitung für die Errichtung von Blitzableitern an über 140 Privatgebäuden in der Stadt Salzburg inne.[1] 1800 nahm er mit seinem Schüler Valentin Stanič an der Expedition zur Erstbesteigung des Großglockners unter der Leitung des Kärntner Fürstbischofs Franz II. Xaver von Salm-Reifferscheidt-Krautheim teil. Er war zwar nicht unter den Erstbesteigern, konnte jedoch zusammen mit Stanič einen Tag später den Gipfel erreichen. Dort führte er Höhenmessungen durch. Bei seinen Vermessungen des Untersbergs kombinierte er barometrische Höhenmessung mit trigonometrischen Methoden. Schiegg war Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Salzburg in den Jahren 1794 – 1795, 1796 – 1797 und 1800 – 1801.[2] 1800 kehrte Schiegg ins Stift Ottobeuren zurück. Nach der Auflösung des Klosters ging Schiegg als Hofastronom nach München. Ab 1805 wurde ihm ein Lehrstuhl für Astronomie und Mathematik an der Universität in Würzburg angeboten. Dies schlug er jedoch aus und nahm stattdessen den Auftrag weiterer Vermessungsarbeiten in Bayern an. 1807 erlitt er bei einem Unfall mit seiner Pferdekutsche schwere Verletzungen, von denen er sich nie mehr erholte. 1808 wurde er von der Bayerischen Königlichen Akademie der Wissenschaften als ordentliches Mitglied aufgenommen. Nachdem er bis zuletzt in der Steuervermessungskommission mitgearbeitet hatte, verstarb er 1810 in München.

Nach Ulrich Schiegg sind die Grundschule und eine Straße in Gosbach, eine Straße in Augsburg und ein Filmfestival benannt.[3][4]

Werke

  • Nachricht über einen Aerostatischen Versuch, welcher in dem Reichsstifte Ottobeuren vorgenommen worden den 22. Jenner 1784. Ottobeuren 1784 (doi:10.3931/e-rara-15479)
  • Positiones ex universa Philosophia, quas sub gratios, auspiciis Rss. perill. ac amplissimi DD. Honorati S.R. Imperii Praelati, liberi imperialis exempti et antiquissimi Monasterii Ottoburani Ord. S. Ben. Abbatis vigilantissimi propugnabunt: Multum Relig. Fratres Honorius Pfeffer, Alexander Ziegler, Felix Martin, Vitalis Hoefelmayr, Sylvanus Hanser ejusdem Ordinis ac Monasterii Professi necnon Vincentius Rotach et Coelestinus Herberger philosophiae Candidati Mensi Aug. 1785, Ottoburae 1785
  • Kurze Anleitung zur gründlichen Erlernung der Rechenkunst; der studirenden Jugend gewidmet. Ottobeuren 1790; Anleitung zu Holzersparnissen bei Bräupfannen, Branntweinhäfen und Waschkesseln. Ottobeuren 1791
  • Ueber Reibung und Steifigkeit der Seile als Hinderniss der Bewegung bey Maschinen nebst Sätzen aus der angewandten Mathematik, Physik, praktischen Philosophie, Moral und Naturrecht. Salzburg 1796
  • Physikalische, astronomische und geodätische Messungen, in: Molls Jahrbuch für Berg- und Hüttenkunde 5 (1801), 404-432 und in: Franz Michael Vierthaler's Literaturzeitung 2. Jg., Band 3, Salzburg 1801, 369-396, 401-414
  • Über die Vermessung von Bayern. Auszug aus einem Briefe des Professors Schiegg vom 2. Juli 1804
  • Breite von Regensburg, hergeleitet aus beobachteten Scheitel-Abständen der Sonne, in: (Franz X. Zachs) Monatliche Correspondenz 11 (1805), 24-36; Astronomische Nachrichten aus Bayern, in: (Franz X. Zachs) Monatliche Correspondenz 12 (1805), 357-366
  • Karte des gesamten Territoriums des freien und exemten Reichsstifts Ottobeuren als Beilage, in: Maurus Feyerabend, (Des ehemaligen Reichsstiftes Ottenbeuren Benediktiner Ordens in Schwaben) Sämmtliche Jahrbücher IV, Ottenbeuren 1816

Literatur

  • Wolfgang Torge: Geschichte der Geodäsie in Deutschland. Walter de Gruyter, 2007, ISBN 978-3-11-019056-4, S. 108–109 (books.google.com [abgerufen am 13. März 2009]).
  • Bauernfeind: Schiegg, Ulrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 180–183.
  • Johannes Schaber: Ulrich Schiegg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 1419–1425.
  • Daniel Schlögl: Schiegg, Ulrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 738 (Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Ammerer, in: Heinz Dopsch: Geschichte Salzburgs: Stadt und Land. 2, Neuzeit und Zeitgeschichte. Pustet, 1991, ISBN 978-3-702-50275-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Die Dekane der Philosophischen Fakultät. In: ubs.sbg.ac.at. Abgerufen am 20. Januar 2015.
  3. USS: Die Schule-Schulgeschichte. In: learnweb.de. , abgerufen am 20. Januar 2015.
  4. 11. Internationales Ulrich-Schiegg-Filmfestival 2013 - Der Ulrich-Schiegg-Filmpreis in Gold. In: gosbacher-filmtage.de. 10. November 2012, abgerufen am 20. Januar 2015.