Umberto Guidoni | |
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Land (Organisation): | Italien (ASI/ESA) |
Datum der Auswahl: | Februar 1989 |
Anzahl der Raumflüge: | 2 |
Start erster Raumflug: | 22. Februar 1996 |
Landung letzter Raumflug: | 1. Mai 2001 |
Gesamtdauer: | 27d 15h 12min |
Ausgeschieden: | Juni 2004 |
Raumflüge | |
Umberto Guidoni (* 18. August 1954 in Rom, Italien) ist ein italienischer Physiker, ehemaliger Astronaut und Abgeordneter des Europäischen Parlaments.
Guidoni wurde in der italienischen Hauptstadt Rom geboren, wo er auch seine ganze Kindheit verbrachte. Nach seinem Abitur 1973 schrieb er sich an der Universität La Sapienza in Rom ein und studierte zunächst Physik und später Astrophysik. 1978 wurde ihm der Doktorgrad (mit Auszeichnung) im Fach Astrophysik verliehen. Anschließend bekam er ein Stipendium vom staatlichen Nationalen Komitee für Kernenergie und arbeitete auf dem Gebiet der thermonuklearen Fusion. 1983 nahm er für ein Jahr eine Stelle als Wissenschaftler im Nationalen Komitee für Erneuerbare Energien ENEA (Ente Nazionale Energie Alternative) an. Im Ausschuss für Sonnenenergie war er für die Entwicklung von Solarkollektoren zuständig.
1984 wechselte er zum Institut für Weltraumphysik IFSI (Istituto di Fisica dello Spazio Interplanetario) des Nationalen Forschungsrates CNR (Consiglio Nazionale delle Ricerche), wo er das Experiment RETE (Research on Electrodynamic Tether Effects) für den späteren Fesselsatelliten TSS (Tethered Satellite System) entwickelte.
Als der US-Raumtransporter Anfang der 1970er Jahre konstruiert wurde, waren es die beiden italienische Wissenschaftler Professor Colombo und Doktor Grossi, die den Einsatz eines Satelliten an einer Leine auf dem Shuttle vorschlugen. Und 1984 unterzeichneten die Raumfahrtbehörden der USA (NASA) und Italiens (ASI) ein Übereinkommen, das den Bau eines solchen Systems vorsah: das Projekt TSS war geboren.
Ab 1985 erarbeitete Guidoni die Datenverarbeitungsanlage für RETE und half, am IFSI eine Plasmakammer einzurichten. Damit war es möglich, die elektrodynamischen Phänomene eines angebundenen Satelliten simulieren. Drei Jahre später ernannte man ihn zum Projektwissenschaftler für RETE, wo er für die Integration des Experiments in den TSS verantwortlich zeichnete.
Guidoni hatte sich sofort gemeldet, als die italienische Weltraumbehörde ASI neue Kandidaten als Nutzlastexperten für einen Shuttle-Flug mit dem TSS suchte (bereits im Herbst 1984 war die erste italienische TSS-Gruppe vorgestellt worden). Die Auswahl begann im Februar 1989. Gegen Ende des Jahres waren vier Anwärter verblieben: C. Batalli-Cosmovici, U. Guidoni, F. Malerba und F. Rossitto. Rossitto nahm noch 1989 seinen Abschied vom Team, um eine Stelle am Europäischen Astronautenzentrum der ESA in Köln anzutreten. Die anderen drei begannen im Januar 1990 mit ihrem Training am Johnson Space Center in Houston (Texas).
Ende September 1991 nominierte die NASA Franco Malerba als Nutzlastspezialisten für den ersten TSS-Flug auf STS-46 und Guidoni zu seinem Ersatzmann. Während dieser Mission sollten in der Umlaufbahn Experimente mit dem Fesselsatelliten TSS-1 durchgeführt werden, jedoch verklemmte sich das Seil, das den Satelliten mit der Raumfähre verband, so dass die gewünschte Entfernung nicht erreicht wurde. Der Satellit konnte jedoch wieder eingeholt werden. Guidoni war während dieser Mission einer der experimentbegleitenden Experten in der Bodenstation.
Knapp vier Jahre später sollte das Experiment wiederholt werden. Dieses Mal kam Umberto Guidoni zum Einsatz und startete am 22. Februar 1996 an Bord der Raumfähre Columbia zur Mission STS-75. Obwohl dieses Mal das Seil kurz vor Erreichen der geplanten Länge von 20 Kilometern riss, konnten wertvolle Daten gewonnen werden. Dabei zeigte sich, dass die Energiegewinnung durch einen Fesselsatelliten weitaus effektiver war, als theoretische Modelle vorausgesagt hatten.
Von 1996 bis 1998 wurde Guidoni zusammen mit der 16. Astronautengruppe der NASA zum Missionsspezialisten ausgebildet. Im März 1998 wurde er dem neugeschaffenen Astronautenkorps der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) zugeordnet.
Zu seinem zweiten Raumflug startete Guidoni am 19. April 2001 mit der Raumfähre Endeavour zur Mission STS-100. Dieser Flug führte zur Internationalen Raumstation (ISS) und verwendete zum ersten Mal das italienische Logistikmodul Raffaello. Guidoni war der erste westeuropäische Besucher auf der ISS.
Seine Karriere als Raumfahrer beendete Guidoni zugunsten einer politischen Laufbahn, als er im Juni 2004 auf der Liste der Italienischen Kommunisten in das Europäische Parlament gewählt wurde. Er gehört dort der Fraktion GUE/NGL an und ist Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie, im Haushaltskontrollausschuss, sowie der Delegation für die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Außerdem gehört er dem Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit und der Delegation für die Beziehungen zu Japan als Stellvertreter an.
Er ist mit der Mailänderin Mariarita Bartolacci verheiratet. Das Paar hat einen Sohn.
2001 wurde der Asteroid (10605) Guidoni nach ihm benannt.[1]
Personendaten | |
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NAME | Guidoni, Umberto |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Physiker, Astronaut und Politiker, MdEP |
GEBURTSDATUM | 18. August 1954 |
GEBURTSORT | Rom |