Vitus Scheffer SJ (auch: Veit Scheffer; tschechisch Vít Scheffer; * 1648 in Wolkersdorf, Österreich; † 13. Juni 1717 in Glatz) war ein katholischer Theologe, Mathematiker und Philosoph. Er war Mitglied des Jesuitenordens und gilt als einer der fruchtbarsten Schriftsteller der Böhmischen Ordensprovinz. Seine Schriften umfassen zahlreiche philosophische und theologische Werke und einzelne aus dem Bereich der Mathematik und Astronomie. Er beherrschte mehrere Sprachen und war ein bekannter Prediger.
Vitus Scheffer wurde im österreichischen Wolkersdorf geboren. Vermutlich wanderten seine Eltern in den Jahren nach seiner Geburt nach Mähren aus. Jedenfalls besuchte er die Volksschule in Brünn und von 1661 bis 1667 das dortige Jesuitengymnasium. Anschließend trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte sein Noviziat ebenfalls in Brünn. Danach repetierte er in Březnice die Humaniora. Ab Herbst 1670 studierte er am Prager Clementinum Philosophie bei Georg Firmius und Mathematik bei dem Jesuiten Johannes Hancke. Von 1673 bis 1675 unterrichtete er am Jesuitengymnasium im schlesischen Glogau, wo er zugleich Präfekt (praefectus chori) war.
Auf Empfehlung seines Lehrers Johannes Hancke, der seine mathematische Begabung erkannt hatte, studierte Scheffer 1675/76 wiederum in Prag, wo er sich ausschließlich mathematischen Studien widmen konnte. Diese schloss er 1676 mit der Verteidigung der von ihm vorgelegten Theses Mathematicae ab, die im jesuitischen Kolleg Clementinum gedruckt wurden[1]. Von Herbst 1676 bis 1680 studierte er in Prag Theologie und verbrachte anschließend das Tertiat bei den Jesuiten in Teltsch. Die von ihm vorgelegte Arbeit Assertiones ex universa Aristotelis philosophia beinhaltet einen philosophischen Text.
Von 1681 bis 1682 unterrichtete er am jesuitischen Gymnasium in Olmütz, wo er zugleich die Kongregation Maria Opferung leitete. Die nächsten zwei Jahre wirkte er im Professhaus St. Nikolaus auf der Prager Kleinseite als Spiritual (Conversator), Festprediger und Beichtvater. Am Fest Mariä Lichtmess 1685 legte er das vierte jesuitische Gelübde (professus quatuor votorum) ab. Von 1684 bis 1687 hielt er an der Prager Universität einen Philosophiekurs ab, anschließend leitete er zwölf Jahre lang das Breslauer Jesuitenkolleg, wo er zugleich u. a. auch als Prediger wirkte.
Um 1690 gründete Scheffer in Breslau die „Academia Amoris“ (Akademie der Liebe), die 1697 vom Breslauer Bischof Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg und 1699 vom Papst Innozenz XII. bestätigt wurde. Ihr Wirken fiel in die Zeit der katholischen Gegenreformation. Die Akademie, die bis 1708 bestand, war literarisch tätig. Die von ihr herausgegebenen Schriften sollten den Priestern Handreichungen für die Predigt und Unterweisungen für den Religionsunterricht geben.
Nach einer dreijährigen Tätigkeit als Prediger in Brünn war er ab 1702 bis zu seinem Tod 1717 am Glatzer Jesuitenkolleg tätig. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit, für die er dort die erforderliche Zeit erhielt, war er zunächst Leiter der Bürgerkongregation, danach drei Jahre lang Sonntags- und Fastenprediger und von 1709 bis 1715 Geistlicher Berater (Exhortator domesticus) und Beichtvater, danach nur noch Beichtvater.
Vitus Scheffer war umfassend literarisch tätig. Er verfasste zahlreiche theologische, philosophische und einzelne mathematische und astronomische Werke. Viele davon wurden beim Verlag des Andreas Frantz Pega und dessen Nachfolger Caspar Rudolph Mueller in Glatz gedruckt.
Personendaten | |
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NAME | Scheffer, Vitus |
ALTERNATIVNAMEN | Scheffer, Veit; Scheffer, Vít (tschechisch) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer katholischer Theologe, Philosoph und Mathematiker; Autor; Mitglied des Jesuitenordens |
GEBURTSDATUM | 1648 |
GEBURTSORT | Wolkersdorf, Österreich |
STERBEDATUM | 13. Juni 1717 |
STERBEORT | Glatz |