Wilhelm Klinkerfues

Wilhelm Klinkerfues

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Ernst Friedrich Wilhelm Klinkerfues (* 29. März 1827 in Hofgeismar; † 28. Januar 1884 in Göttingen) war ein deutscher Astronom.

Leben

Sein Vater war der Armeearzt Johann Reinhard Klinkerfues und seine Mutter hieß Sabine (1793–1844). Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde er von Verwandten erzogen. Nach seiner Gymnasialzeit legte er 1844 sein Geometer-Examen in Kassel ab. Anschließend betätigte er sich an der Eisenbahn-Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Kassel als Vermessungsingenieur. Von 1847 bis 1851 studierte er Mathematik und Astronomie bei Gerling an der Universität Marburg.

Nach seinem Wechsel an die Universität Göttingen zu Carl Friedrich Gauß promovierte er über Bahnberechnungen der Doppelsterne. Nach dem Tod von Gauß 1855 wurde er Observator an der Sternwarte Göttingen.

Er entdeckte dabei sechs Kometen und führte 1860 eine Expedition nach Spanien durch, um dort eine Sonnenfinsternis zu beobachten.

Klinkerfues leitete mehrere Jahre praktisch ohne Amt die Sternwarte von Göttingen bis er 1868 endlich als Direktor eingestellt wurde. Allerdings war er nur in der Abteilung B für den praktischen Teil der Arbeiten zuständig. Die Abteilung A für die Theorie leitete Ernst Schering. Er durfte wie seine Vorgänger im Ostflügel der Sternwarte wohnen. Die aufgeteilte Leitung und die Aufteilung des Inventars gaben Anlass für ständige Konflikte. In seinem Buch „Theoretische Astronomie“ beschrieb er 1871, wie sich die Bahnen von Himmelskörpern im Sonnensystem berechnen lassen. In dieser Zeit stellte er auch einen Katalog von etwa 6900 Sternpositionen zusammen.

Neben der Astronomie interessierte ihn die Meteorologie. Ein von ihm entwickeltes Bifilar-Hygrometer wurde am 18. September 1877 patentiert und später von Wilhelm Lambrecht (1834–1904) in Göttingen hergestellt. Seine häufig falschen Wettervorhersagen erschienen in der Tageszeitung. Deshalb wurde sein Nachname zum Spaß umgestellt, man nannte ihn „Flunkerkies“.

Unbeirrt von dieser Kritik schrieb er 1875 ein Buch über die Theorie des Bifilar-Hygrometers. Darüber hinaus entwickelte er einen Zünder, mit dem sich die Gaslaternen in der Stadt zentral an- und ausmachen ließen.

Die Konflikte in der Sternwarte, erhebliche Schulden und weitere Enttäuschungen trieben ihn am 28. Januar 1884 dazu, sich in einer Abstellkammer der Sternwarte zu erschießen. Die Kollegen an der Universität mussten sein Begräbnis finanzieren.

Mitgliedschaften und Ehrungen

Im Jahr 1874 wurde Klinkerfues zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Ab 1856 war er Assessor der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[1] Erst zu seinem 50. Todestag wurde 1934 an der Rückseite der Historischen Sternwarte in Göttingen eine Gedenktafel angebracht und die Krumme Straße wurde in Klinkerfuesstraße umbenannt. Sein Grab ist auf dem Stadtfriedhof mit einem beschrifteten Findling gekennzeichnet worden.

Werke

  • Theoretische Astronomie, 1871 (E-Kopie), 1899,
  • Theorie des Bifilar-Hygrometers, 1875
  • Prinzipien der Spektralanalyse, 1879

Literatur

  • Siegmund Günther: Klinkerfues, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 231–233.
  • Otto Volk: Klinkerfues, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 100 (Digitalisat).
  • H. Michling: Im Schatten des Titanen – das tragische Leben des Astronomen Klinkerfues. Teile I bis IV. Göttinger Monatsblätter, März–Juni 1975

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751-2001. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 133.