Bernard d’Espagnat (* 22. August 1921 in Fourmagnac, Département Lot; † 1. August 2015 in Paris) war ein französischer theoretischer Physiker und Wissenschaftsphilosoph, der besonders für seine Arbeiten zu Grundlagen der Quantenphysik und zur Frage nach der Realität bekannt wurde.
Bernard d’Espagnat war der Sohn des impressionistischen Malers Georges d’Espagnat (1870–1950), eines Freundes von Auguste Renoir. Er verbrachte den Großteil seiner Jugend in Paris und studierte Physik an der dortigen Ecole Polytechnique und dem Institut Henri Poincaré. Nach der Promotion bei Louis de Broglie war er 1947 bis 1957 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centre National de Recherche Scientifique (CNRS). In dieser Zeit war er 1951/1952 Forschungsassistent bei Enrico Fermi an der University of Chicago und 1953/1954 am neu gegründeten europäischen Kernforschungszentrums CERN in dessen provisorischer Zentrale an dem von Niels Bohr geleiteten Institut für Theoretische Physik in Kopenhagen. Von 1954 bis 1959 gehörte er der Theoriegruppe des CERN in Genf an.
Ab 1959 bis zu seiner Emeritierung 1987 lehrte d’Espagnat an der Pariser Sorbonne und war ab 1980 außerdem Direktor des Labors für Theoretische Physik und Elementarteilchen an der Universität von Paris XI (Orsay). 1977 war er Gastprofessor an der University of Texas in Austin und 1984 an der University of California in Santa Barbara.
Seit 1975 war er Mitglied der International Academy of the Philosophy of Science in Brüssel und seit 1996 der Académie des Sciences Morales et Politiques. 2009 wurde ihm der Templeton-Preis verliehen. Die Auszeichnung ist mit einer Million Pfund (rund 1,08 Millionen Euro) dotiert.
In seinem Buch "Auf der Suche nach dem Wirklichen" zieht d’Espagnat aus verschiedenen Phänomenen in der Quantenphysik den Schluss, dass das Bewusstsein kein Teil der physikalischen Welt sei. Dies ist vor allem relevant im Hinblick auf das Leib-Seele-Problem, weil es der herkömmlichen materialistischen Vorstellung, dass der Geist ein Produkt des Gehirns ist, widerspricht.
Zudem bestreitet er das Vorhandensein einer "objektiven Realität": Das, von dem die Physik handelt, ist nach d'Espagnat nur eine empirische Realität, nicht die sogenannte ontologische Realität, also die „Wirklichkeit, wie sie wirklich ist“. Dabei ist auch die empirische Realität objektiv, aber nur in dem abgeschwächten Sinne, dass jeder Physiker bei vorgegebenem Versuchsaufbau das Gleiche messen wird. Sie ist es aber nicht in jenem landläufigen „starken“ Sinn, dass das Gemessene auch vor oder ohne Messung existiert. Überspitzt gesagt: Der Mond ist nicht da, wenn keiner hinschaut, auch wenn alle, die hinschauen, stets den Mond sehen. (aus dem Interview "Die Realität ist nicht in den Dingen" in der FAZ vom 2. März 2008).
Bücher
Aufsätze
Personendaten | |
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NAME | Espagnat, Bernard d’ |
KURZBESCHREIBUNG | französischer theoretischer Physiker und Wissenschaftsphilosoph |
GEBURTSDATUM | 22. August 1921 |
GEBURTSORT | Fourmagnac, Frankreich |
STERBEDATUM | 1. August 2015 |
STERBEORT | Paris |