Nachträgtlicher VLT-Blick auf eine seltsame kosmische Kollision

Nachträgtlicher VLT-Blick auf eine seltsame kosmische Kollision



Physik-News vom 13.12.2015

In neuen Aufnahmen vom Very Large Telescopes der ESO am Paranal-Observatorium sind die spektakulären Auswirkungen eines 360 Millionen Jahre alten kosmischen Zusammenstoßes deutlich zu erkennen.

Unter den Überbleibseln findet sich auch eine seltene und rätselhafte junge Zwerggalaxie. Diese Galaxie bietet Astronomen eine ausgezeichnete Gelegenheit, um mehr über ähnliche Galaxien zu erfahren, von denen man ausgeht, dass sie im frühen Universum häufig vorkamen. Normalerweise sind sie jedoch zu lichtschwach und weit entfernt, um sie mit heutigen Teleskopen beobachten zu können.


Die Umgebung der wechselwirkenden Galaxie NGC 5291.

Publikation:


J. Fensch et al.
Ionization processes in a local analogue of distant clumpy galaxies: VLT MUSE IFU spectroscopy and FORS deep images of the TDG NGC 5291N
Astronomy & Astrophysics

DOI: 10.1051/0004-6361/201527141



NGC 5291, das verwaschene goldfarbene, eiförmige Objekt, das die Mitte dieses Bildes dominiert, ist eine elliptische Galaxie, die sich ungefähr 200 Millionen Lichtjahre entfernt im Sternbild Centaurus (der Zentaur) befindet. Vor über 360 Millionen Jahren war NGC 5291 in eine dramatische und gewaltsame Kollision verwickelt, als eine andere Galaxie mit immenser Geschwindigkeit durch ihren Kern raste. Der kosmische Zusammenstoß verursachte einen gewaltigen Ausstoß an Gas in den umliegenden Raum, das später in Form eines Rings um NGC 5291 verschmolz [1].

Im Laufe der Zeit sammelte sich Materie in diesem Ring und kollabierte, wodurch Dutzende Sternentstehungsgebiete und mehrere Zwerggalaxien entstanden sind, die in dem neuen Bild als hellblaue und weiße Gebiete erkennbar sind, die um NGC 5291 verstreut sind. Der massereichste und leuchtkräftigste Materieklumpen, rechts von NGC 5291, ist einer dieser Zwerggalaxien wird als NGC 5291N bezeichnet. Die Aufnahme entstand mit dem FORS-Instrument, das am VLT montiert ist.

Man geht davon aus, dass die Milchstraße, wie alle großen Galaxien, durch eine Anhäufung kleinerer Zwerggalaxien in den frühen Jahren des Universums entstanden ist. Wenn die kleinen Galaxien ganz alleine bis zum heutigen Tag überlebt haben, enthalten sie jetzt für gewöhnlich viele sehr alte Sterne.

Dennoch scheint es in NGC 5291N bisher noch keine alten Sterne zu geben. Detaillierte Beobachtungen mit dem MUSE-Spektrograf [2] ergaben, dass die äußeren Bereiche der Galaxie Eigenschaften aufweisen, die üblicherweise mit der Entstehung neuer Sterne in Verbindung gebracht werden. Das, was allerdings beobachtet wurde, wird von den heutigen theoretischen Modellen nicht vorhergesagt, weshalb Astronomen vermuten, dass diese ungewöhnlichen Eigenschaften das Ergebnis der gewaltigen Zusammenstöße von Gas in dieser Region sein können.

NGC 5291N sieht nicht aus wie eine typische Zwerggalaxie, sondern besitzt auffällig viele Ähnlichkeiten mit den klumpigen Strukturen, die in vielen Galaxien mit Sternentstehung im weit entfernten Universum vorhanden sind. Dies macht sie zu einem einzigartigen System in unserem hiesigen Universum und zu einem wichtigen Untersuchungsobjekt, um frühe gashaltigen Galaxien zu untersuchen, die normalerweise zu weit entfernt sind, um im Detail von heutigen Teleskopen beobachtet zu werden.

Dieses ungewöhnliche System wurde im Vorfeld bereits von zahlreichen bodengebundenen Teleskopen untersucht, einschließlich des 3,6-Meter-Teleskops der ESO am La Silla-Observatorium [3]. Jedoch haben die Leistungsfähigkeit von MUSE, FORS und des Very Large Telescope es erst jetzt ermöglicht, einen Teil der Geschichte und Eigenschaften von NGC 5291N zu bestimmen.

Zukünftige Beobachtungen, einschließlich derer des European Extremely Large Telescope (E-ELT), könnten es Astronomen ermöglichen, die verbleibenden Geheimnisse dieser Zwerggalaxien zu enträtseln.


Diese Newsmeldung wurde via Informationsdienst Wissenschaft erstellt.

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