Franz Josef Gießibl (* 27. Mai 1962 in Amerang) ist ein deutscher Physiker und Universitätsprofessor an der Universität Regensburg.
Gießibl studierte von 1982 bis 1987 Physik an der Technischen Universität München und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. 1988 diplomierte er an der Technischen Universität München bei Professor Gerhard Abstreiter mit einer Arbeit über experimentelle Halbleiterphysik. Die Promotion erfolgte 1991 bei Nobelpreisträger Gerd Binnig an der Universität München über Tieftemperatur-Rasterkraftmikroskopie. Nach der Promotion entwickelte er bei Park Scientific Instruments im Silicon Valley, Sunnyvale, USA das erste Rasterkraftmikroskop, das reaktive Oberflächen wie Silizium atomar auflösen konnte. Danach arbeitete er als Senior Associate zur Unternehmensberatungsfirma McKinsey von 1995 bis 1996 und erfand er in seiner Freizeit den qPlus Sensor, eine Sonde für die Rasterkraftmikroskopie. Danach wandte er sich wieder vollständig der Forschung an der Rasterkraftmikroskopie bei Professor Jochen Mannhart an der Universität Augsburg zu und wurde 2001 habilitiert.
2006 erhielt er einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Angewandte und Experimentelle Physik an die Universität Regensburg, den er annahm. Von 2005 bis 2010 verbrachte er mehrere Forschungsaufenthalte am IBM Research Laboratory in Almaden, Kalifornien. Von Herbst 2015 bis Frühjahr 2016 war er Gastprofessor am NIST in Gaithersburg, Maryland, USA und an der University of Maryland in College Park.[1]
Gießibl ist verheiratet mit einer Grundschullehrerin und hat zwei Söhne.[2]
Gießibl arbeitet seit dem Beginn seiner Promotion 1988 mit der Rasterkraftmikroskopie, verbessert sie seitdem kontinuierlich[3][4][5] und hat grundlegende experimentelle,[6][7] instrumentierungsbezogene[8] und theoretische[9][10] Arbeiten zur Rasterkraftmikroskopie verfasst.
Ein Beispiel ist der qPlus Sensor.[11][12] Dieser ursprünglich auf einer Quarzstimmgabel basierende Sensor ist etwa um einen Faktor 100 steifer als herkömmliche Silizium-Kraftdetektoren und kann dadurch selbst annähernd im Kontakt mit einer Oberfläche stabil mit kleinen Amplituden von Bruchteilen eines Atomdurchmessers schwingen. Der qPlus Sensor wird heute in vielen kommerziellen[13][14] und selbstgebauten Rasterkraftmikroskopen eingesetzt und hat es zum Beispiel ermöglicht, subatomare Ortsauflösung auf einzelnen Atomen[7][15] und submolekulare Auflösung auf organischen Molekülen[16] zu erreichen sowie die Bindung zwischen natürlichen und durch Quantum Corrals gebildeten künstlichen Atomen zu vermessen.[17]
1. Noncontact Atomic Force Microscopy: Volume 2 (NanoScience and Technology), S. Morita, F.J. Giessibl, R. Wiesendanger (Eds.), Springer 2012
2. Noncontact Atomic Force Microscopy: Volume 3 (NanoScience and Technology), S. Morita, F.J. Giessibl, E. Meyer, R. Wiesendanger (Eds.), Springer 2015
3. Erster Blick in das Innere eines Atoms – Begegnungen mit Gerhard Richter zwischen Kunst und Wissenschaft Franz J. Gießibl, Verlag der Buchhandlung Walther König und Franz König, Köln 2022
4. First view inside an Atom― Encounters with Gerhard Richter between Art and Science, English Edition, Franz J. Gießibl, Verlag der Buchhandlung Walther König und Franz König, Köln 2022
Vorträge (Auswahl)
Interviews (Auswahl)
Zu Gießibl
Personendaten | |
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NAME | Gießibl, Franz Josef |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 27. Mai 1962 |
GEBURTSORT | Amerang |