James Ephraim Lovelock, CH, CBE, FRS (* 26. Juli 1919 in Letchworth Garden City, England) ist ein unabhängiger britischer Wissenschaftler und Umweltschützer mit Abschlüssen in Chemie, Medizin und Biophysik. Als Autor zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher und Beiträge zum Thema Umwelt und Zukunft der Menschheit gilt er als einflussreicher Vordenker der Ökologie-Bewegung.
Durch die Erfindung des Elektroneneinfangdetektors und seine Messungen zur Verbreitung von FCKW in der Erdatmosphäre 1971 leistete er einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Ozonschicht.[1] Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Lovelock seit Mitte der 70er-Jahre zusammen mit Lynn Margulis als Begründer der Gaia-Hypothese zur Physiologie der Erde.[2]
Seit 1974 ist er Mitglied der Royal Society, seit 1994 ist er Honorary Visiting Fellow am Green Templeton College der Universität Oxford.[3]
Lovelock wuchs in seinem Geburtsort in einer Quäkergemeinde auf. Als er im Zweiten Weltkrieg zum Wehrdienst eingezogen werden sollte, verweigerte er sich. Doch nachdem er mehr Informationen über die Gräueltaten des NS-Staates gelesen hatte, meldete sich James Lovelock freiwillig. Die Kommission entschied jedoch, dass seine medizinischen Arbeiten wichtiger seien als ein unmittelbarer Fronteinsatz. So konnte er im Heimatland verbleiben[4] und zugleich 1941 einen weiteren Abschluss (Bachelor) in Chemie an der Universität Manchester machen. Bei einer Forschungsaufgabe im Jahr 1942, die klären sollte, ab welchen Temperaturen Zellen von Lebewesen beschädigt werden, standen ihm ursprünglich Kaninchen zur Verfügung, die anästhetisiert werden sollten. Aus Achtung vor fremdem Leben führte er seine Versuche jedoch an eigenen Hautzellen durch.[4]
1948 promovierte er an der London School of Hygiene and Tropical Medicine als „Ph.D.“. 1954 begann er ein Auslandsstipendium in Medizin (Rockefeller Travelling Fellowship) an der Harvard University Medical School in Boston und zwischen 1954 und 1955 Rockefeller Travelling Fellowship in Medicine at Harvard University. 1958 war er Visiting Scientist an der Yale University Medical School, USA. 1959 erreichte er einen Abschluss an der Universität London in Biophysik.
Von 1961 bis 1964 war James Lovelock Professor für Chemie am Baylor College of Medicine in Houston, Texas. Zugleich entwickelte er im Auftrag der NASA Instrumente zur Analyse extraterrestrischer Atmosphären.[4] Ab 1964 führte er in den USA ein unabhängiges wissenschaftliches Labor.
Seine ehrenamtliche akademische Tätigkeit als Gastprofessor behielt er jedoch bei, zuerst an der Universität Houston, dann an der Universität Reading im Vereinigten Königreich. Ab 1982 war er ein Vorstandsmitglied der Marine Biological Association at Plymouth und zwischen 1986 und 1990 deren Präsident.
Im Jahr 2000 veröffentlichte Lovelock eine Autobiographie.
In einem Bericht der Zeitung Die Welt aus dem Jahr 2016 war zu lesen, dass der damals 97-Jährige kaum gesundheitliche Probleme habe. Es hieß:[5] „Das hohe Alter scheint seinem Körper nichts anzuhaben, er braucht keinen Stock, steht behände aus dem Sessel auf und ist am Wochenende erst zwölf Kilometer die Küstenhänge hinausmarschiert.“
James Lovelocks Interesse gilt der Wissenschaft des Lebens, ursprünglich der Medizin, später der Erde als biologisches Gesamtsystem. Seine Spezialgebiete sind die Atmosphärenchemie, die Geophysiologie und die „Systemwissenschaft der Erde“. Sein zweites Interessengebiet ist die Instrumentenentwicklung. Lovelock hat den Elektroneneinfangdetektor (ECD) entwickelt,[6] der in der Umweltanalytik von großer Bedeutung ist. Erst mit dem ECD wurde es möglich, chlorierte Umweltgifte wie FCKW, PCB und chlorierte Pestizide wie DDT durch Gaschromatographie auch in geringen Spuren nachzuweisen.
Als Ausgangspunkt aller Überlegungen und Forschungen Lovelocks dient seine These „die Erde ist samt der sie umhüllenden Atmosphäre ein Lebewesen“. Ab dem Jahr 2004 mischte sich Lovelock streitbar in die aktuelle Klima- und Zukunftsdiskussion ein. Er vertritt die Ansicht, dass durch den vom Menschen verursachten Klimawandel die Erde in naher Zukunft weitgehend unbewohnbar werde. Mit seiner These, dass die massive Nutzung der Kernkraft gegenüber der massiven Nutzung fossiler Brennstoffe das kleinere Übel sei, da nur so die verheerenden Folgen des Klimawandels abgemildert werden könnten, stieß er viele Umweltaktivisten vor den Kopf.[7] In den Folgejahren legte er seine Überzeugungen in zwei Büchern dar, zuerst in Gaias Revenge (2006), später in Vanishing Face (2009), sowie in diversen Zeitungsartikeln, etwa in The Independent vom 16. Januar 2006.[8] Die Bezeichnung Gaia für die Erde ist dem Griechischen entlehnt und geht auf eine Idee des Literaturnobelpreisträgers William Golding zurück, mit dem Lovelock befreundet war.[4]
Ein umfangreiches Medienecho gab es in der deutschen Presse. Hier war ein Hauptkritikpunkt, dass Lovelock die Atomenergie über- und die erneuerbaren Energien unterschätze.[9][10][11][12] Sein Eintreten für die Atomenergie beruht darauf, dass er glaubt, nur unter Nutzung dieser Möglichkeit könne der CO2-Ausstoß schnell und nachhaltig reduziert werden. Zugleich sieht er eine erste reale Möglichkeit, dass sich die Menschheit vor Meteoriteneinschlägen schützen kann: mit rechtzeitig abgeschossenen Raketen und Atomsprengköpfen.[4]
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James Lovelock hat über 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen in Medizin, Biologie, Instrumentenforschung und Geophysiologie verfasst und über 50 Patente angemeldet, zumeist für Detektoren, die in der chemischen Analyse ihre Anwendung finden.
Personendaten | |
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NAME | Lovelock, James |
ALTERNATIVNAMEN | Lovelock, James Ephraim; Lovelock, Jim |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Chemiker, Mediziner, Biophysiker und Erfinder |
GEBURTSDATUM | 26. Juli 1919 |
GEBURTSORT | Letchworth Garden City, England |