Die Philosophie der Physik kann als ein Teilgebiet der Wissenschaftstheorie oder der Naturphilosophie und damit der Ontologie verstanden werden und beschäftigt sich mit philosophischen Problemen, die Theorien der modernen Physik aufwerfen, sowie mit konzeptionellen Grundlagen dieser Theorien.
Zu den Themengebieten der Philosophie der Physik gehört die Interpretation physikalischer Theorien im Hinblick auf ihre ontologischen Voraussetzungen oder Implikationen: Wenn eine bestimmte physikalische Theorie unsere Welt gut beschreibt, folgt daraus, zumindest für wissenschaftstheoretische Realisten, dass diese Theorien Aufschluss über die Struktur der Realität geben. Bereits die Interpretation und rationale Rekonstruktion der klassischen (Newtonschen) Partikelmechanik wirft hierbei Probleme auf. Noch weit komplizierter sind die Probleme in der Interpretation der statistischen Physik, der Quantenmechanik und Relativitätstheorie.
Beispielsweise wurde mehrfach versucht, die Gerichtetheit der Zeit auf die Gerichtetheit physikalischer Prozesse zurückzuführen. Denn nicht alle physikalischen Phänomene sind zeitumkehrinvariant (d. h. die sie regierenden Gleichungen lassen den Prozess in umgekehrter Richtung zu, wie sich einfach durch Umkehren der Vorzeichen des Zeitparameters modellieren lässt). Die Thermodynamik beispielsweise fordert ein Gleichbleiben oder eine Zunahme der Entropie im Zeitverlauf. Da aber die thermodynamischen Prozesse letztlich durch kleinste Teilchen realisiert werden, für welche eigentlich die zeitumkehrinvarianten Gesetze der klassischen Partikelmechanik gelten, ist das Verhältnis beider Theorien zueinander erklärungsbedürftig. Schon Boltzmann hat sich im 19. Jahrhundert um eine Lösung dieses Problems bemüht. Heutige Theoretiker sind sich meist einig, dass seine Erklärung fehlerhaft ist, diagnostizieren diesen Fehler jedoch teilweise unterschiedlich.[1]
Für die Philosophie der Zeit wirft auch die spezielle Relativitätstheorie Probleme auf. Denn die von ihr geforderte Relativität der Gleichzeitigkeit steht in Widerspruch zu bestimmten metaphysischen Theorien über die Natur von Kausalität und Modalität (beispielsweise zu einem modallogisch betrachtet dynamischen Universum mit sich abspaltenden nicht realisierten Möglichkeiten, wie es Storrs McCall, Michael Tooley und andere Metaphysiker vorschlagen).
Im Falle der Quantenmechanik ist ein Hauptproblem der Interpretationsversuche, wie sich die Zeitentwicklung der Zustandswerte zum Messprozess verhält. Erstere nämlich ist deterministisch, die Ergebnisse letzterer sind aber nur stochastisch vorhersagbar. Üblicherweise spricht man davon, dass (in den meisten Fällen) der tatsächliche Systemzustand ein sogenannter Superpositionszustand ist, welcher bei der Messung auf einen eindeutigen Zustand reduziert wird, mit einer Wahrscheinlichkeit, welche sich durch die Bornsche Regel angeben lässt. Der wissenschaftliche Realist muss nun erklären, was in der Realität einem solchen überlagerten Zustand entspricht. Hierzu existieren die unterschiedlichsten Antwortvorschläge. Alternativ wurden unterschiedliche antirealistische Interpretationen angeboten. Auch ist umstritten, wie genau sich in physikalischer oder ontologischer Sprache charakterisieren lässt, was einen Messprozess ausmacht (vgl. die Kurzübersicht im Hauptartikel Quantenmechanik, die ausführlichere Darstellung in Interpretationen der Quantenmechanik und die Diskussion in angrenzenden Artikeln wie Wigners Freund).
Des Weiteren scheinen mehrere realistische Interpretationsmöglichkeiten, die insbesondere in der Debatte um den EPR-Effekt diskutiert wurden, nicht mit klassischen Auffassungen über die (lokalursächliche) Natur der Kausalität vereinbar.
Da besonders die Allgemeine Relativitätstheorie die Grundlage für moderne kosmologische Modelle ist, berührt sich die Philosophie der Raumzeit bzw. der Relativität in einigen Bereichen stark mit der Kosmologie.
Diese Interpretationsprobleme stehen meist in engem Zusammenhang mit dem Interesse an metaphysischen Fragen bezüglich der Natur von Raum, Zeit und Kausalität sowie der Konstituenten der Realität. Für letztere Thematik ist die Kontroverse darüber grundlegend, ob theoretische Terme, also die Vokabeln, die in die Formulierung einer Theorie zentral eingehen, wie etwa „Atom“, per se mit der Voraussetzung einhergehen, dass ihnen etwas in der Realität entspricht. Viele wissenschaftstheoretische Realisten fordern dies, Antirealisten, darunter insbesondere schon der klassische Operationalismus (wie ihn Percy Williams Bridgman entwickelte) verneinen es. Der moderne wissenschaftstheoretische Realist scheint dann aber in seine Ontologie nicht nur Atome, sondern auch Quanten und Felder aufnehmen zu müssen; außerdem muss er (apparente) Transformationen von „Materie“ in „Energie“ und umgekehrt erklären.[2]
Wie die Quantenmechanik, besonders in einigen antirealistischen Interpretationen, wirft auch die spezielle Relativitätstheorie erkenntnistheoretische Fragen auf.
Relativ unabhängig von den Interpretationsproblemen der physikalischen Theorien fallen in die Philosophie der Physik auch Fragen zur allgemeinen Natur physikalischer Gesetze. Da die moderne Physik in einigen Bereichen nur statistische Aussagen treffen kann, wird dabei insbesondere die regionale oder allgemeine Geltung des Determinismus kontrovers diskutiert. Teilweise versuchen einige Philosophen, diese Diskussion mit Fragen bezüglich der Willensfreiheit (teilweise auch des göttlichen Vorherwissens) zu verbinden. In vielen Fällen werden entsprechende Rettungsversuche der Willensfreiheit von Wissenschaftstheoretikern kritisch gesehen.