Die Rankine-Hugoniot-Bedingung oder auch Rankine-Hugoniot-Gleichung (nach William John Macquorn Rankine und Pierre-Henri Hugoniot) beschreibt das Verhalten von Stoßwellen durch eine eindimensionale hyperbolische Erhaltungsgleichung:
mit
Gegeben zwei Zustände $ u_{L} $ und $ u_{R} $ links und rechts eines Stoßes, besagt die Bedingung, dass die Stoßgeschwindigkeit $ s $ die Gleichung
erfüllt. Im Falle einer skalaren Gleichung $ \left(u\in \mathbb {R} ^{1}\right) $ liefert dies direkt die Stoßgeschwindigkeit
Bei Systemen mit $ u\in \mathbb {R} ^{n};\,n\geq 2 $ ist die Situation schwieriger.
Umgekehrt bezeichnet man bei Systemen die Menge der Zustände, die mit einem gegebenen festen Zustand durch einen einzigen Stoß verbunden werden können, als Hugoniot-Lokus.
Eine sehr einfache Erhaltungsgleichung ist gegeben durch den skalaren Fluss:
Die Sprungbedingung ergibt somit sofort: $ s=a $.
Die Burgersgleichung ist definiert über den folgenden Fluss:
Die Sprungbedingung ergibt somit: $ s={\frac {u_{L}+u_{R}}{2}} $.
Im Falle der Euler-Gleichungen ergeben sich spezielle Beziehungen. Elimination der Geschwindigkeit führt auf:
mit
Wird nun die Zustandsgleichung für das ideale Gas verwendet:
mit
so ergibt sich
Da die Drücke stets positiv sind, folgt daraus für das Dichteverhältnis:
Für Luft mit $ \kappa \approx 1{,}4 $ beträgt das maximale Dichteverhältnis ungefähr 6. Dieses Ergebnis ist anschaulich nachvollziehbar, da eine Zunahme des Drucks auch zu einer Temperaturzunahme führt, die der Dichtezunahme teilweise entgegenwirkt. Während die Stoßstärke (der Überdruck) beliebig groß werden kann, erreicht das Dichteverhältnis also einen endlichen Grenzwert.
Allerdings kann hohe Temperatur bei starken Stößen zur Dissoziation oder sogar zur Ionisation und damit zur Zunahme der thermodynamischen Freiheitsgrade und damit wiederum zu einem kleineren Wert von $ \kappa $ führen. Daher kann in realen Gasen die Obergrenze für das Dichteverhältnis wesentlich höher sein als in idealem Gas.
Die ersten beiden Erhaltungssätze folgen aus den Eulergleichungen bzw. führen zu diesen. Mit ihnen können die Sprungbedingungen für die Geschwindigkeit und die Dichte (bzw. den Druck) an der Stoßfront dargestellt werden. Die zentrale Idee von Rankine und Hugoniot war nun die Nutzung des dritten Erhaltungssatzes (der Energieerhaltung), um damit eine Sprungbedingung für die Entropie zu formulieren. Diese ist an der Stoßfront unstetig:
Daraus folgt, dass eine Stoßwelle kein adiabatischer (oder isentroper) Prozess mehr ist, sondern die Enthalpieänderung auch eine Entropiekomponente enthält (hugoniotsche Adiabate, auch als Stoßadiabate bekannt):
im Gegensatz zu
für eine rein adiabatische Verdichtung.