Rolf Hagedorn

Rolf Hagedorn

Rolf Hagedorn, CERN, 1968.

Rolf Hagedorn (* 20. Juli 1919 in Barmen; † 9. März 2003 in Genf) war ein deutscher theoretischer Physiker.

Hagedorn machte 1937 in Wuppertal-Barmen sein Abitur und war im Zweiten Weltkrieg bei der Luftwaffe in Nordafrika. In US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft kam er 1943 nach Tennessee, wo er zeitweise Physik an einer High School unterrichtete. 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen.

Anschließend studierte er Physik an der Universität Göttingen. Dort schrieb er 1950 seine Diplomarbeit über die Lamb-Shift und promovierte 1952 bei Richard Becker über ein Thema der Festkörperphysik (statistisches Modell von Barium-Titanat). Hagedorn war schon sehr früh ab 1954 Theoretiker am CERN (mit einem Empfehlungsschreiben von Werner Heisenberg, der einer seiner Lehrer in Göttingen war), in der Beschleuniger-Theoriegruppe in Genf für das geplante Synchrotron 'Proton Synchrotron'[1], das mit dem 1952 in den USA entwickelten Prinzip der starken Fokussierung arbeiten sollte. Er blieb dort die restliche Zeit seiner Karriere und war bei seiner Emeritierung 1984 Senior Physicist. Auch danach arbeitete er weiter am CERN, vor allem über Schwerionenstöße bei hohen Energien und das dabei entstehende Quark-Gluon-Plasma.

Hagedorn, Herbst 1957 an der IBM 650 des Instituts für Praktische Mathematik von Alwin Walther (TH Darmstadt)

Am CERN befasste er sich zunächst in den 1950er Jahren mit Teilchenbeschleunigerphysik und später mit der statistischen Theorie der Mesonenproduktion in Hadronstößen[2] (wobei er schon Ende der 1950er Jahre für seine Berechnungen Computer der TH Darmstadt und am CERN einsetzte). In diesem Zusammenhang führte er in den 1960er Jahren die Hagedorn-Temperatur ein[3], die der Deconfinement-Temperatur entspricht (eine Art „Schmelzpunkt“ für Hadronen) und auch in anderem Zusammenhang (allgemein bei exponentiell mit der Energie steigender Zustandsdichte, die Hagedorn-Temperatur ist dann die Temperatur, bei der die Zustandssumme divergiert) wichtig ist, z. B. in der Stringtheorie. In derselben Arbeit 1965 entwickelte er das statistische Bootstrap-Modell (unabhängig auch von Steven Frautschi entwickelt). Hagedorn war am CERN auch für seine Vorlesungen und verschiedene Yellow Reports (Übersichtsartikel) bekannt. Er entwickelte auch eine interaktive Software für Computeralgebra (Sigma) am CERN.

Schriften

  • Relativistic kinematics – a guide to kinematic problems in high energy physics, Benjamin, Reading/Massachusetts 1963, 1973
  • Introduction to field theory and dispersion relations, Macmillan 1964
  • Selected topics in Scattering theory, Genf 1962
  • mit Masud Chaichian: Selected topics in quantum mechanics: from angular momentum to supersymmetry, Bristol, Philadelphia, Institute of Physics (IOP) 1998

Weblinks

Verweise

  1. eine andere Theoriegruppe des CERN war zuerst in Kopenhagen und erst, ab 1957 in Genf
  2. Arbeiten in Nuovo Cimento 1958, 1960
  3. Nuovo Cimento Supplementum, Bd. 3, 1965, S. 147–186