Der Sublunare Punkt (lateinisch sub-lunar ‚unter dem Mond‘, aus dem Lateinischen) ist derjenige Ort auf der Erde, an dem der Mond genau im Zenit steht. Er ist der Punkt, in dem die Verbindungslinie zwischen den Mittelpunkten von Mond und Erde die Erdoberfläche schneidet. Der Punkt ist ein gängiger Hilfpunkt der Mondbeobachtung in der Himmelsmechanik und astronomischen Phänomenologie, und insbesondere der Theorie der Gezeiten, sowie der Theorie der Sonnenfinsternisse.
Die Berechnung des Punkts entspricht der der Ermittlung der geozentrischen Koordinaten des Mondes, er hat dieselbe Geographische Länge und Breite, wie der Mond astronomische Länge und Breite hat – beide werden mit φ und β bezeichnet.
Eine „Auswirkung“ des sublunaren Punkts ist konkreter Natur: Im sublunaren Punkt ist das Maximum des dem Mond zugewandten Wellenbergs, der die Erde umläuft, und die Gezeiten hervorruft. Man nennt diesen darum ebenfalls sublunar, der gegenüberliegende Wellenberg wird antipodal genannt – Flut und Ebbe wechseln sich ja im (grob) 12-stündigen Rhythmus ab, nicht in 24 Stunden ab (exakter 24 h 48′, durchschnittlicher „Mondtag“), man nennt das semidiurnal.[1] Zwar sind diese Auswirkungen keine primär direkte Wirkungen der Anziehung des Wassers durch den Mond, sondern das Phänomen einer stehenden Welle im Erde-Mond-System (sonst gäbe es nur einen Wellenberg) in Korrelation mit den Syszygien, also dem Sonnenstand, haben aber zur Folge, dass Flut und Ebbe auch über die Jahreszeiten mit dem Stand des Mondes korrelieren: Der Vollmond wandert in einem Monat ebenso von Hochständen zu Tiefständen über dem Horizont, wie die Sonne in einem Jahr – weil beide die Erde in der Ekliptik umkreisen,[2] die Sonne jährlich, der Mond monatlich. Der Neumond steht bei der Sonne, also steht er hoch, wenn die Sonne hoch steht, also im Sommer, der Vollmond steht der Sonne gegenüber, steht also hoch, wenn die Sonne tief steht, also im Winter. Daher liegt das Maximum des Flutberges, das im sublunaren Punkt liegt, auf der jeweiligen Winterhalbkugel. Trotzdem addiert die Gravitation des Mondes tatsächlich einen Anteil zum Wellenberg, sodass die sublunare Flut stärker ist als die antipodale (lunar diurnale Frequenzkomponente des Flutzyklusses). Deshalb sind die höchstmöglichen Gezeitenwasserstände, also Springhochwasser, die auf einen Vollmondtermin fallen, stärker als diejenigen, die auf einen Neumond fallen. Die lunar-diurnale, also mit der Deklination/Höhe des Mondes korrelierende Komponente (O1 in der Abbildung) stellt die viertstärkste[3] Konstituente einer analytischen Fluttheorie[4] dar – für das Grundmuster, die Reaktion einzelner Meeresregionen, oft einzelner Buchten, auf die Sonne-Mond-induzierte Anregungsschwingung ist enorm variabel.[3] Da auf beiden Halbkugeln die klimatischen Rahmenbedingungen (Herbst- und Winterstürme) mit den astrophysikalischen korrelieren, sind Vollmond-Sturmfluten im Winterhalbjahr im statistischen Mittel tatsächlich signifikant stärker als sommerliche (auf beiden Erdhalbkugeln im jeweiligen Winter).