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imported>Hannes Ulbricht K (HC: Ergänze Kategorie:Elektronenstrahltechnologie) |
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Von einer '''Gasentladung''' spricht man, wenn [[elektrischer Strom]] durch ein [[Gas]] fließt und dieses dabei [[Plasma (Physik)|ionisiert]] wird. Dabei kann auch sichtbares Licht entstehen. Die Gasentladung kann auf unterschiedliche Weise „gezündet“ werden, die Aufrechterhaltung der [[Stoßionisation]] mit Lawineneffekt erfordert einen gewissen Mindeststrom. | Von einer '''Gasentladung''' spricht man, wenn [[elektrischer Strom]] durch ein [[Gas]] fließt und dieses dabei [[Plasma (Physik)|ionisiert]] wird. Dabei kann auch sichtbares Licht entstehen. Die Gasentladung kann auf unterschiedliche Weise „gezündet“ werden, die Aufrechterhaltung der [[Stoßionisation]] mit Lawineneffekt erfordert einen gewissen Mindeststrom. | ||
[[ | [[Datei:Glow discharge current-voltage curve English.svg|mini|Kennlinie einer elektrischen Entladung in Neongas über einen weiten Strombereich. Der Druck beträgt 1 Torr, der Elektrodenabstand 50 cm.]] | ||
== Klassifizierung == | == Klassifizierung == | ||
[[Bild:Tesla-coil-discharge.jpg| | [[Bild:Tesla-coil-discharge.jpg|mini|Gasentladung an einer Hochspannung führenden Metallspitze. Der Pincheffekt sorgt für dünne Stromfäden.]] | ||
Erfolgt die Gasentladung mit ungeheizten Elektroden, lassen sich bei geringem Gasdruck (weit unter Atmosphärendruck) drei Bereiche der abgebildeten Kennlinie unterscheiden: | Erfolgt die Gasentladung mit ungeheizten Elektroden, lassen sich bei geringem Gasdruck (weit unter Atmosphärendruck) drei Bereiche der abgebildeten Kennlinie unterscheiden: | ||
*Bei Strömen unter etwa 1 µA wird kein sichtbares Licht erzeugt. Man spricht von ''dunkler Entladung''. Der Strom setzt ein, wenn einzelne Gasatome ionisiert werden. Dafür genügt beispielsweise natürliche | *Bei Strömen unter etwa 1 µA wird kein sichtbares Licht erzeugt. Man spricht von ''dunkler Entladung''. Der Strom setzt ein, wenn einzelne Gasatome ionisiert werden. Dafür genügt beispielsweise natürliche [[ionisierende Strahlung]]. Ab einer Betriebsspannung oberhalb etwa 100 V wird der Strom durch den Lawineneffekt verstärkt, bei dem jedes freigesetzte Elektron weitere Atome ionisiert, die zusätzliche Elektronen freisetzen ([[Stoßionisation]]). Das ist im [[Zählrohr]] erwünscht, weil es eine millionenfache Verstärkung des Signals ersetzt. | ||
*Liegt der Strom zwischen 1 mA und 50 mA, entsteht durch [[Glimmentladung]] schwaches, sichtbares Licht, dessen Farbe durch die Gaszusammensetzung bestimmt wird. Kennzeichnend sind der sogenannte ''Kathodenfall'', eine lichtarme Zone um die Kathode und der negative [[Differentieller Widerstand|differentielle Widerstand]] im Bereich D bis G, der die Konstruktion einfacher [[Kippschwinger]] ermöglicht. Da die [[Rekombination (Physik)|Rekombination]]srate sehr hoch ist, erlischt der Lawineneffekt bei Unterschreitung des Mindeststroms. | *Liegt der Strom zwischen 1 mA und 50 mA, entsteht durch [[Glimmentladung]] schwaches, sichtbares Licht, dessen Farbe durch die Gaszusammensetzung bestimmt wird. Kennzeichnend sind der sogenannte ''Kathodenfall'', eine lichtarme Zone um die Kathode und der negative [[Differentieller Widerstand|differentielle Widerstand]] im Bereich D bis G, der die Konstruktion einfacher [[Kippschwinger]] ermöglicht. Da die [[Rekombination (Physik)|Rekombination]]srate sehr hoch ist, erlischt der Lawineneffekt bei Unterschreitung des Mindeststroms. | ||
*Bei Strömen über etwa 500 mA spricht man von einer [[Lichtbogen]]entladung, bei der neben sehr intensivem Licht auch hohe Temperaturen, speziell an den Elektroden, entstehen. Die zusätzlichen Elektronen, die aus glühenden Kathoden austreten, erhöhen die Gesamtzahl der freien Elektronen sehr stark. Infolge des [[Pinch-Effekt (Elektrodynamik)|Pincheffektes]] fließt der Strom in einem relativ dünnen Kanal, wie man auch bei [[Blitz]]en erkennt. | *Bei Strömen über etwa 500 mA spricht man von einer [[Lichtbogen]]entladung, bei der neben sehr intensivem Licht auch hohe Temperaturen, speziell an den Elektroden, entstehen. Die zusätzlichen Elektronen, die aus glühenden Kathoden austreten, erhöhen die Gesamtzahl der freien Elektronen sehr stark. Infolge des [[Pinch-Effekt (Elektrodynamik)|Pincheffektes]] fließt der Strom in einem relativ dünnen Kanal, wie man auch bei [[Blitz]]en erkennt. | ||
Plasmabildung und Gasentladungen sind auch elektrodenlos mittels eines [[ | Plasmabildung und Gasentladungen sind auch elektrodenlos mittels eines [[Plasma (Physik)#Anregungen durch elektromagnetische Felder|Hochfrequenzfeldes]] möglich. Diese Möglichkeit wird in [[Induktionslampe]]n und manchen [[Laser]]n genutzt. | ||
== Zündung == | == Zündung == | ||
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*Ist der Druck zu gering (beispielsweise in einer Vakuumkammer), können freie Elektronen zwar diese Mindestenergie überschreiten, finden aber kaum Stoßpartner und die Stromstärke bleibt sehr gering. Da kein Lawineneffekt zustande kommt, kann der Strom auch nicht unbegrenzt ansteigen. | *Ist der Druck zu gering (beispielsweise in einer Vakuumkammer), können freie Elektronen zwar diese Mindestenergie überschreiten, finden aber kaum Stoßpartner und die Stromstärke bleibt sehr gering. Da kein Lawineneffekt zustande kommt, kann der Strom auch nicht unbegrenzt ansteigen. | ||
*In [[Glimmlampe]]n werden Gasdruck und Elektrodenabstand so gewählt, dass ab einer Gesamtspannung von etwa 80 V der Lawineneffekt sicher einsetzt, sobald ein „Startelektron“ vorhanden ist. Dieses wird beispielsweise durch die [[Strahlenbelastung# | *In [[Glimmlampe]]n werden Gasdruck und Elektrodenabstand so gewählt, dass ab einer Gesamtspannung von etwa 80 V der Lawineneffekt sicher einsetzt, sobald ein „Startelektron“ vorhanden ist. Dieses wird beispielsweise durch die [[Strahlenbelastung#Strahlenexposition durch natürliche Quellen|natürliche Radioaktivität]] aus einem Atom herausgeschlagen. Ohne ausreichenden Vorwiderstand steigt der Strom unbegrenzt. | ||
*In [[Xenon-Gasentladungslampe]]n herrscht sehr hoher Gasdruck bei geringem Elektrodenabstand; in [[Blitzröhre]]n ist der Gasdruck geringer, dafür aber der Elektrodenabstand größer. In beiden Fällen startet der Lawineneffekt bei Spannungen unter 500 V nicht, weil zu viele freie Elektronen durch Rekombination wieder gebunden werden. Erst bei Zündspannungen von einigen Tausend Volt reicht die Startanzahl aus. Sobald ein Mindeststrom von einigen Milliampere überschritten wird und die Hauptstromversorgung ausreichend viele Elektronen nachliefert, setzt der Lichtbogen ein und die Brennspannung sinkt auf etwa 30 V. | *In [[Xenon-Gasentladungslampe]]n herrscht sehr hoher Gasdruck bei geringem Elektrodenabstand; in [[Blitzröhre]]n ist der Gasdruck geringer, dafür aber der Elektrodenabstand größer. In beiden Fällen startet der Lawineneffekt bei Spannungen unter 500 V nicht, weil zu viele freie Elektronen durch Rekombination wieder gebunden werden. Erst bei Zündspannungen von einigen Tausend Volt reicht die Startanzahl aus. Sobald ein Mindeststrom von einigen Milliampere überschritten wird und die Hauptstromversorgung ausreichend viele Elektronen nachliefert, setzt der Lichtbogen ein und die Brennspannung sinkt auf etwa 30 V. | ||
*In [[Leuchtstofflampe]]n ist wegen des großen Elektrodenabstandes die beschleunigende Feldstärke so gering, dass | *In [[Leuchtstofflampe]]n ist wegen des großen Elektrodenabstandes die beschleunigende Feldstärke so gering, dass zwecks Zündung zunächst [[Glühkathode]]n die Anzahl der freien Elektronen ausreichend erhöhen müssen, um den Lawineneffekt bei Zündspannungen um 600 V einzuleiten. | ||
*Aus stark gekrümmten, negativ geladenen Oberflächen können | *Aus stark gekrümmten, negativ geladenen Oberflächen können durch [[Feldemission]] spontan Elektronen austreten und das umgebende Gas ionisieren. Da die Feldstärke mit zunehmendem Abstand drastisch sinkt, kommt es meist zu keinem Lawineneffekt und die Stromstärke bleibt gering. Diese Gasentladung ist bei [[Elektrofilter]]n erwünscht; bei Hochspannungsleitungen ist sie unerwünscht und wird durch [[Koronaring]]e verhindert. | ||
== Anwendungen == | == Anwendungen == | ||
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*Plasmatrons zum Schneiden und Schweißen | *Plasmatrons zum Schneiden und Schweißen | ||
*[[Duoplasmatron]] | *[[Duoplasmatron]] | ||
*Pumpentladungen von [[Gaslaser | *Pumpentladungen von [[Gaslaser]]n, z. B. [[Helium-Neon-Laser|HeNe-Laser]], [[Stickstofflaser]], [[Kohlendioxidlaser|CO<sub>2</sub> -Laser]], [[Argonlaser|Argon-Ionen-Laser]], [[Excimerlaser]] | ||
*[[Geiger-Müller-Zählrohr]] | *[[Geiger-Müller-Zählrohr]] | ||
*[[Ionisations-Vakuummeter]] | *[[Ionisations-Vakuummeter]] | ||
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*[[Geißlerröhre|Geißlersche Röhre]] | *[[Geißlerröhre|Geißlersche Röhre]] | ||
*[[Koronaentladung]] verursacht bei [[Hochspannungsleitung]]en Energieverluste | *[[Koronaentladung]] verursacht bei [[Hochspannungsleitung]]en Energieverluste | ||
*[[Stille elektrische Entladung]] zur Erzeugung von [[ | *[[Stille elektrische Entladung]] zur Erzeugung von [[Wasseraufbereitung im Schwimmbad#Ozonerzeugung und -einbringung|Ozon]] | ||
*[[Sputtern]], z.B. zur Erzeugung dünner Schichten | *[[Sputtern]], z. B. zur Erzeugung dünner Schichten | ||
*[[Plasmapolymerisation]] | |||
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[[Kategorie:Plasmaphysik]] | [[Kategorie:Plasmaphysik]] | ||
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Von einer Gasentladung spricht man, wenn elektrischer Strom durch ein Gas fließt und dieses dabei ionisiert wird. Dabei kann auch sichtbares Licht entstehen. Die Gasentladung kann auf unterschiedliche Weise „gezündet“ werden, die Aufrechterhaltung der Stoßionisation mit Lawineneffekt erfordert einen gewissen Mindeststrom.
Erfolgt die Gasentladung mit ungeheizten Elektroden, lassen sich bei geringem Gasdruck (weit unter Atmosphärendruck) drei Bereiche der abgebildeten Kennlinie unterscheiden:
Plasmabildung und Gasentladungen sind auch elektrodenlos mittels eines Hochfrequenzfeldes möglich. Diese Möglichkeit wird in Induktionslampen und manchen Lasern genutzt.
Ob der Stromfluss durch das Gas spontan beginnt oder erst eingeleitet werden muss, hängt in erster Linie vom Gasdruck ab, weil dieser die mittlere freie Weglänge der Elektronen beeinflusst. Auf dieser „Rennstrecke“ werden freie Elektronen durch das elektrische Feld zwischen den Elektroden beschleunigt und gewinnen kinetische Energie. Nur wenn diese vor dem nächsten Zusammenprall mit einem Atom den Mindestwert der Ionisierungsenergie (Größenordnung: 20 eV) überschreitet, wird ein weiteres Elektron freigesetzt und der Lawineneffekt beginnt.
Lehrbücher der Experimentalphysik, z. B. Christian Gerthsen: Physik, 6. Aufl., Heidelberg 1960, S. 300–301