Ein Blitz ist in der Natur eine Funkenentladung oder ein kurzzeitiger Lichtbogen zwischen Wolken oder zwischen Wolken und der Erde. In aller Regel tritt ein Blitz während eines Gewitters infolge einer elektrostatischen Aufladung der wolkenbildenden Wassertröpfchen oder der Regentropfen auf. Er wird dabei vom Donner begleitet und gehört zu den Elektrometeoren. Dabei werden elektrische Ladungen (Elektronen oder Gas-Ionen) ausgetauscht, d. h. es fließen elektrische Ströme. Blitze können, je nach Polarität der elektrostatischen Aufladung, auch von der Erde ausgehen.
Künstlich im Labor mit Hochspannungsimpulsen erzeugte Blitze dienen deren Studium oder der Überprüfung von Einrichtungen des Stromnetzes hinsichtlich der Effekte von Blitzeinschlägen und der Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen.
Eine Blitzentladung ist deutlich komplexer als eine reine Funkenentladung. Die der natürlichen Blitzentstehung zugrunde liegenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten sind bis heute nicht abschließend erforscht.
Benjamin Franklin bewies am 15. Juni 1752 die Hypothese, dass bei Gewittern eine elektrische Spannung zwischen Wolken und der Erde besteht, indem er einen Drachen in aufziehende Gewitterwolken aufsteigen ließ und so eine Funkenentladung auslöste. Dies war der Beginn der neuzeitlichen Blitzforschung. Bis heute sind allerdings nicht alle Erscheinungsformen von Blitzen sowie die damit verbundenen Effekte umfassend und unumstritten wissenschaftlich erklärt, insbesondere wie die Ladungsunterschiede entstehen, die zum Blitz führen.
Heutzutage haben sich verschiedene Verfahren zur Untersuchung von Blitzen etabliert, die auch darauf achten, das Risiko für die Forscher möglichst gering zu halten (im Gegensatz zur Methode Franklins). Häufig werden Raketen abgeschossen, die einen metallischen Draht hinter sich herziehen (Blitztriggerung). Der Blitz gelangt durch den Draht zur Messstation, wo er analysiert werden kann. Andere Verfahren stützen sich auf Wetterballons oder Messungen durch Flugzeuge.
Lange Zeit war das Forschungsinteresse an natürlichen Blitzen gering, da man glaubte, sie wie Funkenentladungen behandeln zu können, wie sie ohne Weiteres im Labor erzeugbar sind. Erst seit Ende der 1990er-Jahre hat sich dies geändert, da Ungereimtheiten auftraten, die durch das einfache Modell nicht erklärt werden konnten. Es stellte sich als unmöglich heraus, mit den heutigen Mitteln Blitze zur Energiegewinnung auszunutzen.
Einige der jüngsten Forschungsprojekte sind:
Am häufigsten beobachtet man Blitze zwischen speziellen Wolkentypen wie Cumulonimbus und Erde, in den Tropen fast täglich, in gemäßigten Breiten vorwiegend während der Sommermonate. Sehr zahlreiche Blitze werden auch bei Vulkanausbrüchen[5] beobachtet, bei denen aufsteigende Feuchtigkeit wohl nicht als Ursache in Frage kommt. In beiden Fällen konnte bisher nicht lückenlos aufgeklärt werden, wodurch es zu der gewaltigen Ladungstrennung kommt, die vorher stattgefunden haben muss. Rätselhaft ist der offensichtliche Unterschied zu Laborexperimenten mit Gasen, wo es wegen der guten Beweglichkeit der Moleküle schwierig ist, Ladungstrennung ohne metallische Leiter und Isolatoren zu erzeugen und längere Zeit aufrechtzuerhalten.
Grundvoraussetzung für die Entstehung von Blitzen ist die Ladungstrennung. Nach heutigem Wissensstand können eine Reihe von Mechanismen innerhalb der Gewitterwolken dazu beitragen. Man unterscheidet dabei zwischen Aufladungsmechanismen, die mit Influenz und ohne Influenz wirken können, wobei letztere die weitaus wichtigere Kategorie darstellen.
Grundvoraussetzung für die Trennung von elektrischer Ladung ist die Reibung durch kräftige Aufwinde innerhalb einer Cumulonimbuswolke, die 5–20 m/s und mehr[6] erreichen können. In der Wolke kondensiert übersättigter Wasserdampf zu kleinen, aber ständig wachsenden Wassertröpfchen. Die Kondensation setzt Wärme frei. Dadurch bekommt die Luft eine höhere Temperatur als sie in gleicher Höhe ohne Kondensation hätte. Dies erhöht ihren Auftrieb im Vergleich zur Luft außerhalb der Wolke. Der Aufstieg beschleunigt sich. Beim Aufstieg kühlt sich die Luft durch den mit der Höhe sinkenden Druck adiabatisch ab, was die Kondensation verstärkt und den Aufstieg weiter beschleunigt. In einigen Kilometern Höhe wird die Nullgradgrenze unterschritten, und die Wassertropfen gefrieren zu Eispartikeln, die durch Resublimation weiter anwachsen. Mit der Zeit werden die Graupelteilchen schwer genug, dass sie entgegen der Richtung der Aufwinde zum Erdboden fallen.
Vermutlich kollidieren in diesem Stadium kleinere, noch leichte Eiskristalle mit den Graupelteilchen und geben dabei Elektronen an die Graupelteilchen ab. Diese nehmen eine negative Ladung an und sinken so geladen weiter in den unteren Teil der Wolke. Die leichten, jetzt positiv geladenen Eiskristalle werden von den Aufwinden weiter nach oben getragen. Bei ausreichend hoher Steiggeschwindigkeit kommt es zu einer Ladungstrennung, und es entstehen beachtliche Raumladungen.[7] In der Tropical Rainfall Measurement Mission (TRMM) wurde festgestellt, dass die Stärke der Raumladungen direkt vom Eisgehalt der Wolke abhängt. Das bedeutet eine starke Korrelation zwischen der Eismenge in einer Wolke und der Blitzhäufigkeit.[8]
In Wolkenbereichen mit hohem Graupelanteil werden Luftmassen durch die nach unten fallenden Graupelteilchen mit nach unten gerissen, und es entstehen Abwindkanäle in der Gewitterwolke. In ihnen gelangen die negativ geladenen Graupelteilchen zunächst in den unteren Teil der Wolke. Der nun negativ geladene untere Teil der Wolke bewirkt nun durch Influenz, dass sich der unter der Wolke befindliche Erdboden positiv auflädt, es kommt zur klassischen Ladungsverteilung in einer Gewitterwolke. Hinzu kommt, dass im unteren Teil der Gewitterwolke die Graupelteilchen wieder schmelzen und sich dabei wieder positiv aufladen. Die gängige Erklärung lautet, dass sich beim Anwachsen des Graupelteilchens in der Höhe Lufteinschlüsse bilden, die beim späteren Auftauen den Wassertropfen verlassen und dabei an der Oberfläche befindliche negative Ladung mit sich nehmen. Auf diese Weise wird der unter der Wolke ausfallende Niederschlag elektrisch neutral oder – wie man beobachtet hat – sogar positiv geladen, während die negative Ladung im unteren Teil der Wolke verbleibt.[9] Die teilweise extrem starken Turbulenzen innerhalb von Gewitterwolken erlauben kaum eine experimentelle Überprüfung all dieser Vermutungen.
Man kann sich weitere Prozesse vorstellen, welche diese Ladungsverteilung unterstützen: Die durch Resublimation anwachsenden Graupelteilchen können sich positiv aufladen und diese ihre Ladung bei Kollisionen an leichtere Eiskristalle abgeben, bevor oder während sie in Richtung Erdboden fallen. Der umgekehrte Effekt, also die negative Aufladung von sublimierendem Eis, käme dann in den Abwindkanälen zum Tragen.[9]
In der bereits geladenen Gewitterwolke können weitere Ladungstrennungsmechanismen hinzukommen: Der Nobelpreisträger Charles Thomson Rees Wilson schlug im Jahre 1929 vor, dass durch die anwesende Raumladung dipol-artig geladene und entsprechend ausgerichtete Niederschlagspartikel in der Luft befindliche Ionen je nach Polarität entweder einfangen oder abstoßen (unabhängig von ihrem Aggregatzustand).
In der Praxis kann man mit Elektrofeldmetern messen, dass die oben dargestellte Ladungsverteilung im Gewitter häufig zutrifft, dass es aber auch abhängig von der Art des Gewitters (Frontengewitter, Wärmegewitter) und des Reifestadiums starke Abweichungen geben kann, wie zum Beispiel weit in den unteren Teil der Wolke reichende positive Raumladungen, negative Areale am Boden oder positive Wolkenuntergrenze im Spätstadium eines Gewitters. Eine Klärung aller Zusammenhänge steht bis heute aus.
Ein Blitz ist ein Potentialausgleich innerhalb der Wolke (Wolkenblitz) oder zwischen dem Erdboden und dem unteren Teil der Wolke (Erdblitz). Für Blitze zwischen der Wolke und der Erde muss der Potentialunterschied (die Spannung) einige zehn Millionen Volt betragen. In der Luft kommt es erst zu einer elektrischen Funkenentladung bei einer elektrischen Feldstärke von ca. drei Millionen Volt pro Meter (der so genannten Durchbruchfeldstärke); dieser Wert sinkt jedoch stark mit zunehmender Luftfeuchtigkeit. Allerdings wurden solche Feldstärken in einer Gewitterwolke noch nie gemessen. Messungen ergeben nur extrem selten Feldstärken von über 200.000 V/m, was deutlich unter dem Wert für den Durchbruch liegt. Daher wird heute davon ausgegangen, dass die Luft zuerst durch Ionisation leitfähig gemacht werden muss, damit es zu einer Blitzentladung kommen kann.
Einige Forscher, als erster Wilson im Jahre 1925, gehen davon aus, dass durch kosmische Strahlung angeregte Elektronen den Anfang einer Blitzentstehung bilden. Trifft ein solches Elektron auf ein Luftmolekül einer Gewitterwolke, so werden weitere hochenergetische Elektronen freigesetzt. Es kommt zu einer Kettenreaktion, in deren Folge eine Elektronenlawine entsteht (Runaway-Elektronen genannt, der genaue Mechanismus findet sich im Artikel Runaway-Breakdown erklärt).
Einer Blitzentladung geht eine Serie von Vorentladungen voraus, die gegen die Erdoberfläche gerichtet sind. Dabei wird ein Blitzkanal (Leitblitz) geschaffen, d. h., ein elektrisch leitender Kanal wird durch Stoßionisation der Luftmoleküle durch die Runaway-Elektronen gebildet. Der ionisierte Blitzkanal baut sich stufenweise auf (daher engl. stepped leader), bis er zwischen Erdoberfläche und Wolke hergestellt ist. Die Vorentladungen sind zwar zum Erdboden hin gerichtet, variieren aber innerhalb weniger Meter leicht ihre Richtung und können sich stellenweise aufspalten. Dadurch kommen die Zick-Zack-Form und die Verästelungen des Blitzes zustande. Der Leitblitz emittiert – wie neue Forschungen zeigen – auch Röntgenstrahlung mit einer Energie von 250.000 Elektronenvolt (siehe hierzu die Literaturhinweise). Forscher der Universität Florida haben 2004 nachgewiesen, dass die gemessenen Ausbrüche von Röntgenstrahlen zusammen mit der Bildung der einzelnen Stufen des Leitblitzes auftreten. Dabei nimmt die Intensität der Strahlung mit der Anzahl der Stufen zu, je länger also der Blitzkanal wird. Während der Hauptentladungen wurden keine Röntgenstrahlen gemessen. Noch ist nicht bekannt, wodurch die Elektronen im Leitblitz so stark beschleunigt werden. Der Vorgang des Runaway-Breakdown allein reicht für die gemessene Strahlung nicht aus (siehe dazu auch in den Weblinks).
Kurz bevor die Vorentladungen den Erdboden erreichen, gehen vom Boden eine oder mehrere Fangentladungen aus, welche bläulich und sehr lichtschwach sind. Eine Fangentladung tritt meistens bei spitzen Gegenständen (wie Bäumen, Masten oder Kirchtürmen) aus, welche sich in ihrer Höhe von der Umgebung abheben. Meist – aber nicht immer – trifft eine der Fangentladungen mit den Vorentladungen zusammen und bildet einen geschlossenen Blitzkanal zwischen Wolke und Erdboden. Der Blitzkanal weist maximal 12 mm im Durchmesser auf. Durch diesen Kanal erfolgt dann die Hauptentladung, welche sehr hell ist und als eigentlicher Blitz wahrgenommen wird. Das Leuchten des Blitzes wird durch die Bildung von Plasma verursacht.
Im Durchschnitt bilden vier bis fünf Hauptentladungen einen Blitz. Die Vorentladungen benötigen zusammengenommen etwa 0,01 Sekunden, die Hauptentladung dauert nur 30 µs (0,00003 s). Nach einer Erholungspause zwischen 0,03 s und 0,05 s erfolgt eine neue Entladung. Es wurden schon bis zu 42 aufeinander folgende Entladungen beobachtet. Dadurch kommt das Flackern eines Blitzes zustande.
Durch die ruckartigen verschiedenen Stufen der Entladung kann der Blitz als kurzfristiger, pulsierender Gleichstrom interpretiert werden.[10]
Die Stromstärke einer Hauptentladung beträgt im Durchschnitt etwa 20.000 Ampere, wodurch ein starkes Magnetfeld den Blitzkanal umgibt. Die Kombination aus Strom und Magnetfeld bewirkt eine Kompression des leitfähigen Plasmakanals (Pinch-Effekt), der einen Durchmesser von nur wenigen Zentimetern besitzt.
Meistens fließt die negative Ladung von der Wolkenunterseite zum Boden, man spricht vom Negativblitz. Seltener wird positive Ladung der Erdoberfläche zugeführt (Positivblitz). Meistens handelt es sich hierbei um eine besonders intensive Entladung, deren Hauptentladung auch deutlich länger anhält als beim Negativblitz. Der Positivblitz besteht in aller Regel auch nur aus einer Hauptentladung. Die Stromstärke einer Hauptentladung bei Positivblitzen wird mit bis zu 400.000 Ampere angegeben.[11] Sie sind daher weitaus gefährlicher als Negativblitze, machen allerdings nur etwa 5 % aller Erdblitze aus. Positivblitze entstammen oft dem oberen, positiv geladenen Teil der Gewitterwolke oder dem Wolkenschirm. Sie können auch aus der Wolke austreten und durch den wolkenfreien Raum ihren Weg zu einem Einschlagsziel am Boden nehmen. Die Einschlagstelle kann dabei durchaus einige Kilometer von der Gewitterzelle entfernt liegen. Positivblitze treten auch in den rückwärtigen, stratiformen Bereichen des Gewitters sowie in deren Auflösungsphase auf. Außerdem haben Wintergewitter, in denen der Niederschlag in gefrorener Form fällt, einen hohen Positivblitzanteil.[12]
Die Anstiegsgeschwindigkeit eines Blitzstroms beträgt durchschnittlich 7000 Ampere pro Mikrosekunde. Demzufolge steigt auch die Stärke des dazugehörigen Magnetfelds entsprechend an. Dadurch ist ein Blitz in der Lage, selbst in mehreren Kilometern Entfernung erhebliche elektrische Spannungen zu induzieren.
Anschließend zum Hauptblitz kann durch den ionisierten Blitzkanal ein Ladungsausgleich erfolgen, der 10 bis einige 100 ms anhält. Dabei fließt ein annähernd konstanter Strom von 10 bis 1000 A. Dieser Langzeitstrom tritt häufig nach positiven Blitzen auf und wird auch als „Stromschwanz“ bezeichnet.
Die durchschnittliche Länge eines Erdblitzes (Negativblitz) beträgt in mittleren Breiten 1 bis 2 km, in den Tropen aufgrund der höheren Luftfeuchtigkeit 2 bis 3 km. Positivblitze reichen nicht selten von den oberen Regionen der Gewitterwolke bis zum Erdboden und kommen daher auf Längen von deutlich über 10 km. Ein Wolkenblitz ist ca. fünf bis sieben Kilometer lang. Blitze können jedoch auch enorme Längen entwickeln, der bisher längste Blitz wurde 2007 über Oklahoma mit einer horizontalen Länge von 321 km aufgezeichnet.[13][14]
Im Blitzkanal wird die Luft schlagartig auf bis zu 30.000 °C erhitzt. Das den Blitzkanal schlauchförmig umhüllende Magnetfeld verhindert dabei die Ausdehnung der ionisierten und damit magnetisch beeinflussbaren Luftmoleküle. Die Folge ist ein extrem hoher Druck. Mit dem Ende des Leitblitzes und damit des Stroms bricht auch das Magnetfeld zusammen, und die heiße Luft dehnt sich explosionsartig aus, wodurch der Knall des Donners hervorgerufen wird. Das Grollen des Donners kommt durch Echo-Effekte, durch unterschiedliche Distanzen zum Blitzkanal und durch Dispersion (Abhängigkeit der Schallausbreitung von der Wellenlänge) zustande. Der Blitz selbst erreicht etwa ein Zehntel bis ein Drittel der Lichtgeschwindigkeit, wobei die für das Auge nicht wahrnehmbare Vorentladung nur mit einem Tausendstel der Lichtgeschwindigkeit verläuft, also mit 300 Kilometer pro Sekunde. Blitzentladungen innerhalb der Wolke werden gewöhnlich von einem länger anhaltenden und weniger scharf polternden Geräusch begleitet. Dies hängt zum einen mit der gewöhnlich größeren Distanz zusammen, ist aber vor allem auf die verschiedene Orientierung und Struktur von Erdblitz und Wolkenblitz zurückzuführen.
An der Stelle, wo der Blitz in den Boden geht (oder aus ihm heraus), bildet sich ein starkes Spannungsfeld (hohes Potential), das von der Stelle des Einschlags nach außen hin kreisförmig abnimmt und sich in das Erdreich kegelförmig spitz fortsetzt, daher der Name. Fläche, Tiefe und Potential des Kegels sind z. B. abhängig von der Stärke des Blitzes, der Bodenbeschaffenheit und Feuchtigkeit. Im Zentrum des Kegels kann es zu Gesteinsaufschmelzung kommen. Es entsteht dann ein Fulgurit.
Mit „Blitzschlag“ ist nicht nur der direkte Treffer gemeint, sondern auch Schädigungen durch den Spannungskegel. Steht z. B. ein Blitzopfer mit beiden Beinen auf dem Boden, befindet sich jedes Bein auf einem etwas anderen Potential. Die Potentialdifferenz im Körper, die sogenannte Schrittspannung, führt zu Schäden an Organen. Diese sind nicht tödlich, falls die Differenz gering ist, z. B. wenn das Opfer im Moment des Einschlags beide Füße dicht nebeneinander hat und die Spannungsdifferenz minimiert ist. Bei jemandem, der mit Kopf oder Füßen in Richtung Einschlagstelle liegt, ist die Spannungsdifferenz u. U. aber sehr groß. Dann kann auch ein Einschlag, der weiter entfernt ist, zu schweren Schäden führen. Aus diesem Grund sind vierbeinige Tiere (z. B. Kühe auf der Weide) besonders gefährdet. Stärke und Form des Spannungskegels sind in der Regel nicht vorhersehbar.
„Blue Jets“ (engl., „blauer Strahl“) sind bläulich leuchtende Lichtfontänen, die sich oberhalb von Gewitterzellen mit ca. 100 km/s bis 50 km hoch ausbreiten.[15]
Ein Elmsfeuer ist eine Funkenentladung gegen die umgebende Luft. Physikalisch betrachtet ist sie eine Vorentladung aufgrund großer Feldstärke. Sie tritt meistens an hohen Gegenständen wie Antennenmasten, Schiffsmasten, Flugzeugen (beim Fliegen in Gewitternähe oder einer mit Aschepartikeln durchtränkten Luftschicht) oder Gipfelkreuzen auf. Elmsfeuer können eine Blitzentladung einleiten. Bergsteiger berichten oft, dass diese sog. Spitzenentladung auch am Pickel auftritt, den man daher bei Gewittern nicht in der Hand tragen soll.
Bei „Elfen“ (engl. elves) handelt es sich um Blitzentladungen, welche die Gase in der Ionosphäre in Schwingung versetzen , sodass sie kurz ringförmig leuchten. Sie treten über großen Gewitterwolken als farbiger Ring in etwa 90 km Höhe auf und werden vermutlich durch Wolkenblitze induziert.
Blitzentladungen können auch durch einen Vulkanausbruch ausgelöst werden.
Ein Flächenblitz zeigt zahlreiche Verzweigungen vom Hauptblitzkanal.
Kugelblitze sind seltene, kugelförmige Leuchterscheinungen, die bei Gewittern beobachtet wurden. Die zumeist auf Augenzeugenberichten basierenden Fälle können physikalisch nur unzureichend erklärt werden.
Ein Linienblitz hat keine Verzweigungen. Er sucht sich jedoch nicht immer den direkten Weg zum Erdboden, sondern kann auch Bögen beschreiben, die aus einer bestimmten Perspektive als Knoten und kreisförmige Verschlingungen gesehen werden können. Der Linienblitz ist häufiger zu sehen als andere Blitze.
Der Perlschnurblitz ist eine Blitzart, bei der der Blitz nicht durch einen zusammenhängenden Blitzkanal gekennzeichnet ist, sondern in einzelne, meistens nur wenige Meter lange Segmente zerfällt. Diese einzelnen Segmente leuchten heller und meistens auch etwas länger als ein „normaler“ Linienblitz. Von weitem betrachtet sehen die kurzen, leuchtenden Segmente des Blitzes wie eine Perlenschnur aus.
Perlschnurblitze sind wie Kugelblitze sehr seltene Blitzphänomene. In Laboren ist es bereits gelungen, Perlschnurblitze künstlich zu erzeugen. Dennoch hat man ihre Bildung noch nicht restlos verstanden: Als Ursache könnten Instabilitäten im Plasma des Blitzkanals in Frage kommen.
Ein „positiver“ oder „Megablitz“ ist ein Blitz, bei dem die Blitzentladung aus dem oberen, positiv geladenen Teil der Wolke (Amboss) zum Boden erfolgt. Diese Blitze sind um einiges stärker als negative Blitze und können kilometerweit vom eigentlichen Gewitter entfernt einschlagen. Sie dauern länger als ein negativer Blitz, haben demzufolge eine größere Energie und können somit einen weit größeren Schaden anrichten. Der Donner ist durch den länger anhaltenden Potentialausgleich lauter, einem Knall ähnlich und wird von einem niederfrequenten Poltern oder Rumpeln begleitet.
„Red Sprites“ (engl., „Rote Kobolde“) sind kurze, (ca. 5 ms), bis zu 100 km hoch reichende, Polarlichtern ähnelnde Entladungserscheinungen in der Mesosphäre oberhalb von großen Gewittern. Sie stehen im Zusammenhang mit Blitzen und sind hauptsächlich aus Flugzeugen beobachtbar, aus weiterer Entfernung (ca. 200 km) bei entsprechenden Sichtverhältnissen auch vom Boden.[15] Sie erscheinen meist rötlich - die rote Farbe entsteht durch die Fluoreszenz von Stickstoff, der durch Blitze des darunterliegenden Gewitters angeregt wurde - und haben unterschiedliche Formen von pilzartig bis lattenzaunähnlich.
Unter „Wetterleuchten“ (mittelhochdeutsch weterleichen zu „weter“ (Wetter) + „leichen“ (tanzen, hüpfen), volksetymologisch angelehnt an das nicht verwandte leuchten) wird meistens der Widerschein von Blitzen verstanden, wenn man sie selbst nicht sehen kann. Es tritt bei weiter entfernten Gewittern oder bei Blitzen in Erscheinung, die sich innerhalb von Wolken entladen. Den dazugehörenden Donner hört man wegen der großen Distanzen meistens nicht oder nur schwach.
Eine Entladung wird als Stroke (engl. für ‚(Blitz-)Schlag‘) bezeichnet. Zu statistischen Zwecken fasst man mehrere Strokes (Teilblitze), die innerhalb einer oder 1,5 Sekunden am gleichen Ort gemessen werden, zu einem Blitzereignis, engl. Flash (‚Blitz‘) zusammen. Nach der Datenbank CATS (Computer Aided Thunderstorm Surveillance System) der EUCLID (European Cooperation for Lightning Detection) ist ein Verhältnis von 100 Mio. Strokes zu 65 Mio. Flashes festzustellen, also etwa 3:2.[16][17]
Um die Blitzhäufigkeit (Anzahl der Blitzereignisse) vergleichbar zu erfassen und die Blitzgefahr abzuschätzen, ermittelt man die Blitzdichte Ng in Ereignissen (Flashes) je Quadratkilometer. Seit Entwicklung der elektromagnetischen Blitzortung ist die Blitzdichte heute exakt messbar, früher wurde sie aus dem keraunischen Pegel der Gewitterhäufigkeit abgeschätzt. Als gemitteltes Datum ist dieser Wert von der zugrunde gelegten Flächeneinheit (im Allgemeinen 1 km × 1 km) abhängig, für die Abschätzung am Einzelobjekt legt man die lokale Blitzdichte (etwa EN 62305-2 Blitzschutz – Risiko-Management) zugrunde.[18]
Blitze rufen starke elektromagnetische Störungen im Funkverkehr hervor (Atmosphärische Störungen). Auf unbenutzten Radiofrequenzen der Lang- und Mittelwelle machen sich Blitze durch deutliches Knacken oder Kratzen bemerkbar. Dieses Phänomen wird zur automatischen Ortung von Blitzeinschlägen genutzt. Dazu werden nach der heute üblichen Technik der Blitzortungssysteme mittels mindestens dreier Sensoren die Laufzeitunterschiede gemessen, und daraus die Position bestimmt (Time of arrival-Systeme, TOA, ähnlich der Funktion der GPS-Peilung) – die Technik der magnetischen Richtungspeilung hat sich nicht durchgesetzt.[19] Die Ergebnisse sind auf diversen Internetseiten als Blitzkarten erhältlich, wie sie zum Beispiel BLIDS von der Siemens AG oder das österreichische System ALDIS und andere Mitglieder von EUCLID (European Cooperation for Lightning Detection), oder NALDN (North American Lightning Detection Network) anbieten. Eine andere Methode sind die satellitengestützten globalen Blitzortungen, die auf optischen oder elektromagnetischen Messmethoden beruhen: Zu den wichtigen Blitzortungssatelliten und -systemen gehören: MicroLab-1 Optical Transient Detector (OTD); TRMM Lightning Imaging Sensor (LIS); GOES-R Geostationary Lightning Mapper (GLM), Lightning Mapper Sensor (LMS); auch die dritte Generation Meteosat ab 2015 soll ein Ortungssystem tragen.
Daneben ist auch Ortung über die Schumann-Resonanz möglich.[20]
Um bei einem Gewitter ohne Messmittel eine ungefähre Entfernungsangabe zu erhalten, kann die Zeit zwischen Blitz und Donner gemessen (gezählt) werden. Dabei wird die Laufzeit des Lichtes als geringfügig vernachlässigt. Diese Zeit in Sekunden, multipliziert mit der Schallgeschwindigkeit (343 m/s), ergibt die Entfernung in Metern. Näherungsweise kann auch die Zeit in Sekunden geteilt durch drei für die ungefähre Entfernung in Kilometern gerechnet werden. Zur Bestimmung des Donnerzeitpunktes ist dabei stets das erste wahrnehmbare Schallsignal zu verwenden, welches vom Blitz auf kürzestem Weg zum Beobachter gelangt und somit die Entfernung zu diesem Abschnitt des Blitzkanals relativ genau wiedergibt. Je nach Art des Blitzes ist dieser Blitzkanalabschnitt im Allgemeinen entweder der am nächsten zum Beobachter liegende Teil eines Wolkenblitzes oder der etwas oberhalb des Bodens liegende eines Bodenblitzes. Die Schallsignale von weiter entfernten Abschnitten des Blitzkanals bilden zusammen mit durch Reflexionen und Beugungen verzögerten Bestandteilen das Donnergrollen, welches wesentlich lauter als das Primärereignis sein kann.
Weltweit[21] gibt es zu jedem beliebigen Zeitpunkt 2000 bis 3000 Gewitter, was auf der gesamten Erde täglich 10 bis 30 Millionen Blitze ergibt (andere Schätzungen gehen nur von 4 Millionen aus). Das sind über 100 Blitze in jeder Sekunde. Doch nur 10 % aller Blitze schlagen in den Boden ein.
In der Bundesrepublik Deutschland gab es 2003 über 2 Millionen Blitze. In Österreich schwankt die seit 1992 registrierte Zahl zwischen 100.000 und 222.000, davon allerdings 70 % in der südöstlichen Landeshälfte und nur 10 % im alpinen Tirol. Die Regel, dass im Gebirge mehr Blitze auftreten, hat sich an Messdaten nicht bestätigt.
Die allgemeine Blitzhäufigkeit in Deutschland liegt zwischen 0,5 und zehn Einschlägen pro Quadratkilometer und Jahr. Der Schnitt Bayerns liegt bei weniger als einem Blitz pro km² jährlich, in Österreich und Norditalien bei 1–2, in Slowenien bei 3. Fast überall gibt es kleinere Bereiche, in denen die Blitzhäufigkeit zwei- bis dreimal so hoch wie in der Umgebung ist und umgekehrt. Vor allem aber hängt die Blitzhäufigkeit sehr stark von der Jahreszeit ab. Im Juli und August kommt es zu vielen Blitzschlägen, im Januar gibt es fast keine. Zudem gibt es in Großstädten mehr Blitze, was vermutlich mit der Luftverschmutzung und der Lufttemperatur (Stadtklima) zusammenhängt. Am häufigsten blitzt es in Deutschland im Schwarzwald, dicht gefolgt von der Rhein-Main-Gegend und dem Rhein-Neckar-Dreieck, in Österreich und Italien an den Südlichen Kalkalpen.
Forschungen der NASA (z. B. LIS) haben ergeben, dass die weltweit größte Blitzhäufigkeit im Kongobecken, speziell im Lee, d. h. westlich der Zentralafrikanischen Schwelle, zu finden ist. Weitere Zentren sind der Norden Kolumbiens bis hin zum Maracaibo-See in Venezuela (siehe Catatumbo-Gewitter), der äußerste Norden der von den Hochgebirgen umgebenen Indus-Ebene in Pakistan, die Straße von Malakka einschließlich des südlichen Teils der Malaiischen Halbinsel, Paraguay und Nordargentinien etwa entlang des Río Paraná sowie die Südstaaten der USA (namentlich Florida) und die vorgelagerten Karibikinseln.
Während es im Kongobecken mit geringen Verschiebungen ganzjährig blitzt, fällt in den anderen genannten Gebieten das Blitzmaximum signifikant mit dem Sommer der jeweiligen Hemisphäre oder mit dem Auftreten des Monsuns zusammen. Der Grund, dass speziell in diesen Gebieten so häufig intensive Gewitter auftreten, ist fast immer orografischer Natur, d. h., die vorherrschende Windrichtung zwingt die Luftmassen zum Aufsteigen an Gebirgsketten und das ist der Auslöser für die Entstehung gewittriger Niederschläge.
Jahr | Anzahl[22] | Pro km² | Stärkster Monat | Anzahl | Anteil | Stärkste Woche | Anzahl | Stärkster Tag | Anzahl |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2004 | 1.752.455 | 4,9 | Juli | 747.330 | 43 % | KW 30 | 326.246 | 23. Juli 2004 | 125.696 |
2005 | 1.927.941 | 5,4 | Juli | 869.882 | 45 % | KW 30 | 475.230 | 29. Juli 2005 | 277.768 |
2006 | 2.484.791 | 7,0 | Juli | 1.029.761 | 41 % | KW 25 | 360.410 | 25. Juni 2006 | 159.254 |
2007 | 2.662.409 | 7,5 | Juni | 1.023.778 | 38 % | KW 21 | 452.160 | 21. Juni 2007 | 162.139 |
2008 | 2.153.171 | 6,0 | Juli | 722.830 | 34 % | KW 31 | 274.444 | 25. Juni 2008 | 106.923 |
2009 | 2.354.567 | 6,6 | Juli | 1.047.679 | 44 % | KW 27 | 595.767 | 3. Juli 2009 | 191.636 |
2010 | 1.349.049 | 3,8 | Juli | 686.337 | 51 % | KW 28 | 389.672 | 17. Juli 2010 | 143.748 |
Blitze/km² über der Zeit (1992–2010) für Österreich mit Bundesländern
Jahr |
Burgenland |
Kärnten |
Nieder österreich |
Ober österreich |
Salzburg |
Steiermark |
Tirol |
Vorarlberg |
Wien |
Gesamt |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1992 | 4.071 (1,0) | 13.265 (1,4) | 19.094 (1,0) | 9304 (0,8) | 12.878 (1,8) | 29.013 (1,8) | 14.771 (1,2) | 2.328 (0,9) | 194 (0,5) | 104.918 (1,3) |
1993 | 7.979 (2,0) | 31.293 (3,3) | 40.701 (2,1) | 28.291 (2,4) | 22.614 (3,2) | 59.656 (3,6) | 28.155 (2,2) | 3.384 (1,3) | 296 (0,7) | 222.369 (2,7) |
1994 | 5.233 (1,3) | 27.712 (2,9) | 22.766 (1,2) | 12.395 (1,0) | 15.343 (2,1) | 41.881 (2,6) | 25.715 (2,0) | 3.190 (1,2) | 244 (0,6) | 154.479 (1,8) |
1995 | 5.560 (1,4) | 24.294 (2,5) | 23.892 (1,2) | 10.467 (0,9) | 12.295 (1,7) | 34.423 (2,1) | 17.992 (1,4) | 2.120 (0,8) | 426 (1,0) | 131.469 (1,6) |
1996 | 6.014 (1,5) | 14.756 (1,5) | 21.262 (1,1) | 14.153 (1,2) | 11.853 (1,7) | 32.690 (2,0) | 16.665 (1,3) | 1.835 (0,7) | 373 (0,9) | 119.601 (1,4) |
1997 | 5.164 (1,3) | 23.893 (2,5) | 20.043 (1,0) | 12.299 (1,0) | 10.380 (1,5) | 39.761 (2,4) | 10.793 (0,9) | 962 (0,4) | 241 (0,6) | 123.536 (1,5) |
1998 | 10.521 (2,7) | 30.567 (3,2) | 28.340 (1,5) | 16.032 (1,3) | 15.110 (2,1) | 55.805 (3,4) | 21.770 (1,7) | 1.349 (0,5) | 664 (1,6) | 180.158 (2,1) |
1999 | 3.770 (1,0) | 17.771 (1,9) | 20.592 (1,1) | 10.261 (0,9) | 7.786 (1,1) | 28.270 (1,7) | 10.252 (0,8) | 1.224 (0,5) | 256 (0,6) | 100.182 (1,2) |
2000 | 7.849 (2,0) | 29.079 (3,0) | 34.074 (1,8) | 21.522 (1,8) | 18.993 (2,7) | 54.673 (3,3) | 23.286 (1,8) | 3.745 (1,4) | 707 (1,7) | 193.928 (2,3) |
2001 | 5.973 (1,5) | 17.263 (1,8) | 24.456 (1,3) | 16.986 (1,4) | 10.055 (1,4) | 29.022 (1,8) | 14.538 (1,1) | 1.897 (0,7) | 368 (0,9) | 120.558 (1,4) |
2002 | 8.642 (2,2) | 21.588 (2,3) | 39.506 (2,1) | 27.328 (2,3) | 14.148 (2,0) | 41.864 (2,6) | 24.241 (1,9) | 3.874 (1,5) | 613 (1,5) | 181.804 (2,2) |
2003 | 7.620 (1,9) | 41.241 (4,3) | 32.510 (1,7) | 23.636 (2,0) | 20.555 (2,9) | 53.095 (3,2) | 28.483 (2,3) | 3.419 (1,3) | 1.196 (2,9) | 211.755 (2,5) |
2004 | 4.834 (1,2) | 17.941 (1,9) | 20.249 (1,1) | 17.600 (1,5) | 9.813 (1,4) | 36.050 (2,2) | 12.596 (1,0) | 2.942 (1,1) | 476 (1,1) | 122.501 (1,5) |
2005 | 3.996 (1,0) | 18.923 (2,0) | 36.400 (1,9) | 31.584 (2,6) | 12.289 (1,7) | 58.585 (3,6) | 14.318 (1,1) | 1.577 (0,6) | 317 (0,8) | 177.989 (2,1) |
2006 | 8.305 (2,1) | 43.715 (4,6) | 50.672 (2,6) | 38.662 (3,2) | 28.975 (4,1) | 72.777 (4,4) | 37.073 (2,9) | 3.300 (1,3) | 501 (1,2) | 283.980 (3,4) |
2007 | 8.143 (2,1) | 33.531 (3,5) | 57.540 (3,0) | 38.414 (3,2) | 26.225 (3,7) | 54.401 (3,3) | 26.024 (2,1) | 2.175 (0,8) | 1.142 (2,8) | 247.595 (3,0) |
2008 | 14.828 (3,7) | 37.521 (3,9) | 49.778 (2,6) | 26.821 (2,2) | 20.109 (2,8) | 66.386 (4,1) | 3.3938 (2,7) | 3.475 (1,3) | 1.235 (3,0) | 254.091 (3,0) |
2009 | 10.850 (2,7) | 45.675 (4,8) | 54.537 (2,8) | 29.099 (2,4) | 21.049 (2,9) | 92.255 (5,6) | 24.289 (1,9) | 4.298 (1,7) | 792 (1,9) | 282.844 (3,4) |
2010 | 14.584 (3,7) | 20.539 (2,1) | 44.526 (2,3) | 30.468 (2,5) | 11.542 (1,6) | 53.071 (3,2) | 13.583 (1,1) | 2.119 (0,8) | 1.205 (2,9) | 191.637 (2,3) |
2011 | 5.855 (1,5) | 18.220 (1,9) | 22.182 (1,2) | 16.821 (1,4) | 7.276 (1,0) | 34.245 (2,1) | 12.784 (1,0) | 1.890 (0,7) | 274 (0,7) | 119.547 (1,4) |
Ø (1992–2011) | 7.490 (1,9) | 26.439 (2,8) | 33.156 (1,7) | 21.607 (1,8) | 15.464 (2,2) | 48.396 (3,0) | 20.563 (1,6) | 2.555 (1,0) | 576 (1,4) | 176.246 (2,1) |
<1 1–<2 2–<3 3–<4 4–<5 5–<6 Quelle: ALDIS[24] (Jahresdurchschnitte und Flächenmittelwerte berechnet)[25] Der Anbieter ergänzt seine Veröffentlichungen um den folgenden Hinweis:
Im Juni 2017 veröffentlichte der ORF eine Landkarte mit der bezirksweisen Blitzdichte (pro Jahr und km2) gemittelt über die Jahre 2010–2016. [26]
Jahr | Anzahl | pro km² | stärkster Monat | Anzahl | Anteil |
---|---|---|---|---|---|
2004 | 357.787 | 8,7 | Juli | 145.504 | 41 % |
2005 | 354.828 | 8,6 | Juni | 125.093 | 35 % |
2006 | 485.929 | 11,8 | Juli | 241.769 | 50 % |
2007 | 453.090 | 11,0 | Juni | 181.078 | 40 % |
2008 | 348.106 | 8,4 | Juli | 148.507 | 43 % |
2009 | 460.164 | 11,1 | Juli | 212.191 | 46 % |
Blitze richten in Deutschland jährlich Schäden in Höhe von mehreren Millionen Euro an. 2014 verursachten Blitze versicherte Schäden in Höhe von 340 Millionen Euro.[27] Durch Blitzeinschlag können Haus- und Waldbrände entstehen, zunehmend werden jedoch elektrische Geräte beschädigt. Zum Schutz werden daher viele Gebäude mit einem Blitzschutzsystem versehen. Von Versicherungsgesellschaften wird der Blitzschutz privater Gebäude jedoch nicht ausdrücklich verlangt.
Schäden entstehen jedoch nicht nur durch direkten Einschlag, sondern auch durch Potentialunterschiede elektrischer Anlagen oder des Bodens sowie durch elektromagnetische Induktion in längeren Kabelstrecken. Überspannungsschutzsteckdosen für elektronische Geräte wie Computer sind daher recht unzureichende Glieder einer Kette von Maßnahmen des Blitzschutzes. Werden sie allein eingesetzt, schützen sie insbesondere dann kaum, wenn an den Geräten weitere Leitungen angeschlossen sind (Telefonleitung, Antennenanlage, Kabelfernsehen). Wirksamer ist es, alle Leitungen (Strom, Gas, Wasser, Telefon, Antenne, Kabelfernsehen) bei Gebäudeeintritt auf eine gemeinsame Potentialausgleichsschiene zu führen. Zusätzlich sollten die Strom- und Signalleitungen mit Überspannungsableitern (Grob- und Feinschutz) versehen sein. Bei Antennenanlagen gilt weiterhin die alte Regel, den Antennenstecker vor einem Gewitter vom Gerät abzuziehen.
Ein besonders spektakulärer Blitzschaden ereignete sich 1970 am Langwellensender Orlunda in Schweden. Damals zerstörte ein Blitzschlag den Fußpunktisolator des 250 Meter hohen Zentralmasts des Langwellensenders und brachte diesen dabei zum Einsturz.
Während eines Gewitters ist man im Freien – vor allem auf erhöhten Standpunkten – der Gefahr des Blitzschlags ausgesetzt. Die Effekte eines direkten Blitzschlages entsprechen in etwa denen eines Stromunfalls mit den für Hochspannungsunfälle typischen Verletzungen wie Verbrennungen, aber auch Auswirkungen auf das Nervensystem (wie Gehirn, Rückenmark), Muskulatur einschließlich des Herzens und anderer Organe sowie (bleibende) Schädigungen sind möglich, die u. a. zur Bewusstlosigkeit (Koma), Lähmungen und tödlichen Herz-, Kreislauf- und Atemstillstand führen können.[28][29] Dabei ist innerhalb einer Stunde nach dem Unfall die Ausbildung von Hautverletzungen in Form einer Lichtenberg-Figur möglich. Direkte Blitzeinschläge in Menschen verlaufen oft tödlich, vor allem bei stärkeren Blitzen.[30]
Bei etwa 50 % der Blitzopfer, die überleben, treten nach Monaten bis Jahren neurologische Folgeschäden auf.[31]
Zusätzlich zu den direkten Auswirkungen des elektrischen Stroms stellt auch die durch den Blitz resultierende Druckwelle eine Gefahr dar. Diese kann je nach Stärke des Blitzes einer Sprengwirkung von ungefähr 30 kg TNT entsprechen und noch in einiger Entfernung Folgeverletzungen wie Gehörschäden, zum Beispiel Hörsturz, Tinnitus oder Risse im Trommelfell, aber auch unter Umständen lebensbedrohliche Risse der Lunge oder Verletzungen innerer Organe sowie Frakturen verursachen.[32]
Je nach Situation können weitere indirekte Wirkungen bestehen, beispielsweise durch das Erschrecken oder die Blendwirkung, welche zu Folgeunfällen führen können. Personen, die sich in der Nähe eines Blitzschlags befunden haben, haben in der Folgezeit zum Teil physiologische oder psychische Störungen oder Veränderungen,[33][34] die sich sogar dauerhaft in einer Persönlichkeitsveränderung auswirken können.[35]
Tödlicher Blitzschlag ist in Deutschland selten geworden; die durchschnittlich drei bis sieben Todesopfer pro Jahr ließen sich durch weitere Vorsichtsmaßnahmen noch weiter reduzieren.[36] Im 19. Jahrhundert wurden in Deutschland noch an die 300 Personen jährlich vom Blitz getötet, da wesentlich mehr Menschen auf freiem Feld in der Landwirtschaft arbeiteten und sich nicht in geschützte Objekte wie Autos, Traktoren oder Mähdrescher zurückziehen konnten.
Der beste Schutz besteht darin, unterwegs die kurzfristige Wetterentwicklung zu beobachten und bei Gewitterneigung erreichbare Zufluchtsorte zu identifizieren. Wetterprognosen sind heute noch zu ungenau, um den genauen Ort und Zeitpunkt eines Gewitters vorauszusagen. Kurzfristige Unwetterwarnungen per Handy-App können durchaus hilfreich sein, ersetzen aber dennoch nicht die konkreten Entscheidungen, die je nach Situation getroffen werden müssen.
Nach der 30/30-Regel geht man davon aus, dass die Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden, hoch ist, sobald bei Heraufziehen eines Gewitters zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden liegen bis zu dem Zeitpunkt, wo 30 Minuten nach dem letzten Blitz oder Donner vergangen sind.[37] Innerhalb dieser Zeit soll ein sicherer Ort aufgesucht und nicht wieder verlassen werden.
Wenn kein Schutz in Gebäuden oder Fahrzeugen gefunden werden kann, gelten folgende Regeln:
Die anderen Gefahren von Gewittern müssen auch berücksichtigt werden. An Bächen und Flüssen kann eine Sturzflut geschehen, und insbesondere im Gebirge kann die Temperatur sehr rasch und sehr stark absinken.
In Deutschland ist vom Gesetzgeber ein Blitzableiter an Wohngebäuden grundsätzlich nicht zwingend vorgeschrieben.[43] In den baurechtlichen Vorschriften der anhängigen Musterbauordnung heißt es unter § 46 Blitzschutzanlagen lediglich knapp:
„Bauliche Anlagen, bei denen nach Lage, Bauart oder Nutzung Blitzschlag leicht eintreten oder zu schweren Folgen führen kann, sind mit dauernd wirksamen Blitzschutzanlagen zu versehen.“
Jedes Bauvorhaben erfordert damit eine Einzelfallprüfung hinsichtlich der Blitzschlagwahrscheinlichkeit (zum Beispiel anhand der Lage und Ausdehnung des Gebäudes) und einer Folgenabschätzung (zum Beispiel Personenschaden).
Der entsprechende Wortlaut im österreichischen Baurecht lautet: „Bauwerke sind mit Blitzschutzanlagen auszustatten, wenn sie wegen ihrer Lage, Größe oder Bauweise durch Blitzschlag gefährdet sind oder wenn der Verwendungszweck oder die kulturhistorische Bedeutung des Bauwerks dies erfordern“.[44]
Der Gesetzgeber benennt keine technische Regel, nach der diese Prüfung durchgeführt werden soll. Im Prinzip ist daher der Bauherr/Architekt in der Nachweisführung frei, soweit alle im Gesetzestext genannten Einflussgrößen (Lage, Bauart, Nutzung, Folgen) detailliert betrachtet werden.[41]
In der Praxis erweist sich das als gar nicht so einfach, weil in der Regel die erforderlichen Abschätzungen eine entsprechende Erfahrung voraussetzen. Welcher Arbeitsaufwand hinter einer fachgerechten Risikobeurteilung stecken kann, lässt sich anhand der EN 62305-11 Teil 2 (Deutschland: VDE 0185-305) ablesen. Diese Norm erfüllt vom Umfang die gesetzlichen Mindestanforderungen, die Anwendung ist also baurechtlich zulässig. Andererseits ist der Aufwand für die Datenerfassung und Berechnung für viele Bauvorhaben unangemessen hoch. Besonders problematisch ist jedoch, dass in Einzelfällen die Berechnungsergebnisse nicht mit dem geltenden Baurecht in Einklang stehen. Der Gesetzgeber oder die Rechtsprechung haben für bestimmte Gebäudetypen/Nutzergruppen andere Festlegungen getroffen. Weichen die Berechnungsergebnisse der Risikoermittlung von den gesetzlichen Forderungen ab, so sind grundsätzlich die höheren Anforderungen umzusetzen.
Die Risikoermittlung wird immer nur der erste Schritt bei der Planung einer Blitzschutz-Anlage sein, in einem weiteren Schritt sind die baurechtlichen Besonderheiten zu berücksichtigen, und anschließend sind die in der Risikoermittlung getroffenen Annahmen (ausgewählte Reduktionsfaktoren, Schadenfaktoren usw.) umzusetzen. Auch für die anschließende Planung des Blitzschutzes einer baulichen Anlage werden in der EN 62305-11 Teil 1 bis 4 weiterführende Aussagen getroffen.
In der Bibel werden Blitze (und Donner) zum Beispiel für den Zorn Gottes verwendet (Ex 9,24 EU; 2 Sam 22,15 EU; Hi 37 EU; Ps 18 EU), für das Strafgericht Gottes (Sach 9,14 EU), für Gottes Offenbarung an die Menschen (Ex 20,18 EU; Offb 4,5 EU), für das Kommen des Menschensohnes (Mt 24,27 EU; Lk 17,24 EU), für das Fallen des Satans (Lk 10,18 EU) und für das Wesen der Engel und Auferstandenen (Hes 1,14 EU; Dan 10,6 EU; Mt 28,3 EU).
In der griechischen Antike waren die Blitze dem Zeus als Blitzschleuderer zugeordnet, bei den Römern dem Jupiter. Ein Blitzbündel in der Hand als Attribut des Blitzewerfers findet sich in literarischen Quellen (bspw. bei Homer) und auf Darstellungen seither. Die Etrusker sahen in Blitzen Orakel, durch die sie die Gegenwart und Zukunft deuten konnten. Nur die Priester (Haruspices) waren zur Deutung der Blitze gemäß der Blitzlehre befugt. Schon zu dieser Zeit (zwischen 800 und 600 v. Chr.) wurden Blitze kategorisiert und beobachtet.
Die Germanen deuteten den Blitz als sichtbares Zeichen dafür, dass Thor (Donar) seinen Hammer zur Erde geschleudert hatte. Bei den baltischen Völkern war es der Gewittergott Perkūnas.
Auch auf anderen Planeten unseres Sonnensystems, zum Beispiel auf der Venus oder dem Jupiter, treten Blitze auf. Voraussetzung dafür ist eine dichte Atmosphäre.
sv:Åska#Blixten