Grand-Tack-Modell: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Grand-Tack-Modell''' oder die '''Grand-Tack-Hypothese''' bietet eine mögliche Erklärung einiger Eigenschaften des [[Sonnensystem]]s durch eine Annahme bezüglich seiner Entstehung.
Das '''Grand-Tack-Modell''' oder die '''Grand-Tack-[[Hypothese]]''' bietet eine mögliche Erklärung einiger Eigenschaften des [[Sonnensystem]]s durch eine Annahme bezüglich seiner Entstehung.


== Zur Wortherkunft des Namens ==
== Namensherkunft ==
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{{lang|en|Tack}}<ref>[[wikt:en:tack|tack]] im englischen Wiktionary</ref> bedeutet hier ''Wende'' oder ''Umkehr'' im [[Nautisch|nautischen]] Sinn oder auch wie bei einer [[Pendeluhr]]. Das Wort hat aber viele weitere Bedeutungen wie Kreuzen, Hinzufügung, Reißnagel, Sattel- und Zaumzeug, Klebrigkeit oder auch vom Französischen her Fleck wie in ''Grande Tache rouge'', dem [[Großer Roter Fleck|großen roten Fleck des Jupiter]].
Bedeutungen wie Kreuzen, Hinzufügung, Reißnagel, Sattel- und Zaumzeug, Klebrigkeit oder auch vom frz. her Fleck wie in ''Grande Tache rouge'', dem [[Jupiter (Planet)#Großer Roter Fleck|großen roten Fleck des Jupiter]].


== Das Modell ==
== Das Modell ==
Das innere Sonnensystem soll durch die [[Migration (Astronomie)|Wanderung]]<ref name="Masset_Snellgrove_2001">{{Literatur |Autor=F. Masset, M. Snellgrove |Titel=:Reversing type II migration: resonance trapping of a lighter giant protoplanet |Sammelwerk=Monthly Notices of the Royal Astronomical Society |Band=Vol. 320 |Nummer=4 |Datum=2001 |Seiten=L55-L59 |Online=http://mnras.oxfordjournals.org/content/320/4/L55 |DOI=10.1046/j.1365-8711.2001.04159.x}}</ref> des [[Jupiter (Planet)|Jupiters]] in der [[Protoplanetare Scheibe|protoplanetaren Gasscheibe]], zunächst nach innen bis etwa 1,5 [[Astronomische Einheit|AU]] bis zum ''Grand Tack,'' der ''Großen Wende,'' und danach nach außen gemeinsam mit dem [[Saturn (Planet)|Saturn]] seine heutige Form bekommen haben.
 
Die sonst unerwartet geringe Masse des [[Mars (Planet)|Mars]] und auch jene der anderen inneren [[Planet]]en und deren Abstände würden sich so recht natürlich ergeben. Der [[Asteroidengürtel]] hätte sich während dieser Wanderung stark geleert und später "wiederbevölkert"; dies kann mit den heute sichtbaren Spektralklassen S und C in Zusammenhang gebracht werden. Ebenso passt dies zur Herkunft des irdischen [[Wasservorkommen im Universum#Sonnensystem|Wassers]]. Während große Teile der Erde sich aus wasserarmem Material, das vor Ort war, gebildet hätten, könnte sich so wasserreiches Material von weit außen hineingemischt haben, welches von den großen Planeten über den Asteroidengürtel hinaus in die innere Region gestreut wurde. Auch mit den späteren Wanderungen im [[Nizza-Modell]] ist das Modell verträglich.
Das innere Sonnensystem soll seine heutige Form bekommen haben durch die [[Migration (Astronomie)|Wanderung]]<ref name="Masset_Snellgrove_2001">{{Literatur |Autor=F. Masset, M. Snellgrove |Titel=Reversing type II migration: resonance trapping of a lighter giant protoplanet |Sammelwerk=Monthly Notices of the Royal Astronomical Society |Band=Vol. 320 |Nummer=4 |Datum=2001 |Seiten=L55-L59 |Online=http://mnras.oxfordjournals.org/content/320/4/L55 |DOI=10.1046/j.1365-8711.2001.04159.x}}</ref> des [[Jupiter (Planet)|Jupiters]] in der [[Protoplanetare Scheibe|protoplanetaren Gasscheibe]], zunächst nach innen bis zum ''Grand Tack,'' der ''Großen Wende,'' bei etwa 1,5&nbsp;[[Astronomische Einheit|AU]] und danach nach außen gemeinsam mit dem [[Saturn (Planet)|Saturn]].
 
Die unerwartet geringe Masse des [[Mars (Planet)|Mars]] und der anderen [[Innere Planeten|inneren Planeten]] sowie deren Abstände würden sich so recht natürlich ergeben.
 
Der [[Asteroidengürtel]] hätte sich während dieser Wanderung stark geleert und später „wiederbevölkert“; dies kann mit den heute sichtbaren [[Asteroid#Die Zusammensetzung von Asteroiden|Spektralklassen]] S und C in Zusammenhang gebracht werden.
 
Ebenso passt dies zur [[Herkunft des irdischen Wassers]]: Während große Teile der Erde sich aus wasserarmem Material, das vor Ort war, gebildet hätten, könnte sich wasserreiches Material von weit außen hineingemischt haben, welches von den [[Gasplanet|großen Planeten]] über den Asteroidengürtel hinaus in die innere Region gestreut wurde.
 
Auch mit den späteren Wanderungen im [[Nizza-Modell]] ist das Modell verträglich.


== Rezeption ==
== Rezeption ==
Der Begriff ''Grand Attack'' wurde in Zusammenhang mit dem möglicherweise statistisch ungewöhnlichen Fehlen größerer sonnennaher Planeten im Sonnensystem benutzt.<ref>{{Literatur |Autor=Konstantin Batygin, Gregory Laughlin |Titel=''Jupiter’s Decisive Role in the Inner Solar System’s Early Evolution'' |Datum=2015-03-25 |arxiv=1503.06945}}</ref>
Der Begriff ''Grand Attack'' wurde in Zusammenhang mit dem möglicherweise [[statistisch]] ungewöhnlichen Fehlen größerer sonnennaher Planeten im Sonnensystem benutzt.<ref>{{Literatur |Autor=[[Konstantin Batygin]], Gregory Laughlin |Titel=''Jupiter’s Decisive Role in the Inner Solar System’s Early Evolution'' |Datum=2015-03-25 |arXiv=1503.06945}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
*{{Literatur |Autor=Kevin J. Walsh, Alessandro Morbidelli, Sean N. Raymond, David P. O'Brien & Avi M. Mandell |Titel=A low mass for Mars from Jupiter’s early gas-driven migration |Sammelwerk=Nature |Band=475 |Nummer=7041 |Datum=2011-07-14 |Seiten=206–209 |DOI=10.1038/nature10201}}
* {{Literatur |Autor=Kevin J. Walsh, [[Alessandro Morbidelli]], Sean N. Raymond, David P. O'Brien & Avi M. Mandell |Titel=A low mass for Mars from Jupiter’s early gas-driven migration |Sammelwerk=Nature |Band=475 |Nummer=7041 |Datum=2011-07-14 |Seiten=206–209 |DOI=10.1038/nature10201}}
*{{Literatur |Autor=Sean N. Raymond, Alessandro Morbidelli |Titel=The Grand Tack model: a critical review |Sammelwerk=Earth and Planetary Astrophysics (astro-ph.EP) |Datum=2014-09-22 |arxiv=1409.6340}}
* {{Literatur |Autor=Sean N. Raymond, Alessandro Morbidelli |Titel=The Grand Tack model: a critical review |Sammelwerk=Earth and Planetary Astrophysics (astro-ph.EP) |Datum=2014-09-22 |arXiv=1409.6340}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 2. März 2022, 20:37 Uhr

Das Grand-Tack-Modell oder die Grand-Tack-Hypothese bietet eine mögliche Erklärung einiger Eigenschaften des Sonnensystems durch eine Annahme bezüglich seiner Entstehung.

Namensherkunft

{{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)[1] bedeutet hier Wende oder Umkehr im nautischen Sinn oder auch wie bei einer Pendeluhr. Das Wort hat aber viele weitere Bedeutungen wie Kreuzen, Hinzufügung, Reißnagel, Sattel- und Zaumzeug, Klebrigkeit oder auch vom Französischen her Fleck wie in Grande Tache rouge, dem großen roten Fleck des Jupiter.

Das Modell

Das innere Sonnensystem soll seine heutige Form bekommen haben durch die Wanderung[2] des Jupiters in der protoplanetaren Gasscheibe, zunächst nach innen bis zum Grand Tack, der Großen Wende, bei etwa 1,5 AU und danach nach außen gemeinsam mit dem Saturn.

Die unerwartet geringe Masse des Mars und der anderen inneren Planeten sowie deren Abstände würden sich so recht natürlich ergeben.

Der Asteroidengürtel hätte sich während dieser Wanderung stark geleert und später „wiederbevölkert“; dies kann mit den heute sichtbaren Spektralklassen S und C in Zusammenhang gebracht werden.

Ebenso passt dies zur Herkunft des irdischen Wassers: Während große Teile der Erde sich aus wasserarmem Material, das vor Ort war, gebildet hätten, könnte sich wasserreiches Material von weit außen hineingemischt haben, welches von den großen Planeten über den Asteroidengürtel hinaus in die innere Region gestreut wurde.

Auch mit den späteren Wanderungen im Nizza-Modell ist das Modell verträglich.

Rezeption

Der Begriff Grand Attack wurde in Zusammenhang mit dem möglicherweise statistisch ungewöhnlichen Fehlen größerer sonnennaher Planeten im Sonnensystem benutzt.[3]

Literatur

  • Kevin J. Walsh, Alessandro Morbidelli, Sean N. Raymond, David P. O'Brien & Avi M. Mandell: A low mass for Mars from Jupiter’s early gas-driven migration. In: Nature. Band 475, Nr. 7041, 14. Juli 2011, S. 206–209, doi:10.1038/nature10201.
  • Sean N. Raymond, Alessandro Morbidelli: The Grand Tack model: a critical review. In: Earth and Planetary Astrophysics (astro-ph.EP). 22. September 2014, arxiv:1409.6340.

Einzelnachweise

  1. tack im englischen Wiktionary
  2. F. Masset, M. Snellgrove: Reversing type II migration: resonance trapping of a lighter giant protoplanet. In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society. Vol. 320, Nr. 4, 2001, S. L55-L59, doi:10.1046/j.1365-8711.2001.04159.x (oxfordjournals.org).
  3. Konstantin Batygin, Gregory Laughlin: Jupiter’s Decisive Role in the Inner Solar System’s Early Evolution. 25. März 2015, arxiv:1503.06945.