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'''Harald Fritzsch''' (* [[10. Februar]] [[1943]] in [[Zwickau]]) ist ein [[Physik#Theoretische Physik|theoretischer]] [[Physiker]], der vor allem wichtige Beiträge zur Theorie der [[Quark (Physik)|Quarks]], zur Entwicklung der [[Quantenchromodynamik]] und zur großen Vereinheitlichung des [[Standardmodell]]s der [[Elementarteilchen]] geleistet hat. | '''Harald Fritzsch''' (* [[10. Februar]] [[1943]] in [[Zwickau]]) ist ein [[Physik#Theoretische Physik|theoretischer]] [[Physiker]], der vor allem wichtige Beiträge zur Theorie der [[Quark (Physik)|Quarks]], zur Entwicklung der [[Quantenchromodynamik]] und zur großen Vereinheitlichung des [[Standardmodell]]s der [[Elementarteilchen]] geleistet hat. | ||
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Harald Fritzsch ist der Sohn des [[Bauunternehmen|Bauunternehmers]] Erich Fritzsch aus dem Zwickauer Vorort [[Reinsdorf (Sachsen)|Reinsdorf]]. Von 1957 bis 1961 besuchte er die [[Erweiterte Oberschule]] „[[Gerhart Hauptmann]]“ in Zwickau, die er mit dem [[Abitur]] abschloss. Danach war er ab dem Sommer 1961 Soldat der [[Nationale Volksarmee|Nationalen Volksarmee]] der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] in [[Kamenz]], wo er bei den Luftstreitkräften zum [[Funkanlage|Funker]] ausgebildet wurde. Er studierte von 1963 bis 1968 in [[Leipzig]] Physik. | Harald Fritzsch ist der Sohn des [[Bauunternehmen|Bauunternehmers]] Erich Fritzsch aus dem Zwickauer Vorort [[Reinsdorf (Sachsen)|Reinsdorf]]. Von 1957 bis 1961 besuchte er die [[Erweiterte Oberschule]] „[[Gerhart Hauptmann]]“ in Zwickau, die er mit dem [[Abitur]] abschloss. Danach war er ab dem Sommer 1961 Soldat der [[Nationale Volksarmee|Nationalen Volksarmee]] der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] in [[Kamenz]], wo er bei den Luftstreitkräften zum [[Funkanlage|Funker]] ausgebildet wurde. Er studierte von 1963 bis 1968 in [[Leipzig]] Physik. | ||
1968 waren er und ein Freund die Initiatoren einer riskanten, äußerst öffentlichkeitswirksamen Protestaktion<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-52429335.html | 1968 waren er und ein Freund die Initiatoren einer riskanten, äußerst öffentlichkeitswirksamen Protestaktion<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-52429335.html ''Das Transparent hängt, der Wecker tickt''.] [[Spiegel Online]], 1. März 1990</ref> gegen die Sprengung der 700 Jahre alten [[Paulinerkirche (Leipzig)|Paulinerkirche]].<ref> Dietrich Koch: {{Webarchiv |url=http://www.paulinerkirche.de/inhalt11.htm |wayback=20010201165100 |text=''Leipzig braucht die Universitätskirche''}}</ref> Fritzsch gelang zusammen mit seinem Freund [[Stefan Welzk]] im Juli 1968 eine gewagte Flucht per [[Faltboot]] über das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] aus dem damaligen [[Ostblock]] in die [[Türkei]]. Mit Hilfe eines [[Außenbordmotor]]s fuhren sie vom [[Slatni pjasazi|Goldenen Strand]] nördlich von [[Warna]] nach [[İğneada]] südlich der Grenze zwischen [[Bulgarien]] und der Türkei. | ||
Er setzte sein Studium in [[München]] fort, wo er mit [[Werner Heisenberg]] zusammenarbeitete und 1971 unter Anleitung von [[Heinrich Mitter]] mit einer Arbeit ''Über die algebraische Struktur von Observablen in der starken Wechselwirkung'' promovierte. Ein Jahr vorher war er als [[Promotion (Doktor)|Doktorand]] sechs Monate am [[Stanford Linear Accelerator Center]] der [[Stanford University|Stanford-Universität]]. Hier begann er, mit [[Murray Gell-Mann]] zu arbeiten. Nach der Promotion ging er ein Jahr an das Europäische Forschungszentrum [[CERN]] bei [[Genf]], wo er erneut mit Gell-Mann zusammenarbeitete. Anschließend wechselte er mit Gell-Mann zum [[California Institute of Technology]] (''Caltech'') in [[Pasadena (Kalifornien)|Pasadena]]. | Er setzte sein Studium in [[München]] fort, wo er mit [[Werner Heisenberg]] zusammenarbeitete und 1971 unter Anleitung von [[Heinrich Mitter]] mit einer Arbeit ''Über die algebraische Struktur von Observablen in der starken Wechselwirkung'' promovierte. Ein Jahr vorher war er als [[Promotion (Doktor)|Doktorand]] sechs Monate am [[Stanford Linear Accelerator Center]] der [[Stanford University|Stanford-Universität]]. Hier begann er, mit [[Murray Gell-Mann]] zu arbeiten. Nach der Promotion ging er ein Jahr an das Europäische Forschungszentrum [[CERN]] bei [[Genf]], wo er erneut mit Gell-Mann zusammenarbeitete. Anschließend wechselte er mit Gell-Mann zum [[California Institute of Technology]] (''Caltech'') in [[Pasadena (Kalifornien)|Pasadena]]. | ||
Fritzsch und Gell-Mann führten 1971 die [[Farbladung|Farbquantenzahl]] ein, wobei die Farbsymmetrie als eine exakte [[Symmetrie (Physik)|Symmetrie]] angenommen wurde. Mit Hilfe der Farbquantenzahl konnten Gell-Mann und Fritzsch zusammen mit [[William Bardeen]] die [[Lebensdauer (Physik)|Zerfallsrate]] des [[Elektrische Ladung|neutralen]] [[Pion]]s erklären. Ein Jahr später schlugen Fritzsch und Gell-Mann für die [[starke Wechselwirkung]] eine [[Eichtheorie]] vor<ref>{{Literatur | Autor=H. Fritzsch, Murray Gell-Mann, H. Leutwyler | Titel=Advantages of the Color Octet Gluon Picture | Sammelwerk=Phys. Lett. B | Band=47 | Nummer=4 | Datum=1973 | Seiten=365–368 | DOI=10.1016/0370-2693(73)90625-4}}</ref>, die heute als [[Quantenchromodynamik]] bezeichnet wird und als die richtige Theorie der starken Wechselwirkung angesehen wird. Im Jahr 1975 schrieb Fritzsch eine Arbeit mit [[Peter Minkowski]], in der die Gruppe [[Orthogonale Gruppe|SO(10)]] als Symmetrie der [[Große Vereinheitlichte Theorie|Großen Vereinheitlichung]] zum ersten Mal diskutiert wurde. Diese Theorie gilt heute als die Standardtheorie der Großen Vereinheitlichung. In der SO(10)-Theorie haben die [[Neutrino]]s eine [[Masse (Physik)|Masse]]. Die Entdeckung der [[Neutrinooszillation]]en im Jahre 1998 weist auf eine Neutrinomasse hin, in Übereinstimmung mit der SO(10)-Theorie. | Fritzsch und Gell-Mann führten 1971 die [[Farbladung|Farbquantenzahl]] ein, wobei die Farbsymmetrie als eine exakte [[Symmetrie (Physik)|Symmetrie]] angenommen wurde. Mit Hilfe der Farbquantenzahl konnten Gell-Mann und Fritzsch zusammen mit [[William Bardeen]] die [[Lebensdauer (Physik)|Zerfallsrate]] des [[Elektrische Ladung|neutralen]] [[Pion]]s erklären. Ein Jahr später schlugen Fritzsch und Gell-Mann für die [[starke Wechselwirkung]] eine [[Eichtheorie]] vor<ref>{{Literatur |Autor=H. Fritzsch, Murray Gell-Mann, H. Leutwyler |Titel=Advantages of the Color Octet Gluon Picture |Sammelwerk=Phys. Lett. B |Band=47 |Nummer=4 |Datum=1973 |Seiten=365–368 |DOI=10.1016/0370-2693(73)90625-4}}</ref>, die heute als [[Quantenchromodynamik]] bezeichnet wird und als die richtige Theorie der starken Wechselwirkung angesehen wird. Im Jahr 1975 schrieb Fritzsch eine Arbeit mit [[Peter Minkowski]], in der die Gruppe [[Orthogonale Gruppe|SO(10)]] als Symmetrie der [[Große Vereinheitlichte Theorie|Großen Vereinheitlichung]] zum ersten Mal diskutiert wurde. Diese Theorie gilt heute als die Standardtheorie der Großen Vereinheitlichung. In der SO(10)-Theorie haben die [[Neutrino]]s eine [[Masse (Physik)|Masse]]. Die Entdeckung der [[Neutrinooszillation]]en im Jahre 1998 weist auf eine Neutrinomasse hin, in Übereinstimmung mit der SO(10)-Theorie. | ||
Fritzsch arbeitete auch über „composite models“ für [[Lepton]]en und [[Quark (Physik)|Quarks]], über Massenmatrizen der Quarks und Leptonen, über schwache Zerfälle schwerer Quarks, über [[Kosmologie]] und über [[Physikalische Konstante|Fundamentalkonstanten]] in der Physik. Fritzsch entwickelte 1979 eine Theorie der Massenmatrizen der Quarks und Leptonen, in denen gewisse Elemente verschwinden (''texture zero''). Er kann die Mischungswinkel als Funktionen der Masseneigenwerte berechnen. Die Resultate können die Experimente sehr gut beschreiben. Seit der Inbetriebnahme des [[Teilchenbeschleuniger]]s [[Large Hadron Collider|LHC]] am CERN arbeitet Fritzsch erneut über „composite models“ der Quarks, Leptonen und schwachen [[Boson]]en. Eine Substruktur der Quarks sollte am LHC bald entdeckt werden, falls die Theorie von Fritzsch richtig ist. | Fritzsch arbeitete auch über „composite models“ für [[Lepton]]en und [[Quark (Physik)|Quarks]], über Massenmatrizen der Quarks und Leptonen, über schwache Zerfälle schwerer Quarks, über [[Kosmologie]] und über [[Physikalische Konstante|Fundamentalkonstanten]] in der Physik. Fritzsch entwickelte 1979 eine Theorie der Massenmatrizen der Quarks und Leptonen, in denen gewisse Elemente verschwinden (''texture zero''). Er kann die Mischungswinkel als Funktionen der Masseneigenwerte berechnen. Die Resultate können die Experimente sehr gut beschreiben. Seit der Inbetriebnahme des [[Teilchenbeschleuniger]]s [[Large Hadron Collider|LHC]] am CERN arbeitet Fritzsch erneut über „composite models“ der Quarks, Leptonen und schwachen [[Boson]]en. Eine Substruktur der Quarks sollte am LHC bald entdeckt werden, falls die Theorie von Fritzsch richtig ist. | ||
Von 1977 bis 1978 war er Professor an der [[Bergische Universität Wuppertal|Universität Wuppertal]]. Der Physiker und [[Nobelpreis]]träger [[Richard Feynman]] besuchte Fritzsch 1978 in [[Wuppertal]] und gab ein [[Kolloquium]], zu dem Hörer aus der ganzen [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Bundesrepublik]] anreisten. 1979 wechselte Fritzsch an die [[Universität Bern]]. Seit 1980 ist Fritzsch [[Lehrstuhl|Ordinarius]] an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]]. Fritzsch ist Ordentliches Mitglied der | Von 1977 bis 1978 war er Professor an der [[Bergische Universität Wuppertal|Universität Wuppertal]]. Der Physiker und [[Nobelpreis]]träger [[Richard Feynman]] besuchte Fritzsch 1978 in [[Wuppertal]] und gab ein [[Kolloquium]], zu dem Hörer aus der ganzen [[Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)|Bundesrepublik]] anreisten. 1979 wechselte Fritzsch an die [[Universität Bern]]. Seit 1980 ist Fritzsch [[Lehrstuhl|Ordinarius]] an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]]. Fritzsch ist Ordentliches Mitglied der | ||
[[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften|Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]]. Fritzsch arbeitet oft am CERN in Genf und am [[Deutsches Elektronen-Synchrotron|DESY]] in [[Hamburg]]. Seit Juni 2008 ist er emeritiert. Seither arbeitet er vornehmlich im Ausland ([[Vereinigte Staaten|USA]], [[Australien]], [[Volksrepublik China|China]], [[Japan]], [[Südafrika]], [[Singapur]]).<ref>[[Murray Gell-Mann]]: [http://www.physik. | [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften|Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]]. Fritzsch arbeitet oft am CERN in Genf und am [[Deutsches Elektronen-Synchrotron|DESY]] in [[Hamburg]]. Seit Juni 2008 ist er emeritiert. Seither arbeitet er vornehmlich im Ausland ([[Vereinigte Staaten|USA]], [[Australien]], [[Volksrepublik China|China]], [[Japan]], [[Südafrika]], [[Singapur]]).<ref>[[Murray Gell-Mann]]: [http://www.asc.physik.lmu.de/activities/symposia/archiv/fritzschsymposium/index.html Physics adventures with Harald Fritzsch] – Festkolloquium: Emeritierung Prof. Dr. Harald Fritzsch</ref> | ||
Fritzsch ist Mitglied der [[Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte]] (GDNÄ). In den Jahren 2003 und 2004 war er Präsident dieser Gesellschaft und leitete die große GDNÄ-Tagung in [[Passau]]. Fritzsch ist Ehrenmitglied des [[Paulinerverein]]s in Leipzig, der sich für den Wiederaufbau der Paulinerkirche einsetzt. Seit 1998 organisiert er zusammen mit Willibald Plessas die Tagung über Quantenchromodynamik und das Standardmodell der Elementar[[teilchenphysik]], die seither bereits siebenmal <ref>(1998, [http://physik.uni-graz.at/itp/quarks/ 2003], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw06/welcome.php 2006], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw08/welcome.php 2008], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw10/welcome.php 2010], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw12/index.php 2012] | Fritzsch ist Mitglied der [[Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte]] (GDNÄ). In den Jahren 2003 und 2004 war er Präsident dieser Gesellschaft und leitete die große GDNÄ-Tagung in [[Passau]]. Fritzsch ist Ehrenmitglied des [[Paulinerverein]]s in Leipzig, der sich für den Wiederaufbau der Paulinerkirche einsetzt. Seit 1998 organisiert er zusammen mit Willibald Plessas die Tagung über Quantenchromodynamik und das Standardmodell der Elementar[[teilchenphysik]], die seither bereits siebenmal<ref>(1998, [http://physik.uni-graz.at/itp/quarks/ 2003], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw06/welcome.php 2006], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw08/welcome.php 2008], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw10/welcome.php 2010], [http://physik.uni-graz.at/itp/oberw/oberw12/index.php 2012], [http://physik.uni-graz.at/oberwoelz2014/ 2014] und [http://physik.uni-graz.at/oberwoelz2018/index.php 2018])</ref> in [[Oberwölz Stadt|Oberwölz]] in der [[Steiermark]] stattfand. Im Februar 2010 leitete Fritzsch eine große internationale Tagung an der [[Nanyang Technological University]] in Singapur aus Anlass des 80. Geburtstags von Murray Gell-Mann. Fritzsch organisierte die Internationale Konferenz über massive Neutrinos, die im Februar 2015 in Singapur stattfand, die Internationale Konferenz über Neue Physik am „Large Hadron Collider“ (Singapur, März 2016), eine Konferenz über Kosmologie und Gravitationswellen in Singapore (Februar 2017) und eine Konferenz über Teilchenphysik und Kosmologie in Singapore (März 2018). | ||
Zu seinen Doktoranden zählen [[Dieter Lüst]], Ulrich Baur und [[Marcus Hutter]]. | Zu seinen Doktoranden zählen [[Dieter Lüst]], Ulrich Baur und [[Marcus Hutter]]. | ||
== Wirken als Publizist == | == Wirken als Publizist == | ||
Harald Fritzsch machte sich auch als Autor [[Populärwissenschaftliche Literatur|populärwissenschaftlicher Bücher]] einen Namen.<ref> | Harald Fritzsch machte sich auch als Autor [[Populärwissenschaftliche Literatur|populärwissenschaftlicher Bücher]] einen Namen.<ref>''Kompass'' – Das Stadtmagazin für Zwickau und Umgebung, Vogtland und Erzgebirge, Ausgabe 07/08/2009, S. 25</ref> Sein Buch „Quarks“, das 1981 in München erschien, wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Erfolgreich war auch sein Buch über Kosmologie „Vom [[Urknall]] zum Zerfall“. | ||
Mitte der 1980er Jahre produzierte Fritzsch am [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]] in [[Köln]] die sechsteilige Fernsehserie „Mikrokosmos“, die viele Male in den [[Drittes Fernsehprogramm|Dritten Programmen]] der deutschen Fernsehanstalten gezeigt wurde. | Mitte der 1980er Jahre produzierte Fritzsch am [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]] in [[Köln]] die sechsteilige Fernsehserie „Mikrokosmos“, die viele Male in den [[Drittes Fernsehprogramm|Dritten Programmen]] der deutschen Fernsehanstalten gezeigt wurde. | ||
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== Auszeichnungen == | == Auszeichnungen == | ||
Für seine erfolgreiche Buchserie wurde Fritzsch 1994 mit der Medaille für naturwissenschaftliche | Für seine erfolgreiche Buchserie wurde Fritzsch 1994 mit der [[Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik]] der [[Deutsche Physikalische Gesellschaft|Deutschen Physikalischen Gesellschaft]] ausgezeichnet. Die [[Dirac Medal (UNSW)|Dirac Medal]] der Universität von [[New South Wales]] in Australien erhielt Fritzsch im Jahr 2008. | ||
Die [[Universität Leipzig]] verlieh ihm am 16. Mai 2013 die [[Ehrendoktor]]würde. | Die [[Universität Leipzig]] verlieh ihm am 16. Mai 2013 die [[Ehrendoktor]]würde. | ||
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* ''Die verbogene Raum-Zeit – Newton, Einstein und die Gravitation''. Piper, 1996 | * ''Die verbogene Raum-Zeit – Newton, Einstein und die Gravitation''. Piper, 1996 | ||
* ''Elementarteilchen – Bausteine der Materie''. [[Verlag C.H.Beck#C. H. Beck Wissen|Beck]], 2004 | * ''Elementarteilchen – Bausteine der Materie''. [[Verlag C.H.Beck#C. H. Beck Wissen|Beck]], 2004 | ||
* ''Materie in Raum und Zeit''. | * als Herausgeber und Ko-Autor: ''Materie in Raum und Zeit''. Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. 123. Versammlung 18. Bis 21. September 2004. Leipzig: Hirzel, 2005 | ||
* ''Das absolut Unveränderliche – Die letzten Rätsel der Physik''. Piper, 2005 | * ''Das absolut Unveränderliche – Die letzten Rätsel der Physik''. Piper, 2005 | ||
* ''Sie irren, Einstein! – Newton, Einstein, Heisenberg und Feynman diskutieren die Quantenphysik''. Piper, 2008 | * ''Sie irren, Einstein! – Newton, Einstein, Heisenberg und Feynman diskutieren die Quantenphysik''. Piper, 2008 | ||
* ''Mikrokosmos – Die Welt der kleinsten Teilchen''. Piper, 2012 | * ''Mikrokosmos – Die Welt der kleinsten Teilchen''. Piper, 2012 | ||
* ''Quantenfeldtheorie – Wie man beschreibt, was die Welt im Innersten zusammenhält''. [[Springer Spektrum]], 2015 | * ''Quantenfeldtheorie – Wie man beschreibt, was die Welt im Innersten zusammenhält''. [[Springer Spektrum]], 2015 | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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* [http://www.theorie.physik.uni-muenchen.de/lsfritzsch/members/professors/harald_fritzsch/index.html Homepage von Prof. Harald Fritzsch] | * [http://www.theorie.physik.uni-muenchen.de/lsfritzsch/members/professors/harald_fritzsch/index.html Homepage von Prof. Harald Fritzsch] | ||
* Harald Fritzsch: [http://online.itp.ucsb.edu/online/colloq/fritzsch1/ ''The Problem of Mass for Quarks and Leptons''] | * Harald Fritzsch: [http://online.itp.ucsb.edu/online/colloq/fritzsch1/ ''The Problem of Mass for Quarks and Leptons''.] Vortrag (englisch) vom 22. März 2000 am [[Kavli Institute for Theoretical Physics]]: (Vortragsunterlagen / Audioaufzeichnung) | ||
* Harald Fritzsch: [http://cerncourier.com/cws/article/cern/50796 The history of QCD] | * Harald Fritzsch: [http://cerncourier.com/cws/article/cern/50796 The history of QCD.] In: ''CERN Courier'', September 2012 | ||
== Einzelnachweise == | |||
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Harald Fritzsch (* 10. Februar 1943 in Zwickau) ist ein theoretischer Physiker, der vor allem wichtige Beiträge zur Theorie der Quarks, zur Entwicklung der Quantenchromodynamik und zur großen Vereinheitlichung des Standardmodells der Elementarteilchen geleistet hat.
Harald Fritzsch ist der Sohn des Bauunternehmers Erich Fritzsch aus dem Zwickauer Vorort Reinsdorf. Von 1957 bis 1961 besuchte er die Erweiterte Oberschule „Gerhart Hauptmann“ in Zwickau, die er mit dem Abitur abschloss. Danach war er ab dem Sommer 1961 Soldat der Nationalen Volksarmee der DDR in Kamenz, wo er bei den Luftstreitkräften zum Funker ausgebildet wurde. Er studierte von 1963 bis 1968 in Leipzig Physik.
1968 waren er und ein Freund die Initiatoren einer riskanten, äußerst öffentlichkeitswirksamen Protestaktion[1] gegen die Sprengung der 700 Jahre alten Paulinerkirche.[2] Fritzsch gelang zusammen mit seinem Freund Stefan Welzk im Juli 1968 eine gewagte Flucht per Faltboot über das Schwarze Meer aus dem damaligen Ostblock in die Türkei. Mit Hilfe eines Außenbordmotors fuhren sie vom Goldenen Strand nördlich von Warna nach İğneada südlich der Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei.
Er setzte sein Studium in München fort, wo er mit Werner Heisenberg zusammenarbeitete und 1971 unter Anleitung von Heinrich Mitter mit einer Arbeit Über die algebraische Struktur von Observablen in der starken Wechselwirkung promovierte. Ein Jahr vorher war er als Doktorand sechs Monate am Stanford Linear Accelerator Center der Stanford-Universität. Hier begann er, mit Murray Gell-Mann zu arbeiten. Nach der Promotion ging er ein Jahr an das Europäische Forschungszentrum CERN bei Genf, wo er erneut mit Gell-Mann zusammenarbeitete. Anschließend wechselte er mit Gell-Mann zum California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena.
Fritzsch und Gell-Mann führten 1971 die Farbquantenzahl ein, wobei die Farbsymmetrie als eine exakte Symmetrie angenommen wurde. Mit Hilfe der Farbquantenzahl konnten Gell-Mann und Fritzsch zusammen mit William Bardeen die Zerfallsrate des neutralen Pions erklären. Ein Jahr später schlugen Fritzsch und Gell-Mann für die starke Wechselwirkung eine Eichtheorie vor[3], die heute als Quantenchromodynamik bezeichnet wird und als die richtige Theorie der starken Wechselwirkung angesehen wird. Im Jahr 1975 schrieb Fritzsch eine Arbeit mit Peter Minkowski, in der die Gruppe SO(10) als Symmetrie der Großen Vereinheitlichung zum ersten Mal diskutiert wurde. Diese Theorie gilt heute als die Standardtheorie der Großen Vereinheitlichung. In der SO(10)-Theorie haben die Neutrinos eine Masse. Die Entdeckung der Neutrinooszillationen im Jahre 1998 weist auf eine Neutrinomasse hin, in Übereinstimmung mit der SO(10)-Theorie.
Fritzsch arbeitete auch über „composite models“ für Leptonen und Quarks, über Massenmatrizen der Quarks und Leptonen, über schwache Zerfälle schwerer Quarks, über Kosmologie und über Fundamentalkonstanten in der Physik. Fritzsch entwickelte 1979 eine Theorie der Massenmatrizen der Quarks und Leptonen, in denen gewisse Elemente verschwinden (texture zero). Er kann die Mischungswinkel als Funktionen der Masseneigenwerte berechnen. Die Resultate können die Experimente sehr gut beschreiben. Seit der Inbetriebnahme des Teilchenbeschleunigers LHC am CERN arbeitet Fritzsch erneut über „composite models“ der Quarks, Leptonen und schwachen Bosonen. Eine Substruktur der Quarks sollte am LHC bald entdeckt werden, falls die Theorie von Fritzsch richtig ist.
Von 1977 bis 1978 war er Professor an der Universität Wuppertal. Der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman besuchte Fritzsch 1978 in Wuppertal und gab ein Kolloquium, zu dem Hörer aus der ganzen Bundesrepublik anreisten. 1979 wechselte Fritzsch an die Universität Bern. Seit 1980 ist Fritzsch Ordinarius an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Fritzsch ist Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Fritzsch arbeitet oft am CERN in Genf und am DESY in Hamburg. Seit Juni 2008 ist er emeritiert. Seither arbeitet er vornehmlich im Ausland (USA, Australien, China, Japan, Südafrika, Singapur).[4]
Fritzsch ist Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ). In den Jahren 2003 und 2004 war er Präsident dieser Gesellschaft und leitete die große GDNÄ-Tagung in Passau. Fritzsch ist Ehrenmitglied des Paulinervereins in Leipzig, der sich für den Wiederaufbau der Paulinerkirche einsetzt. Seit 1998 organisiert er zusammen mit Willibald Plessas die Tagung über Quantenchromodynamik und das Standardmodell der Elementarteilchenphysik, die seither bereits siebenmal[5] in Oberwölz in der Steiermark stattfand. Im Februar 2010 leitete Fritzsch eine große internationale Tagung an der Nanyang Technological University in Singapur aus Anlass des 80. Geburtstags von Murray Gell-Mann. Fritzsch organisierte die Internationale Konferenz über massive Neutrinos, die im Februar 2015 in Singapur stattfand, die Internationale Konferenz über Neue Physik am „Large Hadron Collider“ (Singapur, März 2016), eine Konferenz über Kosmologie und Gravitationswellen in Singapore (Februar 2017) und eine Konferenz über Teilchenphysik und Kosmologie in Singapore (März 2018).
Zu seinen Doktoranden zählen Dieter Lüst, Ulrich Baur und Marcus Hutter.
Harald Fritzsch machte sich auch als Autor populärwissenschaftlicher Bücher einen Namen.[6] Sein Buch „Quarks“, das 1981 in München erschien, wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Erfolgreich war auch sein Buch über Kosmologie „Vom Urknall zum Zerfall“.
Mitte der 1980er Jahre produzierte Fritzsch am WDR in Köln die sechsteilige Fernsehserie „Mikrokosmos“, die viele Male in den Dritten Programmen der deutschen Fernsehanstalten gezeigt wurde.
1990 erschien die erste Auflage seines autobiografischen Buches „Flucht aus Leipzig“, in dem er seinen Widerstand gegen das SED-Regime und die anschließende Flucht in den Westen im Jahr 1968 beschreibt. Das Buch erschien 2008 bei World Scientific in Englisch unter dem Titel „Escape from Leipzig“.
In seinen ab 1992 erschienenen Büchern wählte Fritzsch eine seltene Form der Wissensdarstellung: Isaac Newton, Albert Einstein und der fiktive zeitgenössische Physiker Adrian Haller diskutieren über schwierige physikalische Themen. In seinem Buch „Eine Formel verändert die Welt“ diskutieren Newton, Einstein und Haller über die Spezielle Relativitätstheorie Albert Einsteins. In dem Buch „Die verbogene Raum-Zeit“ wird über die Allgemeine Relativitätstheorie Einsteins diskutiert. Das Buch „Das absolut Unveränderliche“ ist den fundamentalen Naturkonstanten gewidmet. Im Buch „Sie irren, Einstein!“ sind Diskussionen zwischen Albert Einstein, Richard Feynman, Adrian Haller, Werner Heisenberg und Isaac Newton über die Quantenphysik beschrieben. In seinem Sachbuch „Elementarteilchen“ beschreibt Fritzsch das heutige Standardmodell der Teilchenphysik. Das Buch „Mikrokosmos“ beschreibt Diskussionen zwischen Albert Einstein, Murray Gell-Mann, Adrian Haller und Isaac Newton über die moderne Teilchenphysik bis hin zur Kosmologie. 2015 publizierte Fritzsch das Lehrbuch „Quantenfeldtheorie“ im Springer-Verlag.
Für seine erfolgreiche Buchserie wurde Fritzsch 1994 mit der Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet. Die Dirac Medal der Universität von New South Wales in Australien erhielt Fritzsch im Jahr 2008. Die Universität Leipzig verlieh ihm am 16. Mai 2013 die Ehrendoktorwürde.
Personendaten | |
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NAME | Fritzsch, Harald |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher theoretischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 10. Februar 1943 |
GEBURTSORT | Zwickau |