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[[Datei:Jahn-Teller distortion in octahedral complexes.svg|mini|Energieschema der Orbitale eines oktaedrischen Komplexes unter Einwirkung des Jahn-Teller-Effektes: Liegt zum Beispiel eine entartete Besetzung der e<sub>g</sub>-Orbitale vor, kann die Entartung durch Strecken oder Stauchen der Koordinationsgeometrie entlang der z-Achse aufgehoben werden. Die Symmetrie des Komplexes wird dabei von Punktgruppe O<sub>h</sub> zu D<sub>4h</sub> verringert, sowohl bei Streckung als auch bei Stauchung des Oktaeders.]] | |||
[[Datei:Jahn-Teller distortion in octahedral complex (Cr(H2O)6)2+.svg|mini|Jahn-Teller-Effekt im Hexaaquachrom(II) Ion: In diesem d<sup>4</sup>-high spin Komplex liegt ein elektronisch entarteter Zustand vor, da ein Elektron sowohl im d<sub>z</sub><sup>2</sup> Orbital als auch im d<sub>x²</sub><sub>-y²</sub> Orbital lokalisiert sein kann. Durch Streckung der Bindungslänge zu den Liganden auf der z-Achse verringert sich die Energie jedes Orbitals, welches einen z-Anteil besitzt (d<sub>z²</sub>, d<sub>xz</sub>, und d<sub>yz</sub>). Die Energie der anderen Orbitale (d<sub>x²</sub><sub>- y²</sub>, d<sub>xy</sub>) wird angehoben. Die Gesamtenergie wird durch Besetzung energetisch tiefer liegender Orbitale gesenkt. Die Entartung des e<sub>g</sub> Orbitalsatzes wird durch die Verzerrung aufgehoben. Die Symmetrie des Komplexes wird dadurch von O<sub>h</sub> auf D<sub>4h</sub> verringert.]] | |||
Der '''Jahn-Teller-Effekt''', entdeckt 1937, geht auf die Wissenschaftler [[Edward Teller]] (1908–2003) und [[Hermann Arthur Jahn]] (1907–1979) zurück. Das Jahn-Teller-Theorem erklärt die Verzerrung in der Geometrie des [[Ligandenfeldtheorie|Ligandenfelds]] einiger oktaedrischer [[Komplexverbindung]]en entlang einer Raumachse. | Der '''Jahn-Teller-Effekt''', entdeckt 1937, geht auf die Wissenschaftler [[Edward Teller]] (1908–2003) und [[Hermann Arthur Jahn]] (1907–1979) zurück. Das Jahn-Teller-Theorem erklärt die Verzerrung in der Geometrie des [[Ligandenfeldtheorie|Ligandenfelds]] einiger oktaedrischer [[Komplexverbindung]]en entlang einer Raumachse. | ||
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|Text=Jedes nicht-lineare Molekülsystem ist in einem [[Entartung (Quantenmechanik)|entarteten]] elektronischen Zustand instabil und spaltet den entarteten Zustand durch Erniedrigung der [[Symmetrie (Physik)|Symmetrie]] auf.}} | |||
Der Jahn-Teller-Effekt lässt sich auch bei Komplexen mit | Der Jahn-Teller-Effekt lässt sich auch bei Komplexen mit oktaedrischer Struktur beobachten, führt dabei aber zu keinen strukturellen Veränderungen. Insbesondere Komplexe mit schwachen Ligandenfeldern zeigen sich anfällig für Jahn-Teller-Verzerrungen, sodass man im starken Ligandenfeld nur bei oktaedrischen d<sup>7</sup>-low-spin-Komplexen (t<sup>6</sup><sub>2g</sub>e<sup>1</sup><sub>g</sub>) eine starke Jahn-Teller-Verzerrung beobachten kann. | ||
Zwei der Liganden nehmen durch eine Verzerrung (Jahn-Teller-Verzerrung) einen größeren oder geringeren Abstand zum Zentralatom ein als die Liganden in der Äquatorialebene der Komplexverbindung. Die quadratisch planare Koordination kann als Extremfall einer Jahn-Teller-Verzerrung aufgefasst werden, wenn die Liganden entlang der z-Achse unendlich weit vom Zentralatom entfernt sind. | Zwei der Liganden nehmen durch eine Verzerrung (Jahn-Teller-Verzerrung) einen größeren oder geringeren Abstand zum Zentralatom ein als die Liganden in der Äquatorialebene der Komplexverbindung. Die quadratisch planare Koordination kann als Extremfall einer Jahn-Teller-Verzerrung aufgefasst werden, wenn die Liganden entlang der z-Achse unendlich weit vom Zentralatom entfernt sind. | ||
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Liegt nun ein High-spin-Komplex vor, beispielsweise d<sup>4</sup>(t<sup>3</sup><sub>2g</sub>e<sup>1</sup><sub>g</sub>), so kann das vierte d-Elektron entweder das d<sub>x²-y²</sub>- oder das energiegleiche d<sub>z²</sub>-Orbital besetzen. Wird das d<sub>x²-y²</sub>-Orbital besetzt, so werden die 4 äquatorial angeordneten Liganden abgestoßen, was eine Stauchung des Oktaeders zur Folge hat. Wird dagegen das d<sub>z²</sub>-Orbital besetzt, so werden nur die beiden axial angeordneten Liganden abgestoßen, was zu einer Streckung des Oktaeders in z-Richtung führt. In beiden Fällen führt die Besetzung des abgesenkten Orbitals zu einem wenn auch nicht sehr großen Energiegewinn, welcher als Jahn-Teller-Stabilisierungsenergie bezeichnet wird. | Liegt nun ein High-spin-Komplex vor, beispielsweise d<sup>4</sup>(t<sup>3</sup><sub>2g</sub>e<sup>1</sup><sub>g</sub>), so kann das vierte d-Elektron entweder das d<sub>x²-y²</sub>- oder das energiegleiche d<sub>z²</sub>-Orbital besetzen. Wird das d<sub>x²-y²</sub>-Orbital besetzt, so werden die 4 äquatorial angeordneten Liganden abgestoßen, was eine Stauchung des Oktaeders zur Folge hat. Wird dagegen das d<sub>z²</sub>-Orbital besetzt, so werden nur die beiden axial angeordneten Liganden abgestoßen, was zu einer Streckung des Oktaeders in z-Richtung führt. In beiden Fällen führt die Besetzung des abgesenkten Orbitals zu einem wenn auch nicht sehr großen Energiegewinn, welcher als Jahn-Teller-Stabilisierungsenergie bezeichnet wird. | ||
Ob es nun zu einer Streckung oder Stauchung kommt, hängt unter anderem auch vom Gegenion ab. | Ob es nun zu einer Streckung oder Stauchung kommt, hängt unter anderem auch vom Gegenion ab. | ||
Beispielsweise findet man einen [Cu(NO)<sub>6</sub>]<sup>4−</sup>-Komplex je nach Gegenion teils als oktaedrisch-gestauchten oder als oktaedrisch- | Beispielsweise findet man einen [Cu(NO)<sub>6</sub>]<sup>4−</sup>-Komplex je nach Gegenion teils als oktaedrisch-gestauchten oder als oktaedrisch-gestreckten Komplex wieder. Andere wie zum Beispiel [Cu(py')<sub>6</sub>]<sup>2+</sup> mit py' = Pyridinoxid haben sogar einen zwischen beiden Formen fluktuierenden Bau. | ||
Ein sehr ähnlicher Mechanismus tritt auch in eindimensionalen Ketten von Atomen und in Festkörpern auf, er wird dann als [[Peierls-Verzerrung]] bezeichnet. | Ein sehr ähnlicher Mechanismus tritt auch in eindimensionalen Ketten von Atomen und in Festkörpern auf, er wird dann als [[Peierls-Verzerrung]] bezeichnet. | ||
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Zwischen den durch den Jahn-Teller-Effekt | [[Datei:Azurite-Malachite-188417.jpg|mini|Azurit mit Malachit, angeschliffen und poliert]] | ||
{{Hauptartikel|Azurblau}} | |||
Zwischen den durch den Jahn-Teller-Effekt aufgespalteten Energieniveaus kann es durch Lichteinfall zu Elektronenübergängen kommen, wobei Licht der entsprechenden Wellenlänge absorbiert wird. Dieser Mechanismus ist hauptverantwortlich für die [[Farbe]] verschiedener Minerale, z. B. der Grünfärbung des [[Malachit]]s und der Blaufärbung des [[Azurit]]s.<ref>Gabriele Steffen: ''Farbe und Lumineszenz von Mineralien. Einführung in die kristallchemischen und kristallphysikalischen Ursachen''. Enke im Georg Thieme Verlag, Stuttgart / New York 2000.</ref> | |||
== Siehe auch == | |||
* [[Kohn-Anomalie]] | |||
* [[Orbitalordnung]] | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
*H. A. Jahn, E. Teller: | * H. A. Jahn, E. Teller: ''Stability of polyatomic molecules in degenerate electronic states. I. Orbital degeneracy''. In: ''Proceedings of the Royal Society of London, Series A-Mathematical and Physical Sciences'', Band 161, 1937, S. 220–235, {{JSTOR|96911}}. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Der Jahn-Teller-Effekt, entdeckt 1937, geht auf die Wissenschaftler Edward Teller (1908–2003) und Hermann Arthur Jahn (1907–1979) zurück. Das Jahn-Teller-Theorem erklärt die Verzerrung in der Geometrie des Ligandenfelds einiger oktaedrischer Komplexverbindungen entlang einer Raumachse.
Das Theorem besagt:
„Jedes nicht-lineare Molekülsystem ist in einem entarteten elektronischen Zustand instabil und spaltet den entarteten Zustand durch Erniedrigung der Symmetrie auf.“
Der Jahn-Teller-Effekt lässt sich auch bei Komplexen mit oktaedrischer Struktur beobachten, führt dabei aber zu keinen strukturellen Veränderungen. Insbesondere Komplexe mit schwachen Ligandenfeldern zeigen sich anfällig für Jahn-Teller-Verzerrungen, sodass man im starken Ligandenfeld nur bei oktaedrischen d7-low-spin-Komplexen (t62ge1g) eine starke Jahn-Teller-Verzerrung beobachten kann.
Zwei der Liganden nehmen durch eine Verzerrung (Jahn-Teller-Verzerrung) einen größeren oder geringeren Abstand zum Zentralatom ein als die Liganden in der Äquatorialebene der Komplexverbindung. Die quadratisch planare Koordination kann als Extremfall einer Jahn-Teller-Verzerrung aufgefasst werden, wenn die Liganden entlang der z-Achse unendlich weit vom Zentralatom entfernt sind.
Die Verzerrung erweist sich bei den betroffenen Komplexen als energetisch günstig, da die besetzten Molekülorbitale energetisch abgesenkt werden. Unbesetzte Molekülorbitale werden energetisch angehoben. Durch die energetische Aufspaltung der Molekülorbitale geht die Entartung verloren.
Eine Jahn-Teller-Verzerrung (Streckung oder Stauchung) tritt ein, wenn es aufgrund der Ligandenfeldaufspaltung Gruppen von d-Zuständen gibt, so dass es mehr als eine Möglichkeit der Elektronenanordnung gibt und diese Elektronenanordnung energetisch entartet ist. Da entartete Zustände instabil sind, wird durch die Verzerrung die Symmetrie der Struktur aufgehoben; aus den teilweise besetzten Orbitalen gleicher Energie werden dabei Orbitale unterschiedlicher Energie. Dies bedeutet einen Energiegewinn, weil nur die Orbitale niedrigerer Energie besetzt werden. Eine Verzerrung ist z. B. für die Elektronenanordnungen d4-high-spin, sowie bei d7-low-spin und d9 zu erwarten.
Liegt nun ein High-spin-Komplex vor, beispielsweise d4(t32ge1g), so kann das vierte d-Elektron entweder das dx²-y²- oder das energiegleiche dz²-Orbital besetzen. Wird das dx²-y²-Orbital besetzt, so werden die 4 äquatorial angeordneten Liganden abgestoßen, was eine Stauchung des Oktaeders zur Folge hat. Wird dagegen das dz²-Orbital besetzt, so werden nur die beiden axial angeordneten Liganden abgestoßen, was zu einer Streckung des Oktaeders in z-Richtung führt. In beiden Fällen führt die Besetzung des abgesenkten Orbitals zu einem wenn auch nicht sehr großen Energiegewinn, welcher als Jahn-Teller-Stabilisierungsenergie bezeichnet wird. Ob es nun zu einer Streckung oder Stauchung kommt, hängt unter anderem auch vom Gegenion ab. Beispielsweise findet man einen [Cu(NO)6]4−-Komplex je nach Gegenion teils als oktaedrisch-gestauchten oder als oktaedrisch-gestreckten Komplex wieder. Andere wie zum Beispiel [Cu(py')6]2+ mit py' = Pyridinoxid haben sogar einen zwischen beiden Formen fluktuierenden Bau.
Ein sehr ähnlicher Mechanismus tritt auch in eindimensionalen Ketten von Atomen und in Festkörpern auf, er wird dann als Peierls-Verzerrung bezeichnet.
Als Beispiel für eine derartige Verzerrung in der organischen Chemie lässt sich der Antiaromat Cyclobutadien heranziehen. (Vgl. Frost-Musulin-Diagramm)
Zwischen den durch den Jahn-Teller-Effekt aufgespalteten Energieniveaus kann es durch Lichteinfall zu Elektronenübergängen kommen, wobei Licht der entsprechenden Wellenlänge absorbiert wird. Dieser Mechanismus ist hauptverantwortlich für die Farbe verschiedener Minerale, z. B. der Grünfärbung des Malachits und der Blaufärbung des Azurits.[1]