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'''Johann Jakob Balmer''' (* [[1. Mai]] [[1825]] in [[Lausen BL|Lausen]], [[Kanton Basel-Landschaft]]; † [[12. März]] [[1898]] in [[Basel]]) war ein [[Schweiz]]er [[Mathematik]]er und [[Physik]]er. | '''Johann Jakob Balmer''' (* [[1. Mai]] [[1825]] in [[Lausen BL|Lausen]], [[Kanton Basel-Landschaft]]; † [[12. März]] [[1898]] in [[Basel]]) war ein [[Schweiz]]er [[Mathematik]]er und [[Physik]]er. Mit der [[Balmer-Serie]] lieferte er eine wichtige Formel zur [[Spektroskopie]]. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
[[Datei:Johann Jakob Balmer-Rinck (1825–1898).jpg|alternativtext=Johann Jakob Balmer-Rinck (1825–1898), Lehrer, Forscher («Balmersche Formel»), Mathematiker, Physiker. Grab auf dem Friedhof Wolfgottesacker, Basel|mini|hochkant|Grab auf dem Friedhof [[Wolfgottesacker]], Basel]] | [[Datei:Johann Jakob Balmer-Rinck (1825–1898).jpg|alternativtext=Johann Jakob Balmer-Rinck (1825–1898), Lehrer, Forscher («Balmersche Formel»), Mathematiker, Physiker. Grab auf dem Friedhof Wolfgottesacker, Basel|mini|hochkant|Grab auf dem Friedhof [[Wolfgottesacker]], Basel]] | ||
Balmer, Sohn eines Ziegeleibesitzers und Politikers, studierte zuerst Philologie und Mathematik an der [[Universität Basel]]. Danach folgte ein Architekturstudium an der [[Universität Karlsruhe]] und an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]]. 1849 promovierte er an der | Balmer, Sohn eines Ziegeleibesitzers und Politikers, studierte zuerst Philologie und Mathematik an der [[Universität Basel]]. Danach folgte ein Architekturstudium an der [[Universität Karlsruhe]] und an der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]]. 1849 promovierte er an der Universität Basel über die [[Zykloide]]. | ||
Von 1859 bis zu seinem Tode 1898 arbeitete er als Mathematiklehrer (Schreib- und Rechenlehrer) an der ''Unteren Töchterschule'' in Basel. Daneben war er von 1865 bis 1890 als Privatdozent an der Universität Basel tätig, wobei sein Kerngebiet die [[Darstellende Geometrie]] war. | Von 1859 bis zu seinem Tode 1898 arbeitete er als Mathematiklehrer (Schreib- und Rechenlehrer) an der ''Unteren Töchterschule'' in Basel. Daneben war er von 1865 bis 1890 als Privatdozent an der Universität Basel tätig, wobei sein Kerngebiet die [[Darstellende Geometrie]] war. | ||
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Neben seiner Lehr- und Forschertätigkeit bekleidete er auch verschiedene öffentliche Ämter: Er sass im Basler Grossen Rat, amtierte als Schulinspektor und Armenpfleger und war Mitglied des Kirchenvorstands. | Neben seiner Lehr- und Forschertätigkeit bekleidete er auch verschiedene öffentliche Ämter: Er sass im Basler Grossen Rat, amtierte als Schulinspektor und Armenpfleger und war Mitglied des Kirchenvorstands. | ||
Er heiratete 1850 Christine Pauline Rinck, die Tochter eines Pfarrers von Grenzach. Das Ehepaar hatte sechs Kinder. | Er heiratete 1850 Christine Pauline Rinck (1825–1886), die Tochter eines Pfarrers von Grenzach. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, darunter den Schweizer Maler [[Wilhelm Balmer (Maler, 1865)|Wilhelm Balmer]]. | ||
== Werk == | == Werk == | ||
Balmer war sehr vielseitig in seinen Interessen. Er beschäftigte sich mit [[Kabbala|Kabbalistik]] und [[Numerologie]], so errechnete er zum Beispiel die Stufenanzahl von Pyramiden oder den Grundriss biblischer Tempel. Außerdem beschäftigte er sich mit Architektur, [[Sozialhygiene]] und [[Sozialer Wohnungsbau|sozialem Wohnungsbau]], und darüber hinaus mit den gemeinsamen Grundfragen von Naturwissenschaft, Philosophie und Religion. | Balmer war sehr vielseitig in seinen Interessen. Er beschäftigte sich mit [[Kabbala|Kabbalistik]] und [[Numerologie]], so errechnete er zum Beispiel die Stufenanzahl von Pyramiden oder den Grundriss biblischer Tempel. Außerdem beschäftigte er sich mit Architektur, [[Sozialhygiene]] und [[Sozialer Wohnungsbau|sozialem Wohnungsbau]], und darüber hinaus mit den gemeinsamen Grundfragen von Naturwissenschaft, Philosophie und Religion. | ||
1885 fand er eine einfache Formel, die es ermöglichte, die [[Wellenlänge]] für eine Serie von [[Spektrallinie]]n des Elements [[Wasserstoff]] wiederzugeben,<ref name="Pötsch">Winfried R. Pötsch, Annelore Fischer und Wolfgang Müller unter Mitarbeit von [[Heinz Cassebaum]]: ''[[Lexikon bedeutender Chemiker]]'' | 1885 fand er eine einfache Formel, die es ermöglichte, die [[Wellenlänge]] für eine Serie von [[Spektrallinie]]n des Elements [[Wasserstoff]] wiederzugeben,<ref name="Pötsch">Winfried R. Pötsch, Annelore Fischer und Wolfgang Müller unter Mitarbeit von [[Heinz Cassebaum]]: ''[[Lexikon bedeutender Chemiker]].'' VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1988, ISBN 3-323-00185-0, S. 26.</ref> die der Schwede [[Anders Jonas Ångström]] zuvor 1866 bestimmt hatte. Balmer fand heraus, dass sich die Wellenlängen des Wasserstoffspektrums als Differenz der Kehrwerte der Quadrate ganzer Zahlen ergaben, mit einem gemeinsamen Faktor, der später als [[Rydberg-Konstante]] bezeichnet wurde ([[Balmer-Serie]]). | ||
Erst die Entwicklung der [[Quantenphysik]] zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch [[Niels Bohr]] (1913) lieferte eine Erklärung für die Balmer-Formel. | Erst die Entwicklung der [[Quantenphysik]] zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch [[Niels Bohr]] (1913) lieferte eine Erklärung für die Balmer-Formel. | ||
Der [[Mondkrater]] [[Balmer (Mondkrater)|Balmer]] | Der [[Mondkrater]] [[Balmer (Mondkrater)|Balmer]] und der [[Asteroid]] [[(12755) Balmer]] sind nach ihm benannt. | ||
== Schriften == | == Schriften == | ||
* | * ''Ueber Arbeiter-Wohnungen in und um Basel.'' s. n., Basel 1853, ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10704440_00007.html Digitalisat]; mit Plänen und Kostenberechnungen für eine auf der Breite ausgeführte Wohnsiedlung). | ||
* Des Propheten Ezechiel Gesicht vom Tempel, 1858 | * ''Des Propheten Ezechiel Gesicht vom Tempel.'' Riehm, Ludwigsburg 1858, ([https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10326446_00009.html Digitalisat]). | ||
* Die Naturforschung und die moderne Weltanschauung, 1868 | * ''Die Naturforschung und die moderne Weltanschauung. Oeffentlicher Vortrag.'' Bahnmaier, Basel 1868, ([https://books.google.at/books?id=JWQ7AAAAcAAJ&hl=de&pg=PA1#v=onepage&q&f=false Digitalisat]). | ||
* Wohnungsübelstände 1878 | * ''Wohnungsübelstände. Vortrag, gehalten in der Generalversammlung des Basler Bauvereins den 14. September 1878.'' s. n., Basel 1878. | ||
* Die Wohnung des Arbeiters, Basel 1883 | * ''Die Wohnung des Arbeiters.'' Detloff, Basel 1883, ([https://books.google.at/books?id=djHVUGLQUG4C&hl=de&pg=PA1#v=onepage&q&f=false Digitalisat]). | ||
* Notiz über die | * ''Notiz über die Spektrallinien des Wasserstoffs.'' In: ''[[Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel]].'' Band 7, Nr. 3, 1885, [https://www.biodiversitylibrary.org/item/42693#page/560/mode/1up S. 548–560], (Auch in: ''[[Annalen der Physik und Chemie]].'' Band 261 = Neue Folge Band 25, Nr. 5, 1885, [https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15268j/f88.item S. 80–87]). | ||
* Die freie Perspektive, 1887 | * ''Die freie Perspektive.'' Vieweg, Braunschweig 1887. | ||
* Gedanken über Stoff, Geist und Gott | * ''Gedanken über Stoff, Geist und Gott. Aphorismen.'' Werner-Riehm, Basel 1891. | ||
* Eine neue Formel für Spektralwellen, | * ''Eine neue Formel für Spektralwellen.'' In: ''Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel.'' Band 11, Nr. 3, 1897, [https://www.biodiversitylibrary.org/item/100852#page/474/mode/1up S. 448–460], (Auch in: ''Annalen der Physik und Chemie.'' Band 296 = Neue Folge Band 60, Nr. 2, 1897, [https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k15301j/f387.item S. 380–391]). | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[Heinz Balmer (Wissenschaftshistoriker)|Heinz Balmer]]: | * [[Heinz Balmer (Wissenschaftshistoriker)|Heinz Balmer]]: ''Johann Jakob Balmer.'' In: ''[[Elemente der Mathematik]]'' Band 16, Nr. 3, 1961, [http://www.digizeitschriften.de/dms/resolveppn/?PPN=GDZPPN002074761 S. 49–60]. | ||
* Alfons Grieder: ''Über Balmers Spektralformel | * Alfons Grieder: ''Über Balmers Spektralformel: Analyse einer wissenschaftlichen Entdeckung.'' In: ''Helvetica Physica Acta.'' Band 59, Nr. 3, 1986, {{ISSN|0018-0238}}, [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=hpa-001%3A1986%3A59%3A%3A1438 S. 303–330]. | ||
* {{NDB|1|565|566|Balmer, Johann Jakob|Ludwig Hartmann|124495044}} | * {{NDB|1|565|566|Balmer, Johann Jakob|Ludwig Hartmann|124495044}} | ||
* Helmut Reis: ''100 Jahre Balmerformel. Die Geschichte ihrer Geometrie'' | * Helmut Reis: ''100 Jahre Balmerformel. Die Geschichte ihrer Geometrie.'' Verlag für systematische Musikwissenschaft, Bonn 1985. | ||
* Gerhard Stohler: '' | * Gerhard Stohler: ''Johann Jakob Balmer, Wegbereiter der Atomphysik.'' In: ''[[Basler Stadtbuch]].'' 106. Jahr, 1985 (1986), [https://www.baslerstadtbuch.ch/stadtbuch/1985/1985_1815.html S. 70–75]. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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[[Kategorie:Physiker (19. Jahrhundert)]] | [[Kategorie:Physiker (19. Jahrhundert)]] | ||
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Basel)]] | [[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Basel)]] | ||
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[[Kategorie:Geboren 1825]] | [[Kategorie:Geboren 1825]] |
Johann Jakob Balmer (* 1. Mai 1825 in Lausen, Kanton Basel-Landschaft; † 12. März 1898 in Basel) war ein Schweizer Mathematiker und Physiker. Mit der Balmer-Serie lieferte er eine wichtige Formel zur Spektroskopie.
Balmer, Sohn eines Ziegeleibesitzers und Politikers, studierte zuerst Philologie und Mathematik an der Universität Basel. Danach folgte ein Architekturstudium an der Universität Karlsruhe und an der Universität Berlin. 1849 promovierte er an der Universität Basel über die Zykloide.
Von 1859 bis zu seinem Tode 1898 arbeitete er als Mathematiklehrer (Schreib- und Rechenlehrer) an der Unteren Töchterschule in Basel. Daneben war er von 1865 bis 1890 als Privatdozent an der Universität Basel tätig, wobei sein Kerngebiet die Darstellende Geometrie war.
Neben seiner Lehr- und Forschertätigkeit bekleidete er auch verschiedene öffentliche Ämter: Er sass im Basler Grossen Rat, amtierte als Schulinspektor und Armenpfleger und war Mitglied des Kirchenvorstands.
Er heiratete 1850 Christine Pauline Rinck (1825–1886), die Tochter eines Pfarrers von Grenzach. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, darunter den Schweizer Maler Wilhelm Balmer.
Balmer war sehr vielseitig in seinen Interessen. Er beschäftigte sich mit Kabbalistik und Numerologie, so errechnete er zum Beispiel die Stufenanzahl von Pyramiden oder den Grundriss biblischer Tempel. Außerdem beschäftigte er sich mit Architektur, Sozialhygiene und sozialem Wohnungsbau, und darüber hinaus mit den gemeinsamen Grundfragen von Naturwissenschaft, Philosophie und Religion.
1885 fand er eine einfache Formel, die es ermöglichte, die Wellenlänge für eine Serie von Spektrallinien des Elements Wasserstoff wiederzugeben,[1] die der Schwede Anders Jonas Ångström zuvor 1866 bestimmt hatte. Balmer fand heraus, dass sich die Wellenlängen des Wasserstoffspektrums als Differenz der Kehrwerte der Quadrate ganzer Zahlen ergaben, mit einem gemeinsamen Faktor, der später als Rydberg-Konstante bezeichnet wurde (Balmer-Serie).
Erst die Entwicklung der Quantenphysik zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Niels Bohr (1913) lieferte eine Erklärung für die Balmer-Formel.
Der Mondkrater Balmer und der Asteroid (12755) Balmer sind nach ihm benannt.
Personendaten | |
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NAME | Balmer, Johann Jakob |
ALTERNATIVNAMEN | Balmer-Rinck, Johann Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Mathematiker und Physiker |
GEBURTSDATUM | 1. Mai 1825 |
GEBURTSORT | Lausen, Kanton Basel-Landschaft |
STERBEDATUM | 12. März 1898 |
STERBEORT | Basel |