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Das | Das [[Observatorium]] wurde 1992 durch den [[Liste der Nobelpreisträger für Physik|Physiknobelpreisträger]] [[James Cronin|Jim Cronin]] und [[Alan Andrew Watson]] entworfen und nach dem französischen Physiker [[Pierre Auger]], der 1938 die ausgedehnten [[Luftschauer]] entdeckte, benannt. | ||
Das Pierre-Auger-Observatorium wurde in der [[Pampa Amarilla]] in der Nähe der | Das zu beobachtende Strahlungsfenster liegt im Energiebereich von 10<sup>17</sup> eV bis 10<sup>20</sup> eV ([[Elektronenvolt]]). Die Strahlung besteht hauptsächlich aus [[Proton]]en, selten auch schwereren [[Atomkern]]en, die beim Auftreffen auf die [[Erdatmosphäre]] eine Vielzahl (mehr als 10<sup>6</sup>) anderer [[Teilchen]] erzeugen. Diese [[Teilchenschauer|Kaskade von Teilchen]] wird als Luftschauer bezeichnet. Da bei Energien über ca. 10<sup>14</sup> eV kosmische Strahlung nicht mehr direkt mit Satelliten- oder [[Forschungsballon|Ballonexperimenten]] beobachtbar ist, beobachtet das Pierre-Auger-Observatorium diese Schauer und somit die kosmische Strahlung nur indirekt. | ||
Das Pierre-Auger-Observatorium wurde in der [[Pampa Amarilla]] in der Nähe der [[Argentinien|argentinischen]] Kleinstadt [[Malargüe]] gebaut und im November 2008 in Anwesenheit von Jim Cronin offiziell eingeweiht. Die Versuchsanlage besteht hauptsächlich aus zwei unabhängigen [[Teilchendetektor|Detektorsystemen]], dem Oberflächendetektor (SD, nach engl. Surface Detector) und dem [[Fluoreszenz]]detektor (FD). Später wurden in einem Teil des Detektorfelds zusätzlich [[Radioantenne]]n (RD) und [[Myon]]-Detektoren (MD) aufgebaut, um für niedrigere Energien die [[Messabweichung|Messgenauigkeit]] zu erhöhen. Derzeit findet unter dem Namen ''AugerPrime'' ein Upgrade des Observatoriums statt, das aus mehreren Verbesserungen besteht, vor allem einer Erhöhung der Messgenauigkeit der Oberflächendetektoren. | |||
== Der Oberflächendetektor (SD) == | == Der Oberflächendetektor (SD) == | ||
[[Datei:PAO SDTank.jpg|mini|Tscherenkow-Tank der Süd-Station in der Pampa Amarilla]] | [[Datei:PAO SDTank.jpg|mini|Tscherenkow-Tank der Süd-Station in der Pampa Amarilla]] | ||
Der Oberflächendetektor besteht aus 1660 Stationen, die in einem Dreiecksmuster mit je 1500 Meter Abstand auf einer Fläche von etwa 3000 | Der Oberflächendetektor besteht aus 1660 Stationen, die in einem Dreiecksmuster mit je 1500 Meter Abstand auf einer Fläche von etwa 3000 km² auf einer [[Hochebene]] ca. 1400 m über [[Höhe über dem Meeresspiegel|Meereshöhe]] aufgestellt sind.<ref name="hybrid">[https://www.auger.org/index.php/observatory/auger-hybrid-detector ''Auger Hybrid Detector''] bei auger.org</ref> Jede einzelne Station besteht aus einem mit 12 m³ hochreinem Wasser gefüllten Tank, in welchem einfallende Teilchen [[Tscherenkow-Strahlung]] erzeugen. Diese wird von drei [[Photomultiplier]]n im Tankdeckel registriert. Ein Luftschauer erzeugt ein Signal in mehreren Tanks. Aus Stärke und Zeitpunkt der Einzelsignale kann dann auf Energie und Richtung des Primärteilchens geschlossen werden. | ||
Im Rahmen des AugerPrime Upgrades wird über den Oberflächendetektoren jeweils ein [[Szintillationszähler|Plastik-Szintillationsdetektor]] installiert. Die kombinierte Messung mit den Wasser-Tscherenkow-Detektoren ermöglicht es den Anteil von Elektronen und Myonen im Luftschauer zu messen und daraus die Masse des Primärteilchens der kosmischen Strahlung abzuschätzen. | |||
== Der Fluoreszenzdetektor (FD) == | == Der Fluoreszenzdetektor (FD) == | ||
Der Fluoreszenzdetektor besteht aus 27 [[Teleskop]]en, die von vier Standorten aus das Feld des Oberflächendetektors überblicken. Mit dem Fluoreszenzdetektor wird durch den Schauer in der Atmosphäre erzeugtes | Der Fluoreszenzdetektor besteht aus 27 [[Teleskop]]en, die von vier Standorten aus das Feld des Oberflächendetektors überblicken. Mit dem Fluoreszenzdetektor wird durch den Schauer in der Atmosphäre erzeugtes Fluoreszenzlicht registriert. So kann die Entwicklung des Schauers ergründet werden und unabhängig vom Oberflächendetektor auf Eigenschaften des Primärteilchens geschlossen werden. | ||
Das erzeugte Fluoreszenzlicht ist sehr schwach, weshalb der Fluoreszenzdetektor nur während mondloser Nächte betrieben werden kann, | Das erzeugte Fluoreszenzlicht ist sehr schwach, weshalb der Fluoreszenzdetektor nur während mondloser Nächte betrieben werden kann, die ca. 13 % der Betriebszeit ausmachen. Diese geringe Betriebsdauer wird jedoch durch eine gegenüber dem Oberflächendetektor deutlich höhere Genauigkeit ausgeglichen. | ||
== Der Radiodetektor (RD) == | == Der Radiodetektor (RD) == | ||
Der Radiodetektor, das Auger Engineering Radio Array (AERA), besteht aus über 150 | [[Datei:AERA_station.JPG|mini|LPDA-Antenne des Auger Engineering Radio Array mit Solarzelle zur Versorgung der zugehörigen Elektronik]] | ||
Der Radiodetektor, das Auger Engineering Radio Array (AERA), besteht aus über 150 Antennenstationen auf einer Fläche von 17 km². Für die Stationen kommen hauptsächlich zwei Antennentypen zum Einsatz: Log Periodic Dipole Antenna (LPDA) und Active Bow tie Antenna (Butterfly). Jede Station besitzt zwei Antennen um das elektronische Feld anteilig in der Ost-West und Nord-Süd-[[Polarisation]] zu messen. Beide Antennentypen messen zwischen 30 und 80 MHz. Während zunächst die technische Machbarkeit der Radiotechnik im Vordergrund stand, liegt der Fokus inzwischen auf einer Erhöhung der Messgenauigkeit für Luftschauer durch gemeinsame Auswertung mit den anderen Detektoren. | |||
Als Teil des AugerPrime Upgrades soll bei jedem Oberflächendetektor zusätzlich eine Radioantenna vom Typ SALLA installiert werden, deren Vorgängermodell bereits am [[Tunka-Experiment]] erfolgreich eingesetzt wurde. Diese Antennen werden die Messgenauigkeit für stark geneigte Luftschauer erhöhen. | |||
== Der Myondetektor (MD) == | == Der Myondetektor (MD) == | ||
Der Myondetektor besteht aus vergrabenen | Der Myondetektor besteht aus vergrabenen Szintillations-Teilchendetektoren. Bisher wurden bei sieben SD-Detektoren zusätzliche Myondetektoren installiert, die die Genauigkeit für die Zusammensetzung der kosmischen Strahlung erhöhen sollen. In den nächsten Jahren sollen über 20 km² des Oberflächendetektors mit Myondetektoren ausgerüstet werden, und zwar genau dort, wo sich auch die Radioantennen befinden. Denn an dieser Stelle ist der Oberflächendetektor auf 750 m Abstand verdichtet, was eine geringere Energieschwelle von unter 1 EeV (Exaelektronenvolt) ermöglicht. | ||
Die Pierre-Auger-Kollaboration hat beschlossen, 1 % der Daten öffentlich verfügbar zu machen. Auf einer Webseite<ref>[http://auger.uni-wuppertal.de/ED Öffentlicher Ereignis-Betrachter des Pierre Auger Observatory]</ref> | Die Pierre-Auger-Kollaboration hat beschlossen, 1 % der Daten öffentlich verfügbar zu machen. Auf einer [[Webseite]],<ref>[http://auger.uni-wuppertal.de/ED Öffentlicher Ereignis-Betrachter des Pierre Auger Observatory]</ref> die täglich aktualisiert wird, können die seit 2004 gesammelten Ereignisse angezeigt werden. | ||
== Erste Ergebnisse == | == Erste Ergebnisse == | ||
Die ersten Beobachtungen der hochenergetischen kosmischen Strahlung oberhalb <math>5{,}6\cdot 10^{19}\,\mathrm{eV}</math> | Die ersten Beobachtungen der hochenergetischen kosmischen Strahlung oberhalb <math>5{,}6\cdot 10^{19}\,\mathrm{eV}</math> zeigten ein gehäuftes Auftreten aus der Richtung der Zentren von [[Aktiver galaktischer Kern|aktiven galaktischen Kernen]]. Es ist jedoch noch nicht geklärt, inwieweit aktive galaktische Kerne tatsächlich die Quellen dieser Strahlung sind, da ihre räumliche Verteilung auch mit der Verteilung anderer möglicher Quellen korreliert ist. Inzwischen wurde eine signifikante Anisotropie der kosmischen Strahlung oberhalb von <math>8\cdot 10^{18}\,\mathrm{eV}</math> beobachtet. Dies bestätigt die Annahme, dass die höchstenergetische kosmische Strahlung ihren Ursprung nicht in unserer Galaxie, der [[Milchstraße]], sondern in anderen Galaxien hat. Aus welcher Art von Galaxien die Strahlung stammt, ist aber noch nicht abschließend geklärt. Zukünftige Messungen mit dem durch AugerPrime verbesserten Observatorium sollen hierüber Aufschluss liefern. | ||
Es ergeben sich auch neue Fragen, so wird ein erhöhtes Vorkommen von Myonen gemessen, das nicht in die bisherigen Luftschauermodelle passt.<ref>{{Literatur |Autor=A. Aab, P. Abreu, M. Aglietta, E. J. Ahn, I. Al Samarai |Titel=Muons in air showers at the Pierre Auger Observatory: Mean number in highly inclined events |Sammelwerk=Physical Review D |Band=91 |Nummer=3 |Datum=2015-02-06 |ISSN=1550-7998 |DOI=10.1103/PhysRevD.91.032003 |Seiten=032003 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevD.91.032003 |Abruf=2020-07-17}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Sarah Müller, for the Pierre Auger Collaboration |Titel=Direct Measurement of the Muon Density in Air Showers with the Pierre Auger Observatory |Sammelwerk=EPJ Web of Conferences |Band=210 |Datum=2019 |ISSN=2100-014X |DOI=10.1051/epjconf/201921002013 |Seiten=02013 |Online=https://www.epj-conferences.org/10.1051/epjconf/201921002013 |Abruf=2020-07-17}}</ref> Diese Beobachtung wird von Daten mehrerer weiterer Experimente bestätigt.<ref>{{Literatur |Autor=F. Gesualdi, A. D. Supanitsky, A. Etchegoyen |Titel=Muon deficit in air shower simulations estimated from AGASA muon measurements |Sammelwerk=Physical Review D |Band=101 |Nummer=8 |Datum=2020-04-22 |ISSN=2470-0010 |DOI=10.1103/PhysRevD.101.083025 |Seiten=083025 |Online=https://link.aps.org/doi/10.1103/PhysRevD.101.083025 |Abruf=2020-07-17}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=H.P. Dembinski, J.C. Arteaga-Velázquez, L. Cazon, R. Conceição, J. Gonzalez |Titel=Report on Tests and Measurements of Hadronic Interaction Properties with Air Showers |Sammelwerk=EPJ Web of Conferences |Band=210 |Datum=2019 |ISSN=2100-014X |DOI=10.1051/epjconf/201921002004 |Seiten=02004 |Online=https://www.epj-conferences.org/10.1051/epjconf/201921002004 |Abruf=2020-07-17}}</ref> | |||
== Deutsche Mitglieder des Pierre-Auger-Observatoriums == | == Deutsche Mitglieder des Pierre-Auger-Observatoriums == | ||
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* [[Universität Siegen]] | * [[Universität Siegen]] | ||
* [[Bergische Universität Wuppertal]] | * [[Bergische Universität Wuppertal]] | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Hilmar Schmundt | * {{Der Spiegel |ID=62332856 |Autor=Hilmar Schmundt |Titel=Jagd nach den Rätselteilchen |Jahr=2008 |Nr=49 |Seiten=167}} | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*[ | * [https://www.auger.org/ Pierre Auger Observatory international] (englisch) | ||
*[http://www.auger.de/ deutsche Seiten des Pierre-Auger-Observatoriums] | * [http://www.auger.de/ deutsche Seiten des Pierre-Auger-Observatoriums] | ||
*[http://www.auger.org.ar/ lokale Seiten des Pierre-Auger-Observatoriums] (spanisch) | * [http://www.auger.org.ar/ lokale Seiten des Pierre-Auger-Observatoriums] (spanisch) | ||
*[ | * [https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/kosmische-strahlung/detektoren/pierre-auger-observatorium/ Pierre-Auger-Observatorium bestimmt aktive galaktische Kerne als Quelle der hochenergetischen kosmischen Teilchen] | ||
*[http://auger.uni-wuppertal.de/ED Öffentlicher Ereignis-Betrachter] | * [http://auger.uni-wuppertal.de/ED Öffentlicher Ereignis-Betrachter] | ||
* | *{{Webarchiv |url=http://www.3sat.de/nano/cstuecke/87917/index.html |wayback=20070930180620 |text=Bericht}} in der Sendung nano auf 3sat, Januar 2006 <!-- darf von 3sat nicht mehr angeboten werden und scheint auch im archive.org gelöscht (Seite wird dort kurz angezeigt, dann ausgeblendet; mit wget kann man den text bekommen... --> | ||
== Einzelnachweise == | |||
<references /> | |||
[[Kategorie:Bodengebundenes Observatorium]] | [[Kategorie:Bodengebundenes Observatorium]] | ||
[[Kategorie:Kern- und Teilchenphysikexperiment]] | [[Kategorie:Kern- und Teilchenphysikexperiment]] | ||
[[Kategorie:Bauwerk in | [[Kategorie:Bauwerk in der Provinz Mendoza]] | ||
[[Kategorie:Wissenschaft und Forschung | [[Kategorie:Wissenschaft und Forschung in Argentinien]] | ||
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[[Kategorie:Erbaut in den 2000er Jahren]] |
Teleskop Pierre Auger Observatory | |
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Typ | Hybrid (Surface + Fluorescence detectors) |
Standort | Malargüe Provinz Mendoza, Argentinien |
Höhe | 1330 m–1620 m, Mittel ~1400 m |
Geografische Koordinaten | 35° 28′ 0″ S, 69° 18′ 41″ W |
Wellenlänge | 330–380 nm UV (Fluoreszenz Detektor), 1017–1021 eV cosmic rays (Surface detector) |
Apertur | |
Inbetriebnahme | 2004–2008 (mit Messungen während des Aufbaus) |
Besonderheit | Offizielle Website (englisch) |
Das Pierre-Auger-Observatorium ist ein internationales physikalisches Großexperiment zur Untersuchung der kosmischen Strahlung bei höchsten Energien.
Das Observatorium wurde 1992 durch den Physiknobelpreisträger Jim Cronin und Alan Andrew Watson entworfen und nach dem französischen Physiker Pierre Auger, der 1938 die ausgedehnten Luftschauer entdeckte, benannt.
Das zu beobachtende Strahlungsfenster liegt im Energiebereich von 1017 eV bis 1020 eV (Elektronenvolt). Die Strahlung besteht hauptsächlich aus Protonen, selten auch schwereren Atomkernen, die beim Auftreffen auf die Erdatmosphäre eine Vielzahl (mehr als 106) anderer Teilchen erzeugen. Diese Kaskade von Teilchen wird als Luftschauer bezeichnet. Da bei Energien über ca. 1014 eV kosmische Strahlung nicht mehr direkt mit Satelliten- oder Ballonexperimenten beobachtbar ist, beobachtet das Pierre-Auger-Observatorium diese Schauer und somit die kosmische Strahlung nur indirekt.
Das Pierre-Auger-Observatorium wurde in der Pampa Amarilla in der Nähe der argentinischen Kleinstadt Malargüe gebaut und im November 2008 in Anwesenheit von Jim Cronin offiziell eingeweiht. Die Versuchsanlage besteht hauptsächlich aus zwei unabhängigen Detektorsystemen, dem Oberflächendetektor (SD, nach engl. Surface Detector) und dem Fluoreszenzdetektor (FD). Später wurden in einem Teil des Detektorfelds zusätzlich Radioantennen (RD) und Myon-Detektoren (MD) aufgebaut, um für niedrigere Energien die Messgenauigkeit zu erhöhen. Derzeit findet unter dem Namen AugerPrime ein Upgrade des Observatoriums statt, das aus mehreren Verbesserungen besteht, vor allem einer Erhöhung der Messgenauigkeit der Oberflächendetektoren.
Der Oberflächendetektor besteht aus 1660 Stationen, die in einem Dreiecksmuster mit je 1500 Meter Abstand auf einer Fläche von etwa 3000 km² auf einer Hochebene ca. 1400 m über Meereshöhe aufgestellt sind.[1] Jede einzelne Station besteht aus einem mit 12 m³ hochreinem Wasser gefüllten Tank, in welchem einfallende Teilchen Tscherenkow-Strahlung erzeugen. Diese wird von drei Photomultipliern im Tankdeckel registriert. Ein Luftschauer erzeugt ein Signal in mehreren Tanks. Aus Stärke und Zeitpunkt der Einzelsignale kann dann auf Energie und Richtung des Primärteilchens geschlossen werden.
Im Rahmen des AugerPrime Upgrades wird über den Oberflächendetektoren jeweils ein Plastik-Szintillationsdetektor installiert. Die kombinierte Messung mit den Wasser-Tscherenkow-Detektoren ermöglicht es den Anteil von Elektronen und Myonen im Luftschauer zu messen und daraus die Masse des Primärteilchens der kosmischen Strahlung abzuschätzen.
Der Fluoreszenzdetektor besteht aus 27 Teleskopen, die von vier Standorten aus das Feld des Oberflächendetektors überblicken. Mit dem Fluoreszenzdetektor wird durch den Schauer in der Atmosphäre erzeugtes Fluoreszenzlicht registriert. So kann die Entwicklung des Schauers ergründet werden und unabhängig vom Oberflächendetektor auf Eigenschaften des Primärteilchens geschlossen werden.
Das erzeugte Fluoreszenzlicht ist sehr schwach, weshalb der Fluoreszenzdetektor nur während mondloser Nächte betrieben werden kann, die ca. 13 % der Betriebszeit ausmachen. Diese geringe Betriebsdauer wird jedoch durch eine gegenüber dem Oberflächendetektor deutlich höhere Genauigkeit ausgeglichen.
Der Radiodetektor, das Auger Engineering Radio Array (AERA), besteht aus über 150 Antennenstationen auf einer Fläche von 17 km². Für die Stationen kommen hauptsächlich zwei Antennentypen zum Einsatz: Log Periodic Dipole Antenna (LPDA) und Active Bow tie Antenna (Butterfly). Jede Station besitzt zwei Antennen um das elektronische Feld anteilig in der Ost-West und Nord-Süd-Polarisation zu messen. Beide Antennentypen messen zwischen 30 und 80 MHz. Während zunächst die technische Machbarkeit der Radiotechnik im Vordergrund stand, liegt der Fokus inzwischen auf einer Erhöhung der Messgenauigkeit für Luftschauer durch gemeinsame Auswertung mit den anderen Detektoren.
Als Teil des AugerPrime Upgrades soll bei jedem Oberflächendetektor zusätzlich eine Radioantenna vom Typ SALLA installiert werden, deren Vorgängermodell bereits am Tunka-Experiment erfolgreich eingesetzt wurde. Diese Antennen werden die Messgenauigkeit für stark geneigte Luftschauer erhöhen.
Der Myondetektor besteht aus vergrabenen Szintillations-Teilchendetektoren. Bisher wurden bei sieben SD-Detektoren zusätzliche Myondetektoren installiert, die die Genauigkeit für die Zusammensetzung der kosmischen Strahlung erhöhen sollen. In den nächsten Jahren sollen über 20 km² des Oberflächendetektors mit Myondetektoren ausgerüstet werden, und zwar genau dort, wo sich auch die Radioantennen befinden. Denn an dieser Stelle ist der Oberflächendetektor auf 750 m Abstand verdichtet, was eine geringere Energieschwelle von unter 1 EeV (Exaelektronenvolt) ermöglicht.
Die Pierre-Auger-Kollaboration hat beschlossen, 1 % der Daten öffentlich verfügbar zu machen. Auf einer Webseite,[2] die täglich aktualisiert wird, können die seit 2004 gesammelten Ereignisse angezeigt werden.
Die ersten Beobachtungen der hochenergetischen kosmischen Strahlung oberhalb $ 5{,}6\cdot 10^{19}\,\mathrm {eV} $ zeigten ein gehäuftes Auftreten aus der Richtung der Zentren von aktiven galaktischen Kernen. Es ist jedoch noch nicht geklärt, inwieweit aktive galaktische Kerne tatsächlich die Quellen dieser Strahlung sind, da ihre räumliche Verteilung auch mit der Verteilung anderer möglicher Quellen korreliert ist. Inzwischen wurde eine signifikante Anisotropie der kosmischen Strahlung oberhalb von $ 8\cdot 10^{18}\,\mathrm {eV} $ beobachtet. Dies bestätigt die Annahme, dass die höchstenergetische kosmische Strahlung ihren Ursprung nicht in unserer Galaxie, der Milchstraße, sondern in anderen Galaxien hat. Aus welcher Art von Galaxien die Strahlung stammt, ist aber noch nicht abschließend geklärt. Zukünftige Messungen mit dem durch AugerPrime verbesserten Observatorium sollen hierüber Aufschluss liefern.
Es ergeben sich auch neue Fragen, so wird ein erhöhtes Vorkommen von Myonen gemessen, das nicht in die bisherigen Luftschauermodelle passt.[3][4] Diese Beobachtung wird von Daten mehrerer weiterer Experimente bestätigt.[5][6]