Wolfgang Rindler: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wolfgang Rindler''' (* [[18. Mai]] [[1924]] in [[Wien]]) ist ein US-amerikanischer [[Theoretische Physik|theoretischer Physiker]], der sich mit der [[Relativitätstheorie]] beschäftigt.
'''Wolfgang Rindler''' (* [[18. Mai]] [[1924]] in [[Wien]]; † [[8. Februar]] [[2019]]) war ein US-amerikanischer [[Theoretische Physik|theoretischer Physiker]], der sich mit der [[Relativitätstheorie]] beschäftigte.


== Leben ==
== Leben ==
Rindler ist der Sohn eines Anwalts (die Familie wohnte in Wien auf der [[Dominikanerbastei]], wo auch die Kanzlei seines Vaters war). Er flüchtete als Jude 1938 (mit den sogenannten ''[[Kindertransport]]en'') vor den Nationalsozialisten nach England. Er studierte an der [[University of Liverpool|Universität Liverpool]] und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] am [[Imperial College London|Imperial College]] in [[London]]. Er war danach in den USA ab 1956 an der [[Cornell University]] und ab 1963 am damals neu gegründeten Southwest Center for Advanced Studies, der späteren [[University of Texas at Dallas]], wo er noch heute (2009) Professor ist. Er war unter anderem Gastprofessor am [[King’s College London]] (1961/62), an der Universität [[Sapienza Universität von Rom|La Sapienza]] in Rom (1968/69), an der [[Universität Wien]] (1975, 1987), an der [[University of Cambridge|Cambridge University]] ([[Churchill College]], 1990).
Rindler war der Sohn eines Anwalts (die Familie wohnte in Wien auf der [[Dominikanerbastei]], wo auch die Kanzlei seines Vaters war). Er flüchtete als Jude 1938 (mit den sogenannten ''[[Kindertransport]]en'') vor den Nationalsozialisten nach England. Er studierte an der [[University of Liverpool|Universität Liverpool]] und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] am [[Imperial College London|Imperial College]] in [[London]]. Er war danach in den USA ab 1956 an der [[Cornell University]] und ab 1963 am damals neu gegründeten Southwest Center for Advanced Studies, der späteren [[University of Texas at Dallas]], wo er jahrzehntelang Professor war. Er war unter anderem Gastprofessor am [[King’s College London]] (1961/62), an der Universität [[Sapienza Universität von Rom|La Sapienza]] in Rom (1968/69), an der [[Universität Wien]] (1975, 1987) und an der [[University of Cambridge|Cambridge University]] ([[Churchill College]], 1990).


In der ART führte er den Begriff [[Ereignishorizont]] ein<ref>''Visual Horizons in World Models.'' In: ''Monthly Notices Royal Astronomical Society.'' Band 116, 1956, S. 662, wieder abgedruckt in ''General Relativity and Gravitation.'' Band 34, 2002, S. 131</ref> und ist für die Rindler-Koordinaten im [[Minkowski-Raum]] (zur Beschreibung gleichförmig beschleunigter Bewegung) bekannt. Er schrieb ein bekanntes Lehrbuch der Relativitätstheorie. Mit [[Roger Penrose]] untersuchte er den [[Spinor]]- und [[Twistor-Theorie|Twistor]]formalismus in der Relativitätstheorie. Weiter befasste er sich mit Kosmologie, zum Beispiel der Frage der Gültigkeit des [[Machsches Prinzip|Machschen Prinzip]].<ref>Rindler: ''The Lense-Thirring effect exposed as anti-Machian.'' In: ''Physics Letters A.'' Band 187, 1994, S. 236</ref>
In der [[Allgemeine Relativitätstheorie|ART]] führte er den Begriff [[Ereignishorizont]] ein<ref>''Visual Horizons in World Models.'' In: ''Monthly Notices Royal Astronomical Society.'' Band 116, 1956, S. 662, wieder abgedruckt in ''General Relativity and Gravitation.'' Band 34, 2002, S. 131</ref> und ist für die Rindler-Koordinaten im [[Minkowski-Raum]] (zur Beschreibung gleichförmig beschleunigter Bewegung) bekannt. Er schrieb ein bekanntes Lehrbuch der Relativitätstheorie. Mit [[Roger Penrose]] untersuchte er den [[Spinor]]- und [[Twistor-Theorie|Twistor]]formalismus in der Relativitätstheorie. Weiter befasste er sich mit [[Kosmologie]], zum Beispiel der Frage der Gültigkeit des [[Machsches Prinzip|Machschen Prinzips]].<ref>Rindler: ''The Lense-Thirring effect exposed as anti-Machian.'' In: ''Physics Letters A.'' Band 187, 1994, S. 236</ref>


Er ist auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Turin und seit 1998 Ehrenmitglied der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]].
Er war auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Turin und seit 1998 Ehrenmitglied der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]].


== Rindler-Kraft ==
== {{Anker|Rindler-Kraft}} Rindler als Namensgeber ==
Der österreichische Physiker [[Daniel Grumiller]] benannte 2010 nach Rindler das Konzept der ''Rindler-Kraft'' – als Erweiterung der [[Allgemeine Relativitätstheorie|Allgemeinen Relativitätstheorie]] wäre dies eine konstante Kraft, die zwischen zwei Objekten unabhängig von ihrer Entfernung wirkt.<ref>Grumiller: ''Model for Gravity at Large Distances.'' In: ''Phys. Rev. Lett.'' 105, 211303, 2010</ref>
Nach Rindler werden die [[Rindler-Koordinaten]] sowie in einzelnen Veröffentlichungen die '''''Rindler-Kraft'''''<ref>Grumiller: ''Model for Gravity at Large Distances.'' In: ''Phys. Rev. Lett.'' 105, 211303, 2010</ref> benannt.


== Schriften ==
== Schriften ==
* ''Essential Relativity. Special, General and Cosmological.'' Van Nostrand 1969, Springer 1977, Oxford University Press 2001, ISBN 0-19-850836-0.
* ''Essential Relativity. Special, General and Cosmological.'' Van Nostrand 1969, Springer 1977, Oxford University Press 2001, ISBN 0-19-850836-0.
* mit Roger Penrose: ''Spinors and Spacetime.'' 2 Bände, Cambridge University Press 1984, 1986
* mit [[Roger Penrose]]: ''Spinors and Spacetime.'' 2 Bände, Cambridge University Press 1984, 1986.
* ''Introduction to Special Relativity.'' Clarendon Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-853952-5.
* ''Introduction to Special Relativity.'' Clarendon Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-853952-5.
*''Visual horizons in world models'', Monthly Notices Royal Astron. Soc., Band 116, 1956, S. 662–677
* ''Visual horizons in world models'', Monthly Notices Royal Astron. Soc., Band 116, 1956, S. 662–677.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Internetquelle|url=https://www.utdallas.edu/physics/rindler-wolfgang/|titel=Wolfgang Rindler, Physics department, University of Texas at Dallas|zugriff=2017-02-03}}
* {{Internetquelle|url=https://www.utdallas.edu/physics/rindler-wolfgang/|titel=Wolfgang Rindler, Physics department, University of Texas at Dallas|zugriff=2017-02-03}}
* {{Internetquelle|url=http://www.oeaw.ac.at/fileadmin/NEWS/2005/pdf/EinladungVortrag.pdf|titel=Kurze Biographie in der Einladung zum Vortrag „Kosmologie von Einstein bis heute“ von Wolfgang Rindler am 2. Juni 2005 in Wien, PDF 80&nbsp;KB|zugriff=2017-02-03}}
* {{Internetquelle|url=https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/NEWS/2005/pdf/EinladungVortrag.pdf|titel=Kurze Biographie in der Einladung zum Vortrag „Kosmologie von Einstein bis heute“ von Wolfgang Rindler am 2. Juni 2005 in Wien, PDF 80&nbsp;KB|zugriff=2017-02-03}}


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Physiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Physiker (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (University of Texas at Dallas)]]
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[[Kategorie:Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften]]<!-- Ehrenmitglied -->
[[Kategorie:Mitglied der Accademia delle Scienze di Torino]]
[[Kategorie:Österreichischer Emigrant zur Zeit des Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Österreichischer Emigrant in den Vereinigten Staaten]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Geboren 1924]]
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Aktuelle Version vom 27. Januar 2021, 20:44 Uhr

Wolfgang Rindler (2010)

Wolfgang Rindler (* 18. Mai 1924 in Wien; † 8. Februar 2019) war ein US-amerikanischer theoretischer Physiker, der sich mit der Relativitätstheorie beschäftigte.

Leben

Rindler war der Sohn eines Anwalts (die Familie wohnte in Wien auf der Dominikanerbastei, wo auch die Kanzlei seines Vaters war). Er flüchtete als Jude 1938 (mit den sogenannten Kindertransporten) vor den Nationalsozialisten nach England. Er studierte an der Universität Liverpool und promovierte am Imperial College in London. Er war danach in den USA ab 1956 an der Cornell University und ab 1963 am damals neu gegründeten Southwest Center for Advanced Studies, der späteren University of Texas at Dallas, wo er jahrzehntelang Professor war. Er war unter anderem Gastprofessor am King’s College London (1961/62), an der Universität La Sapienza in Rom (1968/69), an der Universität Wien (1975, 1987) und an der Cambridge University (Churchill College, 1990).

In der ART führte er den Begriff Ereignishorizont ein[1] und ist für die Rindler-Koordinaten im Minkowski-Raum (zur Beschreibung gleichförmig beschleunigter Bewegung) bekannt. Er schrieb ein bekanntes Lehrbuch der Relativitätstheorie. Mit Roger Penrose untersuchte er den Spinor- und Twistorformalismus in der Relativitätstheorie. Weiter befasste er sich mit Kosmologie, zum Beispiel der Frage der Gültigkeit des Machschen Prinzips.[2]

Er war auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Turin und seit 1998 Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Rindler als Namensgeber

Nach Rindler werden die Rindler-Koordinaten sowie in einzelnen Veröffentlichungen die Rindler-Kraft[3] benannt.

Schriften

  • Essential Relativity. Special, General and Cosmological. Van Nostrand 1969, Springer 1977, Oxford University Press 2001, ISBN 0-19-850836-0.
  • mit Roger Penrose: Spinors and Spacetime. 2 Bände, Cambridge University Press 1984, 1986.
  • Introduction to Special Relativity. Clarendon Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-853952-5.
  • Visual horizons in world models, Monthly Notices Royal Astron. Soc., Band 116, 1956, S. 662–677.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Visual Horizons in World Models. In: Monthly Notices Royal Astronomical Society. Band 116, 1956, S. 662, wieder abgedruckt in General Relativity and Gravitation. Band 34, 2002, S. 131
  2. Rindler: The Lense-Thirring effect exposed as anti-Machian. In: Physics Letters A. Band 187, 1994, S. 236
  3. Grumiller: Model for Gravity at Large Distances. In: Phys. Rev. Lett. 105, 211303, 2010