Balloelektrizität: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Balloelektrizität''' oder als '''Lenard-Effekt''', umgangssprachlich auch als [[Wasserfall]]-Elektrizität, bezeichnet man die scheinbare negative Aufladung der Luft beim Zerstäuben von Wassertropfen.  
Als '''Balloelektrizität''' oder als '''Lenard-Effekt''', umgangssprachlich auch als [[Wasserfall]]-Elektrizität, bezeichnet man die scheinbare negative Aufladung der Luft beim Zerstäuben von Wassertropfen.


Wie bereits [[Alessandro Volta]] feststellte,<ref>{{internetquelle |url=http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=106501 |hrsg= |titel=Geißlersche Röhre (aus: Meyers Konversationslexikon von 1892) |zugriff=6. Mai 2009}}</ref> sind die zerstäubten Wassertröpfchen eines Wasserfalls durch eine Ladungstrennung beim Zerstäuben der Wassertropfen negativ [[Elektrische Ladung|geladen]].  
Wie bereits [[Alessandro Volta]] feststellte,<ref>{{Meyers Online|7|32|kapiteltext=Geißlersche Röhre (Erklärung der Erscheinungen)|retrobID=106501}}</ref> sind die zerstäubten Wassertröpfchen eines Wasserfalls durch eine Ladungstrennung beim Zerstäuben der Wassertropfen negativ [[Elektrische Ladung|geladen]].


Der Effekt wird nach [[Philipp Lenard]] benannt welcher um 1890 Versuche in einem Windkanal dazu ausführte.<ref>Lenard: ''Über die Elektrizität der Wasserfälle'', Annalen der Physik, Bd. 46, 1892, S. 584–636</ref> Weitere Experimente, die eine kleine Aufladung von Wassertropfen beim Fall in Aufwinden zeigten, führte zum Beispiel [[Sydney Chapman]] aus.<ref>S. Chapman: ''Thunderstorm Electricity'' 1953</ref>
Die Bezeichnung "Lenard-Effekt" bezieht sich auf den späteren [[Nobelpreis|Physik-Nobelpreisträger]] des Jahres 1905, [[Philipp Lenard]], welcher diesen Effekt um 1890 in einem Windkanal untersuchte und in seiner [[Habilitation]]sarbeit „Über die Elektricität der Wasserfälle“ ([[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]], 1892) thematisierte.<ref>Lenard: ''Über die Elektricität der Wasserfälle''. In: ''Annalen der Physik'', Band 46, 1892, S. 584–636</ref> Die Bezeichnung "Balloelektrizität" wurde im Jahr 1913 durch den dänischen Physiker [[Christian Christiansen (Physiker)|Christian Christiansen]] geprägt; er wurde von der [[Balliste]], einer griechischen bzw. römischen Steinwurfmaschine, abgeleitet.<ref>Christiansen, Christian: ''Elektrizitätserregung beim Zerspritzen von Flüssigkeiten (Balloelektrizität)''. In: ''Annalen der Physik'', Band 345, 1913, S. 107–137 & 233–248</ref>  Weitere Experimente, die eine kleine Aufladung von Wassertropfen beim Fall in Aufwinden zeigten, führte zum Beispiel [[Sydney Chapman]] aus.<ref>S. Chapman: ''Thunderstorm Electricity'' 1953</ref>


== Erklärung des Effekts ==
== Erklärung des Effekts ==
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Nach Lenard<ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm H. Westphal, Walter Westphal |Titel=Physik |Verlag=Springer |Ort= |Datum=1970}}</ref> sind die Wassertropfen durch molekulare Wechselwirkung mit der umgebenden Luft polarisiert: Negative Ladungen sammeln sich an der Oberfläche, positive Ladungen im Innern. Beim Aufprall wird die Oberfläche abgerissen und zerstäubt als kleine Tröpfchen, die in die Luft abgegeben werden, während der positiv geladene Haupttropfen zerfließt.
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In der Flüssigkeit gelöste Stoffe können diesen Effekt stark beeinflussen und sogar das Vorzeichen umkehren. Balloelektrizität tritt nicht nur bei Wassertropfen auf, sondern wird auch bei anderen [[Flüssigkeit|Flüssigkeiten]] beobachtet.
In der Flüssigkeit gelöste Stoffe können diesen Effekt stark beeinflussen und sogar das Vorzeichen umkehren. Balloelektrizität tritt nicht nur bei Wassertropfen auf, sondern wird auch bei anderen [[Flüssigkeit]]en beobachtet.


Von G. C. Simpson wurde der Effekt 1927 zur Erklärung der Ladungserzeugung in [[Gewitter]]n herangezogen.<ref>G. C. Simpson: ''The mechanism of thunderstorms'', Proceedings Royal Society A, Bd. 114, 1927, S. 376–401</ref> Bei Gewittern spielt jedoch die Eisbildung eine wesentliche Rolle (siehe [[Blitz#Theorien zur Entstehung|Ursachen von Blitzen]]).
Von G. C. Simpson wurde der Effekt 1927 zur Erklärung der Ladungserzeugung in [[Gewitter]]n herangezogen.<ref>G. C. Simpson: ''The mechanism of thunderstorms''. In: ''Proceedings Royal Society'' A, Band 114, 1927, S. 376–401</ref> Bei Gewittern spielt jedoch die Eisbildung eine wesentliche Rolle (siehe [[Blitz#Theorien zur Entstehung|Ursachen von Blitzen]]).


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Alfred Coehn]]: ''Wasserfallelektrizität'', in: W. Westphal (Hrsg.): [[Handbuch der Physik]], Band 13, 1928
* [[Alfred Coehn]]: ''Wasserfallelektrizität''. In: [[Wilhelm H. Westphal (Physiker)|Wilhelm Westphal]] (Hrsg.): ''[[Handbuch der Physik]]''. Band 13, 1928


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://glossary.ametsoc.org/wiki/Lenard_effect Lenard Effect beim Glossary of Meteorology, englisch]
* [http://glossary.ametsoc.org/wiki/Lenard_effect ''Lenard Effect''.] In: ''Glossary of Meteorology'' (englisch)


== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Elektrostatik]]
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[[Kategorie:Physikalisches Experiment]]
[[Kategorie:Physikalisches Experiment]]
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Aktuelle Version vom 27. Februar 2021, 20:47 Uhr

Als Balloelektrizität oder als Lenard-Effekt, umgangssprachlich auch als Wasserfall-Elektrizität, bezeichnet man die scheinbare negative Aufladung der Luft beim Zerstäuben von Wassertropfen.

Wie bereits Alessandro Volta feststellte,[1] sind die zerstäubten Wassertröpfchen eines Wasserfalls durch eine Ladungstrennung beim Zerstäuben der Wassertropfen negativ geladen.

Die Bezeichnung "Lenard-Effekt" bezieht sich auf den späteren Physik-Nobelpreisträger des Jahres 1905, Philipp Lenard, welcher diesen Effekt um 1890 in einem Windkanal untersuchte und in seiner Habilitationsarbeit „Über die Elektricität der Wasserfälle“ (Universität Bonn, 1892) thematisierte.[2] Die Bezeichnung "Balloelektrizität" wurde im Jahr 1913 durch den dänischen Physiker Christian Christiansen geprägt; er wurde von der Balliste, einer griechischen bzw. römischen Steinwurfmaschine, abgeleitet.[3] Weitere Experimente, die eine kleine Aufladung von Wassertropfen beim Fall in Aufwinden zeigten, führte zum Beispiel Sydney Chapman aus.[4]

Erklärung des Effekts

Nach Lenard[5] sind die Wassertropfen durch molekulare Wechselwirkung mit der umgebenden Luft polarisiert: Negative Ladungen sammeln sich an der Oberfläche, positive Ladungen im Innern. Beim Aufprall wird die Oberfläche abgerissen und zerstäubt als kleine Tröpfchen, die in die Luft abgegeben werden, während der positiv geladene Haupttropfen zerfließt.

In der Flüssigkeit gelöste Stoffe können diesen Effekt stark beeinflussen und sogar das Vorzeichen umkehren. Balloelektrizität tritt nicht nur bei Wassertropfen auf, sondern wird auch bei anderen Flüssigkeiten beobachtet.

Von G. C. Simpson wurde der Effekt 1927 zur Erklärung der Ladungserzeugung in Gewittern herangezogen.[6] Bei Gewittern spielt jedoch die Eisbildung eine wesentliche Rolle (siehe Ursachen von Blitzen).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geißlersche Röhre (Erklärung der Erscheinungen). In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 7, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 32.
  2. Lenard: Über die Elektricität der Wasserfälle. In: Annalen der Physik, Band 46, 1892, S. 584–636
  3. Christiansen, Christian: Elektrizitätserregung beim Zerspritzen von Flüssigkeiten (Balloelektrizität). In: Annalen der Physik, Band 345, 1913, S. 107–137 & 233–248
  4. S. Chapman: Thunderstorm Electricity 1953
  5. Wilhelm H. Westphal, Walter Westphal: Physik. Springer, 1970.
  6. G. C. Simpson: The mechanism of thunderstorms. In: Proceedings Royal Society A, Band 114, 1927, S. 376–401