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'''Franz Joseph Gerstner''', seit 1810 '''Ritter von Gerstner''' (* [[22. Februar]] [[1756]] in [[Chomutov|Komotau]]; † [[25. Juni]] [[1832]] in [[Mladějov]]) war ein bedeutender deutsch-böhmischer [[Mathematiker]] und [[Physiker]], Hochschulgründer und Pionier des [[Eisenbahn]]baus.<ref>[ | '''Franz Joseph Gerstner''', seit 1810 '''Ritter von Gerstner''' (* [[22. Februar]] [[1756]] in [[Chomutov|Komotau]]; † [[25. Juni]] [[1832]] in [[Mladějov]]) war ein bedeutender deutsch-böhmischer [[Mathematiker]], [[Astronom]] und [[Physiker]], Hochschulgründer und Pionier des [[Eisenbahn]]baus.<ref>[https://www.radio.cz/de/artikel/76796 Eisenbahnpionier und Hochschulgründer - 250 Jahre F. J. Gerstner]</ref> Auf ihn geht der Begriff der [[Stützlinie]] zurück. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
Franz Joseph Gerstner war Sohn des Riemermeisters Johann Florian Gerstner (1730–1783) in Komotau und der Maria Elisabeth, geborene Englert. Er besuchte das [[Jesuiten]]-Gymnasium in [[Chomutov|Komotau]] unter dem Präses [[Ignaz Cornova]] und studierte von 1772 bis 1777 an der [[Karls-Universität Prag]] Medizin, elementare Physik beim Professor [[Stanislav Vydra]], höhere Mathematik bei [[Jan Tesánek]] und Astronomie bei [[Joseph Stepling]]; daneben besuchte er auch Vorlesungen über Technik. 1776 legte er die Prüfung in [[Astronomie]] ab und 1777 eine Prüfung aus dem Werk [[Isaac Newton]]s ''De principiis philosophiae naturalis''. 1789 wurde er [[Ingenieur]] bei der ''Robot-Abolitions-Kommission''. Nach kurzem Medizinstudium in Wien (1781) fand er eine Beschäftigung an der [[Universitätssternwarte Wien]]. | Franz Joseph Gerstner war Sohn des Riemermeisters Johann Florian Gerstner (1730–1783) in Komotau und der Maria Elisabeth, geborene Englert. Er besuchte das [[Jesuiten]]-Gymnasium in [[Chomutov|Komotau]] unter dem Präses [[Ignaz Cornova]] und studierte von 1772 bis 1777 an der [[Karls-Universität Prag]] Medizin, elementare Physik beim Professor [[Stanislav Vydra]], höhere Mathematik bei [[Jan Tesánek]] und Astronomie bei [[Joseph Stepling]]; daneben besuchte er auch Vorlesungen über Technik. 1776 legte er die Prüfung in [[Astronomie]] ab und 1777 eine Prüfung aus dem Werk [[Isaac Newton]]s ''De principiis philosophiae naturalis''. 1789 wurde er [[Ingenieur]] bei der ''Robot-Abolitions-Kommission''. Nach kurzem Medizinstudium in Wien (1781) fand er eine Beschäftigung an der [[Universitätssternwarte Wien]]. | ||
Nach drei Jahren als Observator wurde er 1784 [[Adjunkt]] (Oberassistent) bei Professor [[Antonín Strnad]] an der Sternwarte in [[Prag]] und veröffentlichte 1785 seine erste astronomische Arbeit, worin er die [[geografische Länge]] einer Reihe europäischer Städte korrigierte, und war Oberingenieur bei der Grundsteuer-Regulierungsbehörde. Seit 1788 Professor für höhere Mathematik an der [[Karl-Ferdinands-Universität]] in Prag, seit 1795 Beisitzer der Studienhofkommission in Wien (für Naturwissenschaften). 1805 Direktor der philosophischen Studien. Die [[Königliche böhmische Gesellschaft der Wissenschaften]] (Královská česká společnost nauk) ernannte ihn zum ordentlichen Mitglied und 1795 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der | Nach drei Jahren als Observator wurde er 1784 [[Adjunkt]] (Oberassistent) bei Professor [[Antonín Strnad]] an der Sternwarte in [[Prag]] und veröffentlichte 1785 seine erste astronomische Arbeit, worin er die [[geografische Länge]] einer Reihe europäischer Städte korrigierte, und war Oberingenieur bei der Grundsteuer-Regulierungsbehörde. Seit 1788 Professor für höhere Mathematik an der [[Karl-Ferdinands-Universität]] in Prag, seit 1795 Beisitzer der Studienhofkommission in Wien (für Naturwissenschaften). 1805 Direktor der philosophischen Studien. Die [[Königliche böhmische Gesellschaft der Wissenschaften]] (Královská česká společnost nauk) ernannte ihn zum ordentlichen Mitglied und 1795 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen|Göttinger Akademie der Wissenschaften]] gewählt.<ref>Holger Krahnke: ''Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse.'' Folge 3, Bd. 246 = ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse.'' Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 91.</ref> Seit 1823 war er korrespondierendes Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]. Als 1787 Gerstners ehemaliger Mathematiklehrer [[Jan Tesánek]] erkrankte, pflegte ihn Gerstner in seiner Wohnung und unterrichtete gleichzeitig seine Schüler. | ||
1788 wurde Franz Joseph Gerstner an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag zum ordentlichen Professor für höheren [[Mathematik]], [[Astronomie]], [[Mechanik]] und [[Hydraulik]] berufen. 1795 wurde er Beisitzer der Hofkommission und beteiligte sich an der Reorganisation der österreichischen Lehrpläne für technische Schulen. 1806 wurde er Mitbegründer des [[Polytechnikum]] (Polytechnisches Institut) in Prag, war dessen erster Direktor und Professor für Mechanik und Hydraulik. Daneben lehrte er weiterhin höhere Mathematik an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag. | 1788 wurde Franz Joseph Gerstner an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag zum ordentlichen Professor für höheren [[Mathematik]], [[Astronomie]], [[Mechanik]] und [[Hydraulik]] berufen. 1795 wurde er Beisitzer der Hofkommission und beteiligte sich an der Reorganisation der österreichischen Lehrpläne für technische Schulen. 1806 wurde er Mitbegründer des [[Polytechnikum]] (Polytechnisches Institut) in Prag, war dessen erster Direktor und Professor für Mechanik und Hydraulik. Daneben lehrte er weiterhin höhere Mathematik an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag. | ||
1807 erhielt Professor Gerstner von der ''Böhmischen Hydrotechnischen Gesellschaft'' AG den Auftrag, für die [[Speisesalz|Salztransportwege]] zwischen [[Budweis]] und [[Linz]] genaue Niveauberechnungen anzustellen und eine Verkehrsweglösung mit Kostenvoranschlägen zu erstellen. Gerstner schlug vor, die [[Moldau (Fluss)|Moldau]] von Budweis bis Joachimsmühle schiffbar zu machen und von dort eine [[Eisenbahn]]trasse nach Katzbach (bei Linz) zu führen. Detaillierte Kostenberechnungen führten dann zu einem reinen Eisenbahnprojekt mit verkürzter Linienführung. Die Strecke sollte nun von | 1807 erhielt Professor Gerstner von der ''[[Böhmische hydrotechnische Gesellschaft|Böhmischen Hydrotechnischen Gesellschaft]]'' AG den Auftrag, für die [[Speisesalz|Salztransportwege]] zwischen [[Budweis]] und [[Linz]] genaue Niveauberechnungen anzustellen und eine Verkehrsweglösung mit Kostenvoranschlägen zu erstellen. Gerstner schlug vor, die [[Moldau (Fluss)|Moldau]] von Budweis bis Joachimsmühle schiffbar zu machen und von dort eine [[Eisenbahn]]trasse nach Katzbach (bei Linz) zu führen. Detaillierte Kostenberechnungen führten dann zu einem reinen Eisenbahnprojekt mit verkürzter Linienführung. Die Strecke sollte nun von Budweis über [[Freistadt]] nach Mauthausen verlaufen. Gerstners Pläne wurden 1808 angenommen. Infolge der [[Koalitionskriege]] kam es vor Beginn der Trassierung zu jahrzehntelanger Verzögerung, bis die Wiener ''Kommerz-Hofkommission'' (= Wirtschaftsministerium) dieses Verkehrsprojekt wieder aufgriff und den Auftrag zur Umsetzung dieses Projektes 1820 Franz Josef von Gerstners Sohn [[Franz Anton von Gerstner|Franz Anton]] erteilte. Dieser begann ab 1824 mit dem Bau der insgesamt 129 km langen [[Pferdeeisenbahn Budweis–Linz–Gmunden|Pferdeeisenbahn Budweis–Linz]] als der ersten Eisenbahn in Kontinentaleuropa. | ||
== Anerkennung == | == Anerkennung == | ||
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Für seine Verdienste wurde Franz Joseph Gerstner 1810 von Kaiser [[Franz II. (HRR)|Franz I.]] in den österreichischen [[Adel]]stand als „Ritter von Gerstner“ erhoben. 1811 wurde er, ebenfalls vom Kaiser, zum Direktor des Wasserbaus in [[Böhmen]] ernannt. 1830 übergab Gerstner seine Vorschläge für Mechanik und Hydraulik an den Sohn seiner 2. Ehe Franz Anton von Gerstner. 1832 wurde Franz Joseph Ritter von Gerstner unter der Belassung aller seiner Einkünfte pensioniert und lebte bis zu seinem Tod am 25. Juni 1832 auf Schloss Mladejow im Bezirk Jitschin in Böhmen. | Für seine Verdienste wurde Franz Joseph Gerstner 1810 von Kaiser [[Franz II. (HRR)|Franz I.]] in den österreichischen [[Adel]]stand als „Ritter von Gerstner“ erhoben. 1811 wurde er, ebenfalls vom Kaiser, zum Direktor des Wasserbaus in [[Böhmen]] ernannt. 1830 übergab Gerstner seine Vorschläge für Mechanik und Hydraulik an den Sohn seiner 2. Ehe Franz Anton von Gerstner. 1832 wurde Franz Joseph Ritter von Gerstner unter der Belassung aller seiner Einkünfte pensioniert und lebte bis zu seinem Tod am 25. Juni 1832 auf Schloss Mladejow im Bezirk Jitschin in Böhmen. | ||
1932 wurde ihm in seiner Geburtsstadt Komotau ([[Chomutov]]) ein Denkmal errichtet, das 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) während der [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei]] gesprengt wurde. Die [[Tschechoslowakei]] ehrte ihn nachträglich 1957 mit der Herausgabe einer Sonderbriefmarke und 2004 mit einer Sondermünze.<ref> | 1932 wurde ihm in seiner Geburtsstadt Komotau ([[Chomutov]]) ein Denkmal errichtet, das 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) während der [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei]] gesprengt wurde. Die [[Tschechoslowakei]] ehrte ihn nachträglich 1957 mit der Herausgabe einer Sonderbriefmarke und 2004 mit einer Sondermünze.<ref>{{Internetquelle |url=https://payne.blog.idnes.cz/blog.aspx?c=195246 |titel=Gedenkmünze F. J. Gerstner |abruf=2020-07-02 |datum=2011-06-24 |sprache=cs}}</ref> | ||
Franz Josef Gerstner war aktiv im Bund der [[Freimaurer]], seine Mutterloge war die [[Freimaurerloge]] ''Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekrönten Säulen'' in [[Prag]]. | Franz Josef Gerstner war aktiv im Bund der [[Freimaurer]], seine Mutterloge war die [[Freimaurerloge]] ''Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekrönten Säulen'' in [[Prag]]. | ||
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== Angehörige == | == Angehörige == | ||
Franz Joseph von Gerstner war in 1. Ehe verehelicht mit Gabriele († 1808), Tochter des Dr.med. Moritz von Mayersbach, in Prag und der Maria, geborene Greger von Ehrenberg; in 2. Ehe 1809 mit Maria Stark († | Franz Joseph von Gerstner war in 1. Ehe verehelicht mit Gabriele († 1808), Tochter des Dr. med. Moritz von Mayersbach, in Prag und der Maria, geborene Greger von Ehrenberg; in 2. Ehe 1809 mit Maria Stark († 1821), aus deren Ehe der Sohn Franz Anton (1796–1840) stammt. | ||
== Werke == | == Werke == | ||
* ''Über die Bestimmung der geographischen Längen'', | * ''Über die Bestimmung der geographischen Längen, Berichtigung der Längen von Marseille, Padua, Kremsmünster, Dresden, Berlin und Danzig.'' Prag 1785 | ||
* ''Einleitung in die statische Baukunst.'' | * ''Vorübergang des Merkur vor der Sonne. Beobachtet am 4. Mai 1786''. Prag und Dresden 1786 | ||
* ''Theorie der Wellen'' | * ''Beobachtung der Sonnenfinsternis am 4. Juni 1788 auf der k. Sternwarte zu Prag''. Prag und Dresden 1788 | ||
* | * [https://books.google.cz/books?id=lJhCAQAAMAAJ&pg=PA243&lpg=PA243&dq=Eine+leichte+und+genaue+Methode+f%C3%BCr+die+Berechnung+der+geographischen+L%C3%A4nge+aus+Sonnenfinsternissen.&source=bl&ots=8sptmx_Gb5&sig=ACfU3U3eiTAkZ9j0sTOsGi7AeQbrUJgIVQ&hl=en&sa=X&ved=2ahUKEwiK-tzft4TqAhXMMMAKHdYZB74Q6AEwAHoECAQQAQ#v=onepage&q=Eine%20leichte%20und%20genaue%20Methode%20f%C3%BCr%20die%20Berechnung%20der%20geographischen%20L%C3%A4nge%20aus%20Sonnenfinsternissen.&f=false ''Eine leichte und genaue Methode für die Berechnung der geographischen Länge aus Sonnenfinsternissen''.] Berlin Astronomisches Jahrbuch 1788, s. 243–247 | ||
* [http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/gerstner_baukunst_1789 ''Einleitung in die statische Baukunst.''] Prag 1789 | |||
* ''Merkur vor der Sonne zu Prag den 5. Nov. 1789.'' Prag 1790 | |||
* ''Vergleichung der Kraft und Last beim Räderwerke mit Rücksicht auf Reibung.'' Prag 1790 | |||
* ''Über die, der wechselseitigen Anziehung des Saturns und Jupiters wegen erforderlichen Verbesserungen der Beobachtungen des Uranus, zur richtigen Erfindung der Elemente seiner wahren elyptischen Bahn.'' Berlin. Jahrbuch 1792 | |||
* ''Theorie des Wasserstosses in Schussgerinnen mit Rücksicht auf Erfahrung und Anwendung.'' Prag 1795 | |||
* ''Versuche über die Flüssigkeit des Wassers bei verschiedenen Temperaturen.'' Prag 1798 | |||
* [https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=ien.35556013993845&view=1up&seq=5 ''Theorie der Wellen: samt einer daraus abgeleiteten theorie der deichprofile.''] Prag 1804 | |||
* ''Mechanische Theorie der oberschlächtigen Räder.'' Prag 1809 | |||
* ''[https://books.google.cz/books?id=oIFPAQAAMAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Zwei Abhandlungen über Frachtwägen und Strassen.]'' Prag 1813 | |||
* ''[https://www.e-rara.ch/zut/content/titleinfo/17727463 Abhandlung über die Spirallinie der Treibmaschinen.]'' Prag 1816 | |||
* ''[https://books.google.cz/books?id=JSYxAQAAMAAJ&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false Bemerkungen über das hydrometrische Pendel.]'' Prag 1819 | |||
* ''Vorschlag zur Erweiterung der von den böhmischen HH. Ständen im J. 1806 zu Prag errichteten polytechnischen Lehrinstituts''. Prag 1820 | |||
* ''Bemerkungen über die Festigkeit, Elasticität und Anwendung des Eisens bei dem Bau der Kettenbrücken.'' Prag 1825 | |||
* 1831 veröffentlichte Gerstner sein berühmtes Werk ''Handbuch der Mechanik'' in drei Bändern. Das Werk hatte noch vor dem Erscheinen 1.400 Vorauszahler, unter anderem auch den Kaiser [[Franz II. (HRR)|Franz I.]] | * 1831 veröffentlichte Gerstner sein berühmtes Werk ''Handbuch der Mechanik'' in drei Bändern. Das Werk hatte noch vor dem Erscheinen 1.400 Vorauszahler, unter anderem auch den Kaiser [[Franz II. (HRR)|Franz I.]] | ||
** Bd. 1: Mechanik fester Körper. Spurny, Prag 1831. ({{DTAW|gerstner_mechanik01_1831}}) | ** Bd. 1: Mechanik fester Körper. Spurny, Prag 1831. ({{DTAW|gerstner_mechanik01_1831}}) | ||
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** Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Sollinger, Wien 1834. ({{DTAW|gerstner_mechanik03_1834}}) | ** Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Sollinger, Wien 1834. ({{DTAW|gerstner_mechanik03_1834}}) | ||
** Bde. 4–6 (Spurny, Prag 1831–1834) enthalten jeweils die Tafeln zu den Bänden 1–3. | ** Bde. 4–6 (Spurny, Prag 1831–1834) enthalten jeweils die Tafeln zu den Bänden 1–3. | ||
* Mitverfasser von ''Beobachtungen auf Reisen nach dem Riesengebirge'' von J. Jelinek; Abbe Gruber, Th. Haenke und F. Gerstner, | * Mitverfasser von ''[https://books.google.cz/books?id=BnpeAAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Beobachtungen auf Reisen nach dem Riesengebirge]'' von J. Jelinek; Abbe Gruber, Th. Haenke und F. Gerstner, Dresden 1791 | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[Bernard Bolzano]]: [https://books.google.cz/books?vid=NKP:1002288052&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false Leben Franz Joseph Ritters von Gerstner]. Gottlieb Haase Söhne, Prag 1837. | |||
* [[Heribert Sturm]]: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des [[Collegium Carolinum (Institut)]], Bd. I, R. Oldenbourg Verlag München Wien 1979, ISBN 3-486-49491-0, S. 432, mit weiteren Literaturhinweisen | * [[Heribert Sturm]]: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des [[Collegium Carolinum (Institut)]], Bd. I, R. Oldenbourg Verlag München Wien 1979, ISBN 3-486-49491-0, S. 432, mit weiteren Literaturhinweisen | ||
* | * {{BLKÖ|Gerstner, Franz Joseph Ritter von|5|161|163}} | ||
* K. Jelinek: Das ständische Polytechnische Institut, Prag 1856, S. 291 ff. | * K. Jelinek: Das ständische Polytechnische Institut, Prag 1856, S. 291 ff. | ||
* {{ÖBL|1|430|431|Gerstner Franz Joseph von|}} | * {{ÖBL|1|430|431|Gerstner Franz Joseph von|}} | ||
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* {{NDB|6|328|329|Gerstner, Franz Josef Ritter von|Paul Mechtler|129094692}} | * {{NDB|6|328|329|Gerstner, Franz Josef Ritter von|Paul Mechtler|129094692}} | ||
* František Jílek: ''Souboj mezi vodními kanály a kolejemi''. In: František Jílek: ''Zrození velkých vynálezů. Příbehy mužů, kteří změnili život''. Práce, Prag 1988, (''Delfín''). | * František Jílek: ''Souboj mezi vodními kanály a kolejemi''. In: František Jílek: ''Zrození velkých vynálezů. Příbehy mužů, kteří změnili život''. Práce, Prag 1988, (''Delfín''). | ||
* [[Karl-Eugen Kurrer]]: ''Das Technische in der Mechanik des F. J. Ritter v. Gerstner (1756-1832)''. In: [[Österreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift|Österr. Ing.- und Arch.-Zeitschrift]] (ÖIAZ) 135 (1990), H. 10, S. 501–508. | |||
* Josef Kempf: ''Franz Josef Ritter von Gerstner.'' in: Erzgebirgsverein e. V. (Hg.): ''Jahrbuch für das Erzgebirge 2009.'' Schneeberg 2008, ISBN 978-3-931770-77-8, S. 16–17. | * Josef Kempf: ''Franz Josef Ritter von Gerstner.'' in: Erzgebirgsverein e. V. (Hg.): ''Jahrbuch für das Erzgebirge 2009.'' Schneeberg 2008, ISBN 978-3-931770-77-8, S. 16–17. | ||
* Karl-Eugen Kurrer: ''Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht'', [[Ernst & Sohn]], Berlin 2016, S. 164ff, S. 412ff, S. 417ff und S. 978 (Biografie), ISBN 978-3-433-03134-6, | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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* [http://www.komotau.de/gerstner.htm Kurzbiografie] | * [http://www.komotau.de/gerstner.htm Kurzbiografie] | ||
* {{Austriaforum|AEIOU/Gerstner,_Franz_Joseph_von}} | * {{Austriaforum|AEIOU/Gerstner,_Franz_Joseph_von}} | ||
== Einzelnachweise == | |||
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[[Kategorie:Böhmischer Adliger]] | [[Kategorie:Böhmischer Adliger]] | ||
[[Kategorie:Person (Königreich Böhmen)]] | [[Kategorie:Person (Königreich Böhmen)]] | ||
[[Kategorie:Person (Habsburgermonarchie vor 1804)]] | [[Kategorie:Person (Habsburgermonarchie vor 1804)]] | ||
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Franz Joseph Gerstner, seit 1810 Ritter von Gerstner (* 22. Februar 1756 in Komotau; † 25. Juni 1832 in Mladějov) war ein bedeutender deutsch-böhmischer Mathematiker, Astronom und Physiker, Hochschulgründer und Pionier des Eisenbahnbaus.[1] Auf ihn geht der Begriff der Stützlinie zurück.
Franz Joseph Gerstner war Sohn des Riemermeisters Johann Florian Gerstner (1730–1783) in Komotau und der Maria Elisabeth, geborene Englert. Er besuchte das Jesuiten-Gymnasium in Komotau unter dem Präses Ignaz Cornova und studierte von 1772 bis 1777 an der Karls-Universität Prag Medizin, elementare Physik beim Professor Stanislav Vydra, höhere Mathematik bei Jan Tesánek und Astronomie bei Joseph Stepling; daneben besuchte er auch Vorlesungen über Technik. 1776 legte er die Prüfung in Astronomie ab und 1777 eine Prüfung aus dem Werk Isaac Newtons De principiis philosophiae naturalis. 1789 wurde er Ingenieur bei der Robot-Abolitions-Kommission. Nach kurzem Medizinstudium in Wien (1781) fand er eine Beschäftigung an der Universitätssternwarte Wien.
Nach drei Jahren als Observator wurde er 1784 Adjunkt (Oberassistent) bei Professor Antonín Strnad an der Sternwarte in Prag und veröffentlichte 1785 seine erste astronomische Arbeit, worin er die geografische Länge einer Reihe europäischer Städte korrigierte, und war Oberingenieur bei der Grundsteuer-Regulierungsbehörde. Seit 1788 Professor für höhere Mathematik an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag, seit 1795 Beisitzer der Studienhofkommission in Wien (für Naturwissenschaften). 1805 Direktor der philosophischen Studien. Die Königliche böhmische Gesellschaft der Wissenschaften (Královská česká společnost nauk) ernannte ihn zum ordentlichen Mitglied und 1795 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2] Seit 1823 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Als 1787 Gerstners ehemaliger Mathematiklehrer Jan Tesánek erkrankte, pflegte ihn Gerstner in seiner Wohnung und unterrichtete gleichzeitig seine Schüler.
1788 wurde Franz Joseph Gerstner an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag zum ordentlichen Professor für höheren Mathematik, Astronomie, Mechanik und Hydraulik berufen. 1795 wurde er Beisitzer der Hofkommission und beteiligte sich an der Reorganisation der österreichischen Lehrpläne für technische Schulen. 1806 wurde er Mitbegründer des Polytechnikum (Polytechnisches Institut) in Prag, war dessen erster Direktor und Professor für Mechanik und Hydraulik. Daneben lehrte er weiterhin höhere Mathematik an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag.
1807 erhielt Professor Gerstner von der Böhmischen Hydrotechnischen Gesellschaft AG den Auftrag, für die Salztransportwege zwischen Budweis und Linz genaue Niveauberechnungen anzustellen und eine Verkehrsweglösung mit Kostenvoranschlägen zu erstellen. Gerstner schlug vor, die Moldau von Budweis bis Joachimsmühle schiffbar zu machen und von dort eine Eisenbahntrasse nach Katzbach (bei Linz) zu führen. Detaillierte Kostenberechnungen führten dann zu einem reinen Eisenbahnprojekt mit verkürzter Linienführung. Die Strecke sollte nun von Budweis über Freistadt nach Mauthausen verlaufen. Gerstners Pläne wurden 1808 angenommen. Infolge der Koalitionskriege kam es vor Beginn der Trassierung zu jahrzehntelanger Verzögerung, bis die Wiener Kommerz-Hofkommission (= Wirtschaftsministerium) dieses Verkehrsprojekt wieder aufgriff und den Auftrag zur Umsetzung dieses Projektes 1820 Franz Josef von Gerstners Sohn Franz Anton erteilte. Dieser begann ab 1824 mit dem Bau der insgesamt 129 km langen Pferdeeisenbahn Budweis–Linz als der ersten Eisenbahn in Kontinentaleuropa.
Für seine Verdienste wurde Franz Joseph Gerstner 1810 von Kaiser Franz I. in den österreichischen Adelstand als „Ritter von Gerstner“ erhoben. 1811 wurde er, ebenfalls vom Kaiser, zum Direktor des Wasserbaus in Böhmen ernannt. 1830 übergab Gerstner seine Vorschläge für Mechanik und Hydraulik an den Sohn seiner 2. Ehe Franz Anton von Gerstner. 1832 wurde Franz Joseph Ritter von Gerstner unter der Belassung aller seiner Einkünfte pensioniert und lebte bis zu seinem Tod am 25. Juni 1832 auf Schloss Mladejow im Bezirk Jitschin in Böhmen.
1932 wurde ihm in seiner Geburtsstadt Komotau (Chomutov) ein Denkmal errichtet, das 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) während der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei gesprengt wurde. Die Tschechoslowakei ehrte ihn nachträglich 1957 mit der Herausgabe einer Sonderbriefmarke und 2004 mit einer Sondermünze.[3]
Franz Josef Gerstner war aktiv im Bund der Freimaurer, seine Mutterloge war die Freimaurerloge Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekrönten Säulen in Prag.
Nach ihm wird die Ritter-von-Gerstner-Medaille durch die Sudetendeutsche Landsmannschaft verliehen.
Franz Joseph von Gerstner war in 1. Ehe verehelicht mit Gabriele († 1808), Tochter des Dr. med. Moritz von Mayersbach, in Prag und der Maria, geborene Greger von Ehrenberg; in 2. Ehe 1809 mit Maria Stark († 1821), aus deren Ehe der Sohn Franz Anton (1796–1840) stammt.
Personendaten | |
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NAME | Gerstner, Franz Josef von |
ALTERNATIVNAMEN | Gerstner, Franz Joseph Ritter von; Gerstner, František Josef |
KURZBESCHREIBUNG | böhmischer Mathematiker, Astronom, Physiker, Hochschulgründer und Eisenbahnpionier |
GEBURTSDATUM | 22. Februar 1756 |
GEBURTSORT | Chomutov |
STERBEDATUM | 25. Juni 1832 |
STERBEORT | Mladějov |