Ionenstrahl: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:ZEISS Crossbeam 550- Your FIB-SEM for High Throughput 3D Analysis and Sample Preparation (33411552526).jpg|thumb|Carl Zeiss Crossbeam 550 <!-- - combines a [[Field emission microscopy|field emission scanning electron microscope]] (FE-SEM) with a focused ion beam (FIB).-->]]
[[Datei:ZEISS Crossbeam 550- Your FIB-SEM for High Throughput 3D Analysis and Sample Preparation (33411552526).jpg|mini|Vakuumanlage, mit der unter anderem Mikrobearbeitung mit einem fokussierten Ionenstrahl möglich ist]]


[[File:Nanofluidics channels (33411553986).jpg|thumb|<!--[[Nanofluidics]] channels fabricated with a Zeiss Crossbeam 550 L, in a silicon master stamp -->]]
[[Datei:Nanofluidics channels (33411553986).jpg|mini|Mikroskopisch kleine Kanäle eines Flüssigkeitssensors, hergestellt durch Ionenstrahlbearbeitung einer Silicium-Platte (Kanalbreite etwa 18&nbsp;µm)]]


Bei einem '''Ionenstrahl''' handelt es sich um einen mit Hilfe einer [[Ionenquelle]] erzeugten [[Fokus|fokussierten]] [[Strahlenbündel|Strahl]] [[Teilchen|geladener Teilchen]], genauer [[Ion]]en.<ref>{{cite book | title =Charged Particle Beams| publisher= John Wiley and Sons| first=Stanley | last=Humphries | isbn=0-471-60014-8| year=1990| url=http://www.fieldp.com/cpb.html}}</ref>
Bei einem '''Ionenstrahl''' handelt es sich um einen mit Hilfe einer [[Ionenquelle]] erzeugten, sich im Vakuum bewegenden  [[Fokus|fokussierten]] [[Strahlenbündel|Strahl]] [[Teilchen|geladener Teilchen]], genauer [[Ion]]en.<ref>{{cite book | title =Charged Particle Beams| publisher= John Wiley and Sons| first=Stanley | last=Humphries | isbn=0-471-60014-8| year=1990| url=http://www.fieldp.com/cpb.html}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Geschichte der Ionenstrahlen beginnt mit der Untersuchung der [[Alphastrahlung]] durch [[Ernest Rutherford]] 1911.<ref>{{cite journal| last= Rutherford| first= Ernest| title= The scattering of alpha and beta particles by matter and the structure of the atom| journal= Philosophical Magazine| volume= 21| year=1911| pages=669-688| url=http://www.math.ubc.ca/~cass/rutherford/rutherford.html}}</ref> Die Ionenquelle bestand bei Rutherford aus einem [[Radium]]präparat, dessen [[Alphastrahlung]] für [[Rutherford-Streuung|Streuversuche]] mithilfe einer [[Blei]]abschirmung [[Kollimator#Kollimatoren für Röntgen-, Gamma- oder Teilchenstrahlung|kollimiert]] wurde.
Die Geschichte der Ionenstrahlen beginnt mit der Untersuchung der [[Alphastrahlung]] durch [[Ernest Rutherford]] 1911.<ref>{{cite journal| last= Rutherford| first= Ernest| title= The scattering of alpha and beta particles by matter and the structure of the atom| journal= Philosophical Magazine| volume= 21| year=1911| pages=669–688| url=http://www.math.ubc.ca/~cass/rutherford/rutherford.html}}</ref> Die Ionenquelle bestand bei Rutherford aus einem [[Radium]]präparat, dessen Alphastrahlung für [[Rutherford-Streuung|Streuversuche]] mithilfe einer [[Blei]]abschirmung [[Kollimator#Einsatzgebiete|kollimiert]] wurde.


Bereits 1928 wurden mit einem [[Linearbeschleuniger|Driftröhrenbeschleuniger]] erste Ionen künstlich beschleunigt. In den folgenden  Jahren wurden [[Cockcroft-Walton-Beschleuniger]] und andere Gleichspannungsbeschleuniger zur Beschleunigung von Ionenstrahlen in der Forschung genutzt; damit gelang 1932 erstmals die Beobachtung einer durch künstlich beschleunigte Teilchen ausgelösten Kernreaktion.<ref name="lee">{{cite book|last= Lee|first= S. Y.|title= Accelerator Physics|year=1999|publisher=World Scientific|isbn=981-02-3710-3 }}</ref> Im Verlauf der 1930er Jahre wurden die [[Elektronenoptik|Elektronen-]] und Ionenoptik zur Reife gebracht: Mithilfe magnetischer Felder ist es möglich, einen Ionenstrahl ähnlich einem Lichtstrahl zu fokussieren und so ohne Aufweitung des Strahls zu transportieren.<ref name="lee" />
Bereits 1928 wurden mit einem [[Linearbeschleuniger|Driftröhrenbeschleuniger]] erste Ionen künstlich beschleunigt. In den folgenden  Jahren wurden [[Cockcroft-Walton-Beschleuniger]] und andere Gleichspannungsbeschleuniger zur Beschleunigung von Ionenstrahlen in der Forschung genutzt; damit gelang 1932 erstmals die Beobachtung einer durch künstlich beschleunigte Teilchen ausgelösten Kernreaktion.<ref name="lee">{{cite book|last= Lee|first= S. Y.|title= Accelerator Physics|year=1999|publisher=World Scientific|isbn=981-02-3710-3 }}</ref> Im Verlauf der 1930er Jahre wurden die [[Elektronenoptik|Elektronen-]] und Ionenoptik zur Reife gebracht: Mithilfe magnetischer Felder ist es möglich, einen Ionenstrahl ähnlich einem Lichtstrahl zu fokussieren und so ohne Aufweitung des Strahls zu transportieren.<ref name="lee" />
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== Anwendungen in der Forschung ==
== Anwendungen in der Forschung ==
In der Forschung werden Ionenstrahlen ähnlich wie [[Elektronenstrahl]]en in der [[Teilchenphysik|Teilchen]]-, [[Kernphysik|Kern]]- und [[Atomphysik]] eingesetzt. Meist kommt mit der Ionenquelle ein [[Teilchenbeschleuniger]] zum Einsatz, um die Ionen auf die jeweils erforderliche Energie zu bringen.
In der Forschung werden Ionenstrahlen ähnlich wie [[Elektronenstrahl]]en in der [[Teilchenphysik|Teilchen-]], [[Kernphysik|Kern-]] und [[Atomphysik]] eingesetzt. Meist kommt mit der Ionenquelle ein [[Teilchenbeschleuniger]] zum Einsatz, um die Ionen auf die jeweils erforderliche Energie zu bringen.


[[Schwerion]]enstrahlen haben Anwendungen zum Beispiel in der Medizin ([[Schwerionentherapie]]) und möglicherweise zukünftig für die Energiegewinnung durch [[Trägheitsfusion]].
[[Schwerion]]enstrahlen haben Anwendungen zum Beispiel in der Medizin ([[Schwerionentherapie]]) und möglicherweise zukünftig für die Energiegewinnung durch [[Trägheitsfusion]].


== Industrielle Anwendungen ==
== Industrielle Anwendungen ==
In der Industrie finden Ionenstrahlen niedrigerer Energien im Energiebereich bis zu einigen Mega[[elektronenvolt]] Anwendung vor allem zur [[Ionenimplantation]], z.&nbsp;B. in der [[Halbleitertechnik]] und in [[Focused Ion Beam]]-Verfahren für Mikroskopie und Materialbearbeitung sowie Massenspektrometrie ([[Sekundärionen-Massenspektrometrie]]). Auch zur [[Isotopenanalyse]] werden Ionenstrahlen eingesetzt: Bei der [[Beschleuniger-Massenspektrometrie]] wird ein Ionenstrahl aus einem Material unbekannter Isotopenzusammensetzung erzeugt. Die Zusammensetzung wird dann mittels der Unterschiede in den ionenoptischen Eigenschaften verschiedener Isotope ermittelt, so dass auf Alter oder der Herkunft des Materials geschlossen werden kann.
In der Industrie finden Ionenstrahlen niedrigerer Energien im Energiebereich bis zu einigen Mega[[elektronenvolt]] Anwendung vor allem zur [[Ionenimplantation]], z.&nbsp;B. in der [[Halbleitertechnik]] und in [[Focused Ion Beam|Focused-Ion-Beam]]-Verfahren für Mikroskopie und Materialbearbeitung sowie Massenspektrometrie ([[Sekundärionen-Massenspektrometrie]]). Auch zur [[Isotopenanalyse]] werden Ionenstrahlen eingesetzt: Bei der [[Beschleuniger-Massenspektrometrie]] wird ein Ionenstrahl aus einem Material unbekannter Isotopenzusammensetzung erzeugt. Die Zusammensetzung wird dann mittels der Unterschiede in den ionenoptischen Eigenschaften verschiedener Isotope ermittelt, so dass auf Alter oder der Herkunft des Materials geschlossen werden kann.


Höherenergetische Ionenstrahlen werden zur Erzeugung von [[Radionuklid]]en und [[Neutron]]en für die Medizin und Materialanalyse verwendet.
Höherenergetische Ionenstrahlen werden zur Erzeugung von [[Radionuklid]]en und [[Neutron]]en für die Medizin und Materialanalyse verwendet.


In der Raumfahrt können möglicherweise [[Ionentriebwerk|Ionenstrahltriebwerke]] eingesetzt werden.<ref name="AccIndustry">{{Literatur |Autor=Robert W. Hamm, Marianne E. Hamm |Titel=The beam business: Accelerators in industry |Sammelwerk=Physics Today |Band=64 |Nummer=6 |Datum=2011 |Seiten=46 |DOI=10.1063/1.3603918}}</ref>
In der Raumfahrt werden [[Ionentriebwerk|Ionenstrahltriebwerke]] eingesetzt.<ref name="AccIndustry">{{Literatur |Autor=Robert W. Hamm, Marianne E. Hamm |Titel=The beam business: Accelerators in industry |Sammelwerk=Physics Today |Band=64 |Nummer=6 |Datum=2011 |Seiten=46 |DOI=10.1063/1.3603918}}</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Ionenstrahllithografie]]
* [[Ionenstrahllithografie]]
* [[ISOLDE]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 7. November 2021, 16:41 Uhr

Vakuumanlage, mit der unter anderem Mikrobearbeitung mit einem fokussierten Ionenstrahl möglich ist
Mikroskopisch kleine Kanäle eines Flüssigkeitssensors, hergestellt durch Ionenstrahlbearbeitung einer Silicium-Platte (Kanalbreite etwa 18 µm)

Bei einem Ionenstrahl handelt es sich um einen mit Hilfe einer Ionenquelle erzeugten, sich im Vakuum bewegenden fokussierten Strahl geladener Teilchen, genauer Ionen.[1]

Geschichte

Die Geschichte der Ionenstrahlen beginnt mit der Untersuchung der Alphastrahlung durch Ernest Rutherford 1911.[2] Die Ionenquelle bestand bei Rutherford aus einem Radiumpräparat, dessen Alphastrahlung für Streuversuche mithilfe einer Bleiabschirmung kollimiert wurde.

Bereits 1928 wurden mit einem Driftröhrenbeschleuniger erste Ionen künstlich beschleunigt. In den folgenden Jahren wurden Cockcroft-Walton-Beschleuniger und andere Gleichspannungsbeschleuniger zur Beschleunigung von Ionenstrahlen in der Forschung genutzt; damit gelang 1932 erstmals die Beobachtung einer durch künstlich beschleunigte Teilchen ausgelösten Kernreaktion.[3] Im Verlauf der 1930er Jahre wurden die Elektronen- und Ionenoptik zur Reife gebracht: Mithilfe magnetischer Felder ist es möglich, einen Ionenstrahl ähnlich einem Lichtstrahl zu fokussieren und so ohne Aufweitung des Strahls zu transportieren.[3]

Die während des Zweiten Weltkrieges gewonnenen Erkenntnisse im Bereich der Mikrowellenerzeugung kamen der Weiterentwicklung der Wechselfeldbeschleuniger für Ionen zugute (siehe Linearbeschleuniger, Synchrotron). Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Prinzip der Starken Fokussierung[4] entdeckt, das für die Entwicklung von Hochenergie-Ionenbeschleunigern entscheidend wurde.

Erzeugung

Ionenstrahlen werden heute in spezialisierten Ionenquellen erzeugt. Der zu wählende Typ der Quelle hängt ab von den Anforderungen an Energie, Ladungszustand, Gesamt- oder Pulsstrom und Ionenspezies. Deshalb sind an manchen Beschleunigeranlagen verschiedene, abwechselnd benutzbare Ionenquellen installiert.

Der Ionenstrahl wird stets im Vakuum erzeugt. Dazu werden zunächst neutrale Atome mithilfe verschiedener Techniken ionisiert. In der Ionenquelle findet sich auch die erste Beschleunigungsstufe, die mithilfe eines elektrischen Feldes den Ionen eine Hauptbewegungsrichtung vorgibt.[5] Erst nach diesem Schritt kann von einem Ionenstrahl gesprochen werden.

Für einige Anwendungen reicht die Ausgangsenergie einer Ionenquelle aus und der Ionenstrahl kann direkt verwendet werden. Andere Anwendungsgebiete, speziell die Kern- und Teilchenphysik erfordern höhere Energien, für die die Ionen in einem Teilchenbeschleuniger weiter beschleunigt werden müssen.

Anwendungen in der Forschung

In der Forschung werden Ionenstrahlen ähnlich wie Elektronenstrahlen in der Teilchen-, Kern- und Atomphysik eingesetzt. Meist kommt mit der Ionenquelle ein Teilchenbeschleuniger zum Einsatz, um die Ionen auf die jeweils erforderliche Energie zu bringen.

Schwerionenstrahlen haben Anwendungen zum Beispiel in der Medizin (Schwerionentherapie) und möglicherweise zukünftig für die Energiegewinnung durch Trägheitsfusion.

Industrielle Anwendungen

In der Industrie finden Ionenstrahlen niedrigerer Energien im Energiebereich bis zu einigen Megaelektronenvolt Anwendung vor allem zur Ionenimplantation, z. B. in der Halbleitertechnik und in Focused-Ion-Beam-Verfahren für Mikroskopie und Materialbearbeitung sowie Massenspektrometrie (Sekundärionen-Massenspektrometrie). Auch zur Isotopenanalyse werden Ionenstrahlen eingesetzt: Bei der Beschleuniger-Massenspektrometrie wird ein Ionenstrahl aus einem Material unbekannter Isotopenzusammensetzung erzeugt. Die Zusammensetzung wird dann mittels der Unterschiede in den ionenoptischen Eigenschaften verschiedener Isotope ermittelt, so dass auf Alter oder der Herkunft des Materials geschlossen werden kann.

Höherenergetische Ionenstrahlen werden zur Erzeugung von Radionukliden und Neutronen für die Medizin und Materialanalyse verwendet.

In der Raumfahrt werden Ionenstrahltriebwerke eingesetzt.[6]

Siehe auch

  • Ionenstrahllithografie

Einzelnachweise

  1. Stanley Humphries: Charged Particle Beams.. John Wiley and Sons, 1990, ISBN 0-471-60014-8.
  2. Ernest Rutherford: The scattering of alpha and beta particles by matter and the structure of the atom. In: Philosophical Magazine. 21. Jahrgang, 1911, S. 669–688 (ubc.ca).
  3. 3,0 3,1 S. Y. Lee: Accelerator Physics. World Scientific, 1999, ISBN 981-02-3710-3.
  4. E. D. Courant, M. Stanley Livingston, S. Hartland Snider: The Strong-Focusing Synchrotron - A New High Energy Accelerator. In: Physical Review. 88. Jahrgang, Nr. 5, doi:10.1103/PhysRev.88.1190.
  5. Ian G. Brown (Hrsg.): The physics and technology of ion sources, 2nd ed.. Auflage, Wiley-VCH Verlag GmbH, 2004, ISBN 978-3-527-40410-0, doi:10.1002/3527603956.
  6. Robert W. Hamm, Marianne E. Hamm: The beam business: Accelerators in industry. In: Physics Today. Band 64, Nr. 6, 2011, S. 46, doi:10.1063/1.3603918.