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'''Sandu Popescu''' (* [[1956]] in [[Oradea]], [[Rumänien]]) ist ein britischer Physiker, der sich mit [[Quanteninformationstheorie]] und Grundlagen der [[Quantenmechanik]] befasst. | '''Sandu Popescu''' (* [[1956]] in [[Oradea]], [[Rumänien]]) ist ein britischer Physiker, der sich mit [[Quanteninformationstheorie]] und Grundlagen der [[Quantenmechanik]] befasst. | ||
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Popescu studierte bei [[Yakir Aharonov]] in Tel Aviv. Er ist Professor an der [[Universität Bristol]] (H. H. Wills Laboratory) und war Gastprofessor an der [[University of California, Berkeley]]. | Popescu studierte bei [[Yakir Aharonov]] in Tel Aviv. Er ist Professor an der [[Universität Bristol]] (H. H. Wills Laboratory) und war Gastprofessor an der [[University of California, Berkeley]]. | ||
Er befasst sich insbesondere mit Quanten-Nichtlokalität. Er arbeitet vorwiegend theoretisch, aber auch experimentell und war auch an kommerziellen Anwendungen beteiligt. | Er befasst sich insbesondere mit [[Lokalität (Physik)#Nichtlokalität der Quantentheorie|Quanten-Nichtlokalität]]. Er arbeitet vorwiegend theoretisch, aber auch experimentell und war auch an kommerziellen Anwendungen beteiligt. | ||
1992 fand er (damals an der Freien Universität Brüssel) mit Daniel Rohrlich Quantenzustände, die die [[Bellsche Ungleichung]] maximal verletzen.<ref> | 1992 fand er (damals an der Freien Universität Brüssel) mit [[Daniel Rohrlich]] Quantenzustände, die die [[Bellsche Ungleichung]] maximal verletzen.<ref>{{Literatur |Autor=S. Popescu, D. Rohrlich |Titel=Which states violate Bell´s inequality maximally? |Sammelwerk=Phys. Lett. A |Band=169 |Datum=1992 |Seiten=411–414 |DOI=10.1016/0375-9601(92)90819-8}}</ref> Außerdem fanden sie aber verschränkte Quantenzustände, die die Bell-Ungleichung nicht verletzen.<ref>{{Literatur |Autor=S. Popescu, D. Rohrlich |Titel=Generic quantum nonlocality |Sammelwerk=Phys. Lett. A |Band=166 |Datum=1992 |Seiten=293–297 |DOI=10.1016/0375-9601(92)90711-T}}</ref> 1994 zeigte er, dass es, falls man statt der Unbestimmtheit die Nichtlokalität zugrunde legt<ref>Zuvor hatte Aharonov Nichtlokalität und relativistische Kausalität vorgeschlagen als grundlegende Axiome für einen Aufbau der Quantentheorie</ref>, Theorien gibt, die die CHSH-Ungleichungen (Verallgemeinerungen der Bell-Ungleichungen von [[John Clauser]], Horne, Shimony und Holt) stärker verletzten als durch die Quantenmechanik erlaubt ist<ref>{{Literatur |Autor=Popescu, Rohrlich |Titel=Quantum Nonlocality as an axiom |Sammelwerk=Foundations of Physics |Band=24 |Datum=1994 |Seiten=379–385 |arXiv=quant-ph/9508009}}</ref>. Diese ''Superquanten-Korrelationen'' erfüllen dabei immer noch die relativistische Kausalität (kein Informationsaustausch mit Überlichtgeschwindigkeit). Die Quantenmechanik liefert Schranken bezüglich des Betrags von <math>2 \cdot \sqrt {2}</math> für die CHSH Ungleichungen (lokale ''[[Verborgene Variablen]]'' Theorien einen Wert von 2), die von Popescu und Rohrlich entdeckten Zustände (nonlocal PR boxes) erfüllen die maximal erlaubte Schranke 4. Sie sind prinzipiell beobachtbar (bisher aber wurden keine solchen Zustände gefunden) und haben theoretische Anwendung, zum Beispiel in der Untersuchung der Sicherheit in der Quantenkryptographie. | ||
1996 bis 2008 war er bei [[Hewlett-Packard]], die bei Bristol ein Forschungslabor haben. Dort realisierte er mit anderen 1997 als einer der Ersten<ref>1997 demonstrierte auch [[Anton Zeilinger]] mit Kollegen Quanten-Teleportation. Zuerst vorgeschlagen wurde sie von [[Charles H. Bennett]] u.a. 1993.</ref> [[Quanten-Teleportation]] in einem quantenoptischen Experiment.<ref>Boschi, Branca, De Martini, Hardy, Popescu | 1996 bis 2008 war er bei [[Hewlett-Packard]], die bei Bristol ein Forschungslabor haben. Dort realisierte er mit anderen 1997 als einer der Ersten<ref>1997 demonstrierte auch [[Anton Zeilinger]] mit Kollegen Quanten-Teleportation. Zuerst vorgeschlagen wurde sie von [[Charles H. Bennett]] u. a. 1993.</ref> [[Quanten-Teleportation]] in einem quantenoptischen Experiment.<ref>{{Literatur |Autor=Boschi, Branca, De Martini, Hardy, Popescu |Titel=Experimental Realization of Teleporting an Unknown Pure Quantum State via Dual Classical and Einstein-Podolsky-Rosen Channels |Sammelwerk=Phys. Rev. Lett. |Band=80 |Datum=1998 |Seiten=1121 |arXiv=quant-ph/9710013}}</ref> | ||
Zu den nicht-intuitiven Folgerungen der Quantentheorie gehört seine Entdeckung mit [[Nicolas Gisin]], dass zwei antiparallele Spins mehr Information über ihre Richtung enthalten als parallele Spins (Grund ist die Anti-Unitarität der Spin-Inversion)<ref>N. Gisin, S. Popescu | Zu den nicht-intuitiven Folgerungen der Quantentheorie gehört seine Entdeckung mit [[Nicolas Gisin]], dass zwei antiparallele Spins mehr Information über ihre Richtung enthalten als parallele Spins (Grund ist die Anti-Unitarität der Spin-Inversion)<ref>{{Literatur |Autor=N. Gisin, S. Popescu |Titel=Spin flips and quantum information for anti-parallel spins |Sammelwerk=Phys. Rev. Lett. |Band=83 |Datum=1999 |Seiten=432 |arXiv=quant-ph/9901072}}</ref>. Mit Gisin und anderen Kollegen führte er ''Quanten-Handschuhe'' ein (Quantum Gloves), Paare rotationsinvarianter Quantenzustände, die vollständige Information über die Chiralität eines dreidimensionalen Bezugssystems enthalten, aber keine Information über seine Orientierung.<ref>{{Literatur |Autor=D. Collins, L Diosi, N. Gisin, S. Massar, S. Popescu |Titel=Quantum gloves |Sammelwerk=Phys. Rev. A |Band=72 |Datum=2005 |Seiten=022304 |arXiv=quant-ph/0409221}}</ref> Er untersucht damit den Unterschied zwischen Informationsgehalt und physikalischer Realisierung. | ||
In jüngster Zeit untersuchte er die Thermodynamik von Quanten-Systemen.<ref>Popescu, Anthony J. Short, Andreas Winter | In jüngster Zeit untersuchte er die Thermodynamik von Quanten-Systemen.<ref>{{Literatur |Autor=Popescu, Anthony J. Short, Andreas Winter |Titel=Entanglement and the Foundations of Statistical Mechanics |Sammelwerk=Nature Physics |Band=2 |Datum=2006 |Seiten=754–758 |arXiv=quant-ph/0511225}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Noah Linden, Popescu, Anthony J. Short, Andreas Winter |Titel=Quantum mechanical evolution towards thermal equilibrium |Sammelwerk=Phys. Rev. E |Band=79 |Datum=2009 |Seiten=061103 |arXiv=0812.2385}}</ref> Insbesondere zeigte er, dass auch sehr kleine Quantensysteme (aus 2 Qubits) den [[Carnot-Wirkungsgrad]] thermodynamischer Maschinen erreichen können.<ref>{{Literatur |Autor=Linden, Popescu, Skrzypczyk |Titel=How small can thermal machines be? The smallest possible refrigerator |Sammelwerk=Phys. Rev. Lett. |Band=105 |Datum=2010 |Seiten=130401 |arXiv=0908.2076}}, {{Literatur |Autor=Linden, Popescu, Skrzypczyk |Titel=The smallest possible heat engines |Datum=2010 |Seiten= |arXiv=1010.6029}}</ref> | ||
2000 erhielt er den [[Adams-Preis]] und er erhielt 2011 den [[John Stewart Bell Prize]] der Universität Toronto.<ref>[http://cqiqc.physics.utoronto.ca/bell_prize/Popescu.html John Stewart Bell Prize 2013 für Popescu]</ref> Für 2016 wurde ihm die [[Dirac-Medaille (IOP)|Dirac-Medaille]] des [[Institute of Physics]] zugesprochen, 2017 wurde er in die [[Royal Society]] gewählt. | 2000 erhielt er den [[Adams-Preis]] und er erhielt 2011 den [[John Stewart Bell Prize]] der Universität Toronto.<ref>[http://cqiqc.physics.utoronto.ca/bell_prize/Popescu.html John Stewart Bell Prize 2013 für Popescu]</ref> Für 2016 wurde ihm die [[Dirac-Medaille (IOP)|Dirac-Medaille]] des [[Institute of Physics]] zugesprochen, 2017 wurde er in die [[Royal Society]] gewählt.<ref>{{Internetquelle |url=https://royalsociety.org/people/sandu-popescu-13414/ |titel=Sandu Popescu |werk=Fellows Directory, Royal Society |abruf=2018-11-21}}</ref> | ||
== Schriften == | == Schriften == | ||
*mit H.-K. Lo, T. Spiller (Herausgeber) ''Introduction in quantum information and computation'', World Scientific, 1998 | *mit H.-K. Lo, T. Spiller (Herausgeber) ''Introduction in quantum information and computation'', World Scientific, 1998 | ||
Außer den in den Fußnoten zitierten Aufsätzen u.a.: | Außer den in den Fußnoten zitierten Aufsätzen u. a.: | ||
* | * {{Literatur |Autor=Sandu Popescu, Noah Linden, Anthony Short, Andreas Winter |Titel=Quantum nonlocality and beyond: Limits from nonlocal computation |Sammelwerk=Phys. Rev. Lett. |Band=99 |Datum=2007 |Seiten=180502 |arXiv=quant-ph/0610097}} | ||
* | * {{Literatur |Autor=Jonathan Barrett, Noah Linden, Serge Massar, Stefano Pironio, Sandu Popescu, David Roberts |Titel=Non-local correlations as an information theoretic resource |Sammelwerk=Phys. Rev. A |Band=71 |Datum=2005 |Seiten=022101 |arXiv=quant-ph/0404097}} | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* | * {{Internetquelle |url=http://www.bristol.ac.uk/physics/people/sandu-popescu/ |titel=Professor Sandu Popescu |hrsg=School of Physics, University of Bristol |abruf=2018-11-21 |sprache=en |abruf-verborgen=1}} | ||
* | * {{Internetquelle |url=http://surprising-romania.blogspot.co.il/2010/04/sandu-popescu.html |titel=Biography |hrsg=True Romania |datum=2010-04 |abruf=2018-11-21 |sprache=en |abruf-verborgen=1}} | ||
* | * {{Internetquelle |url=http://perimeterinstitute.ca/people/Sandu-Popescu |titel=Popescu am Perimeter Institute |abruf=2018-11-21 |sprache=en |abruf-verborgen=1}} | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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Sandu Popescu (* 1956 in Oradea, Rumänien) ist ein britischer Physiker, der sich mit Quanteninformationstheorie und Grundlagen der Quantenmechanik befasst.
Popescu studierte bei Yakir Aharonov in Tel Aviv. Er ist Professor an der Universität Bristol (H. H. Wills Laboratory) und war Gastprofessor an der University of California, Berkeley.
Er befasst sich insbesondere mit Quanten-Nichtlokalität. Er arbeitet vorwiegend theoretisch, aber auch experimentell und war auch an kommerziellen Anwendungen beteiligt.
1992 fand er (damals an der Freien Universität Brüssel) mit Daniel Rohrlich Quantenzustände, die die Bellsche Ungleichung maximal verletzen.[1] Außerdem fanden sie aber verschränkte Quantenzustände, die die Bell-Ungleichung nicht verletzen.[2] 1994 zeigte er, dass es, falls man statt der Unbestimmtheit die Nichtlokalität zugrunde legt[3], Theorien gibt, die die CHSH-Ungleichungen (Verallgemeinerungen der Bell-Ungleichungen von John Clauser, Horne, Shimony und Holt) stärker verletzten als durch die Quantenmechanik erlaubt ist[4]. Diese Superquanten-Korrelationen erfüllen dabei immer noch die relativistische Kausalität (kein Informationsaustausch mit Überlichtgeschwindigkeit). Die Quantenmechanik liefert Schranken bezüglich des Betrags von $ 2\cdot {\sqrt {2}} $ für die CHSH Ungleichungen (lokale Verborgene Variablen Theorien einen Wert von 2), die von Popescu und Rohrlich entdeckten Zustände (nonlocal PR boxes) erfüllen die maximal erlaubte Schranke 4. Sie sind prinzipiell beobachtbar (bisher aber wurden keine solchen Zustände gefunden) und haben theoretische Anwendung, zum Beispiel in der Untersuchung der Sicherheit in der Quantenkryptographie.
1996 bis 2008 war er bei Hewlett-Packard, die bei Bristol ein Forschungslabor haben. Dort realisierte er mit anderen 1997 als einer der Ersten[5] Quanten-Teleportation in einem quantenoptischen Experiment.[6]
Zu den nicht-intuitiven Folgerungen der Quantentheorie gehört seine Entdeckung mit Nicolas Gisin, dass zwei antiparallele Spins mehr Information über ihre Richtung enthalten als parallele Spins (Grund ist die Anti-Unitarität der Spin-Inversion)[7]. Mit Gisin und anderen Kollegen führte er Quanten-Handschuhe ein (Quantum Gloves), Paare rotationsinvarianter Quantenzustände, die vollständige Information über die Chiralität eines dreidimensionalen Bezugssystems enthalten, aber keine Information über seine Orientierung.[8] Er untersucht damit den Unterschied zwischen Informationsgehalt und physikalischer Realisierung.
In jüngster Zeit untersuchte er die Thermodynamik von Quanten-Systemen.[9][10] Insbesondere zeigte er, dass auch sehr kleine Quantensysteme (aus 2 Qubits) den Carnot-Wirkungsgrad thermodynamischer Maschinen erreichen können.[11]
2000 erhielt er den Adams-Preis und er erhielt 2011 den John Stewart Bell Prize der Universität Toronto.[12] Für 2016 wurde ihm die Dirac-Medaille des Institute of Physics zugesprochen, 2017 wurde er in die Royal Society gewählt.[13]
Außer den in den Fußnoten zitierten Aufsätzen u. a.:
Personendaten | |
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NAME | Popescu, Sandu |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 1956 |
GEBURTSORT | Oradea |