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[[Datei:Spaghettification.gif|miniatur|Schematische | [[Datei:Spaghettification (from NASA's Imagine the Universe!).png|miniatur|Ein Astronaut fällt in ein Schwarzes Loch (schematische Illustration des Spaghetti-Effekts)]] | ||
Als '''Spaghettisierung''' (alternativ '''Spaghettifizierung'''<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/mensch-im-schwarzen-loch-geroestet-nicht-genudelt-a-351450.html |titel= Mensch im Schwarzen Loch: Geröstet, nicht genudelt |hrsg=Spiegel Online |datum=2005-04-15 |zugriff=2016-05-11}}</ref>) wird bildlich | [[Datei:Spaghettification.gif|miniatur|Schematische Animation zur Erläuterung des Effekts – „Angenommen, vier Ob­jek­te fallen auf einen masse­reichen Pla­ne­ten. – Jedes Ob­jekt folgt einer leicht unter­schied­lichen Bahn. – Nun hat sich das Karo leicht in die Länge gezogen.“ Die vier Objekte können als Teile eines einzigen, größeren Objekts interpretiert werden.]] | ||
Schwarze Löcher sind so [[Masse (Physik)|massereich]], dass die von ihnen ausgehende [[Gravitation]] Objekte nicht nur einfängt: Da die Anziehungskraft mit abnehmendem Abstand zunimmt, wirken auf der dem Schwarzen Loch zugewandten Seite des Objekts stärkere Kräfte als auf der abgewandten Seite. Dadurch wird das Objekt in die Länge gezogen | Als '''Spaghettisierung''' (alternativ '''Spaghettifizierung'''<ref>{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/mensch-im-schwarzen-loch-geroestet-nicht-genudelt-a-351450.html |titel= Mensch im Schwarzen Loch: Geröstet, nicht genudelt |hrsg=Spiegel Online |datum=2005-04-15 |zugriff=2016-05-11}}</ref> oder '''Spaghetti-Effekt'''<ref>https://sciencev2.orf.at/stories/1716198/index.html</ref>) wird bildlich die Verformung eines Objekts bezeichnet, das in ausreichende Nähe zu einem [[Schwarzes Loch|Schwarzen Loch]] gerät. | ||
Schwarze Löcher sind so [[Masse (Physik)|massereich]], dass die von ihnen ausgehende [[Gravitation]] Objekte nicht nur einfängt, sondern durch [[Gezeitenkräfte]] auch verformt: Da die Anziehungskraft mit abnehmendem Abstand zunimmt, wirken auf der dem Schwarzen Loch zugewandten Seite des Objekts stärkere Kräfte als auf der abgewandten Seite. Dadurch wird das Objekt in die Länge gezogen. Gleichzeitig kommt es zu einer Stauchung des Objekts in tangentialer Richtung, da die an den verschiedenen Teilen des Objekts angreifenden Anziehungskräfte auf den gleichen Massenmittelpunkt gerichtet sind. (Beide Effekte treten nicht nur in der Nähe Schwarzer Löcher, sondern in schwächerer Form auch in der Nähe anderer Himmelskörper auf, siehe nebenstehende Abbildung.) Dieser Effekt verstärkt sich, wenn sich das Objekt dem Schwarzen Loch weiter nähert, und kann schließlich zum Auseinanderreißen des Objekts führen.<ref>{{Internetquelle |autor=Maike Pollmann |hrsg= |url=http://www.wissenschaft-online.de/artikel/911989 |format= |titel=Was bezeichnen Astronomen als Spaghettisierung? |werk=spektrum.de |datum= 16. November 2007 |zugriff=28. März 2010| offline=ja | archiv-url= http://web.archive.org/web/20140324123847/https://www.spektrum.de/quiz/was-bezeichnen-astronomen-als-spaghettisierung/911989 | archiv-datum=2014-03-24}}</ref> | |||
Der Begriff ist auf die Form von [[Spaghetti]] zurückzuführen. Er wurde 1988 von [[Stephen Hawking]] in seinem Buch ''A Brief History of Time'' (deutsch: ''[[Eine kurze Geschichte der Zeit]])'' geprägt.<ref>{{Internetquelle |autor= |hrsg= |url=http://www.wissenschaft-online.de/artikel/833532 |format=PDF |titel=Spaghettisierung in der Nähe eines Schwarzen Loches |werk= |datum= |zugriff=28. März 2010}}</ref> | Der Begriff ist auf die Form von [[Spaghetti]] zurückzuführen. Er wurde 1988 von [[Stephen Hawking]] in seinem Buch ''A Brief History of Time'' (deutsch: ''[[Eine kurze Geschichte der Zeit]])'' geprägt.<ref>{{Internetquelle |autor= |hrsg= |url=http://www.wissenschaft-online.de/artikel/833532 |format=PDF |titel=Spaghettisierung in der Nähe eines Schwarzen Loches |werk= |datum= |zugriff=28. März 2010}}</ref> | ||
Ab Mitte 2013 war dieser Vorgang für rund ein Jahr an der [[Gaswolke]] [[G2 (Gaswolke)|G2]] zu beobachten, die von dem supermassereichen [[Schwarzes Loch|Schwarzen Loch]] [[Sagittarius A*]] angezogen wurde und beinahe auseinandergerissen worden wäre.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.derstandard.at/story/1373512915711/supermassereiches-schwarzes-loch-verwandelt-gaswolke-in-spaghetti|titel=Supermassereiches Schwarzes Loch verwandelt Gaswolke in "Spaghetti"|sprache=de|hrsg=Der Standard|datum=2013-07-20|zugriff=2021-11-10}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://www.scinexx.de/news/kosmos/milchstrasse-raetsel-um-unkaputtbare-gaswolke-geloest/|titel=Milchstraße: Rätsel um „unkaputtbare“ Gaswolke gelöst|sprache=de|hrsg=[[Scinexx]]|datum=2014-11-04|zugriff=2021-11-10}}</ref> | |||
Im Dezember 2016 wurde berichtet, dass die Anfang 2016 beobachtete extrem helle Sternenexplosion [[ASASSN-15lh]] vermutlich nicht durch eine Supernova, sondern durch eine solche Spaghettisierung eines Sterns niedriger Masse durch ein sehr massereiches, sich sehr schnell drehendes Schwarzes Loch verursacht worden sein könnte.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Heller-als-500-Milliarden-Sonnen-Lichtblitz-war-wohl-doch-keine-Supernova-3569111.html|titel=Heller als 500 Milliarden Sonnen: Lichtblitz war wohl doch keine Supernova|sprache=de|hrsg=heise.de|datum=2016-12-13|zugriff=2016-12-14}}</ref> | |||
Am 12. Oktober 2020 wurde in den „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ über die Beobachtung eines „tidal disruption event“ (frei übersetzt „Gezeiten-Zerreißung“) berichtet. Ein Stern mit vergleichbarer Masse wie die Sonne wurde durch das zentrale supermassive Schwarze Loch einer 215 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie zerrissen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.eso.org/public/news/eso2018/ |titel=Death by Spaghettification: ESO Telescopes Record Last Moments of Star Devoured by a Black Hole |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2020-10-20 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Nicholl et al. |url=https://www.eso.org/public/archives/releases/sciencepapers/eso2018/eso2018a.pdf |titel=An outflow powers the optical rise of the nearby, fast-evolving tidaldisruption event AT2019qiz |werk=eso.org |hrsg=ESO |datum=2020-09-15 |abruf=2020-10-20 |sprache=en}}</ref> | |||
== Literatur == | == Literatur == |
Als Spaghettisierung (alternativ Spaghettifizierung[1] oder Spaghetti-Effekt[2]) wird bildlich die Verformung eines Objekts bezeichnet, das in ausreichende Nähe zu einem Schwarzen Loch gerät.
Schwarze Löcher sind so massereich, dass die von ihnen ausgehende Gravitation Objekte nicht nur einfängt, sondern durch Gezeitenkräfte auch verformt: Da die Anziehungskraft mit abnehmendem Abstand zunimmt, wirken auf der dem Schwarzen Loch zugewandten Seite des Objekts stärkere Kräfte als auf der abgewandten Seite. Dadurch wird das Objekt in die Länge gezogen. Gleichzeitig kommt es zu einer Stauchung des Objekts in tangentialer Richtung, da die an den verschiedenen Teilen des Objekts angreifenden Anziehungskräfte auf den gleichen Massenmittelpunkt gerichtet sind. (Beide Effekte treten nicht nur in der Nähe Schwarzer Löcher, sondern in schwächerer Form auch in der Nähe anderer Himmelskörper auf, siehe nebenstehende Abbildung.) Dieser Effekt verstärkt sich, wenn sich das Objekt dem Schwarzen Loch weiter nähert, und kann schließlich zum Auseinanderreißen des Objekts führen.[3] Der Begriff ist auf die Form von Spaghetti zurückzuführen. Er wurde 1988 von Stephen Hawking in seinem Buch A Brief History of Time (deutsch: Eine kurze Geschichte der Zeit) geprägt.[4]
Ab Mitte 2013 war dieser Vorgang für rund ein Jahr an der Gaswolke G2 zu beobachten, die von dem supermassereichen Schwarzen Loch Sagittarius A* angezogen wurde und beinahe auseinandergerissen worden wäre.[5][6]
Im Dezember 2016 wurde berichtet, dass die Anfang 2016 beobachtete extrem helle Sternenexplosion ASASSN-15lh vermutlich nicht durch eine Supernova, sondern durch eine solche Spaghettisierung eines Sterns niedriger Masse durch ein sehr massereiches, sich sehr schnell drehendes Schwarzes Loch verursacht worden sein könnte.[7]
Am 12. Oktober 2020 wurde in den „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ über die Beobachtung eines „tidal disruption event“ (frei übersetzt „Gezeiten-Zerreißung“) berichtet. Ein Stern mit vergleichbarer Masse wie die Sonne wurde durch das zentrale supermassive Schwarze Loch einer 215 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie zerrissen.[8][9]