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'''Dmitri Dmitrijewitsch Iwanenko''' ({{RuS|Дмитрий Дмитриевич Иваненко}}; * [[29. Juli]] [[1904]] in [[Poltawa]]; † [[30. Dezember]] [[1994]] in [[Moskau]]) war ein [[Sowjetunion|sowjetischer]] theoretischer Physiker, der sich insbesondere mit [[Gravitation]], [[Quantenfeldtheorie]] und [[Kernphysik]] beschäftigte. | '''Dmitri Dmitrijewitsch Iwanenko''' ({{RuS|Дмитрий Дмитриевич Иваненко}}; * [[29. Juli]] [[1904]] in [[Poltawa]]; † [[30. Dezember]] [[1994]] in [[Moskau]]) war ein [[Sowjetunion|sowjetischer]] theoretischer Physiker, der sich insbesondere mit [[Gravitation]], [[Quantenfeldtheorie]] und [[Kernphysik]] beschäftigte. | ||
Iwanenko studierte an der [[Staatliche Universität Sankt Petersburg|Universität Leningrad]] (Abschluss 1927). Seit 1943 war er Professor an der [[Lomonossow-Universität]] in [[Moskau]]. | Iwanenko studierte an der [[Staatliche Universität Sankt Petersburg|Universität Leningrad]] (Abschluss 1927). Seit 1943 war er Professor an der [[Lomonossow-Universität]] in [[Moskau]]. | ||
Seit 1949 war er Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Sowjetischen Akademie der Wissenschaften]]. 1950 erhielt er den Staatspreis. | Seit 1949 war er Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Sowjetischen Akademie der Wissenschaften]]. 1950 erhielt er den Staatspreis. | ||
Mit seinem Studienfreund [[George Gamow]] veröffentlichte er 1926 in der [[Zeitschrift für Physik]] über Wellenmechanik in der fünfdimensionalen [[Kaluza-Klein-Theorie]]. Beide veröffentlichten mit [[Lew Dawidowitsch Landau|Lew Landau]] um die gleiche Zeit eine Arbeit, in der sie physikalische Theorien charakterisierten, die Grenzwerten der fundamentalen Konstanten (Planck-Konstante, Lichtgeschwindigkeit, Gravitationskonstante) entsprachen. Landau (''Dau''), Gamow (''Jonny'') und Iwanenko (''Dymus'') waren damals enge Freunde, die ''drei Musketiere'' genannt.<ref>z.B. [[Siegmund Brandt]]: ''The harvest of a century: discoveries of modern physics in 100 episodes'', Oxford University Press 2008, S.273</ref> Mit [[Wladimir Fock]] veröffentlichte er 1929 | Mit seinem Studienfreund [[George Gamow]] veröffentlichte er 1926 in der [[Zeitschrift für Physik]] über Wellenmechanik in der fünfdimensionalen [[Kaluza-Klein-Theorie]]. Beide veröffentlichten mit [[Lew Dawidowitsch Landau|Lew Landau]] um die gleiche Zeit eine Arbeit, in der sie physikalische Theorien charakterisierten, die Grenzwerten der fundamentalen Konstanten (Planck-Konstante, Lichtgeschwindigkeit, Gravitationskonstante) entsprachen. Landau (''Dau''), Gamow (''Jonny'') und Iwanenko (''Dymus'') waren damals enge Freunde, die ''drei Musketiere'' genannt.<ref>z. B. [[Siegmund Brandt]]: ''The harvest of a century: discoveries of modern physics in 100 episodes'', Oxford University Press 2008, S. 273</ref> Mit [[Wladimir Fock]] veröffentlichte er 1929 einen Aufsatz zur Quantengravitation.<ref>Fock, Iwanenko ''Zur Quantengeometrie'', Physikalische Zeitschrift, Bd. 30, 1929, S. 648</ref> Beide untersuchten auch den [[Paralleltransport]] von [[Spinor]]en in gekrümmten Raumzeiten (Fock-Iwanenko-Koeffizienten)<ref>Fock, Iwanenko ''Géometrie quantique linéaire et déplacement paralléle'', Compt. Rend. Acad Sci. Paris, Bd. 188, 1929, S. 1470</ref>. Auch später, in den 1980er Jahren, beschäftigte er sich mit der quantentheoretischen Formulierung der Gravitation, und entwickelte mit Sadanaschwili [[Eichtheorie]]n der Gravitation. | ||
1930 schlug er mit [[ | 1930 schlug er mit [[Wiktor Hambardsumjan]] (Ambartsumian) vor, dass nicht nur (masselose) [[Photon]]en bei Wechselwirkungen von Elementarteilchen erzeugt und vernichtet werden können, sondern auch massive Teilchen, eine Idee die der modernen Quantenfeldtheorie zugrunde liegt.<ref>Iwanenko, Ambartsumian ''Eine quantentheoretische Bemerkung zur einheitlichen Feldtheorie'', Doklady USSR Acad. Sci., Ser. A, Bd. 3, 1930, S. 45–49, dieselben ''Les électrons inobservables et les rayons'', Compt. Rend. Acad Sci. Paris, Bd. 190, 1930, S. 582</ref> | ||
1932 war er einer der ersten ([[Werner Heisenberg]] und [[Ettore Majorana]] hatten im selben Jahr ähnliche Ideen), der nach der Entdeckung des [[Neutron]]s durch [[James Chadwick]] (1932) das Neutron als Bestandteil des Kerns vorschlug (vorher stellte man sich häufig den Kern aus Protonen und Elektronen aufgebaut vor) ähnlich dem Proton, was das Rätsel der Spin-Statistik der Kerne löste<ref>Der Stickstoffkern mit 7 Neutronen und 7 Protonen folgte zum Beispiel der [[Boson|Bose-Statistik]]</ref> | 1932 war er einer der ersten ([[Werner Heisenberg]] und [[Ettore Majorana]] hatten im selben Jahr ähnliche Ideen), der nach der Entdeckung des [[Neutron]]s durch [[James Chadwick]] (1932) das Neutron als Bestandteil des Kerns vorschlug (vorher stellte man sich häufig den Kern aus Protonen und Elektronen aufgebaut vor) ähnlich dem Proton, was das Rätsel der Spin-Statistik der Kerne löste<ref>Der Stickstoffkern mit 7 Neutronen und 7 Protonen folgte zum Beispiel der [[Boson|Bose-Statistik]].</ref><ref>Iwanenko ''The neutron hypothesis'', Nature, Bd. 129, 1932, S. 798, siehe auch Laurie Brown, Abraham Pais, Pippard ''Twentieth Century Physics'', IOP Publishing, Bd. 3, S. 122</ref> Beim Betazerfall des Neutrons würde dann ein Elektron ähnlich wie ein Photon in der [[Quantenelektrodynamik]] emittiert, was [[Enrico Fermi]] 1934 in eine Feldtheorie der schwachen Wechselwirkung umsetzte. 1934 schlug er eine Austauschwechselwirkung zwischen Neutronen und Protonen im Kern vor (in Zusammenarbeit mit [[Igor Jewgenjewitsch Tamm|Tamm]]),<ref>Iwanenko ''Interaction of neutrons and protons'', Nature, Bd. 133, 1934, S. 981–982</ref> was später von [[Yukawa Hideki|Yukawa]] zu einer Theorie der Kernkräfte durch Mesonenaustausch ausgebaut wurde. Mit E. Gapon schlug er ein frühes [[Schalenmodell (Kernphysik)|Schalenmodell]] des Kerns vor.<ref>Gapon, Iwanenko ''Zur Bestimmung der Isotopenzahl'', Naturwissenschaften, Bd. 20, 1932, S. 792</ref> | ||
1938 entwickelte er eine nichtlineare Verallgemeinerung der [[Diracgleichung]], mit der er in den 1950er Jahren wie Heisenberg nichtlineare Feldtheorien der Elementarteilchen konstruierte. | 1938 entwickelte er eine nichtlineare Verallgemeinerung der [[Diracgleichung]], mit der er in den 1950er Jahren wie Heisenberg nichtlineare Feldtheorien der Elementarteilchen konstruierte. | ||
1944 veröffentlichte er mit [[Isaak Jakowlewitsch Pomerantschuk|Isaak Pomerantschuk]] einen Aufsatz, in dem sie die maximale Beschleunigungsenergie eines Elektrons in einem [[Betatron]] berechneten und gleichzeitig die [[Synchrotronstrahlung]] vorhersagten.<ref>Pomerantschuk, Iwanenko ''On the maximum energy attainable in a betatron'', Phys.Rev. Bd.65, 1944, S.344</ref> Berechnungen dazu führte er mit [[Arseni Alexandrowitsch Sokolow]] aus, mit dem er auch eine Monographie über Klassische Feldtheorie schrieb und seit den 1930er Jahren viel über Elementarteilchenphysik publizierte | 1944 veröffentlichte er mit [[Isaak Jakowlewitsch Pomerantschuk|Isaak Pomerantschuk]] einen Aufsatz, in dem sie die maximale Beschleunigungsenergie eines Elektrons in einem [[Betatron]] berechneten und gleichzeitig die [[Synchrotronstrahlung]] vorhersagten.<ref>Pomerantschuk, Iwanenko ''On the maximum energy attainable in a betatron'', Phys.Rev. Bd. 65, 1944, S. 344</ref> Berechnungen dazu führte er mit [[Arseni Alexandrowitsch Sokolow]] aus, mit dem er auch eine Monographie über Klassische Feldtheorie schrieb und seit den 1930er Jahren viel über Elementarteilchenphysik publizierte – er holte Sokolow in den 1940er Jahren auch als Kollegen an die Lomonossow-Universität. | ||
1959 entwickelte er mit anderen die Theorie von Kernen, die [[Hyperon]]en enthielten (Hyperkerne), das heißt Teilchen mit [[Strange-Quark]]-Anteil.<ref>Iwanenko, Ljulka, Filimonow ''The theory of hypernuclei'', Soviet Phys. Uspekhi, Bd.2, 1959, S.564</ref> und 1969 schlug er die Existenz von [[Quark (Physik)|Quark]]-Sternen vor.<ref>Iwanenko, D. Kurdgelaidze ''Remarks on Quark Stars'', Lett. Nuovo Cimento, Bd.2, 1969, S.13</ref> | 1959 entwickelte er mit anderen die Theorie von Kernen, die [[Hyperon]]en enthielten (Hyperkerne), das heißt Teilchen mit [[Strange-Quark]]-Anteil.<ref>Iwanenko, Ljulka, Filimonow ''The theory of hypernuclei'', Soviet Phys. Uspekhi, Bd. 2, 1959, S. 564</ref> und 1969 schlug er die Existenz von [[Quark (Physik)|Quark]]-Sternen vor.<ref>Iwanenko, D. Kurdgelaidze ''Remarks on Quark Stars'', Lett. Nuovo Cimento, Bd. 2, 1969, S. 13</ref> | ||
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*mit Arsenij Alexandrowitsch Sokolow: Klassische Feldtheorie, Akademie Verlag 1953 | *mit Arsenij Alexandrowitsch Sokolow: Klassische Feldtheorie, Akademie Verlag 1953 | ||
*mit G. Sardanaschwili ''The gauge treatment of gravity'', Physics Reports, Bd. 94, 1983, S.1 | *mit G. Sardanaschwili ''The gauge treatment of gravity'', Physics Reports, Bd. 94, 1983, S. 1 | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Dmitri Dmitrijewitsch Iwanenko ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value); * 29. Juli 1904 in Poltawa; † 30. Dezember 1994 in Moskau) war ein sowjetischer theoretischer Physiker, der sich insbesondere mit Gravitation, Quantenfeldtheorie und Kernphysik beschäftigte.
Iwanenko studierte an der Universität Leningrad (Abschluss 1927). Seit 1943 war er Professor an der Lomonossow-Universität in Moskau.
Seit 1949 war er Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften. 1950 erhielt er den Staatspreis.
Mit seinem Studienfreund George Gamow veröffentlichte er 1926 in der Zeitschrift für Physik über Wellenmechanik in der fünfdimensionalen Kaluza-Klein-Theorie. Beide veröffentlichten mit Lew Landau um die gleiche Zeit eine Arbeit, in der sie physikalische Theorien charakterisierten, die Grenzwerten der fundamentalen Konstanten (Planck-Konstante, Lichtgeschwindigkeit, Gravitationskonstante) entsprachen. Landau (Dau), Gamow (Jonny) und Iwanenko (Dymus) waren damals enge Freunde, die drei Musketiere genannt.[1] Mit Wladimir Fock veröffentlichte er 1929 einen Aufsatz zur Quantengravitation.[2] Beide untersuchten auch den Paralleltransport von Spinoren in gekrümmten Raumzeiten (Fock-Iwanenko-Koeffizienten)[3]. Auch später, in den 1980er Jahren, beschäftigte er sich mit der quantentheoretischen Formulierung der Gravitation, und entwickelte mit Sadanaschwili Eichtheorien der Gravitation.
1930 schlug er mit Wiktor Hambardsumjan (Ambartsumian) vor, dass nicht nur (masselose) Photonen bei Wechselwirkungen von Elementarteilchen erzeugt und vernichtet werden können, sondern auch massive Teilchen, eine Idee die der modernen Quantenfeldtheorie zugrunde liegt.[4]
1932 war er einer der ersten (Werner Heisenberg und Ettore Majorana hatten im selben Jahr ähnliche Ideen), der nach der Entdeckung des Neutrons durch James Chadwick (1932) das Neutron als Bestandteil des Kerns vorschlug (vorher stellte man sich häufig den Kern aus Protonen und Elektronen aufgebaut vor) ähnlich dem Proton, was das Rätsel der Spin-Statistik der Kerne löste[5][6] Beim Betazerfall des Neutrons würde dann ein Elektron ähnlich wie ein Photon in der Quantenelektrodynamik emittiert, was Enrico Fermi 1934 in eine Feldtheorie der schwachen Wechselwirkung umsetzte. 1934 schlug er eine Austauschwechselwirkung zwischen Neutronen und Protonen im Kern vor (in Zusammenarbeit mit Tamm),[7] was später von Yukawa zu einer Theorie der Kernkräfte durch Mesonenaustausch ausgebaut wurde. Mit E. Gapon schlug er ein frühes Schalenmodell des Kerns vor.[8]
1938 entwickelte er eine nichtlineare Verallgemeinerung der Diracgleichung, mit der er in den 1950er Jahren wie Heisenberg nichtlineare Feldtheorien der Elementarteilchen konstruierte.
1944 veröffentlichte er mit Isaak Pomerantschuk einen Aufsatz, in dem sie die maximale Beschleunigungsenergie eines Elektrons in einem Betatron berechneten und gleichzeitig die Synchrotronstrahlung vorhersagten.[9] Berechnungen dazu führte er mit Arseni Alexandrowitsch Sokolow aus, mit dem er auch eine Monographie über Klassische Feldtheorie schrieb und seit den 1930er Jahren viel über Elementarteilchenphysik publizierte – er holte Sokolow in den 1940er Jahren auch als Kollegen an die Lomonossow-Universität.
1959 entwickelte er mit anderen die Theorie von Kernen, die Hyperonen enthielten (Hyperkerne), das heißt Teilchen mit Strange-Quark-Anteil.[10] und 1969 schlug er die Existenz von Quark-Sternen vor.[11]
Personendaten | |
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NAME | Iwanenko, Dmitri Dmitrijewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Иваненко, Дмитрий Дмитриевич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1904 |
GEBURTSORT | Poltawa |
STERBEDATUM | 30. Dezember 1994 |
STERBEORT | Moskau |