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{{Dieser Artikel|behandelt den Ingenieur. | {{Dieser Artikel|behandelt den Ingenieur. Zum nach ihm benannten Forschungsschiff siehe [[Ludwig Prandtl (Schiff)]].}} | ||
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== Leben == | == Leben == | ||
Prandtl | Prandtl war Sohn des Agrarwissenschaftlers und Professors [[Alexander Prandtl]] und seiner Ehefrau Magdalene geb. Ostermann. Der Chemiker [[Wilhelm Prandtl]] ist sein Cousin. Nach Besuch der Freisinger Lateinschule und des [[Ludwigsgymnasium (München)|Ludwigsgymnasiums]] in München begann Prandtl 1894 sein Studium an der [[Technische Universität München|Technischen Hochschule München]]. Während seines Studiums wurde er Mitglied des [[AGV München]].<ref>Verband Alter SVer (VASV): ''Anschriftenbuch. Mitgliederverzeichnis sämtlicher Alten Herren. Stand vom 1. Oktober 1937.'' Hannover 1937, S. 172.</ref> Nach seiner Graduierung wurde er Assistent und später auch der Schwiegersohn des berühmten Mechanikprofessors [[August Föppl]]. Seine [[Dissertation]] reichte er am 14. November 1899 an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] als „geprüfter Maschinen-Ingenieur“ ein.<ref>Philosophische Dissertation: ''Kipp-Erscheinungen, ein Fall von instabilem Gleichgewicht''.</ref> 1900 wurde ihm der [[Dr. phil.]] zuerkannt.<ref>[https://www.worldcat.org/title/kipp-erscheinungen-ein-fall-von-instabilem-elastischem-gleichgewicht/oclc/257929474&referer=brief_results WorldCat]</ref> | ||
=== Berufliche Anfänge === | === Berufliche Anfänge === | ||
Anschließend arbeitete er als Ingenieur bei der [[MAN|Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg]] an der Entwicklung von Fabrikanlagen. Bei der Arbeit an einer Absauganlage kam er erstmals mit der Strömungstechnik in Berührung. Seit 1902 Professor an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|Technischen Hochschule Hannover]], | Anschließend arbeitete er als Ingenieur bei der [[MAN|Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg]] an der Entwicklung von Fabrikanlagen. Bei der Arbeit an einer Absauganlage kam er erstmals mit der Strömungstechnik in Berührung. Seit 1902 war er Professor an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|Technischen Hochschule Hannover]], wobei sich insbesondere [[Carl Runge]] für ihn einsetzte. Damit war er der damals jüngste Professor in Preußen. In einem Vortrag beim 3. Internationalen Mathematiker-Kongress im August 1904 führte er die [[Hydrodynamische Grenzschicht]] und seine Grenzschichttheorie ein.<ref>L. Prandtl: ''Über Flüssigkeitsbewegung bei sehr kleiner Reibung''. Verhandlungen III, Intern. Math. Kongress. Heidelberg, 1904, S. 484 (traduction anglaise: NACA Memo 452, 1928, repris dans Vier Abhandlungen zur Hydrodynamik und Aerodynamik, Göttingen, 1927).</ref><ref>''Über Flüssigkeitsbewegung bei sehr kleiner Reibung''. [https://books.google.de/books?id=_mpG5-KWaN0C&pg=PA1&lpg=PA1&dq=%C3%9Cber+Fl%C3%BCssigkeitsbewegung+bei+sehr+kleiner+Reibung&source=bl&ots=wGi4TXJfbD&sig=ZbVCULVsQFGAZk7mnMPfJZ4ZX9k&hl=de&ei=jEDFTeWMJ82RswbztKX_Dg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CEIQ6AEwBQ#v=onepage&q=%C3%9Cber%20Fl%C3%BCssigkeitsbewegung%20bei%20sehr%20kleiner%20Reibung&f=false books.google.de]</ref> | ||
=== Göttingen === | === Göttingen === | ||
[[Datei:Ludwig Prandtl 1904.jpg|mini|Ludwig Prandtl 1904 mit einem [[Wasserkanal]], dem so genannten Prandtl-Kanal zur Visualisierung von Strömungsvorgängen]] | [[Datei:Ludwig Prandtl 1904.jpg|mini|Ludwig Prandtl 1904 mit einem [[Wasserkanal]], dem so genannten Prandtl-Kanal zur Visualisierung von Strömungsvorgängen]] | ||
Durch Unterstützung von [[Felix Klein]] lehrte er ab 1. September 1904 an der [[Georg-August-Universität Göttingen]]. Von 1906 bis 1908 war [[Theodore von Kármán]] sein Doktorand. | [[Datei:1919 Modellversuchsanstalt für Aerodynamik.jpg|mini|Gesamtansicht der von Prandtl gegründeten und geleiteten „[[Modellversuchsanstalt für Aerodynamik]]“ (MVA) in Göttingen, Böttingerstraße (1919). Die MVA wurde 1919 als „Aerodynamische Versuchsanstalt der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft“ in die [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft]] übernommen und war 1969 die älteste Vorgängerorganisation des [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt]] (DLR).]] | ||
Durch Unterstützung von [[Felix Klein]] lehrte er ab 1. September 1904 an der [[Georg-August-Universität Göttingen]]. Zunächst war er nur außerordentlicher Professor, was einen Abstieg im Vergleich zu Hannover bedeutete, erhielt aber, nachdem er einen Ruf an die TU Stuttgart ausgeschlagen hatte, eine ordentliche Professur. Von 1906 bis 1908 war [[Theodore von Kármán]] sein Doktorand. Mit der von ihm entwickelten Grenzschichttheorie als Referenz konnte er 1907/1908 seine Idee eines [[Windkanal|geschlossenen Windkanals]] als „Modellversuchsanstalt für Aerodynamik der Motorluftschiff-Studiengesellschaft“ in der Hildebrandstraße in Göttingen realisieren. Bei der Errichtung dieses weltweit ersten geschlossenen Windkanals wurde er organisatorisch von Felix Klein, dem Vorsitzenden der „Göttinger Vereinigung“ [[Henry Theodore Böttinger|T. Böttinger]] und der Berliner [[Motorluftschiff-Studiengesellschaft]] unterstützt, die den Bau finanzierte.<ref name="Prandtl921_1-7" /> Aus diesem „Provisorium“ entwickelte und leitete Prandtl mit Hilfe verschiedener Träger ab 1915 die „[[Modellversuchsanstalt für Aerodynamik]]“ in der Böttingerstraße und die 1919 aus diesem Institut hervorgegangene „Aerodynamische Versuchsanstalt“ (AVA), die 1969 die älteste Vorgängerorganisation des [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt]] (DLR) war. 1907 erforschte er die Überschallströmung und die dabei entstehenden Stoßwellen, die bereits 1860 von dem Göttinger Mathematiker [[Bernhard Riemann]] theoretisch vorhergesagt worden waren. 1908 entwickelte eine Tragflügeltheorie, die den Flugzeugbau beeinflusste. 1910 erforschte er turbulente Strömungen und u. a. den Einfluss der später nach ihm benannten [[Prandtl-Zahl]]. | |||
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde seine im Aufbau befindliche ''Modellversuchsanstalt für Strömungsforschung'' in das ''Forschungsinstitut für Heer und Marine'' umgewandelt, wo ab 1917 auch das Bombenwerfen aus Luftschiffen und Flugzeugen optimiert wurde.<ref>Arne Schirrmacher: ''Die Physik im Großen Krieg.'' Physik Journal 13 | Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde seine im Aufbau befindliche ''Modellversuchsanstalt für Strömungsforschung'' in das ''Forschungsinstitut für Heer und Marine'' umgewandelt, wo ab 1917 auch das Bombenwerfen aus Luftschiffen und Flugzeugen optimiert wurde.<ref>Arne Schirrmacher: ''Die Physik im Großen Krieg''. In: ''Physik Journal'', 13, 2014, Nr. 7, S. 43–48.</ref> Mit [[Max Michael Munk]] und [[Albert Betz]] (der 1936 sein Nachfolger bei der Aerodynamischen Versuchsanstalt Göttingen werden sollte) arbeitete er an einer wirksamen Formel zur Untersuchung des Auftriebs. 1919 brachte er eine bedeutsame Tragflügeltheorie hervor, anhand derer es erstmals möglich war, Tragflächenprofile mittels theoretischer Studien zu entwickeln. Prandtl untersuchte auch die Kompressibilität der Luft bei Unterschallgeschwindigkeit, auch als [[Prandtl-Glauert-Transformation]] bekannt. Ab 1920 arbeitete er zusammen mit [[Adolf Busemann (Ingenieurwissenschaftler)|Adolf Busemann]] an einem Windkanal für Überschallströmungen. 1922 war er Gründungspräsident der [[Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik]]. 1929 entwickelte er eine Methode zur Berechnung von Überschalldüsen, die auch heute noch z. B. in Überschall-Windkanälen und Raketentriebwerken gebräuchlich ist. | ||
Prandtl leitete von 1925 bis 1946 als Direktor das [[Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation|Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung]], das dank seiner Initiative eingerichtet | Prandtl leitete von 1925 bis 1946 als Direktor das [[Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation|Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung]], das dank seiner Initiative eingerichtet worden war. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde er 1942 Vorsitzender der Reichsstelle ''Forschungsführung des Reichsluftfahrtministers und Oberbefehlshabers der Luftwaffe'',<ref>[[Ernst Klee]]: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945''. Zweite aktualisierte Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0, S. 471.</ref> die [[Hermann Göring]] unterstellt war. | ||
Im deutschen Sprachraum wird nach Prandtl, zusammen mit [[Cyril Frank Colebrook]], eine empirische Näherung an das Abflussgeschehen mit der Rohrreibungszahl benannt ([[Fließformel#Rohrströmungen|Prandtl-Colebrook-Formel]], im englischen Sprachraum: Colebrook-White-Gleichung). Prandtl war auch ein Pionier in der [[Plastizitätstheorie]].<ref>''Über die Härte plastischer Körper''. In: ''Nachrichten Göttinger Akad. Wiss.'', 1920; [http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PPN=GDZPPN002505665 uni-goettingen.de]</ref> So befruchtete seine Theorie plastischer Körper die Bodenmechanik bei der Analyse des Grundbruchs.<ref>[[Karl-Eugen Kurrer]]: ''The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium''. Ernst & Sohn, Berlin 2018, ISBN 978-3-433-03229-9, S. 336.</ref> Nach ihm sind der [[Prandtl-Körper]], ein [[Rheologie|rheologisches]] Modell, und die [[Prandtlsonde]] zur Messung der Geschwindigkeit von [[Luftfahrzeug]]en benannt. Ihm zu Ehren verleiht die [[Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt]] den [[Ludwig-Prandtl-Ring]] ''für Verdienste durch hervorragende eigene Arbeiten um die Flugwissenschaften in all ihren Disziplinen''. | |||
Im deutschen Sprachraum wird nach Prandtl, zusammen mit [[Cyril Frank Colebrook]], eine empirische Näherung an das Abflussgeschehen mit der Rohrreibungszahl benannt (Prandtl-Colebrook-Formel, im englischen Sprachraum: Colebrook-White-Gleichung). Prandtl war auch ein Pionier in der [[Plastizitätstheorie]].<ref>''Über die Härte plastischer Körper'' | |||
=== Familie === | === Familie === | ||
Er war seit 1909 mit Gertrud Föppl, der Tochter von [[August Föppl]], verheiratet und hatte zwei Töchter. Die jüngere Tochter, Johanna (später: Johanna Vogel-Prandtl), verfasste später eine Biographie über ihren Vater. Er war zudem der Schwager von [[Otto Föppl]] (Maschinenbauingenieur an der TH Braunschweig), [[Ludwig Föppl]] (Maschinenbauingenieur an der TH München) und [[Hans Thoma (Ingenieur)|Johannes (Hans) Thoma]] (Elektrotechniker an der TH Karlsruhe) | Er war seit 1909 mit Gertrud Föppl, der Tochter von [[August Föppl]], verheiratet und hatte zwei Töchter. Die jüngere Tochter, Johanna (später: Johanna Vogel-Prandtl), verfasste später eine Biographie über ihren Vater. Er war zudem der Schwager von [[Otto Föppl]] (Maschinenbauingenieur an der TH Braunschweig), [[Ludwig Föppl]] (Maschinenbauingenieur an der TH München) und [[Hans Thoma (Ingenieur)|Johannes (Hans) Thoma]] (Elektrotechniker an der TH Karlsruhe); letzterer war mit Else Föppl verheiratet.<ref>Andreas Haka: ''Soziale Netzwerke im Maschinenbau an deutschen Hochschul- und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1920–1970.'' Logos, Berlin 2014, ISBN 978-3-8325-3695-4, S. 108–109.</ref> | ||
== Schriften == | == Schriften == | ||
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1931 erschien sein Lehrbuch ''Führer durch die Strömungslehre'', das von Anfang an als das Standardwerk der Strömungslehre galt. Der ''Prandtl'' wurde später durch renommierte Strömungswissenschaftler stets aktualisiert und ist 2007 in der aktuellen 11. Auflage von 2002 erhältlich. | 1931 erschien sein Lehrbuch ''Führer durch die Strömungslehre'', das von Anfang an als das Standardwerk der Strömungslehre galt. Der ''Prandtl'' wurde später durch renommierte Strömungswissenschaftler stets aktualisiert und ist 2007 in der aktuellen 11. Auflage von 2002 erhältlich. | ||
* ''Führer durch die Strömungslehre'' | * ''Führer durch die Strömungslehre''. Springer Verlag, 13. Auflage. 2012, Springer Verlag, bearbeitet von [[Herbert Oertel]], Martin Böhle | ||
** zuerst als ''Abriß der Strömungslehre'', Vieweg 1931. | ** zuerst als ''Abriß der Strömungslehre'', Vieweg 1931. | ||
** 9. Auflage. Vieweg/Teubner 1990, bearbeitet von [[Klaus Oswatitsch]], [[Karl Wieghardt (Physiker)|Karl Wieghardt]] | ** 9. Auflage. Vieweg/Teubner 1990, bearbeitet von [[Klaus Oswatitsch]], [[Karl Wieghardt (Physiker)|Karl Wieghardt]] | ||
** 11. Auflage: ''Prandtl – Führer durch die Strömungslehre. Grundlagen und Phänomene.'' Vieweg Verlag, Braunschweig 2002, ISBN 3-528-48209-5 (bearbeitet von [[Herbert Oertel]]). | ** 11. Auflage: ''Prandtl – Führer durch die Strömungslehre. Grundlagen und Phänomene.'' Vieweg Verlag, Braunschweig 2002, ISBN 3-528-48209-5 (bearbeitet von [[Herbert Oertel]]). | ||
* ''Gesammelte Abhandlungen : zur angewandten Mechanik, Hydro- und Aerodynamik'' | * ''Gesammelte Abhandlungen: zur angewandten Mechanik, Hydro- und Aerodynamik''. 3 Bände. Springer, 1961 (Hrsg. [[Walter Tollmien]], [[Hermann Schlichting]], [[Henry Görtler]]) | ||
* ''Vier Abhandlungen zur Hydrodynamik und Aerodynamik : Flüssigkeit mit kleiner Reibung; Tragflügeltheorie, I. und II. Mitteilung; Schraubenpropeller mit geringstem Energieverlust''. Kaiser Wilhelm Institut für Strömungsforschung 1927 | * ''Vier Abhandlungen zur Hydrodynamik und Aerodynamik: Flüssigkeit mit kleiner Reibung; Tragflügeltheorie, I. und II. Mitteilung; Schraubenpropeller mit geringstem Energieverlust''. Kaiser Wilhelm Institut für Strömungsforschung, 1927; Neuauflage von Albert Betz, Göttinger Universitätsverlag, 2010. | ||
* ''Hydro- und Aeromechanik'', nach Vorlesungen von L. Prandtl von [[Oskar Tietjens]] | * ''Hydro- und Aeromechanik'', nach Vorlesungen von L. Prandtl von [[Oskar Tietjens]]. 2 Bände. Springer Verlag, 1929, 1931 | ||
== Ehrungen (Auswahl) == | |||
[[Datei:Göttingen-Weende, road sign Ludwig-Prandtl-Strasse.jpg|mini|Göttingen]] | [[Datei:Göttingen-Weende, road sign Ludwig-Prandtl-Strasse.jpg|mini|Göttingen]] | ||
; Namensgeber | ; Namensgeber | ||
: Ludwig-Prandtl-Straße in [[Waltenhofen]] | |||
: Ludwig-Prandtl-Straße in [[Weende (Göttingen)]] | : Ludwig-Prandtl-Straße in [[Weende (Göttingen)]] | ||
: Ludwig-Prandtl-Straße in [[Berlin-Bohnsdorf]] | : Ludwig-Prandtl-Straße in [[Berlin-Bohnsdorf]] | ||
: Ludwig-Prandtl-Straße in [[Garching bei München]] | |||
: Ludwig-Prandtl-Hörsaal der [[Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität München]] | |||
: [[Mondkrater]] „Prandtl“ (1970)<ref>[https://www.der-mond.org/mondkarte/formation/mondkrater/prandtl/ Mondkrater Prandtl]</ref> | : [[Mondkrater]] „Prandtl“ (1970)<ref>[https://www.der-mond.org/mondkarte/formation/mondkrater/prandtl/ Mondkrater Prandtl]</ref> | ||
: [[Ludwig Prandtl (Schiff)]] (1983) | : [[Ludwig Prandtl (Schiff)|Ludwig Prandtl (Forschungsschiff)]] (1983) | ||
: [[Prandtl-Körper]] | : [[Prandtl-Körper]] (Reihenschaltung eines [[Hooke-Element|''Hooke''-Elementes]] mit einem [[St.-Venant-Element|''St.-Venant''-Element]]) | ||
: [[Prandtl-Zahl]] | : [[Prandtl-Zahl]] (Dimensionslose Kennzahl, welche die [[kinematische Viskosität]] mit der [[Temperaturleitfähigkeit]] eines Fluids ins Verhältnis setzt) | ||
: [[Prandtlsonde]] | : [[Prandtlsonde]] (Strömungstechnisches Messinstrument zur Bestimmung des [[Staudruck]]s) | ||
; Preise, Medaillen, Orden | ; Preise, Medaillen, Orden | ||
: [[Ackermann-Teubner-Gedächtnispreis]] (1918) | : [[Ackermann-Teubner-Gedächtnispreis]] (1918) | ||
: Goldener Ehrenring des Freistaats Bayern (1926) | : Goldener Ehrenring des Freistaats Bayern (1926) | ||
: [[Liste der Inhaber einer Grashof-Denkmünze|Grashof-Denkmünze]] des [[Verein Deutscher Ingenieure|Vereins Deutscher Ingenieure]] (1929) | : [[Liste der Inhaber einer Grashof-Denkmünze|Grashof-Denkmünze]] des [[Verein Deutscher Ingenieure|Vereins Deutscher Ingenieure]] (1929) | ||
: | : Daniel Guggenheim Medaille (1930) | ||
: Ernst-Abbe-Gedächtnispreis (1935) | : Ernst-Abbe-Gedächtnispreis (1935) | ||
: [[Harnack-Medaille]] der [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft]] (1936) | : [[Harnack-Medaille]] der [[Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft]] (1936) | ||
: [[Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft]] (1940) | |||
: [[Wilhelm-Exner-Medaille]] (1951) | : [[Wilhelm-Exner-Medaille]] (1951) | ||
: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland]], Großes Verdienstkreuz (1953) | : [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland]], Großes Verdienstkreuz (1953) | ||
: Goldene Medaille der [[Royal Aeronautical Society]] | : Goldene Medaille der [[Royal Aeronautical Society]] | ||
; Akademiemitgliedschaften | ; Akademiemitgliedschaften | ||
: [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]] (1914)<ref> | : [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]] (1914)<ref>Holger Krahnke: ''Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001'' (= ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse.'' Folge 3, Band 246 = ''Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse.'' Folge 3. Band 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 193.</ref> | ||
: [[Royal Society]] (1928) | : Fellow der [[Royal Society]] (1928) | ||
: [[Königliche Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala]] (1928) | : [[Königliche Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala]] (1928) | ||
: [[American Academy of Arts and Sciences]] (1929) | : [[American Academy of Arts and Sciences]] (1929) | ||
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: [[Bayerische Akademie der Wissenschaften]] (1942) | : [[Bayerische Akademie der Wissenschaften]] (1942) | ||
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: [[Polytechnische Universität Bukarest]] (1942) | : [[Polytechnische Universität Bukarest]] (1942) | ||
: [[İstanbul Teknik Üniversitesi]] (1952) | : [[İstanbul Teknik Üniversitesi]] (1952) | ||
; Ehrenmitglied | ; Ehrenmitglied | ||
: [[London Mathematical Society]] (1924) | : [[London Mathematical Society]] (1924) | ||
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: Institute of the Aeronautical Sciences, New York (1933) | : Institute of the Aeronautical Sciences, New York (1933) | ||
: Deutsche Rheologische Gesellschaft (1952) | : Deutsche Rheologische Gesellschaft (1952) | ||
; Ehrenämter | ; Ehrenämter | ||
: Präsident der [[Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt]] | : Präsident der [[Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt|Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt]] | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
* [[Michael Eckert]]: ''Ludwig Prandtl – Strömungsforscher und Wissenschaftsmanager'' | * [[Michael Eckert]]: ''Ludwig Prandtl – Strömungsforscher und Wissenschaftsmanager.'' Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2017, ISBN 978-3-662-49917-7. | ||
* Michael Eckert: ''The dawn of fluid dynamics: a discipline between science and technology'' | * Michael Eckert: ''The dawn of fluid dynamics: a discipline between science and technology.'' Wiley, VCH 2006, ISBN 3-527-40513-5. | ||
* Michael Eckert, Eberhard Bodenschatz: ''Ein Leben für die Turbulenz'' | * Michael Eckert, Eberhard Bodenschatz: ''Ein Leben für die Turbulenz.'' In: ''[[Spektrum der Wissenschaft]]'', Oktober 2013, S. 44–52. | ||
* Michael Eckert, Eberhard Bodenschatz: ''Prandtl and the Göttingen school'' | * Michael Eckert, Eberhard Bodenschatz: ''Prandtl and the Göttingen school.'' In: Peter A. Davidson, Yukio Kaneda, Keith Moffatt, Katepalli R. Sreenivasan (Hrsg.): ''A Voyage Through Turbulence.'' Cambridge University Press, Cambridge 2011, S. 40–100. | ||
* Gerd E. A. Meier (Hrsg.): ''Ludwig Prandtl. Ein Führer in der Strömungslehre. Biographische Artikel zum Werk Ludwig Prandtls.'' Vieweg 2000. | * Gerd E. A. Meier (Hrsg.): ''Ludwig Prandtl. Ein Führer in der Strömungslehre. Biographische Artikel zum Werk Ludwig Prandtls.'' Vieweg, 2000, ISBN 3-528-02561-1. | ||
* Johanna Vogel-Prandtl: ''Ludwig Prandtl. Ein Lebensbild. Erinnerungen, Dokumente.'' | * Johanna Vogel-Prandtl: ''Ludwig Prandtl. Ein Lebensbild. Erinnerungen, Dokumente.'' Göttingen, Max-Planck-Inst. für Strömungsforschung, 1993. (Univ.-Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-938616-34-2) [http://webdoc.sub.gwdg.de/univerlag/2006/prandtl_book.pdf gwdg.de] (PDF; 9,8 MB) | ||
* Johanna Vogel-Prandtl: ''Ludwig Prandtl – a personal biography drawn from memories and correspondence'' | * Johanna Vogel-Prandtl: ''Ludwig Prandtl – a personal biography drawn from memories and correspondence.'' authorized translation by David A. Tigwell. Univ.-Verlag, Göttingen 2014, ISBN 978-3-86395-160-3; [http://webdoc.sub.gwdg.de/univerlag/2014/GKSM9_prandtl_engl.pdf gwdg.de] (PDF; 2,2 MB) | ||
* G. Schmitt, W. Schwipps: ''Pioniere der frühen Luftfahrt.'' Gondrom Verlag, | * G. Schmitt, W. Schwipps: ''Pioniere der frühen Luftfahrt.'' Gondrom Verlag, Bindlach 1995, ISBN 3-8112-1189-7. | ||
* {{NDB|20|671|672|Prandtl, Ludwig|Erich Truckenbrodt|118596160}} | * {{NDB|20|671|672|Prandtl, Ludwig|[[Erich Truckenbrodt]]|118596160}} | ||
* Andreas Haka: ''Soziale Netzwerke im Maschinenbau an deutschen Hochschul- und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1920–1970'' | * Andreas Haka: ''Soziale Netzwerke im Maschinenbau an deutschen Hochschul- und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 1920–1970.'' (= ''Stuttgarter Beiträge zur Wissenschafts- und Technikgeschichte.'' Band 6). Logos Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-8325-3695-4. | ||
* Susanne Heim: ''Wissenschaft ohne Gewissen''. In: ''[[MaxPlanckForschung]]'', Heft 2/2005, S. 60–64 | |||
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Ludwig Prandtl (* 4. Februar 1875 in Freising; † 15. August 1953 in Göttingen) war ein deutscher Ingenieur. Er lieferte bedeutende Beiträge zum grundlegenden Verständnis der Strömungsmechanik und entwickelte die Grenzschichttheorie.
Prandtl war Sohn des Agrarwissenschaftlers und Professors Alexander Prandtl und seiner Ehefrau Magdalene geb. Ostermann. Der Chemiker Wilhelm Prandtl ist sein Cousin. Nach Besuch der Freisinger Lateinschule und des Ludwigsgymnasiums in München begann Prandtl 1894 sein Studium an der Technischen Hochschule München. Während seines Studiums wurde er Mitglied des AGV München.[1] Nach seiner Graduierung wurde er Assistent und später auch der Schwiegersohn des berühmten Mechanikprofessors August Föppl. Seine Dissertation reichte er am 14. November 1899 an der Ludwig-Maximilians-Universität München als „geprüfter Maschinen-Ingenieur“ ein.[2] 1900 wurde ihm der Dr. phil. zuerkannt.[3]
Anschließend arbeitete er als Ingenieur bei der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg an der Entwicklung von Fabrikanlagen. Bei der Arbeit an einer Absauganlage kam er erstmals mit der Strömungstechnik in Berührung. Seit 1902 war er Professor an der Technischen Hochschule Hannover, wobei sich insbesondere Carl Runge für ihn einsetzte. Damit war er der damals jüngste Professor in Preußen. In einem Vortrag beim 3. Internationalen Mathematiker-Kongress im August 1904 führte er die Hydrodynamische Grenzschicht und seine Grenzschichttheorie ein.[4][5]
Durch Unterstützung von Felix Klein lehrte er ab 1. September 1904 an der Georg-August-Universität Göttingen. Zunächst war er nur außerordentlicher Professor, was einen Abstieg im Vergleich zu Hannover bedeutete, erhielt aber, nachdem er einen Ruf an die TU Stuttgart ausgeschlagen hatte, eine ordentliche Professur. Von 1906 bis 1908 war Theodore von Kármán sein Doktorand. Mit der von ihm entwickelten Grenzschichttheorie als Referenz konnte er 1907/1908 seine Idee eines geschlossenen Windkanals als „Modellversuchsanstalt für Aerodynamik der Motorluftschiff-Studiengesellschaft“ in der Hildebrandstraße in Göttingen realisieren. Bei der Errichtung dieses weltweit ersten geschlossenen Windkanals wurde er organisatorisch von Felix Klein, dem Vorsitzenden der „Göttinger Vereinigung“ T. Böttinger und der Berliner Motorluftschiff-Studiengesellschaft unterstützt, die den Bau finanzierte.[6] Aus diesem „Provisorium“ entwickelte und leitete Prandtl mit Hilfe verschiedener Träger ab 1915 die „Modellversuchsanstalt für Aerodynamik“ in der Böttingerstraße und die 1919 aus diesem Institut hervorgegangene „Aerodynamische Versuchsanstalt“ (AVA), die 1969 die älteste Vorgängerorganisation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) war. 1907 erforschte er die Überschallströmung und die dabei entstehenden Stoßwellen, die bereits 1860 von dem Göttinger Mathematiker Bernhard Riemann theoretisch vorhergesagt worden waren. 1908 entwickelte eine Tragflügeltheorie, die den Flugzeugbau beeinflusste. 1910 erforschte er turbulente Strömungen und u. a. den Einfluss der später nach ihm benannten Prandtl-Zahl.
Im Ersten Weltkrieg wurde seine im Aufbau befindliche Modellversuchsanstalt für Strömungsforschung in das Forschungsinstitut für Heer und Marine umgewandelt, wo ab 1917 auch das Bombenwerfen aus Luftschiffen und Flugzeugen optimiert wurde.[7] Mit Max Michael Munk und Albert Betz (der 1936 sein Nachfolger bei der Aerodynamischen Versuchsanstalt Göttingen werden sollte) arbeitete er an einer wirksamen Formel zur Untersuchung des Auftriebs. 1919 brachte er eine bedeutsame Tragflügeltheorie hervor, anhand derer es erstmals möglich war, Tragflächenprofile mittels theoretischer Studien zu entwickeln. Prandtl untersuchte auch die Kompressibilität der Luft bei Unterschallgeschwindigkeit, auch als Prandtl-Glauert-Transformation bekannt. Ab 1920 arbeitete er zusammen mit Adolf Busemann an einem Windkanal für Überschallströmungen. 1922 war er Gründungspräsident der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik. 1929 entwickelte er eine Methode zur Berechnung von Überschalldüsen, die auch heute noch z. B. in Überschall-Windkanälen und Raketentriebwerken gebräuchlich ist.
Prandtl leitete von 1925 bis 1946 als Direktor das Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung, das dank seiner Initiative eingerichtet worden war. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er 1942 Vorsitzender der Reichsstelle Forschungsführung des Reichsluftfahrtministers und Oberbefehlshabers der Luftwaffe,[8] die Hermann Göring unterstellt war.
Im deutschen Sprachraum wird nach Prandtl, zusammen mit Cyril Frank Colebrook, eine empirische Näherung an das Abflussgeschehen mit der Rohrreibungszahl benannt (Prandtl-Colebrook-Formel, im englischen Sprachraum: Colebrook-White-Gleichung). Prandtl war auch ein Pionier in der Plastizitätstheorie.[9] So befruchtete seine Theorie plastischer Körper die Bodenmechanik bei der Analyse des Grundbruchs.[10] Nach ihm sind der Prandtl-Körper, ein rheologisches Modell, und die Prandtlsonde zur Messung der Geschwindigkeit von Luftfahrzeugen benannt. Ihm zu Ehren verleiht die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt den Ludwig-Prandtl-Ring für Verdienste durch hervorragende eigene Arbeiten um die Flugwissenschaften in all ihren Disziplinen.
Er war seit 1909 mit Gertrud Föppl, der Tochter von August Föppl, verheiratet und hatte zwei Töchter. Die jüngere Tochter, Johanna (später: Johanna Vogel-Prandtl), verfasste später eine Biographie über ihren Vater. Er war zudem der Schwager von Otto Föppl (Maschinenbauingenieur an der TH Braunschweig), Ludwig Föppl (Maschinenbauingenieur an der TH München) und Johannes (Hans) Thoma (Elektrotechniker an der TH Karlsruhe); letzterer war mit Else Föppl verheiratet.[11]
1931 erschien sein Lehrbuch Führer durch die Strömungslehre, das von Anfang an als das Standardwerk der Strömungslehre galt. Der Prandtl wurde später durch renommierte Strömungswissenschaftler stets aktualisiert und ist 2007 in der aktuellen 11. Auflage von 2002 erhältlich.
Personendaten | |
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NAME | Prandtl, Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1875 |
GEBURTSORT | Freising |
STERBEDATUM | 15. August 1953 |
STERBEORT | Göttingen |