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Eine '''Elementarzelle''' oder '''Einheitszelle''' ist das von | Eine '''Elementarzelle''' oder '''Einheitszelle''' ist das von drei [[Basisvektor]]en <math> \vec{a} </math>, <math> \vec{b} </math>, <math> \vec{c} </math> eines [[Gitter (Mathematik)|Gitters]] ([[Kristallgitter]]s) gebildete [[Parallelepiped]]. Ihr Volumen ist das [[Spatprodukt]] <math> \vec{a} \cdot (\vec{b} \times \vec{c})</math> der Basisvektoren. Ein [[Kristall]] ist mathematisch betrachtet das Produkt aus Basis und [[Parallelverschiebung|Verschiebung]] der Elementarzelle in alle drei Basisrichtungen des Gitters um ganzzahlige Vielfache der Basisvektoren ([[Translationssymmetrie]]). Die [[Raumfüllung|Überdeckung des Raumes]] durch die Elementarzellen ist lückenlos und überlappungsfrei. | ||
Die [[zweidimensional]]e Entsprechung in der Oberflächenkristallographie ist die [[Elementarmasche]]. | |||
== Beschreibung == | == Beschreibung == | ||
[[Datei:Réseau (géométrie) base.jpg|mini|Punktgitter mit einer kristallographischen Basis]] | |||
[[Datei:Elementarzelle Kristall.png|mini|Kubisch primitives Gitter mit der Elementarzelle und den drei Basisvektoren in blau]] | |||
Die [[Kristallstruktur]] ist eine dreidimensional periodische Wiederholung der Basis (bzw. eines Motivs). Die Translationsvektoren, die ein Gitter mit sich zur [[Deckungsgleich|Deckung]] bringen, heißen Basis- oder Gittervektoren. Sie bilden ein translationssymmetrisches Punktgitter. Die Punkte dieses Gitters repräsentieren keine Atome, sie beschreiben lediglich die [[Periodizität]] der Struktur. | |||
[[ | Drei beliebige Gittervektoren <math> \vec{a} </math>, <math> \vec{b} </math>, <math> \vec{c} </math>, die ''nicht'' in einer Ebene liegen, bilden eine „kristallographische Basis“. Die Menge aller ganzzahligen [[Linearkombination]]en dieser Basisvektoren bilden ein Gitter B, das im Allgemeinen eine [[Untermenge]] des Gitters G eines Kristalls ist: | ||
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:<math>B := \left \{ \left. u \vec{a} + v \vec{b} +w \vec{c} \; \right| \, u,v,w \in \mathbb{Z}\right\} \subseteqq G</math> | |||
Die drei Basisvektoren definieren auch ein Volumenelement V, die [[Gitter (Mathematik)|Fundamentalmasche]] des Gitters B: | |||
:<math>V := \left \{ \left. x \vec{a} + y \vec{b} + z \vec{c} \; \right| \, 0\leq x,y,z < 1 \right \}</math> | |||
Dieses Volumenelement ist die Elementarzelle des durch die Vektoren <math>\vec{a}</math>, <math>\vec{b}</math>, <math>\vec{c}</math> beschriebenen Gitters. Es hat die Form eines [[Parallelepiped]]s. Enthält die Elementarzelle genau einen Gitterpunkt von G, dann heißt sie „primitive Elementarzelle“. In diesem Fall ist das Gitter B gleich dem Gitter G, andernfalls eine echte Untermenge. | |||
Dieses Volumenelement ist die | |||
Die | Die Gittervektoren bilden das [[Koordinatensystem]], mit dessen Hilfe der Kristall beschrieben wird. Die Koordinaten können sowohl als [[fraktionelle Koordinaten]] als auch als [[Kartesisches Koordinatensystem|kartesische Koordinaten]] ausgedrückt werden. | ||
Die Vektoren in G sind eindeutig bestimmt durch eine Symmetrieeigenschaft des Kristalls. Die Vektoren des | Die Vektoren in G sind eindeutig bestimmt durch eine Symmetrieeigenschaft des Kristalls. Die Vektoren des Gitters B dienen der Beschreibung eines Kristalls. Daher kann man sie sich aus der Menge G geeignet auswählen. Für diese Auswahl gibt es allerdings Standards. | ||
=== Anwendung === | === Anwendung === | ||
Alle Punkte des Raumes lassen sich eindeutig einer Elementarzelle zuordnen. Diese ist um einen Gittervektor vom Koordinaten-Ursprung verschoben. Zwei Punkte des Raumes sind bezüglich des Gitters äquivalent, wenn sie relativ zum Ursprung ihrer Elementarzelle dieselbe Position einnehmen. Somit teilt das Gitter den Raum in [[Äquivalenzklasse]]n ein. Jede Äquivalenzklasse besteht aus allen Punkten, die sich von einem gegebenen Punkt nur durch einen Translationsvektor des Gitters unterscheiden. Der [[Vektor #Länge/Betrag eines Vektors|Betrag]] des Translationsvektors entspricht dem [[Gitterparameter]]. | |||
Die Atome oder Moleküle, die in einer Elementarzelle liegen, bilden die Basis des Kristalls. Zur Beschreibung des Kristalls ist es ausreichend, die Lage der Atome der Basis in der Elementarzelle anzugeben. Diese Atome können auch als Vertreter einer Äquivalenzklasse betrachtet werden. Bei der Diskussion von Kristallstrukturen wird der Begriff „Atom der Basis“ oft auch stillschweigend in diesem Sinn verwendet. | |||
Die Atome, die in einer Elementarzelle liegen, bilden die Basis des Kristalls. Zur Beschreibung des Kristalls ist es ausreichend, die Lage der Atome der Basis in der Elementarzelle anzugeben. Diese Atome können auch als Vertreter einer Äquivalenzklasse betrachtet werden. | |||
Bei der Diskussion von Kristallstrukturen wird der Begriff | |||
== Die primitive Elementarzelle == | == Die primitive Elementarzelle == | ||
[[Datei:Cubic.svg|mini|Kubisch primitive Elementarzelle.]] | |||
Hat man die Basisvektoren so gewählt, dass das von ihnen gebildete Gitter B mit dem Gitter eines Kristalls G identisch ist, so nennt man diese Basis „primitiv“. Diese Vektoren beschreiben dann eine primitive Elementarzelle. Die Koordinaten der Gitterpunkte des Kristall sind ganzzahlig. | |||
Hat man die Basisvektoren so gewählt, dass das von ihnen gebildete Gitter B mit dem | |||
Jede primitive Elementarzelle enthält nur einen Punkt des | Jede primitive Elementarzelle enthält nur einen Punkt des Gitters in einem Kristall. Sie ist die Elementarzelle mit dem kleinstmöglichen Volumen. | ||
In dem Bild sind alle Punkte des | In dem Bild sind alle Punkte des Gitters in einem Kristall dargestellt. Nur ein Eckpunkt (0,0,0) gehört zur Elementarzelle. | ||
== Die zentrierte Elementarzelle == | == Die zentrierte Elementarzelle == | ||
[[Datei:Cubic-body-centered.svg|mini|[[Kubisch raumzentriert|Kubisch innenzentriert]]e Elementarzelle]] | |||
[[ | Insbesondere dann, wenn man ein [[Koordinatenachse|Achsensystem]] verwenden will, das den Symmetrieelementen der [[Raumgruppe]] des Kristalls angepasst ist, kommt man bei den meisten Kristallsystemen nicht umhin, auch nicht-primitive Elementarzellen zu verwenden. Das Gitter in einem Kristall enthält dann auch Punkte mit nicht ganzzahligen Koordinaten. Eine Elementarzelle enthält somit mehrere Punkte des Gitters. Diese Elementarzellen heißen ''zentriert''. Ihr Volumen ist ein Vielfaches des Volumens der primitiven Elementarzelle. | ||
Zur Beschreibung aller möglichen Strukturen dreidimensionaler Kristalle mit einer konventionellen Zelle (s. u.) benötigt man 14 unterschiedliche [[Bravais-Gitter]]. | |||
Im Bild rechts sind alle Punkte des Gitters dargestellt. Nur ein Eckpunkt (0,0,0) und der innere Punkt (<big>½, ½, ½</big>) gehören zur Elementarzelle. In diesem Fall ist der Vektor (<big>½, ½, ½</big>) ein Vektor des Gitters in einem Kristall, der keine ganzzahligen Koordinaten hat. | |||
== Andere Zellen == | |||
[[Datei:Hexagonal latticeFRONT.svg|mini|Darstellung einer hexagonalen Elementarzelle (dunkle Linien).]] | |||
Man kann eine lückenlose und überlappungsfreie Zerlegung des Raumes auch mit Zellen erreichen, die ''nicht'' die Form eines Parallelepipeds haben und somit ''keine'' Elementarzellen im eigentlichen Sinne sind. Die bekannteste dieser Zellen ist die [[Wigner-Seitz-Zelle]]. | |||
[[ | Zur Beschreibung von [[hexagonal dichteste Kugelpackung|hexagonal dichtesten Kugelpackungen]] wird in der Literatur oft ein 6-eckiges [[Prisma (Geometrie)|Prisma]] als Zelle verwendet. Dieses Prisma ist keine Elementarzelle. Es dient in aller Regel auch nicht zur kristallographischen Beschreibung der Struktur, sondern nur zu deren Veranschaulichung. | ||
=== Die asymmetrische Einheit === | |||
Bislang wurde als einzige Symmetrieoperation die Translation betrachtet. In einem Kristall können aber auch noch andere Symmetrieoperationen existieren: | |||
* die [[Drehung]] | |||
* die [[Punktspiegelung]] | |||
* die [[Drehinversion]] | |||
* die [[Schraubung]] | |||
* die [[Gleitspiegelung]]. | |||
Die Menge aller Symmetrienoperationen eines Kristalls bilden seine [[Raumgruppe]]. | |||
Auch diese Symmetrieoperationen bilden den Kristall [[Selbstabbildung|auf sich selbst ab]]. Insbesondere kann aber auch ein Teil der Elementarzelle durch eine solche Operation auf einen anderen Teil der Elementarzelle abgebildet werden. In diesem Fall sind die zwei Teile der Elementarzelle symmetrisch äquivalent zueinander. | |||
Ein Volumenelement des Kristalls, aus dem der Kristall unter Verwendung aller o. g. Symmetrieoperationen der Raumgruppe gebildet werden kann, nennt man asymmetrische Einheit (engl. ''asymmetric unit''). Sie ist in der Regel kleiner als die primitive Elementarzelle. Für jede Raumgruppe ist eine ''asymmetric unit'' in den [[International Tables for Crystallography|International Tables]] angegeben. | |||
== | == Problematik der unterschiedlichen Begriffe == | ||
Der Sprachgebrauch ist nicht immer eindeutig und auch international nicht einheitlich. | |||
So ist bei deutschsprachigen Kristallographen Elementarzelle der übliche Begriff, der gleichbedeutend mit englisch ''unit cell'' verwendet wird. | |||
Gleichbedeutend untereinander sind auch die französische ''maille élémentaire'' und die italienische ''cella elementare'', sie werden meist im Sinne von „konventioneller Zelle“ verwendet, können aber auch eine primitive Zelle bezeichnen. Bemerkenswert ist, dass der Begriff ''maille élémentaire'' bei älteren Autoren noch nicht vorkommt: | |||
* [[Auguste Bravais|Bravais]] verwendete | |||
** in zwei Dimensionen | |||
*** ''parallélogramme générateur'' | |||
*** ''maille parallélogramme'' | |||
** in drei Dimensionen | |||
*** ''parallélopipède générateur'' | |||
*** ''noyau'' („Kern“) | |||
* [[François Ernest Mallard|Mallard]] schrieb einfach ''maille'' („Masche“) | |||
* [[Georges Friedel|Friedel]] schrieb ''maille simple''. | |||
Eindeutig sind nur die Begriffe „primitive Zelle“ und „konventionelle Zelle“. | |||
Die ''Commission for Crystallographic [[Nomenklatur|Nomenclature]] of the [[International Union of Crystallography]]'' gibt dazu folgende Definitionen: | |||
; Primitive cell | ; Primitive cell | ||
: Eine primitive Zelle ( | : Eine primitive Zelle (französisch ''maille primitive'') ist eine Einheitszelle, die von den Basisvektoren einer primitiven Basis des direkten Gitters aufgespannt wird. Das heißt, dass jeder Gittervektor als ganzzahlige Linearkombination der drei Basisvektoren dargestellt werden kann.<ref>IUCr Online Dictionary of Crystallography: [http://reference.iucr.org/dictionary/Primitive_cell Primitive cell]</ref> | ||
; Unit cell | ; Unit cell | ||
: Die ''unit cell'' ( | : Die ''unit cell'' (deutsch ''Elementarzelle'', französisch ''maille'') ist das von den drei Vektoren a, b, c einer kristallographischen Basis des direkten Gitters aufgespannte Parallelepiped. | ||
;Conventional cell: Die ''conventional cell'' ( | :* Ist die Basis primitiv, so heißt die Elementarzelle „primitive Zelle“ (''primitive cell'', s. o.). | ||
:* Ihre Basisvektoren definieren ein rechtshändiges Achsensystem. | :* Ist die Basis ''nicht'' primitiv, so ist die Einheitszelle eine vielfache Zelle (''multiple cell''). Die Multiplizität ergibt sich aus dem Verhältnis ihres Volumens zum Volumen der primitiven Zelle.<ref>IUCr Online Dictionary of Crystallography: [http://reference.iucr.org/dictionary/Unit_cell Unit cell]</ref> | ||
;Conventional cell: Die ''conventional cell'' (französisch ''maille conventionnelle'') ist für jedes Gitter diejenige Zelle, die folgende Bedingungen erfüllt: <br> | |||
:* Ihre Basisvektoren definieren ein [[Rechtshändiges Koordinatensystem|rechtshändiges Achsensystem]]. | |||
:* Ihre Kanten verlaufen entlang von Symmetrieachsen des Gitters. | :* Ihre Kanten verlaufen entlang von Symmetrieachsen des Gitters. | ||
:* Es ist die kleinste Zelle, die die vorstehenden Bedingungen erfüllt. | :* Es ist die kleinste Zelle, die die vorstehenden Bedingungen erfüllt. | ||
: Kristalle mit dem gleichen Typ von konventioneller Zelle gehören zur gleichen | : Kristalle mit dem gleichen Typ von konventioneller Zelle gehören zur gleichen [[Kristallfamilie]].<ref>IUCr Online Dictionary of Crystallography: [http://reference.iucr.org/dictionary/Conventional_cell Conventional cell]</ref> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* D. Schwarzenbach: ''Kristallographie'' Springer Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-540-67114-5 | |||
* | * ''[[International Tables for Crystallography]].'' Vol. A: Theo Hahn (Hrsg.): ''Space-group symmetry.'' Kluwer Academic Publishing Company, Dordrecht u. a. 1983, ISBN 90-277-1445-2. | ||
* | * Prof. Dr. Helmut Föll, Kapitel 3 "Perfekte Kristalle" [https://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/mw1_ge/index.html Hyperskript] der TF Christian Albrechts Universität Kiel | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Eine Elementarzelle oder Einheitszelle ist das von drei Basisvektoren $ {\vec {a}} $, $ {\vec {b}} $, $ {\vec {c}} $ eines Gitters (Kristallgitters) gebildete Parallelepiped. Ihr Volumen ist das Spatprodukt $ {\vec {a}}\cdot ({\vec {b}}\times {\vec {c}}) $ der Basisvektoren. Ein Kristall ist mathematisch betrachtet das Produkt aus Basis und Verschiebung der Elementarzelle in alle drei Basisrichtungen des Gitters um ganzzahlige Vielfache der Basisvektoren (Translationssymmetrie). Die Überdeckung des Raumes durch die Elementarzellen ist lückenlos und überlappungsfrei.
Die zweidimensionale Entsprechung in der Oberflächenkristallographie ist die Elementarmasche.
Die Kristallstruktur ist eine dreidimensional periodische Wiederholung der Basis (bzw. eines Motivs). Die Translationsvektoren, die ein Gitter mit sich zur Deckung bringen, heißen Basis- oder Gittervektoren. Sie bilden ein translationssymmetrisches Punktgitter. Die Punkte dieses Gitters repräsentieren keine Atome, sie beschreiben lediglich die Periodizität der Struktur.
Drei beliebige Gittervektoren $ {\vec {a}} $, $ {\vec {b}} $, $ {\vec {c}} $, die nicht in einer Ebene liegen, bilden eine „kristallographische Basis“. Die Menge aller ganzzahligen Linearkombinationen dieser Basisvektoren bilden ein Gitter B, das im Allgemeinen eine Untermenge des Gitters G eines Kristalls ist:
Die drei Basisvektoren definieren auch ein Volumenelement V, die Fundamentalmasche des Gitters B:
Dieses Volumenelement ist die Elementarzelle des durch die Vektoren $ {\vec {a}} $, $ {\vec {b}} $, $ {\vec {c}} $ beschriebenen Gitters. Es hat die Form eines Parallelepipeds. Enthält die Elementarzelle genau einen Gitterpunkt von G, dann heißt sie „primitive Elementarzelle“. In diesem Fall ist das Gitter B gleich dem Gitter G, andernfalls eine echte Untermenge.
Die Gittervektoren bilden das Koordinatensystem, mit dessen Hilfe der Kristall beschrieben wird. Die Koordinaten können sowohl als fraktionelle Koordinaten als auch als kartesische Koordinaten ausgedrückt werden.
Die Vektoren in G sind eindeutig bestimmt durch eine Symmetrieeigenschaft des Kristalls. Die Vektoren des Gitters B dienen der Beschreibung eines Kristalls. Daher kann man sie sich aus der Menge G geeignet auswählen. Für diese Auswahl gibt es allerdings Standards.
Alle Punkte des Raumes lassen sich eindeutig einer Elementarzelle zuordnen. Diese ist um einen Gittervektor vom Koordinaten-Ursprung verschoben. Zwei Punkte des Raumes sind bezüglich des Gitters äquivalent, wenn sie relativ zum Ursprung ihrer Elementarzelle dieselbe Position einnehmen. Somit teilt das Gitter den Raum in Äquivalenzklassen ein. Jede Äquivalenzklasse besteht aus allen Punkten, die sich von einem gegebenen Punkt nur durch einen Translationsvektor des Gitters unterscheiden. Der Betrag des Translationsvektors entspricht dem Gitterparameter.
Die Atome oder Moleküle, die in einer Elementarzelle liegen, bilden die Basis des Kristalls. Zur Beschreibung des Kristalls ist es ausreichend, die Lage der Atome der Basis in der Elementarzelle anzugeben. Diese Atome können auch als Vertreter einer Äquivalenzklasse betrachtet werden. Bei der Diskussion von Kristallstrukturen wird der Begriff „Atom der Basis“ oft auch stillschweigend in diesem Sinn verwendet.
Hat man die Basisvektoren so gewählt, dass das von ihnen gebildete Gitter B mit dem Gitter eines Kristalls G identisch ist, so nennt man diese Basis „primitiv“. Diese Vektoren beschreiben dann eine primitive Elementarzelle. Die Koordinaten der Gitterpunkte des Kristall sind ganzzahlig.
Jede primitive Elementarzelle enthält nur einen Punkt des Gitters in einem Kristall. Sie ist die Elementarzelle mit dem kleinstmöglichen Volumen.
In dem Bild sind alle Punkte des Gitters in einem Kristall dargestellt. Nur ein Eckpunkt (0,0,0) gehört zur Elementarzelle.
Insbesondere dann, wenn man ein Achsensystem verwenden will, das den Symmetrieelementen der Raumgruppe des Kristalls angepasst ist, kommt man bei den meisten Kristallsystemen nicht umhin, auch nicht-primitive Elementarzellen zu verwenden. Das Gitter in einem Kristall enthält dann auch Punkte mit nicht ganzzahligen Koordinaten. Eine Elementarzelle enthält somit mehrere Punkte des Gitters. Diese Elementarzellen heißen zentriert. Ihr Volumen ist ein Vielfaches des Volumens der primitiven Elementarzelle.
Zur Beschreibung aller möglichen Strukturen dreidimensionaler Kristalle mit einer konventionellen Zelle (s. u.) benötigt man 14 unterschiedliche Bravais-Gitter.
Im Bild rechts sind alle Punkte des Gitters dargestellt. Nur ein Eckpunkt (0,0,0) und der innere Punkt (½, ½, ½) gehören zur Elementarzelle. In diesem Fall ist der Vektor (½, ½, ½) ein Vektor des Gitters in einem Kristall, der keine ganzzahligen Koordinaten hat.
Man kann eine lückenlose und überlappungsfreie Zerlegung des Raumes auch mit Zellen erreichen, die nicht die Form eines Parallelepipeds haben und somit keine Elementarzellen im eigentlichen Sinne sind. Die bekannteste dieser Zellen ist die Wigner-Seitz-Zelle.
Zur Beschreibung von hexagonal dichtesten Kugelpackungen wird in der Literatur oft ein 6-eckiges Prisma als Zelle verwendet. Dieses Prisma ist keine Elementarzelle. Es dient in aller Regel auch nicht zur kristallographischen Beschreibung der Struktur, sondern nur zu deren Veranschaulichung.
Bislang wurde als einzige Symmetrieoperation die Translation betrachtet. In einem Kristall können aber auch noch andere Symmetrieoperationen existieren:
Die Menge aller Symmetrienoperationen eines Kristalls bilden seine Raumgruppe.
Auch diese Symmetrieoperationen bilden den Kristall auf sich selbst ab. Insbesondere kann aber auch ein Teil der Elementarzelle durch eine solche Operation auf einen anderen Teil der Elementarzelle abgebildet werden. In diesem Fall sind die zwei Teile der Elementarzelle symmetrisch äquivalent zueinander.
Ein Volumenelement des Kristalls, aus dem der Kristall unter Verwendung aller o. g. Symmetrieoperationen der Raumgruppe gebildet werden kann, nennt man asymmetrische Einheit (engl. asymmetric unit). Sie ist in der Regel kleiner als die primitive Elementarzelle. Für jede Raumgruppe ist eine asymmetric unit in den International Tables angegeben.
Der Sprachgebrauch ist nicht immer eindeutig und auch international nicht einheitlich.
So ist bei deutschsprachigen Kristallographen Elementarzelle der übliche Begriff, der gleichbedeutend mit englisch unit cell verwendet wird.
Gleichbedeutend untereinander sind auch die französische maille élémentaire und die italienische cella elementare, sie werden meist im Sinne von „konventioneller Zelle“ verwendet, können aber auch eine primitive Zelle bezeichnen. Bemerkenswert ist, dass der Begriff maille élémentaire bei älteren Autoren noch nicht vorkommt:
Eindeutig sind nur die Begriffe „primitive Zelle“ und „konventionelle Zelle“.
Die Commission for Crystallographic Nomenclature of the International Union of Crystallography gibt dazu folgende Definitionen: