Systematische Auslöschung: Unterschied zwischen den Versionen

Systematische Auslöschung: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter '''systematischer Auslöschung''' versteht man in der [[Kristallographie]] das systematische Fehlen von Reflexen bei der [[Röntgenbeugung|Röntgen-]] oder [[Neutronenbeugung]] an Kristallen, welches auf die symmetriebedingte [[Interferenz (Physik)|destruktive Interferenz]] von gebeugten Strahlen zurückzuführen ist. Ursache der systematischen Auslöschungen ist ein mit einem Translationsvektor verbundenes Symmetrieelement der Raumgruppe (Gleitspiegelebene, Schraubenachse oder eine Zentrierung des [[Bravaisgitter]]s).
Unter '''systematischer Auslöschung''' versteht man in der [[Kristallographie]] das systematische Fehlen von Reflexen bei der [[Röntgenbeugung|Röntgen-]] oder [[Neutronenbeugung]] an Kristallen, welches auf die [[symmetrie]]<nowiki></nowiki>bedingte [[Interferenz (Physik)|destruktive Interferenz]] von gebeugten Strahlen zurückzuführen ist.


== Bedeutung ==
Ursache der systematischen Auslöschungen ist ein mit einem [[Parallelverschiebung|Translation]]s[[vektor]] verbundenes Symmetrieelement der [[Raumgruppe]] (Zentrierung des [[Bravaisgitter]]s, [[Gleitspiegelebene]] oder [[Schraubenachse]]).


Die systematische Auslöschung hat große Bedeutung für die Strukturaufklärung von Kristallen, da aus ihr Rückschlüsse auf die Symmetrieeigenschaften des Kristalls gezogen werden können. Mit Hilfe der systematischen Auslöschungen kann die Raumgruppe des Kristalls bestimmt werden. Daher sind die Auslöschungsgesetze in den [[International Tables for Crystallography|International Tables]] für die jeweilige Raumgruppe angegeben.
== Bedeutung und Arten ==
Die systematische Auslöschung hat große Bedeutung für die [[Kristallstrukturanalyse|Strukturaufklärung von Kristallen]], da aus ihr Rückschlüsse auf die Symmetrieeigenschaften der Kristalle gezogen und ihre Raumgruppen bestimmt werden können. Daher sind die Auslöschungsgesetze für die jeweilige Raumgruppe in den [[International Tables for Crystallography|International Tables]] angegeben.


Man unterscheidet zwischen ''integraler'' Auslöschung, welche Reflexe im ganzen
Man unterscheidet:
[[Reziproker Raum|reziproken Raum]] betrifft, ''zonaler'' Auslöschung, bei der nur Reflexe einer Ebene im reziproken Raum ([[Zone (Kristallographie)|Zone]]) betroffen sind und ''serieller'' Auslöschung, bei der nur Reflexe auf einer Geraden im reziproken Raum fehlen.
* ''integrale'' Auslöschung, welche Reflexe im ganzen [[Reziproker Raum|reziproken Raum]] betrifft und durch eine Zentrierung des Bravais-Gitters entsteht.
* ''zonale'' Auslöschung, bei der nur Reflexe einer Ebene ([[Zone (Kristallographie)|Zone]]) im reziproken Raum fehlen und die durch eine Gleitspiegelebene im Kristall entsteht.
* ''serielle'' Auslöschung, bei der nur Reflexe auf einer Geraden im reziproken Raum fehlen und die durch eine Schraubenachse im Kristall entsteht.


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Die Beschreibung einer systematischen Auslöschung erfolgt durch [[Laue-Indizes]]&nbsp;hkl, die den [[Millersche Indizes|Millerschen Indizes]]&nbsp;(hkl) entsprechen, jedoch im Gegensatz dazu ''nicht'' [[teilerfremd]] sein müssen.


Die Beschreibung einer systematischen Auslöschung erfolgt durch [[Laue-Indizes]] hkl, die den Millerschen Indizes (hkl) entsprechen, jedoch im Gegensatz dazu nicht teilerfremd sein müssen.
Zum einen wird der betroffene Bereich des reziproken Raums angegeben, z.&nbsp;B.:
Es wird einerseits der betroffene Bereich des reziproken Raums angegeben (z.B. hkl für eine integrale Auslöschung, hk0 für eine zonale Auslöschung in der l=0 Ebene, oder 00l für eine serielle Auslöschung in der h=k=0 Geraden). Andererseits wird entweder eine Auslöschungsbedingung (Bedingung für das Fehlen von Reflexen) oder eine Reflexbedingung (Bedingung für das Vorhandensein von Reflexen) gegeben (z.B. h+k=2n, die Summe von h und k muss gerade sein).
* hkl für eine integrale Auslöschung
* hk0 für eine zonale Auslöschung in der l=0-Ebene
* 00l für eine serielle Auslöschung in der h=k=0-Geraden.
 
Zum anderen wird eine Bedingung gegeben (z.&nbsp;B. h+k=2n, d.&nbsp;h. die Summe von&nbsp;h und&nbsp;k muss [[Gerade Zahl|gerade]] sein), die wie folgt wirkt:
* als Auslöschungsbedingung (Bedingung für das ''Fehlen'' von Reflexen), oder
* als Reflexbedingung (Bedingung für das ''Vorhandensein'' von Reflexen).


== Integrale Auslöschung ==
== Integrale Auslöschung ==
 
{| class="wikitable"
Integrale Auslöschungen entstehen durch eine Zentrierung des [[Bravais-Gitter]]s.
 
=== Beispiel ===
In einer innenzentrierten Zelle gibt es zu jedem Atom an beliebiger Position x,y,z ein symmetrisch äquivalentes Atom an der Stelle x+0.5, y+0.5,z+0.5. Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:
 
<math> f_m e^{2\pi i (hx+ky+lz)} + f_m e^{2\pi i (h(x+0.5)+k(y+0.5)+l(z+0.5))} = </math>
 
<math> f_m e^{2 \pi i (hx+ky+lz)}(1+e^{\pi i (h+k+l)}) </math>
 
<math> 1+ e^{\pi i (h+k+l)} = \begin{cases} 2 & \text{wenn h+k+l gerade} \\ 0 & \text{wenn h+k+l ungerade} \end{cases} </math>
 
Reflexe gibt es daher nur an den Stellen, an denen h+k+l gerade ist.
 
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen den in den Bravaisgittern vorkommenden Zentrierungen und den daraus resultierenden Reflexbedingungen.
 
{| cellpadding="5" align="center" rules="all" style="margin: 1em 1em; background: #ffffff; border: 2px solid #aaa;"
|-----
! Zentrierung
! Zentrierung
! Translationsvektor
! Betroffene Reflexe
! Betroffene Reflexe
! Reflexbedingung
! Reflexbedingung
|-----
|- style = "border-bottom: solid;"
| Primitiv
| primitiv
| -
| -
| -
| keine Auslöschung
| h, k, l beliebig<br />(keine Auslöschung)
|-----
|-
| A-zentriert
| A-zentriert (flächenz.)
| b/2 + c/2
| hkl
| hkl
| k+l=2n
| k+l=2n
|-----
|-
| B-zentriert
| B-zentriert (flächenz.)
| a/2 + c/2
| hkl
| hkl
| h+l=2n
| h+l=2n
|-----
|-
| C-zentriert
| C-zentriert (flächenz.)
| a/2 + b/2
| hkl
| hkl
| h+k=2n
| h+k=2n
|-----
|- style = "border-bottom: solid;"
| innenzentriert
| [[kubisch flächenzentriert|allseitig flächenzentriert]]
| b/2 + c/2<br />a/2 + b/2<br />a/2 + c/2
| hkl
| k+l=2n und<br />h+l=2n und<br />h+k=2n
|- class="hintergrundfarbe8"
| [[kubisch raumzentriert|innen- bzw. raumzentriert]]
| a/2 + b/2 + c/2
| hkl
| hkl
| h+k+l=2n
| h+k+l=2n
|-----
|-
| Allseitig flächenzentriert
| [[rhomboedrisch]]
| hkl
| 2a/3 + b/3 + c/3
| h+k=2n,h+l=2n,k+l=2n
|-----
| Rhomboedrisch
| hkl
| hkl
| -h+k+l=3n
| -h+k+l=3n
|}
|}
 
Zeile mit u.&nbsp;g. Beispiel farbig markiert
== Zonale Auslöschung ==
 
Zonale Auslöschungen entstehen durch [[Gleitspiegelebene]]n im Kristall.


=== Beispiel ===
=== Beispiel ===
Gibt es in einem Kristall eine a-Gleitspiegelebene senkrecht zu c, die durch den Ursprung geht, so gibt es zu jedem Atom m in x,y,z ein symmetrisch äquivalentes in x+0.5,y,-z. Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:
In einer innenzentrierten [[Elementarzelle|Zelle]] gibt es zu jedem Atom an beliebiger Position&nbsp;x,y,z ein symmetrisch äquivalentes Atom an der Stelle x+0.5, y+0.5, z+0.5. Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum [[Strukturfaktor]] ist:


<math> f_m (e^{2\pi i(hx+ky+lz)} + e^{2\pi i(hx+ky-lz)}e^{\pi i h}) </math>
:<math>f_m e^{2 \pi i (hx + ky + lz)} + f_m e^{2\pi i (h(x + 0.5) + k(y + 0.5) + l(z + 0.5))} =</math>
:<math>f_m e^{2 \pi i (hx + ky + lz)}(1 + e^{\pi i (h + k + l)}) </math>
:mit <math>1 + e^{\pi i (h + k + l)} = 1 + (-1)^{h + k + l} = \begin{cases}
2 & \text{wenn h+k+l gerade} \\
0 & \text{wenn h+k+l ungerade}
\end{cases}</math>


für l = 0 folgt:
Reflexe gibt es daher nur an den Stellen, an denen h+k+l gerade ist.
<math> f_m (e^{2\pi i(hx+ky)}\,(1+e^{\pi i h})) </math>


<math> 1+e^{\pi i h}  = \begin{cases} 2  & \text {wenn h gerade} \\ 0 & \text{ wenn h ungerade} \end{cases} </math>
== Zonale Auslöschung ==
 
{| class="wikitable"
Reflexe in der Zone l=0 gibt es nur, wenn h gerade ist.
! [[Gleitspiegelebene]]<br />([[Hermann-Mauguin-Symbolik #Symbole_der_Raumgruppen|Hermann-Mauguin-Symbol]])
 
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen den in den Raumgruppen vorkommenden Gleitspiegelebenen und den daraus resultierenden Reflexbedingungen.
 
{| cellpadding="5" align="center" rules="all" style="margin: 1em 1em; background: #ffffff; border: 2px solid #aaa;"
|-----
! Gleitspiegelebene
! Lage
! Lage
! Gleitvektor
! Gleitvektor
! Betroffene Reflexe
! Betroffene Reflexe
! Reflexbedingung
! Reflexbedingung
|-----
|- class="hintergrundfarbe8"
| a
| a
| (001)
| (001)
Zeile 96: Zeile 92:
| hk0
| hk0
| h = 2n
| h = 2n
|-----
|-
| b
| b
| (001)
| (001)
Zeile 102: Zeile 98:
| hk0
| hk0
| k = 2n
| k = 2n
|-----
|-
| n
| n
| (001)
| (001)
Zeile 108: Zeile 104:
| hk0
| hk0
| h + k = 2n
| h + k = 2n
|-----
|- style = "border-bottom: solid;"
| d
| d
| (001)
| (001)
| a/4 ± b/4
| a/4 ± b/4
| hk0
| hk0
| h + k = 4n, h = 2n, k = 2n
| h + k = 4n und<br />h = 2n und<br />k = 2n
|-----
|-----
| a
| a
Zeile 132: Zeile 128:
| h0l
| h0l
| h + l = 2n
| h + l = 2n
|-----
|- style = "border-bottom: solid;"
| d
| d
| (010)
| (010)
| a/4 ± c/4
| a/4 ± c/4
| h0l
| h0l
| h + l = 4n, h = 2n, l = 2n
| h + l = 4n und<br />h = 2n und<br />l = 2n
|-----
|-----
| b
| b
Zeile 161: Zeile 157:
| b/4 ± c/4
| b/4 ± c/4
| 0kl
| 0kl
| k + l = 4n, k = 2n, l = 2n
| k + l = 4n und<br />k = 2n und<br />l = 2n
|}
|}


== Serielle Auslöschung ==
Zeile mit u. g. Beispiel farbig markiert
 
Serielle Auslöschungen entstehen durch [[Schraubenachse]]n im Kristall.


=== Beispiel ===
=== Beispiel ===
Gibt es in einem Kristall eine Schraubenachse 2<sub>1</sub> parallel c durch den Ursprung, so existiert zu einem Atom m in x,y,z ein symmetrisch äquivalentes in -x,-y,0.5+z. Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:
Gibt es in einem Kristall eine a-Gleitspiegelebene senkrecht zu&nbsp;c, die durch den&nbsp;[[Koordinatenursprung|Ursprung]] geht, so gibt es zu jedem Atom&nbsp;m in&nbsp;x,&nbsp;y,&nbsp;z ein symmetrisch äquivalentes in&nbsp;x+0.5,&nbsp;y,&nbsp;-z (-z wg. der Spiegelung senkrecht zu&nbsp;c, x&nbsp;+&nbsp;0,5 wg. des Gleitvektors 1/2&nbsp;a). Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:


<math>f_m (e^{2\pi i(hx+ky+lz)} + e^{2\pi i(-hx-ky+lz)} e^{\pi i l}) </math>
:<math>f_m (e^{2\pi i(hx + ky + lz)} + e^{2\pi i(hx + ky - lz)}e^{\pi i h})</math>


für h=k=0 gilt: <math>f_m (e^{2\pi i lz}\,(1+e^{\pi i l}))</math>
für&nbsp;l&nbsp;=&nbsp;0 folgt:


<math> 1+e^{\pi i l} = \begin{cases} 2 & \text{wenn l gerade} \\ 0 & \text{ wenn l ungerade} \end{cases} </math>
:<math>f_m \, e^{2\pi i(hx + ky)} \, (1 + e^{\pi i h})</math>


In der 00l Richtung gibt es nur dann Reflexe, wenn l gerade ist.
:mit <math>1 + e^{\pi i h} = 1 + (-1)^{h} = \begin{cases}
2 & \text{wenn h gerade}\\
0 & \text{wenn h ungerade}
\end{cases}</math>


Folgende Tabelle gibt einen Überblick über den Zusammenhang zwischen den in den Raumgruppen vorkommenden Schraubenachsen und den daraus resultierenden Reflexbedingungen.
Reflexe in der Zone&nbsp;l=0 gibt es also nur, wenn h gerade ist.


{| cellpadding="5" align="center" rules="all" style="margin: 1em 1em; background: #ffffff; border: 2px solid #aaa;"
== Serielle Auslöschung ==
{| class="wikitable"
|-----
|-----
! Schraubenachse
! [[Schraubenachse]]
! Lage
! Lage
! Translationsvektor
! Betroffene Reflexe
! Betroffene Reflexe
! Reflexbedingung
! Reflexbedingung
Zeile 190: Zeile 189:
| <math>2_1</math>; <math>4_2</math>; <math>6_3</math>
| <math>2_1</math>; <math>4_2</math>; <math>6_3</math>
| // [100]
| // [100]
| 1/2&nbsp;a
| h00
| h00
| h = 2n
| h = 2n
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| <math>3_1</math>; <math>3_2</math>; <math>6_2</math>; <math>6_4</math>
| <math>3_1</math>; <math>6_2</math><br /><math>3_2</math>; <math>6_4</math>
| // [100]
| // [100]
| 1/3&nbsp;a<br />2/3&nbsp;a
| h00
| h00
| h = 3n
| h = 3n
|-----
|-----
| <math>4_1</math>; <math>4_3</math>
| <math>4_1</math><br /><math>4_3</math>
| // [100]
| // [100]
| 1/4&nbsp;a<br />3/4&nbsp;a
| h00
| h00
| h = 4n
| h = 4n
|-----
|- style = "border-bottom: solid;"
| <math>6_1</math>; <math>6_5</math>
| <math>6_1</math><br /><math>6_5</math>
| // [100]
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| 1/6&nbsp;a<br />5/6&nbsp;a
| h00
| h00
| h = 6n
| h = 6n
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| <math>2_1</math>; <math>4_2</math>; <math>6_3</math>
| <math>2_1</math>; <math>4_2</math>; <math>6_3</math>
| // [010]
| // [010]
| 1/2&nbsp;b
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| 0k0
| k = 2n
| k = 2n
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| <math>3_1</math>; <math>3_2</math>; <math>6_2</math>; <math>6_4</math>
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| 1/3&nbsp;b<br />2/3&nbsp;b
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| 0k0
| k = 3n
| k = 3n
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| <math>4_1</math>; <math>4_3</math>
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| 0k0
| k = 4n
| k = 4n
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| k = 6n
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|- class="hintergrundfarbe8"
| <math>2_1</math>; <math>4_2</math>; <math>6_3</math>
| <math>2_1</math>; <math>4_2</math>; <math>6_3</math>
| // [001]
| // [001]
| 1/2&nbsp;c
| 00l
| 00l
| l = 2n
| l = 2n
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| <math>3_1</math>; <math>3_2</math>; <math>6_2</math>; <math>6_4</math>
| <math>3_1</math>; <math>6_2</math><br /><math>3_2</math>; <math>6_4</math>
| // [001]
| // [001]
| 1/3&nbsp;c<br />2/3&nbsp;c
| 00l
| 00l
| l = 3n
| l = 3n
|-----
|-----
| <math>4_1</math>; <math>4_3</math>
| <math>4_1</math><br /><math>4_3</math>
| // [001]
| // [001]
| 1/4&nbsp;c<br />3/4&nbsp;c
| 00l
| 00l
| l = 4n
| l = 4n
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|-----
| <math>6_1</math>; <math>6_5</math>
| <math>6_1</math><br /><math>6_5</math>
| // [001]
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| 1/6&nbsp;c<br />5/6&nbsp;c
| 00l
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| l = 6n
| l = 6n
|}
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=== Beispiel ===
Gibt es in einem Kristall eine Schraubenachse&nbsp;2<sub>1</sub> parallel zu&nbsp;c durch den Ursprung, so existiert zu einem Atom&nbsp;m in&nbsp;x,y,z ein symmetrisch äquivalentes in&nbsp;-x,&nbsp;-y,&nbsp;z+0,5 (-x und&nbsp;-y wg. der Drehung um 360°/2&nbsp;=&nbsp;180° um die o.&nbsp;g. Achse, z&nbsp;+&nbsp;0,5 wg. des Translationsvektors 1/2&nbsp;c). Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:
:<math>f_m (e^{2\pi i(hx + ky + lz)} + e^{2\pi i(-hx - ky + lz)} e^{\pi i l})</math>
für&nbsp;h=k=0 gilt:
:<math>f_m \, e^{2\pi i lz} \, (1 + e^{\pi i l})</math>
:mit <math>1 + e^{\pi i l} = 1 + (-1)^{l} = \begin{cases}
2 & \text{wenn l gerade}\\
0 & \text{wenn l ungerade}
\end{cases}</math>
In der Richtung&nbsp;00l gibt es also nur dann Reflexe, wenn l gerade ist.


== Literatur ==
== Literatur ==

Aktuelle Version vom 12. Februar 2022, 15:44 Uhr

Unter systematischer Auslöschung versteht man in der Kristallographie das systematische Fehlen von Reflexen bei der Röntgen- oder Neutronenbeugung an Kristallen, welches auf die symmetriebedingte destruktive Interferenz von gebeugten Strahlen zurückzuführen ist.

Ursache der systematischen Auslöschungen ist ein mit einem Translationsvektor verbundenes Symmetrieelement der Raumgruppe (Zentrierung des Bravaisgitters, Gleitspiegelebene oder Schraubenachse).

Bedeutung und Arten

Die systematische Auslöschung hat große Bedeutung für die Strukturaufklärung von Kristallen, da aus ihr Rückschlüsse auf die Symmetrieeigenschaften der Kristalle gezogen und ihre Raumgruppen bestimmt werden können. Daher sind die Auslöschungsgesetze für die jeweilige Raumgruppe in den International Tables angegeben.

Man unterscheidet:

  • integrale Auslöschung, welche Reflexe im ganzen reziproken Raum betrifft und durch eine Zentrierung des Bravais-Gitters entsteht.
  • zonale Auslöschung, bei der nur Reflexe einer Ebene (Zone) im reziproken Raum fehlen und die durch eine Gleitspiegelebene im Kristall entsteht.
  • serielle Auslöschung, bei der nur Reflexe auf einer Geraden im reziproken Raum fehlen und die durch eine Schraubenachse im Kristall entsteht.

Beschreibung

Die Beschreibung einer systematischen Auslöschung erfolgt durch Laue-Indizes hkl, die den Millerschen Indizes (hkl) entsprechen, jedoch im Gegensatz dazu nicht teilerfremd sein müssen.

Zum einen wird der betroffene Bereich des reziproken Raums angegeben, z. B.:

  • hkl für eine integrale Auslöschung
  • hk0 für eine zonale Auslöschung in der l=0-Ebene
  • 00l für eine serielle Auslöschung in der h=k=0-Geraden.

Zum anderen wird eine Bedingung gegeben (z. B. h+k=2n, d. h. die Summe von h und k muss gerade sein), die wie folgt wirkt:

  • als Auslöschungsbedingung (Bedingung für das Fehlen von Reflexen), oder
  • als Reflexbedingung (Bedingung für das Vorhandensein von Reflexen).

Integrale Auslöschung

Zentrierung Translationsvektor Betroffene Reflexe Reflexbedingung
primitiv - - h, k, l beliebig
(keine Auslöschung)
A-zentriert (flächenz.) b/2 + c/2 hkl k+l=2n
B-zentriert (flächenz.) a/2 + c/2 hkl h+l=2n
C-zentriert (flächenz.) a/2 + b/2 hkl h+k=2n
allseitig flächenzentriert b/2 + c/2
a/2 + b/2
a/2 + c/2
hkl k+l=2n und
h+l=2n und
h+k=2n
innen- bzw. raumzentriert a/2 + b/2 + c/2 hkl h+k+l=2n
rhomboedrisch 2a/3 + b/3 + c/3 hkl -h+k+l=3n

Zeile mit u. g. Beispiel farbig markiert

Beispiel

In einer innenzentrierten Zelle gibt es zu jedem Atom an beliebiger Position x,y,z ein symmetrisch äquivalentes Atom an der Stelle x+0.5, y+0.5, z+0.5. Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:

$ f_{m}e^{2\pi i(hx+ky+lz)}+f_{m}e^{2\pi i(h(x+0.5)+k(y+0.5)+l(z+0.5))}= $
$ f_{m}e^{2\pi i(hx+ky+lz)}(1+e^{\pi i(h+k+l)}) $
mit $ 1+e^{\pi i(h+k+l)}=1+(-1)^{h+k+l}={\begin{cases}2&{\text{wenn h+k+l gerade}}\\0&{\text{wenn h+k+l ungerade}}\end{cases}} $

Reflexe gibt es daher nur an den Stellen, an denen h+k+l gerade ist.

Zonale Auslöschung

Gleitspiegelebene
(Hermann-Mauguin-Symbol)
Lage Gleitvektor Betroffene Reflexe Reflexbedingung
a (001) a/2 hk0 h = 2n
b (001) b/2 hk0 k = 2n
n (001) a/2 + b/2 hk0 h + k = 2n
d (001) a/4 ± b/4 hk0 h + k = 4n und
h = 2n und
k = 2n
a (010) a/2 h0l h = 2n
c (010) c/2 h0l l = 2n
n (010) a/2 + c/2 h0l h + l = 2n
d (010) a/4 ± c/4 h0l h + l = 4n und
h = 2n und
l = 2n
b (100) b/2 0kl k = 2n
c (100) c/2 0kl l = 2n
n (100) b/2 + c/2 0kl k + l = 2n
d (100) b/4 ± c/4 0kl k + l = 4n und
k = 2n und
l = 2n

Zeile mit u. g. Beispiel farbig markiert

Beispiel

Gibt es in einem Kristall eine a-Gleitspiegelebene senkrecht zu c, die durch den Ursprung geht, so gibt es zu jedem Atom m in x, y, z ein symmetrisch äquivalentes in x+0.5, y, -z (-z wg. der Spiegelung senkrecht zu c, x + 0,5 wg. des Gleitvektors 1/2 a). Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:

$ f_{m}(e^{2\pi i(hx+ky+lz)}+e^{2\pi i(hx+ky-lz)}e^{\pi ih}) $

für l = 0 folgt:

$ f_{m}\,e^{2\pi i(hx+ky)}\,(1+e^{\pi ih}) $
mit $ 1+e^{\pi ih}=1+(-1)^{h}={\begin{cases}2&{\text{wenn h gerade}}\\0&{\text{wenn h ungerade}}\end{cases}} $

Reflexe in der Zone l=0 gibt es also nur, wenn h gerade ist.

Serielle Auslöschung

Schraubenachse Lage Translationsvektor Betroffene Reflexe Reflexbedingung
$ 2_{1} $; $ 4_{2} $; $ 6_{3} $ // [100] 1/2 a h00 h = 2n
$ 3_{1} $; $ 6_{2} $
$ 3_{2} $; $ 6_{4} $
// [100] 1/3 a
2/3 a
h00 h = 3n
$ 4_{1} $
$ 4_{3} $
// [100] 1/4 a
3/4 a
h00 h = 4n
$ 6_{1} $
$ 6_{5} $
// [100] 1/6 a
5/6 a
h00 h = 6n
$ 2_{1} $; $ 4_{2} $; $ 6_{3} $ // [010] 1/2 b 0k0 k = 2n
$ 3_{1} $; $ 6_{2} $
$ 3_{2} $; $ 6_{4} $
// [010] 1/3 b
2/3 b
0k0 k = 3n
$ 4_{1} $
$ 4_{3} $
// [010] 1/4 b
3/4 b
0k0 k = 4n
$ 6_{1} $
$ 6_{5} $
// [010] 1/6 b
5/6 b
0k0 k = 6n
$ 2_{1} $; $ 4_{2} $; $ 6_{3} $ // [001] 1/2 c 00l l = 2n
$ 3_{1} $; $ 6_{2} $
$ 3_{2} $; $ 6_{4} $
// [001] 1/3 c
2/3 c
00l l = 3n
$ 4_{1} $
$ 4_{3} $
// [001] 1/4 c
3/4 c
00l l = 4n
$ 6_{1} $
$ 6_{5} $
// [001] 1/6 c
5/6 c
00l l = 6n

Zeile mit u. g. Beispiel farbig markiert

Beispiel

Gibt es in einem Kristall eine Schraubenachse 21 parallel zu c durch den Ursprung, so existiert zu einem Atom m in x,y,z ein symmetrisch äquivalentes in -x, -y, z+0,5 (-x und -y wg. der Drehung um 360°/2 = 180° um die o. g. Achse, z + 0,5 wg. des Translationsvektors 1/2 c). Der Beitrag jedes dieser Atompaare zum Strukturfaktor ist:

$ f_{m}(e^{2\pi i(hx+ky+lz)}+e^{2\pi i(-hx-ky+lz)}e^{\pi il}) $

für h=k=0 gilt:

$ f_{m}\,e^{2\pi ilz}\,(1+e^{\pi il}) $
mit $ 1+e^{\pi il}=1+(-1)^{l}={\begin{cases}2&{\text{wenn l gerade}}\\0&{\text{wenn l ungerade}}\end{cases}} $

In der Richtung 00l gibt es also nur dann Reflexe, wenn l gerade ist.

Literatur

  • Schwarzenbach D. Kristallographie Springer Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-540-67114-5
  • Hahn, Theo (Hrsg.): International Tables for Crystallography Vol. A D. Reidel publishing Company, Dordrecht 1983, ISBN 90-277-1445-2