128.176.180.57 (Diskussion) (→Christoffelsymbole bei riemannschen und pseudo-riemannschen Mannigfaltigkeiten: Index korrigiert) |
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In der [[Differentialgeometrie]] sind die '''Christoffelsymbole''', nach [[Elwin Bruno Christoffel]] (1829–1900), Hilfsgrößen zur Beschreibung der [[kovariante Ableitung|kovarianten Ableitung]] auf [[Mannigfaltigkeit]]en. Sie geben an, um wie viel sich Vektorkomponenten bei der [[Parallelverschiebung]] entlang einer Kurve ändern. In älterer Literatur findet sich auch die Bezeichnung ''Christoffel’sche Dreizeigersymbole'' (erster und zweiter Art)<ref>[[Karl Strubecker]]: ''Differentialgeometrie'', Band 2, S. 204 ff.</ref>. | |||
In der [[Differentialgeometrie]] sind die '''Christoffelsymbole''', nach [[Elwin Bruno Christoffel]] (1829–1900), Hilfsgrößen zur Beschreibung der [[kovariante Ableitung|kovarianten Ableitung]] auf [[Mannigfaltigkeit | |||
Im [[Euklidischer Vektorraum|euklidischen Vektorraum]] sind die Christoffelsymbole die Komponenten der [[Gradient eines Vektorfeldes#Allgemein krummlinige Koordinaten|Gradienten der ko- und kontravarianten Basisvektoren]] eines [[Krummlinige Koordinaten|krummlinigen Koordinatensystems]].<ref>Werner: ''Vektoren und Tensoren als universelle Sprache in Physik und Technik'', Band 1 S. 313 ff.</ref> In der [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] dienen die Christoffelsymbole zur Herleitung des [[Riemannscher Krümmungstensor|Riemannschen Krümmungstensors]]. | |||
== Christoffelsymbole einer Fläche == | == Christoffelsymbole einer Fläche == | ||
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Schreibt man <math>X_1</math> für <math>\tfrac{\partial X}{\partial u}</math>, <math>X_2</math> für <math>\tfrac{\partial X}{\partial v}</math> und <math>X_{11}</math> | Schreibt man <math>X_1</math> für <math>\tfrac{\partial X}{\partial u}</math>, <math>X_2</math> für <math>\tfrac{\partial X}{\partial v}</math> und <math>X_{11}</math> | ||
für <math>\tfrac{\partial^2 X}{\partial u^2}</math>, <math>X_{21}</math> | für <math>\tfrac{\partial^2 X}{\partial u^2}</math>, <math>X_{21}</math> | ||
für <math>\tfrac{\partial^2 X}{\partial u \partial v}</math> | für <math>\tfrac{\partial^2 X}{\partial u \partial v}</math> und <math>X_{22}</math> | ||
für <math>\tfrac{\partial^2 X}{\partial^2 v}</math>, so lassen sich die definierenden Gleichungen zusammenfassend als | |||
:<math>X_{ij} = \sum_{k = 1}^2\Gamma^k_{ij}X_k + h_{ij}N</math> | :<math>X_{ij} = \sum_{k = 1}^2\Gamma^k_{ij}X_k + h_{ij}N</math> | ||
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Ist <math>\gamma \colon \left]a,b \right[ \to S</math> eine Kurve bezüglich der gaußschen Parameterdarstellung <math>\gamma(t) = X\bigl(u_1(t),\,u_2(t)\bigr)</math>, so ist der tangentiale Anteil ihrer zweiten Ableitung durch | Ist <math>\gamma \colon \left]a,b \right[ \to S</math> eine Kurve bezüglich der gaußschen Parameterdarstellung <math>\gamma(t) = X\bigl(u_1(t),\,u_2(t)\bigr)</math>, so ist der tangentiale Anteil ihrer zweiten Ableitung durch | ||
:<math>(\ddot\gamma)^\top = \left(\ddot u_1 + \sum_{i,j = 1}^2 \Gamma^1_{ij} \dot u_i \dot u_j \right)\frac{\partial X}{\partial u_1} + \left(\ddot u_2 + \sum_{i,j=1}^2 \Gamma^2_{ij} \dot u_i \dot u_j \right)\frac{\partial X}{\partial u_2}</math> | :<math>(\ddot\gamma)^\top = \left(\ddot u_1 + \sum_{i,j = 1}^2 \Gamma^1_{ij} \dot u_i \dot u_j \right)\frac{\partial X}{\partial u_1} + \left(\ddot u_2 + \sum_{i,j=1}^2 \Gamma^2_{ij} \dot u_i \dot u_j \right)\frac{\partial X}{\partial u_2}</math> | ||
gegeben. Durch Lösen des Differentialgleichungssystems <math>(\ddot\gamma)^\top = 0</math> findet man also die [[Geodäte | gegeben. Durch Lösen des Differentialgleichungssystems <math>(\ddot\gamma)^\top = 0</math> findet man also die [[Geodäte]]n auf der Fläche. | ||
== Allgemeine Definition == | == Allgemeine Definition == | ||
Die im vorigen Abschnitt definierten Christoffelsymbole kann man auf [[Mannigfaltigkeit | Die im vorigen Abschnitt definierten Christoffelsymbole kann man auf [[Mannigfaltigkeit]]en verallgemeinern. Sei also <math>M</math> eine <math>n</math>-dimensionale differenzierbare Mannigfaltigkeit mit einem [[Zusammenhang (Differentialgeometrie)|Zusammenhang]] <math>\nabla</math>. Bezüglich einer Karte <math>(U,\varphi)</math> erhält man mittels <math>\textstyle \partial_1|_p := \frac{\partial}{\partial \varphi^1}|_p, \ldots , \partial_n|_p := \frac{\partial}{\partial \varphi^n}|_p</math> eine Basis des Tangentialraums <math>T_pM</math> und somit auch ein [[Vektorbündel#Rahmen|lokales Reper]] (Basisfeld) <math>\partial_1, \ldots , \partial_n</math> des [[Tangentialbündel]]s. | ||
Für alle Indizes <math>i</math> und <math>j</math> sind dann die Christoffelsymbole <math>\Gamma_{ij}^k</math> durch | Für alle Indizes <math>i</math> und <math>j</math> sind dann die Christoffelsymbole <math>\Gamma_{ij}^k</math> durch | ||
:<math>\nabla_{\partial_i} \partial_j =: \Gamma_{ij}^k \partial_k</math> | :<math>\nabla_{\partial_i} \partial_j =: \Gamma_{ij}^k \partial_k</math> | ||
definiert. Die <math>n^3</math> Symbole <math>\Gamma_{ij}^k</math> bilden also ein System von Funktionen, welche vom Punkt der Mannigfaltigkeit abhängen (dieses System bildet aber ''keinen'' [[Tensor]], s.u.). | definiert. Die <math>n^3</math> Symbole <math>\Gamma_{ij}^k</math> bilden also ein System von Funktionen, welche vom Punkt der Mannigfaltigkeit abhängen (dieses System bildet aber ''keinen'' [[Tensor]], s. u.). | ||
Man kann die Christoffelsymbole auch für ein [[n-Bein]], d. h. eine lokale Basis <math>E_1 , \ldots , E_n,</math> die nicht unmittelbar durch eine Karte festgelegt wird, gemäß | |||
:<math>\nabla_{E_i} E_j =: \Gamma_{ij}^k E_k</math> | :<math>\nabla_{E_i} E_j =: \Gamma_{ij}^k E_k</math> | ||
definieren. | definieren, wobei hier und im Folgenden die Summenzeichen gemäß der [[Einsteinsche Summenkonvention|Einsteinschen Summenkonvention]] weggelassen werden. | ||
== Eigenschaften == | == Eigenschaften == | ||
=== Kovariante Ableitung von Vektorfeldern === | === Kovariante Ableitung von Vektorfeldern === | ||
Im Folgenden bezeichnet, genauso wie im vorigen Abschnitt, <math>\partial_1 , \ldots , \partial_n</math> einen lokalen Rahmen, welcher durch eine Karte induziert wird und <math>E_1, \ldots , E_n</math> einen beliebigen lokalen Rahmen. | Im Folgenden bezeichnet, genauso wie im vorigen Abschnitt, <math>\partial_1 , \ldots , \partial_n</math> einen lokalen Rahmen, welcher durch eine Karte induziert wird, und <math>E_1, \ldots , E_n</math> einen beliebigen lokalen Rahmen. | ||
Seien <math>X,Y \in \Gamma(TM)</math> [[Vektorfeld | Seien <math>X,Y \in \Gamma(TM)</math> [[Vektorfeld]]er mit den in <math>U \subset TM</math> lokalen Darstellungen <math>X = X^i E_i</math> und <math>Y = Y^j E_j</math>. Dann gilt für die [[kovariante Ableitung]] von <math>Y</math> in Richtung von <math>X</math>: | ||
:<math style="margin-left:2em">\nabla_X Y = (XY^k + X^i Y^j \Gamma^k_{ij}) E_k.</math> | :<math style="margin-left:2em">\nabla_X Y = (XY^k + X^i Y^j \Gamma^k_{ij}) E_k.</math> | ||
Dabei bezeichnet <math>X Y^k</math> die Anwendung der [[Tangentialraum# | Dabei bezeichnet <math>X Y^k</math> die Anwendung der [[Tangentialraum#Erste Algebraische Definition: verallgemeinerte Ableitungen|Derivation]] <math>X</math> auf die Komponentenfunktion <math>Y^k</math>. | ||
Wählt man einen lokalen Rahmen <math>\partial_1 , \ldots , \partial_n</math>, der von einer Karte <math>\varphi</math> induziert wird, und wählt man für das Vektorfeld <math>X</math> speziell das Basisvektorfeld <math>\partial_i</math>, so erhält man | Wählt man einen lokalen Rahmen <math>\partial_1 , \ldots , \partial_n</math>, der von einer Karte <math>\varphi</math> induziert wird, und wählt man für das Vektorfeld <math>X</math> speziell das Basisvektorfeld <math>\partial_i</math>, so erhält man | ||
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bzw. für die <math>k</math>-te Komponente | bzw. für die <math>k</math>-te Komponente | ||
:<math>(\nabla_{\partial_i} Y)^k = \partial_i Y^k + Y^j \Gamma^k_{ij}.</math> | :<math>(\nabla_{\partial_i} Y)^k = \partial_i Y^k + Y^j \Gamma^k_{ij}.</math> | ||
Im [[Indexnotation von Tensoren|Indexkalkül für Tensoren]] schreibt man dafür auch <math>Y^k_{;i}</math> oder <math>D_i Y^k</math>, während man die partielle Ableitung <math>\ | Im [[Indexnotation von Tensoren|Indexkalkül für Tensoren]] schreibt man dafür auch <math>Y^k_{;i}</math> oder <math>D_i Y^k</math>, während man die partielle Ableitung <math>\tfrac{\partial (Y^k\circ\varphi^{-1})}{\partial \varphi^i}</math> als <math>Y^k_{,i}</math> bezeichnet. Es ist bei <math>Y^k_{;i}</math> aber zu beachten, dass hier nicht nur die Komponente <math>Y^k</math> abgeleitet wird, sondern dass es sich um die <math>k</math>-te Komponente der kovarianten Ableitung des gesamten Vektorfelds <math>Y</math> handelt. Obige Gleichung schreibt sich dann als | ||
:<math>D_i Y^k = \frac{\partial Y^k}{\partial \varphi^i} + \Gamma_{ij}^k Y^j </math> | :<math>D_i Y^k = \frac{\partial Y^k}{\partial \varphi^i} + \Gamma_{ij}^k Y^j </math> | ||
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=== Christoffelsymbole bei riemannschen und pseudo-riemannschen Mannigfaltigkeiten === | === Christoffelsymbole bei riemannschen und pseudo-riemannschen Mannigfaltigkeiten === | ||
Sei <math>(M,g)</math> eine [[riemannsche Mannigfaltigkeit|riemannsche]] oder [[ | Sei <math>(M,g)</math> eine [[riemannsche Mannigfaltigkeit|riemannsche]] oder [[pseudo-riemannsche Mannigfaltigkeit]] und <math>\nabla</math> der [[Levi-Civita-Zusammenhang]]. Der lokale Rahmen sei der durch eine Karte <math>(U, x)</math> induzierte <math>\partial_1 , \ldots , \partial_n</math>. | ||
Hier kann man die Christoffelsymbole durch | Hier kann man die Christoffelsymbole durch | ||
:<math>\Gamma^{\sigma}_{{\mu}{\nu}} = \frac{1}{2} g^{{\sigma}{\kappa}} \left(\frac{\partial g_{{\nu}{\kappa}}}{\partial x^{\mu}} + \frac{\partial g_{{\mu}{\kappa}}}{\partial x^{\nu}} - \frac{\partial g_{{\mu}{\nu}}}{\partial x^{\kappa}}\right)</math> | :<math>\Gamma^{\sigma}_{{\mu}{\nu}} = \frac{1}{2} g^{{\sigma}{\kappa}} \left(\frac{\partial g_{{\nu}{\kappa}}}{\partial x^{\mu}} + \frac{\partial g_{{\mu}{\kappa}}}{\partial x^{\nu}} - \frac{\partial g_{{\mu}{\nu}}}{\partial x^{\kappa}}\right)</math> | ||
aus dem [[Metrischer Tensor|metrischen Tensor]] <math>g</math> gewinnen,<ref name="weisstein">[[Eric Weisstein]]: [ | aus dem [[Metrischer Tensor|metrischen Tensor]] <math>g</math> gewinnen,<ref name="weisstein">[[Eric Weisstein]]: [https://mathworld.wolfram.com/ChristoffelSymboloftheSecondKind.html ''Christoffel Symbols of the Second Kind''] (Wolfram Mathworld)</ref><ref name="kussewestwig">Bruce Kusse, Erik Westwig: [https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/9783527618132.app6#page=5 ''Christoffel Symbols and covariant derivatives''] (Seite 5, Formel F.24)</ref> wobei, wie in der [[Allgemeine Relativitätstheorie|Allgemeinen Relativitätstheorie]] üblich, griechische Buchstaben für die Raumzeit-Indizes benutzt wurden. In diesem Fall sind die Christoffelsymbole symmetrisch, das heißt, es gilt <math>\Gamma_{{\mu}{\nu}}^{\sigma} = \Gamma_{{\nu}{\mu}}^{\sigma}</math> für alle <math>{\mu}</math> und <math>{\nu}</math>. Diese Christoffelsymbole nennt man auch ''Christoffelsymbole zweiter Art''. | ||
Als ''Christoffelsymbole erster Art'' werden die Ausdrücke | Als ''Christoffelsymbole erster Art'' werden die Ausdrücke | ||
:<math>\Gamma_{{\mu}{\nu}{\kappa}} = \frac{1}{2} \left(\partial_{\mu} g_{{\nu}\kappa} + \partial_{\nu} g_{{\mu}{\kappa}} - \partial_{\kappa} g_{{\mu}{\nu}}\right)\,\,( =\Gamma_{{\mu}{\nu}}^{\sigma} \,g_{{\sigma}{\kappa}})</math> | :<math>\Gamma_{{\mu}{\nu}{\kappa}} = \frac{1}{2} \left(\partial_{\mu} g_{{\nu}\kappa} + \partial_{\nu} g_{{\mu}{\kappa}} - \partial_{\kappa} g_{{\mu}{\nu}}\right)\,\,( =\Gamma_{{\mu}{\nu}}^{\sigma} \,g_{{\sigma}{\kappa}})</math> | ||
bezeichnet. | bezeichnet. | ||
Ältere, besonders in der Allgemeinen Relativitätstheorie verwendete Notationen sind für die Christoffelsymbole erster Art | Ältere, besonders in der Allgemeinen Relativitätstheorie verwendete Notationen sind für die Christoffelsymbole erster Art | ||
:<math>[\mu \nu,\kappa] = \Gamma_{\mu \nu \kappa}\ ,</math> | :<math>[\mu \nu,\kappa] = \Gamma_{\mu \nu \kappa}\ ,</math> | ||
sowie für die Christoffelsymbole zweiter Art | sowie für die Christoffelsymbole zweiter Art | ||
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Die kovariante Ableitung eines [[Vektorfeld]]es <math>V^{\nu}\ </math> ist | Die kovariante Ableitung eines [[Vektorfeld]]es <math>V^{\nu}\ </math> ist | ||
:<math>D_\mu V^\nu = \frac{\partial V^\nu}{\partial x^\mu} + \Gamma^\nu_{\lambda \mu} V^\lambda</math> | :<math>D_\mu V^\nu = \frac{\partial V^\nu}{\partial x^\mu} + \Gamma^\nu_{\lambda \mu} V^\lambda</math> | ||
und bei einem Kovektorfeld, also einem (0,1)-[[Tensorfeld]] <math>V_\nu</math> erhält man | und bei einem [[Kovektorfeld]], also einem (0,1)-[[Tensorfeld]] <math>V_\nu</math> erhält man | ||
:<math>D_\mu V_\nu = \frac{\partial V_\nu}{\partial x^\mu} - \Gamma^\lambda_{\mu\nu} V_\lambda.</math> | :<math>D_\mu V_\nu = \frac{\partial V_\nu}{\partial x^\mu} - \Gamma^\lambda_{\mu\nu} V_\lambda.</math> | ||
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Erst die hier auftretenden Summen bzw. Differenzen, nicht aber die Christoffelsymbole selbst, besitzen die [[Tensor]]eigenschaften (z. B. das korrekte Transformationsverhalten). | Erst die hier auftretenden Summen bzw. Differenzen, nicht aber die Christoffelsymbole selbst, besitzen die [[Tensor]]eigenschaften (z. B. das korrekte Transformationsverhalten). | ||
== Einzelnachweise == | |||
<references/> | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* {{Literatur | |||
| Autor=Wolfgang Werner | |||
| Titel=Vektoren und Tensoren als universelle Sprache in Physik und Technik | |||
| TitelErg=Tensoralgebra und Tensoranalysis | |||
| Seiten=313 ff. | |||
| Band=1 | |||
| Verlag=Springer Vieweg Verlag | |||
| Ort=Wiesbaden | |||
| Jahr=2019 | |||
| ISBN=978-3-658-25271-7 | |||
| DOI=10.1007/978-3-658-25272-4}} | |||
* {{Literatur | |||
| Autor=Wolfgang Werner | |||
| Titel=Vektoren und Tensoren als universelle Sprache in Physik und Technik | |||
| TitelErg=Tensoren in Mathematik und Physik | |||
| Band=2 | |||
| Verlag=Springer Vieweg Verlag | |||
| Ort=Wiesbaden | |||
| Jahr=2019 | |||
| ISBN=978-3-658-25279-3 | |||
| DOI=10.1007/978-3-658-25280-9}} | |||
* Manfredo Perdigão do Carmo: ''Differential Geometry of Curves and Surfaces.'' Prentice-Hall Inc., Upper Saddle River NJ 1976, ISBN 0-13-212589-7. | * Manfredo Perdigão do Carmo: ''Differential Geometry of Curves and Surfaces.'' Prentice-Hall Inc., Upper Saddle River NJ 1976, ISBN 0-13-212589-7. | ||
* Manfredo Perdigão do Carmo: ''Riemannian Geometry.'' Birkhäuser, Boston u. a. 1992, ISBN 0-8176-3490-8. | * Manfredo Perdigão do Carmo: ''Riemannian Geometry.'' Birkhäuser, Boston u. a. 1992, ISBN 0-8176-3490-8. | ||
* John M. Lee: ''Riemannian Manifolds. An Introduction to Curvature'' (= ''Graduate Texts in Mathematics'' 176). Springer, New York NY u. a. 1997, ISBN 0-387-98322-8. | * John M. Lee: ''Riemannian Manifolds. An Introduction to Curvature'' (= ''Graduate Texts in Mathematics'' 176). Springer, New York NY u. a. 1997, ISBN 0-387-98322-8. | ||
[[Kategorie:Elementare Differentialgeometrie]] | [[Kategorie:Elementare Differentialgeometrie]] | ||
[[Kategorie:Riemannsche Geometrie]] | [[Kategorie:Riemannsche Geometrie]] | ||
[[Kategorie:Allgemeine Relativitätstheorie]] | [[Kategorie:Allgemeine Relativitätstheorie]] |
In der Differentialgeometrie sind die Christoffelsymbole, nach Elwin Bruno Christoffel (1829–1900), Hilfsgrößen zur Beschreibung der kovarianten Ableitung auf Mannigfaltigkeiten. Sie geben an, um wie viel sich Vektorkomponenten bei der Parallelverschiebung entlang einer Kurve ändern. In älterer Literatur findet sich auch die Bezeichnung Christoffel’sche Dreizeigersymbole (erster und zweiter Art)[1].
Im euklidischen Vektorraum sind die Christoffelsymbole die Komponenten der Gradienten der ko- und kontravarianten Basisvektoren eines krummlinigen Koordinatensystems.[2] In der allgemeinen Relativitätstheorie dienen die Christoffelsymbole zur Herleitung des Riemannschen Krümmungstensors.
In der klassischen Differentialgeometrie wurden die Christoffelsymbole erstmals für gekrümmte Flächen im dreidimensionalen euklidischen Raum definiert. Sei also $ S\subset \mathbb {R} ^{3} $ eine orientierte reguläre Fläche und $ X\colon U\subset \mathbb {R} ^{2}\to S $ eine Parametrisierung von $ S $. Die Vektoren $ \textstyle {\frac {\partial X}{\partial u}}(p) $ und $ \textstyle {\frac {\partial X}{\partial v}}(p) $ bilden eine Basis der Tangentialebene $ T_{p}S $, und mit $ N_{p} $ wird der Normalenvektor zur Tangentialebene bezeichnet. So bilden die Vektoren $ \textstyle {\frac {\partial X}{\partial u}}(p),\ {\tfrac {\partial X}{\partial v}}(p),\ N_{p} $ eine Basis des $ \mathbb {R} ^{3} $. Die Christoffelsymbole $ \Gamma _{ij}^{k} $, $ i,j,k=1,2 $ werden bezüglich der Parametrisierung $ X $ dann durch das folgende Gleichungssystem definiert:
Schreibt man $ X_{1} $ für $ {\tfrac {\partial X}{\partial u}} $, $ X_{2} $ für $ {\tfrac {\partial X}{\partial v}} $ und $ X_{11} $ für $ {\tfrac {\partial ^{2}X}{\partial u^{2}}} $, $ X_{21} $ für $ {\tfrac {\partial ^{2}X}{\partial u\partial v}} $ und $ X_{22} $ für $ {\tfrac {\partial ^{2}X}{\partial ^{2}v}} $, so lassen sich die definierenden Gleichungen zusammenfassend als
schreiben. Aufgrund des Satzes von Schwarz gilt $ {\tfrac {\partial X_{2}}{\partial u}}={\tfrac {\partial X_{1}}{\partial v}} $, das heißt, $ X_{12}=X_{21}\, $, und daraus folgt die Symmetrie der Christoffelsymbole, das heißt $ \Gamma _{12}^{1}=\Gamma _{21}^{1} $ und $ \Gamma _{12}^{2}=\Gamma _{21}^{2} $. Die Koeffizienten $ h_{11} $, $ h_{12}=h_{21} $ und $ h_{22} $ sind die Koeffizienten der zweiten Fundamentalform.
Ist $ \gamma \colon \left]a,b\right[\to S $ eine Kurve bezüglich der gaußschen Parameterdarstellung $ \gamma (t)=X{\bigl (}u_{1}(t),\,u_{2}(t){\bigr )} $, so ist der tangentiale Anteil ihrer zweiten Ableitung durch
gegeben. Durch Lösen des Differentialgleichungssystems $ ({\ddot {\gamma }})^{\top }=0 $ findet man also die Geodäten auf der Fläche.
Die im vorigen Abschnitt definierten Christoffelsymbole kann man auf Mannigfaltigkeiten verallgemeinern. Sei also $ M $ eine $ n $-dimensionale differenzierbare Mannigfaltigkeit mit einem Zusammenhang $ \nabla $. Bezüglich einer Karte $ (U,\varphi ) $ erhält man mittels $ \textstyle \partial _{1}|_{p}:={\frac {\partial }{\partial \varphi ^{1}}}|_{p},\ldots ,\partial _{n}|_{p}:={\frac {\partial }{\partial \varphi ^{n}}}|_{p} $ eine Basis des Tangentialraums $ T_{p}M $ und somit auch ein lokales Reper (Basisfeld) $ \partial _{1},\ldots ,\partial _{n} $ des Tangentialbündels. Für alle Indizes $ i $ und $ j $ sind dann die Christoffelsymbole $ \Gamma _{ij}^{k} $ durch
definiert. Die $ n^{3} $ Symbole $ \Gamma _{ij}^{k} $ bilden also ein System von Funktionen, welche vom Punkt der Mannigfaltigkeit abhängen (dieses System bildet aber keinen Tensor, s. u.).
Man kann die Christoffelsymbole auch für ein n-Bein, d. h. eine lokale Basis $ E_{1},\ldots ,E_{n}, $ die nicht unmittelbar durch eine Karte festgelegt wird, gemäß
definieren, wobei hier und im Folgenden die Summenzeichen gemäß der Einsteinschen Summenkonvention weggelassen werden.
Im Folgenden bezeichnet, genauso wie im vorigen Abschnitt, $ \partial _{1},\ldots ,\partial _{n} $ einen lokalen Rahmen, welcher durch eine Karte induziert wird, und $ E_{1},\ldots ,E_{n} $ einen beliebigen lokalen Rahmen.
Seien $ X,Y\in \Gamma (TM) $ Vektorfelder mit den in $ U\subset TM $ lokalen Darstellungen $ X=X^{i}E_{i} $ und $ Y=Y^{j}E_{j} $. Dann gilt für die kovariante Ableitung von $ Y $ in Richtung von $ X $:
Dabei bezeichnet $ XY^{k} $ die Anwendung der Derivation $ X $ auf die Komponentenfunktion $ Y^{k} $.
Wählt man einen lokalen Rahmen $ \partial _{1},\ldots ,\partial _{n} $, der von einer Karte $ \varphi $ induziert wird, und wählt man für das Vektorfeld $ X $ speziell das Basisvektorfeld $ \partial _{i} $, so erhält man
bzw. für die $ k $-te Komponente
Im Indexkalkül für Tensoren schreibt man dafür auch $ Y_{;i}^{k} $ oder $ D_{i}Y^{k} $, während man die partielle Ableitung $ {\tfrac {\partial (Y^{k}\circ \varphi ^{-1})}{\partial \varphi ^{i}}} $ als $ Y_{,i}^{k} $ bezeichnet. Es ist bei $ Y_{;i}^{k} $ aber zu beachten, dass hier nicht nur die Komponente $ Y^{k} $ abgeleitet wird, sondern dass es sich um die $ k $-te Komponente der kovarianten Ableitung des gesamten Vektorfelds $ Y $ handelt. Obige Gleichung schreibt sich dann als
bzw.
Wählt man für $ X $ und $ Y $ den Tangentialvektor $ {\dot {\gamma }} $ einer Kurve $ \gamma \colon \left]a,b\right[\to M $ und ist $ M $ eine 2-dimensionale Mannigfaltigkeit, so hat $ \nabla _{\dot {\gamma }}{\dot {\gamma }} $ die gleiche lokale Darstellung bezüglich der Christoffelsymbole wie $ ({\ddot {\gamma }})^{\top } $ aus dem ersten Abschnitt.
Sei $ (M,g) $ eine riemannsche oder pseudo-riemannsche Mannigfaltigkeit und $ \nabla $ der Levi-Civita-Zusammenhang. Der lokale Rahmen sei der durch eine Karte $ (U,x) $ induzierte $ \partial _{1},\ldots ,\partial _{n} $.
Hier kann man die Christoffelsymbole durch
aus dem metrischen Tensor $ g $ gewinnen,[3][4] wobei, wie in der Allgemeinen Relativitätstheorie üblich, griechische Buchstaben für die Raumzeit-Indizes benutzt wurden. In diesem Fall sind die Christoffelsymbole symmetrisch, das heißt, es gilt $ \Gamma _{{\mu }{\nu }}^{\sigma }=\Gamma _{{\nu }{\mu }}^{\sigma } $ für alle $ {\mu } $ und $ {\nu } $. Diese Christoffelsymbole nennt man auch Christoffelsymbole zweiter Art.
Als Christoffelsymbole erster Art werden die Ausdrücke
bezeichnet.
Ältere, besonders in der Allgemeinen Relativitätstheorie verwendete Notationen sind für die Christoffelsymbole erster Art
sowie für die Christoffelsymbole zweiter Art
Die kovariante Ableitung kann von Vektorfeldern auf beliebige Tensorfelder verallgemeinert werden. Auch hier treten in der Koordinatendarstellung die Christoffelsymbole auf. In diesem Abschnitt wird durchgehend der oben beschriebene Indexkalkül verwendet. Wie in der Relativitätstheorie üblich, werden die Indizes mit griechischen Kleinbuchstaben bezeichnet.
Die kovariante Ableitung eines Skalarfeldes $ g $ ist
Die kovariante Ableitung eines Vektorfeldes $ V^{\nu }\ $ ist
und bei einem Kovektorfeld, also einem (0,1)-Tensorfeld $ V_{\nu } $ erhält man
Die kovariante Ableitung eines (2,0)-Tensorfeldes $ A^{\mu \nu } $ ist
Bei einem (1,1)-Tensorfeld $ A_{\nu }^{\mu } $ lautet sie
und für ein (0,2)-Tensorfeld $ A_{\mu \nu }\ $ erhält man
Erst die hier auftretenden Summen bzw. Differenzen, nicht aber die Christoffelsymbole selbst, besitzen die Tensoreigenschaften (z. B. das korrekte Transformationsverhalten).