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'''Polymernetzwerke''' sind dreidimensional miteinander verknüpfte Polymerketten. Die Ketten sind über Vernetzungspunkte miteinander verknüpft. | '''Polymernetzwerke''' sind dreidimensional miteinander verknüpfte Polymerketten. Die Ketten sind über Vernetzungspunkte miteinander verknüpft. | ||
== Unterscheidung nach Typen der chemischen Bindung == | == Unterscheidung nach Typen der chemischen Bindung == | ||
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* permanente Netzwerke: Die Ketten sind über chemische Vernetzungspunkte verbunden, meist [[Sigma-Bindung]]en. Ein Lösen und Wiederbilden von Vernetzungsstellen ist hier nicht möglich. Der Begriff ''Polymernetzwerk'' bezeichnet strenggenommen nur diesen Typ; | * permanente Netzwerke: Die Ketten sind über chemische Vernetzungspunkte verbunden, meist [[Sigma-Bindung]]en. Ein Lösen und Wiederbilden von Vernetzungsstellen ist hier nicht möglich. Der Begriff ''Polymernetzwerk'' bezeichnet strenggenommen nur diesen Typ; | ||
* temporäre chemische Netzwerke: Die Ketten sind über schwächere chemische Bindungen miteinander verbunden, die nicht permanent sind, weil die Bindung relativ schwach ist. Typische Beispiele hierfür sind [[Wasserstoffbrückenbindung]]en und Interaktionen zwischen [[Kation]]en und polaren organischen Gruppen. Diese unterscheiden sich von Ersteren durch die Tatsache, dass die Verbindungsstellen sich dynamisch trennen und wieder verbinden können. Dadurch sind die Materialien im Gegensatz zu Ersteren plastisch verformbar und haben häufig [[Selbstheilung]]seigenschaften. Technisch werden diese Materialien als [[Ionomer]]e angewendet. | * temporäre chemische Netzwerke: Die Ketten sind über schwächere chemische Bindungen miteinander verbunden, die nicht permanent sind, weil die Bindung relativ schwach ist. Typische Beispiele hierfür sind [[Wasserstoffbrückenbindung]]en und Interaktionen zwischen [[Kation]]en und polaren organischen Gruppen. Diese unterscheiden sich von Ersteren durch die Tatsache, dass die Verbindungsstellen sich dynamisch trennen und wieder verbinden können. Dadurch sind die Materialien im Gegensatz zu Ersteren plastisch verformbar und haben häufig [[Selbstheilung]]seigenschaften. Technisch werden diese Materialien als [[Ionomer]]e angewendet. | ||
* temporäre physikalische Netzwerke: Die Ketten sind nicht chemisch, sondern nur physikalisch miteinander verbunden. Das geschieht durch [[Verschlaufung]], wobei 2 oder mehr Ketten an einem Punkt miteinander überkreuzt sind und dadurch deren Beweglichkeit einschränkt. Bei dieser Bindungsart werden die | * temporäre physikalische Netzwerke: Die Ketten sind nicht chemisch, sondern nur physikalisch miteinander verbunden. Das geschieht durch [[Verschlaufung]], wobei 2 oder mehr Ketten an einem Punkt miteinander überkreuzt sind und dadurch deren Beweglichkeit einschränkt. Bei dieser Bindungsart werden die Verschlaufungen oberhalb der [[Glasübergangstemperatur]] kontinuierlich gebildet und gehen wieder verloren. Unterhalb der Glasübergangstemperatur ist die molekulare Beweglichkeit so gering, dass das Verschlaufungsnetzwerk als permanent angesehen werden kann. | ||
Gelegentlich werden temporäre chemische Netzwerke als physikalische Netzwerke bezeichnet und die temporären physikalischen Netzwerke als Verschlaufungsnetzwerke, so dass hier Verwechslungsgefahr besteht. | Gelegentlich werden temporäre chemische Netzwerke als physikalische Netzwerke bezeichnet und die temporären physikalischen Netzwerke als Verschlaufungsnetzwerke, so dass hier Verwechslungsgefahr besteht. | ||
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== Bestimmung der Vernetzungsdichte == | == Bestimmung der Vernetzungsdichte == | ||
In vielen Fällen ist die Frage wie stark ein [[Werkstoff|Material]] vernetzt ist von großer technischer Bedeutung. Um den Vernetzungsgrad zu bestimmen gibt es eine Methode, die allerdings nur bei Materialien ohne [[Füllstoff]]e funktioniert, da diese die [[Steifigkeit]] deutlich beeinflussen. Dazu muss die | In vielen Fällen ist die Frage wie stark ein [[Werkstoff|Material]] vernetzt ist von großer technischer Bedeutung. Um den Vernetzungsgrad zu bestimmen gibt es eine Methode, die allerdings nur bei Materialien ohne [[Füllstoff]]e funktioniert, da diese die [[Steifigkeit]] deutlich beeinflussen. Dazu muss die Steifigkeit in [[Scherung]] oder [[Dehnung]] gemessen werden und aus dem gewonnenen Messwert lässt sich mittels | ||
:<math>E/3=G=nkT</math> | :<math>E/3=G=nkT</math> | ||
in die Verschlaufungsdichte ''n'' umrechnen, wobei ''E'' | in die Verschlaufungsdichte ''n'' umrechnen, wobei ''E'' – [[Elastizitätsmodul]], ''G'' – [[Schubmodul]], ''k'' – [[Boltzmann-Konstante]], 1,38·10<sup>−23</sup> J/K, ''T'' – Temperatur in [[Kelvin]] und ''n'' – Verschlaufungsdichte pro Volumeneinheit [1/m³]. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* J. D. Ferry, Viscoelastic Properties of Polymers. John Wiley and Sons: New York, 1980. | * J. D. Ferry, Viscoelastic Properties of Polymers. John Wiley and Sons: New York, 1980. | ||
* M. R. Tant, K. A. Mauritz, G. L. Wilkes, Ionomers | * M. R. Tant, K. A. Mauritz, G. L. Wilkes, Ionomers – synthesis, structure, properties and applications. Blackie Academics & Professional: London, 1997. | ||
[[Kategorie:Makromolekulare Chemie]] | [[Kategorie:Makromolekulare Chemie]] | ||
[[Kategorie:Physik der weichen Materie]] | [[Kategorie:Physik der weichen Materie]] | ||
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Polymernetzwerke sind dreidimensional miteinander verknüpfte Polymerketten. Die Ketten sind über Vernetzungspunkte miteinander verknüpft.
Dabei lassen sich je nach chemischer Bindung drei verschiedene Grundtypen unterscheiden:
Gelegentlich werden temporäre chemische Netzwerke als physikalische Netzwerke bezeichnet und die temporären physikalischen Netzwerke als Verschlaufungsnetzwerke, so dass hier Verwechslungsgefahr besteht.
Chemische Vernetzungen sind im Prinzip eine Polymerisationsreaktion, so dass sich Netzwerke durch Verwendung von trifunktionalen Monomeren bei Polyadditions- und Polykondensationsreaktionen erzeugen lassen. Dies wird zum Beispiel bei Polyurethanschäumen (Bauschaum, Schaumgummi) verwendet, wobei Wasser als Treibmittel dient (Wasser spaltet Teile der Isocyanatgruppen vom Polyurethan ab, was zur Gasentwicklung führt).
Alternativ können auch (meist relativ kurze) Polymerketten durch Vernetzer miteinander verknüpft werden. Dieses Prinzip wird beispielsweise beim Vulkanisieren, der chemischen Reaktion von Schwefel mit Naturkautschuk angewendet, wobei die Ketten mittels kurzer Sulfidbrücken miteinander verbunden werden.
Eine weitere Möglichkeit ist es durch Einbringung von Radikalen, z. B. durch Bestrahlung mit ionisierenden Strahlen, Peroxiden oder großer Hitze, statistische Vernetzungen hervorzubringen. Diese führen dann zu einer Vernetzung des Materials. Ein Beispiel hierfür ist strahlenvernetzes Polyethylen (XPE).
In vielen Fällen ist die Frage wie stark ein Material vernetzt ist von großer technischer Bedeutung. Um den Vernetzungsgrad zu bestimmen gibt es eine Methode, die allerdings nur bei Materialien ohne Füllstoffe funktioniert, da diese die Steifigkeit deutlich beeinflussen. Dazu muss die Steifigkeit in Scherung oder Dehnung gemessen werden und aus dem gewonnenen Messwert lässt sich mittels
in die Verschlaufungsdichte n umrechnen, wobei E – Elastizitätsmodul, G – Schubmodul, k – Boltzmann-Konstante, 1,38·10−23 J/K, T – Temperatur in Kelvin und n – Verschlaufungsdichte pro Volumeneinheit [1/m³].