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'''Herman Feshbach''' (* [[2. Februar]] [[1917]] in [[New York City]]; † [[22. Dezember]] [[2000]] in [[Cambridge (Massachusetts)|Cambridge]], [[USA]]) war ein | '''Herman Feshbach''' (* [[2. Februar]] [[1917]] in [[New York City]]; † [[22. Dezember]] [[2000]] in [[Cambridge (Massachusetts)|Cambridge]], [[USA]]) war ein US-amerikanischer theoretischer [[Physiker]]. Er ist bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der [[Kernphysik]]. | ||
Feshbach studierte am [[City College of New York]] (wo [[Julian Schwinger]] sein Klassenkamerad war, mit dem er lebenslang befreundet blieb) in New York (Bachelor-Abschluss 1937) und am [[Massachusetts Institute of Technology]], wo er 1941 Instructor wurde und 1942 bei [[Philip Morse]] promovierte. Ab 1945 war er dort Assistant Professor, ab 1947 Associate Professor und ab 1955 Professor. 1967 bis 1973 leitete er dort das Center for Theoretical Physics und war 1973 bis 1983 Leiter der Physik-Fakultät. 1983 wurde er Institute Professor. 1987 emeritierte er. | Feshbach studierte am [[City College of New York]] (wo [[Julian Schwinger]] sein Klassenkamerad war, mit dem er lebenslang befreundet blieb) in New York (Bachelor-Abschluss 1937) und am [[Massachusetts Institute of Technology]], wo er 1941 Instructor wurde und 1942 bei [[Philip Morse]] promovierte. Ab 1945 war er dort Assistant Professor, ab 1947 Associate Professor und ab 1955 Professor. 1967 bis 1973 leitete er dort das Center for Theoretical Physics und war 1973 bis 1983 Leiter der Physik-Fakultät. 1983 wurde er Institute Professor. 1987 emeritierte er. | ||
Er war in der Verständigung zwischen US-Wissenschaftlern und sowjetischen Wissenschaftlern aktiv und setzte sich für [[Andrei Sacharow]] ein, den er nach dessen Rückkehr aus der Verbannung in [[ | Er war in der Verständigung zwischen US-Wissenschaftlern und sowjetischen Wissenschaftlern aktiv und setzte sich für [[Andrei Sacharow]] ein, den er nach dessen Rückkehr aus der Verbannung in [[Nischni Nowgorod|Gorki]] besuchte. Außerdem war er aktiv in Fragen der Abrüstung von Kernwaffen und Mitgründer und erster Vorsitzender der [[Union of Concerned Scientists]]. 1969 war er Mitunterzeichner einer Protest-Note gegen Militärforschung am MIT. | ||
Feshbach war eine der führenden Autoritäten in der Theorie der Kernstruktur und der Kernreaktionen und verfasste mehrere bekannte Lehrbücher. Er entwickelte 1958 eine allgemeine Theorie für Kernreaktionen, die auf der Projektion eines Kernzustands auf direkte und indirekte Kanäle basiert. Diese Methoden bilden auch heute immer noch das Rückgrat von Rechnungen über Kernreaktionen. Eine spezielle Anwendung seiner Theorie sind die nach ihm benannten [[Feshbach-Resonanz]]en, die vor allem in der Theorie der [[Bose-Einstein-Kondensat]]ion eine große Rolle spielt. Er arbeitete häufig mit [[Victor Weisskopf]] am MIT zusammen, zum Beispiel in der Entwicklung des optischen Modells der Kernreaktionen <ref>Feshbach, Charles Porter, Weisskopf ''Model for nuclear reactions with neutrons'' | Feshbach war eine der führenden Autoritäten in der Theorie der Kernstruktur und der Kernreaktionen und verfasste mehrere bekannte Lehrbücher. Er entwickelte 1958 eine allgemeine Theorie für Kernreaktionen, die auf der Projektion eines Kernzustands auf direkte und indirekte Kanäle basiert. Diese Methoden bilden auch heute immer noch das Rückgrat von Rechnungen über Kernreaktionen. Eine spezielle Anwendung seiner Theorie sind die nach ihm benannten [[Feshbach-Resonanz]]en, die vor allem in der Theorie der [[Bose-Einstein-Kondensat]]ion eine große Rolle spielt. Er arbeitete häufig mit [[Victor Weisskopf]] am MIT zusammen, zum Beispiel in der Entwicklung des optischen Modells der Kernreaktionen<ref>Feshbach, Charles E. Porter, Victor F. Weisskopf: ''Model for nuclear reactions with neutrons.'' In: ''[[Physical Review|The Physical Review]].'' Serie 2, Bd. 96, Nr. 2, 1954, S. 448–464, {{doi|10.1103/PhysRev.96.448}}.</ref>, zunächst für die Beschreibung der Streuung von Neutronen an Kernen. Viele weitere Konzepte in der Theorie der Kernreaktionen stammen von Feshbach. | ||
Mit seinem Lehrer Morse schrieb er ein umfangreiches Buch über mathematische Methoden der theoretischen Physik in zwei Bänden, das er auch noch bis zu seinem Tod neu bearbeitete. Mit Morse gründete er auch 1957 die Annals of Physics für längere Übersichtsartikel, für die in den immer umfangreicheren Physical Review kein Platz mehr war. | Mit seinem Lehrer Morse schrieb er ein umfangreiches Buch über mathematische Methoden der theoretischen Physik in zwei Bänden, das er auch noch bis zu seinem Tod neu bearbeitete. Mit Morse gründete er auch 1957 die Annals of Physics für längere Übersichtsartikel, für die in den immer umfangreicheren Physical Review kein Platz mehr war. | ||
Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, darunter 1986 die [[National Medal of Science]] und 1973 den Tom W. Bonner Preis für Kernphysik der American Physical Society. 1949 wurde er zum Fellow der [[American Physical Society]] ernannt.<ref>[http://www.aps.org/programs/honors/fellowships/archive-all.cfm?initial=F&year=&unit_id=&institution= APS | Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, darunter 1986 die [[National Medal of Science]] und 1973 den Tom W. Bonner Preis für Kernphysik der American Physical Society. 1949 wurde er zum Fellow der [[American Physical Society]] ernannt.<ref>[http://www.aps.org/programs/honors/fellowships/archive-all.cfm?initial=F&year=&unit_id=&institution= APS Fellow Archive], abgerufen am 1. Oktober 2017.</ref> Er war seit 1954 Mitglied der [[American Academy of Arts and Sciences]], die er von 1982 bis 1986 leitete. Er leitete die Physik-Abteilung der [[American Association for the Advancement of Science]] und war 1980/81 Präsident der American Physical Society. Seit 1969 war er Mitglied der [[National Academy of Sciences]]. Die jährlichen Feshbach Lectures (seit 1984) und eine Professur (seit 1999) sind am MIT nach ihm benannt. Feshbach war Berater mehrerer großer US-Forschungslaboratorien ([[Argonne National Laboratory]], [[Brookhaven National Laboratory]], [[Los Alamos National Laboratory]], [[Lawrence Berkeley National Laboratory]]). | ||
Er war verheiratet, hatte eine Tochter und zwei Söhne. | Er war verheiratet, hatte eine Tochter und zwei Söhne. | ||
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Ihm zu Ehren benannte die APS den seit 2014 jährlich vergebenen [[Herman Feshbach Prize in Theoretical Nuclear Physics]]. | Ihm zu Ehren benannte die APS den seit 2014 jährlich vergebenen [[Herman Feshbach Prize in Theoretical Nuclear Physics]]. | ||
==Schriften== | == Schriften == | ||
* mit [[Philip M. Morse]]: ''Methods of theoretical physics.'' 2 Bände. McGraw Hill, New York NY u. a. 1953. | |||
* als Herausgeber mit [[Amos de Shalit]], [[Léon Van Hove]]: ''Preludes in theoretical physics. In honor of V. F. Weisskopf.'' North Holland, Amsterdam 1966, (Essays). | |||
*mit [[Philip Morse]]: ''Methods of theoretical physics'' | * mit Amos de Shalit: ''Theoretical nuclear physics.'' Band 1: ''Nuclear Structure.'' Wiley, New York NY u. a. 1974, ISBN 0-471-20385-8. | ||
*mit [[Léon Van Hove]] | * ''Theoretical Nuclear Physics.'' (Band 2:) ''Nuclear Reactions.'' Wiley, New York NY u. a. 1992, ISBN 0-471-05750-9. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* | * {{Internetquelle |url=http://web.mit.edu/newsoffice/2000/feshbach.html |titel=Herman Feshbach, renowned physicist, is dead at 83 |hrsg=[[Massachusetts Institute of Technology|MIT]] |datum=2000-12-27 |sprache=en |abruf=2022-03-03 |abruf-verborgen=1}} | ||
* Earle Lomon, [[Kurt Gottfried]], [[David Allan Bromley|Allan Bromley]]: ''Herman Feshbach.'' In: ''Physics Today.'' Bd. 54, Nr. 10, 2001, S. 89, {{doi|10.1063/1.1420569}}. | |||
* {{PhysHistNetw|ID=11509001|Titel=Herman Feshbach}} | |||
==Einzelnachweise== | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references /> | ||
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Herman Feshbach (* 2. Februar 1917 in New York City; † 22. Dezember 2000 in Cambridge, USA) war ein US-amerikanischer theoretischer Physiker. Er ist bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Kernphysik.
Feshbach studierte am City College of New York (wo Julian Schwinger sein Klassenkamerad war, mit dem er lebenslang befreundet blieb) in New York (Bachelor-Abschluss 1937) und am Massachusetts Institute of Technology, wo er 1941 Instructor wurde und 1942 bei Philip Morse promovierte. Ab 1945 war er dort Assistant Professor, ab 1947 Associate Professor und ab 1955 Professor. 1967 bis 1973 leitete er dort das Center for Theoretical Physics und war 1973 bis 1983 Leiter der Physik-Fakultät. 1983 wurde er Institute Professor. 1987 emeritierte er.
Er war in der Verständigung zwischen US-Wissenschaftlern und sowjetischen Wissenschaftlern aktiv und setzte sich für Andrei Sacharow ein, den er nach dessen Rückkehr aus der Verbannung in Gorki besuchte. Außerdem war er aktiv in Fragen der Abrüstung von Kernwaffen und Mitgründer und erster Vorsitzender der Union of Concerned Scientists. 1969 war er Mitunterzeichner einer Protest-Note gegen Militärforschung am MIT.
Feshbach war eine der führenden Autoritäten in der Theorie der Kernstruktur und der Kernreaktionen und verfasste mehrere bekannte Lehrbücher. Er entwickelte 1958 eine allgemeine Theorie für Kernreaktionen, die auf der Projektion eines Kernzustands auf direkte und indirekte Kanäle basiert. Diese Methoden bilden auch heute immer noch das Rückgrat von Rechnungen über Kernreaktionen. Eine spezielle Anwendung seiner Theorie sind die nach ihm benannten Feshbach-Resonanzen, die vor allem in der Theorie der Bose-Einstein-Kondensation eine große Rolle spielt. Er arbeitete häufig mit Victor Weisskopf am MIT zusammen, zum Beispiel in der Entwicklung des optischen Modells der Kernreaktionen[1], zunächst für die Beschreibung der Streuung von Neutronen an Kernen. Viele weitere Konzepte in der Theorie der Kernreaktionen stammen von Feshbach.
Mit seinem Lehrer Morse schrieb er ein umfangreiches Buch über mathematische Methoden der theoretischen Physik in zwei Bänden, das er auch noch bis zu seinem Tod neu bearbeitete. Mit Morse gründete er auch 1957 die Annals of Physics für längere Übersichtsartikel, für die in den immer umfangreicheren Physical Review kein Platz mehr war.
Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, darunter 1986 die National Medal of Science und 1973 den Tom W. Bonner Preis für Kernphysik der American Physical Society. 1949 wurde er zum Fellow der American Physical Society ernannt.[2] Er war seit 1954 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences, die er von 1982 bis 1986 leitete. Er leitete die Physik-Abteilung der American Association for the Advancement of Science und war 1980/81 Präsident der American Physical Society. Seit 1969 war er Mitglied der National Academy of Sciences. Die jährlichen Feshbach Lectures (seit 1984) und eine Professur (seit 1999) sind am MIT nach ihm benannt. Feshbach war Berater mehrerer großer US-Forschungslaboratorien (Argonne National Laboratory, Brookhaven National Laboratory, Los Alamos National Laboratory, Lawrence Berkeley National Laboratory).
Er war verheiratet, hatte eine Tochter und zwei Söhne.
Ihm zu Ehren benannte die APS den seit 2014 jährlich vergebenen Herman Feshbach Prize in Theoretical Nuclear Physics.
Personendaten | |
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NAME | Feshbach, Herman |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer theoretischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 2. Februar 1917 |
GEBURTSORT | New York City |
STERBEDATUM | 22. Dezember 2000 |
STERBEORT | Cambridge, USA |