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In der [[Quantenmechanik]] bezeichnet die '''Kossakowski-Lindblad-Gleichung''' (benannt nach [[Andrzej Kossakowski]] und [[Göran Lindblad]]) oder '''Mastergleichung in ''Lindblad-Form''''' den allgemeinsten Typ einer zeit-homogenen [[Mastergleichung]]. Sie beschreibt eine nicht- | In der [[Quantenmechanik]] bezeichnet die '''Kossakowski-Lindblad-Gleichung''' (benannt nach [[Andrzej Kossakowski]] und [[Göran Lindblad]]) oder '''Mastergleichung in ''Lindblad-Form''''' den allgemeinsten Typ einer zeit-homogenen [[Mastergleichung]]. Sie beschreibt eine nicht-[[unitär]]e [[Evolution (Mathematik)|Evolution]] des [[Dichteoperator]]s <math>\rho</math>, welche [[Quantenkanal|spurerhaltend und komplett positiv]] für jede [[Anfangsbedingung]] ist. | ||
== Hintergrund == | == Hintergrund == | ||
Die Lindblad-Gleichung für eine auf das <math>N</math>-dimensionale (Teil-)System reduzierte Dichtematrix <math>\rho</math> kann geschrieben werden als: | Die Lindblad-Gleichung für eine auf das <math>N</math>-dimensionale (Teil-)System reduzierte Dichtematrix <math>\rho</math> kann geschrieben werden als: | ||
:<math>\dot\rho=-{ | :<math>\dot\rho = -\frac i {\hbar}[H, \rho] + \sum_{n,m = 1}^{N^2 - 1} h_{n,m} \left( L_n \, \rho \, L_m^\dagger - \frac 1 2 \left( \rho \, L_m^\dagger \, L_n + L_m^\dagger \, L_n \, \rho \right) \right)</math> | ||
Dabei bezeichnet der erste [[Addition|Summand]] den reversiblen Teil der Zeitentwicklung mit einem ([[Hermitescher Operator|hermiteschen]]) [[Hamilton-Operator]] <math>H</math> | Dabei bezeichnet | ||
* der erste [[Addition|Summand]] den [[Reversibler Prozess|reversiblen]] Teil der [[Zeitentwicklung]] mit | |||
** der [[Imaginäre Zahl|imaginären Einheit]] <math>i</math> | |||
** dem reduzierten [[Plancksches Wirkungsquantum|Planckschen Wirkungsquantum]] <math>\hbar</math> | |||
** einem ([[Hermitescher Operator|hermiteschen]]) [[Hamilton-Operator]] <math>H</math>; <math>H</math> ist jedoch ''nicht'' notwendigerweise gleich dem Hamilton-Operator des Systems, sondern beinhaltet zusätzlich die effektive unitäre Dynamik der Wechselwirkung zwischen System und Umgebung. | |||
* die Summe <math>\sum</math> den irreversiblen Teil mit | |||
** den Konstanten <math>h_{n,m}</math>, die die Dynamik festlegen. Sie bilden eine [[Koeffizientenmatrix]] <math>h = (h_{n,m})</math>, die [[Definitheit #Definitheit von Matrizen|positiv semidefinit]] sein muss, um sicherzustellen, dass die Gleichung [[Spur (Mathematik)|spur]]<nowiki/>erhaltend und komplett positiv ist. | |||
** den [[Linearer Operator|Operatoren]] <math>L_m</math>, die eine beliebige [[Basis (Vektorraum)|lineare Basis]] im [[Hilbertraum]] des Systems bilden. | |||
Die Summation läuft nur über <math>N^2 - 1</math>, weil wir <math>L_{N^2}</math> [[proportional]] zum [[Identitätsoperator]] genommen haben, wodurch der Summand verschwindet. Unsere Konvention impliziert, dass die <math>L_m</math> für <math>m < N^2</math> spurlos sind. | |||
Die Terme in der Summation, bei denen <math>m = n</math> gilt, können mit Lindblad-Superoperatoren beschrieben werden: | |||
::<math>L(C) \, \rho = C \, \rho \, C^\dagger - \frac 1 2 \left( C^\dagger \, C \, \rho + \rho \, C^\dagger \, C \right).</math> | |||
Falls die Terme <math>h_{m,n}</math> alle Null sind, reduziert sich die Lindblad-Gleichung auf die [[Von-Neumann-Gleichung]], das Quanten-[[Analogismus|Analogon]] der klassischen [[Liouville-Gleichung]]. Eine verwandte Gleichung, das [[Ehrenfest-Theorem]], beschreibt die zeitliche Entwicklung der [[Erwartungswert]]e der [[Observable]]n. | |||
Auch die folgenden Gleichungen für Quantenobservablen <math>A</math> werden Lindblad-Gleichungen genannt: | |||
: <math>\ | |||
:<math>\dot A = -\frac 1{i\hbar} [H, A] + \frac 1{2\hbar} \sum^\infty_{k=1} \big(V^\dagger_k [A, V_k] + [V^\dagger_k, A] V_k \big)</math> | |||
== Diagonalisierung == | == Diagonalisierung == | ||
Da die Matrix <math>h = (h_{n,m})</math> positiv semidefinit ist, kann sie mit einer [[Unitäre Abbildung|unitären]] Transformation <math>u</math> [[Diagonalmatrix | Da die Matrix <math>h = (h_{n,m})</math> positiv semidefinit ist, kann sie mit einer [[Unitäre Abbildung|unitären]] Transformation <math>u</math> [[Diagonalmatrix|diagonalisiert]] werden: | ||
:<math>u^\dagger h u = \begin{bmatrix} | ::<math>u^\dagger h u = \begin{bmatrix} | ||
\gamma_1 & 0 & \cdots & 0 \\ | \gamma_1 & 0 & \cdots & 0 \\ | ||
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wobei die | wobei die [[Eigenwert]]e <math>\gamma_i</math> nicht negativ sind. | ||
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:<math> A_i = \sum_{j = 1}^{N^2-1} u_{j,i} L_j </math> | ::<math>A_i = \sum_{j = 1}^{N^2-1} u_{j,i} \, L_j</math> | ||
können wir die Lindblad-Gleichung in ''diagonaler'' Form umschreiben | können wir die Lindblad-Gleichung in ''diagonaler'' Form umschreiben: | ||
:<math>\dot\rho=-{ | :<math>\dot\rho = -\frac i {\hbar}[H,\rho] +\sum_{i = 1}^{N^2-1} \gamma_i \left( A_i \, \rho \, A_i^\dagger - \frac 1 2 \left( \rho \, A_i^\dagger \, A_i + A_i^\dagger \, A_i \, \rho \right) \right).</math> | ||
Diese Gleichung ist invariant unter unitärer Transformation der Lindblad-Operatoren und -Konstanten, | Diese Gleichung ist [[invariant]] unter unitärer Transformation der Lindblad-Operatoren und -Konstanten, | ||
:<math> \sqrt{\gamma_i} A_i \to \sqrt{\gamma_i'} A_i' = \sum_{j = 1}^{N^2-1} v_{j,i} \sqrt{\delta_i} A_j ,</math> | :<math> \sqrt{\gamma_i} A_i \to \sqrt{\gamma_i'} A_i' = \sum_{j = 1}^{N^2-1} v_{j,i} \sqrt{\delta_i} A_j ,</math> | ||
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:<math> H \to H' = H + \frac{1}{2i} \sum_{j=1}^{N^2-1} \gamma_j \left (a_j^* A_j - a_j A_J^\dagger \right ).</math> | :<math> H \to H' = H + \frac{1}{2i} \sum_{j=1}^{N^2-1} \gamma_j \left (a_j^* A_j - a_j A_J^\dagger \right ).</math> | ||
Allerdings zerstört die erste Transformation die Orthonormalität der Operatoren <math>A_i</math> (solange nicht alle <math>\gamma_i</math> identisch sind) und die zweite | Allerdings zerstört die erste Transformation die Orthonormalität der Operatoren <math>A_i</math> (solange nicht alle <math>\gamma_i</math> identisch sind) und die zweite die Spurlosigkeit. Folglich, bis auf [[Entartung]] der <math>\gamma_i</math>, sind die <math>A_i</math> der Diagonalform der Lindblad-Gleichung eindeutig bestimmt durch die Dynamik, solange wir von ihnen fordern orthonormal und spurlos zu sein. | ||
== Beispiel Harmonischer Oszillator == | == Beispiel Harmonischer Oszillator == | ||
Ein häufiges Beispiel ist die Beschreibung der Dämpfung eines [[Harmonischer Oszillator (Quantenmechanik)|quantenmechanischen harmonischen Oszillators]]. Für diesen gilt | Ein häufiges Beispiel ist die Beschreibung der [[Dämpfung]] eines [[Harmonischer Oszillator (Quantenmechanik)|quantenmechanischen harmonischen Oszillators]]. Für diesen gilt | ||
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Hier ist <math>\bar{n}</math> die mittlere Anzahl von Anregungen im Reservoir, die den Oszillator dämpfen und <math>\gamma</math> die Zerfallsrate. Zusätzliche Lindblad-Operatoren können hinzugefügt werden, um diverse Formen von [[Dephasierung]] und [[Vibrationsdämpfung]] (vibrational relaxation) zu modellieren. Diese Methoden sind in gitterbasierte | Hier ist | ||
* <math>\bar{n}</math> die mittlere Anzahl von Anregungen im Reservoir, die den Oszillator dämpfen, und | |||
* <math>\gamma</math> die [[Zerfallsrate]]. | |||
Zusätzliche Lindblad-Operatoren können hinzugefügt werden, um diverse Formen von [[Dephasierung]] und [[Vibrationsdämpfung]] (''vibrational relaxation'') zu modellieren. Diese Methoden sind in gitterbasierte Dichteoperator-Propagationsmethoden zur Beschreibung offener [[Quantensystem]]e aufgenommen. | |||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* | * {{Webarchiv | url=http://www.cmmp.ucl.ac.uk/~ajf/course_notes/node36.html | wayback=20150223015407 | text=The Lindblad master equation}} (englisch) | ||
[[Kategorie:Quantenmechanik]] | [[Kategorie:Quantenmechanik]] |
In der Quantenmechanik bezeichnet die Kossakowski-Lindblad-Gleichung (benannt nach Andrzej Kossakowski und Göran Lindblad) oder Mastergleichung in Lindblad-Form den allgemeinsten Typ einer zeit-homogenen Mastergleichung. Sie beschreibt eine nicht-unitäre Evolution des Dichteoperators $ \rho $, welche spurerhaltend und komplett positiv für jede Anfangsbedingung ist.
Die Lindblad-Gleichung für eine auf das $ N $-dimensionale (Teil-)System reduzierte Dichtematrix $ \rho $ kann geschrieben werden als:
Dabei bezeichnet
Die Summation läuft nur über $ N^{2}-1 $, weil wir $ L_{N^{2}} $ proportional zum Identitätsoperator genommen haben, wodurch der Summand verschwindet. Unsere Konvention impliziert, dass die $ L_{m} $ für $ m<N^{2} $ spurlos sind.
Die Terme in der Summation, bei denen $ m=n $ gilt, können mit Lindblad-Superoperatoren beschrieben werden:
Falls die Terme $ h_{m,n} $ alle Null sind, reduziert sich die Lindblad-Gleichung auf die Von-Neumann-Gleichung, das Quanten-Analogon der klassischen Liouville-Gleichung. Eine verwandte Gleichung, das Ehrenfest-Theorem, beschreibt die zeitliche Entwicklung der Erwartungswerte der Observablen.
Auch die folgenden Gleichungen für Quantenobservablen $ A $ werden Lindblad-Gleichungen genannt:
Da die Matrix $ h=(h_{n,m}) $ positiv semidefinit ist, kann sie mit einer unitären Transformation $ u $ diagonalisiert werden:
wobei die Eigenwerte $ \gamma _{i} $ nicht negativ sind.
Wenn wir eine andere orthonormale Operator-Basis $ A $ definieren:
können wir die Lindblad-Gleichung in diagonaler Form umschreiben:
Diese Gleichung ist invariant unter unitärer Transformation der Lindblad-Operatoren und -Konstanten,
und auch unter inhomogener Transformation
Allerdings zerstört die erste Transformation die Orthonormalität der Operatoren $ A_{i} $ (solange nicht alle $ \gamma _{i} $ identisch sind) und die zweite die Spurlosigkeit. Folglich, bis auf Entartung der $ \gamma _{i} $, sind die $ A_{i} $ der Diagonalform der Lindblad-Gleichung eindeutig bestimmt durch die Dynamik, solange wir von ihnen fordern orthonormal und spurlos zu sein.
Ein häufiges Beispiel ist die Beschreibung der Dämpfung eines quantenmechanischen harmonischen Oszillators. Für diesen gilt
Hier ist
Zusätzliche Lindblad-Operatoren können hinzugefügt werden, um diverse Formen von Dephasierung und Vibrationsdämpfung (vibrational relaxation) zu modellieren. Diese Methoden sind in gitterbasierte Dichteoperator-Propagationsmethoden zur Beschreibung offener Quantensysteme aufgenommen.