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:<math>\psi(x_j)=\frac{\Delta k}{\sqrt{2\pi}}\sum_{k_i}e^{+ik_ix_j}\tilde{\psi}(k_i)</math> | :<math>\psi(x_j)=\frac{\Delta k}{\sqrt{2\pi}}\sum_{k_i}e^{+ik_ix_j}\tilde{\psi}(k_i)</math> | ||
beziehungsweise | beziehungsweise | ||
:<math>\vec{\psi}=c\hat{Z}\vec{\tilde{\psi}}</math> | :<math>\vec{\psi}=c\hat{Z}\vec{\tilde{\psi}}</math> | ||
mit den Gitterschrittweiten <math>\Delta x=\tfrac{L}{N}</math> bzw. <math>\Delta k=\tfrac{2\pi}{L}</math>. Hierbei ist <math>L</math> die Länge des Gitters im Ortsraum und <math>N</math> die Zahl der Punkte im Orts- und Impulsraum. Die Konstante <math>c</math> wird nur benötigt, wenn die richtige [[Normierung]] der Funktion <math>\tilde{\psi}</math> gewünscht wird. Die Fourier-Transformation erhält die Norm der Vektoren <math>\vec{\tilde{\psi}}</math> und <math>\vec{\psi}</math>. | mit den Gitterschrittweiten <math>\Delta x=\tfrac{L}{N}</math> bzw. <math>\Delta k=\tfrac{2\pi}{L}</math>. Hierbei ist <math>L</math> die Länge des Gitters im Ortsraum und <math>N</math> die Zahl der Punkte im Orts- und Impulsraum. Die Konstante <math>c</math> wird nur benötigt, wenn die richtige [[Normierung]] der Funktion <math>\tilde{\psi}</math> gewünscht wird. Die Fourier-Transformation erhält die Norm der Vektoren <math>\vec{\tilde{\psi}}</math> und <math>\vec{\psi}</math>. | ||
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Die Berechnung der <math>e</math>-Funktion eines Operators wird in der Diagonaldarstellung des Operators besonders einfach. Die Split-Operator-Methode verwendet eine Zerlegung des Hamiltonoperators in die Operatoren für kinetische [[Energie]] <math>\hat{T}</math> und für potentielle Energie <math>\hat{V}</math>, welche im Impuls- bzw. Ortsraum Diagonalform annehmen. | Die Berechnung der <math>e</math>-Funktion eines Operators wird in der Diagonaldarstellung des Operators besonders einfach. Die Split-Operator-Methode verwendet eine Zerlegung des Hamiltonoperators in die Operatoren für kinetische [[Energie]] <math>\hat{T}</math> und für potentielle Energie <math>\hat{V}</math>, welche im Impuls- bzw. Ortsraum Diagonalform annehmen. | ||
Der durch die Nicht-Vertauschbarkeit von <math>\hat{T}</math> und <math>\hat{V}</math> entstehende Fehler kann durch die symmetrische Aufspaltung | Der durch die Nicht-Vertauschbarkeit von <math>\hat{T}</math> und <math>\hat{V}</math> entstehende Fehler kann durch die symmetrische Aufspaltung | ||
:<math>e^{-\frac{i}{\hbar}\hat{H}\Delta t}\approx e^{-\frac{i}{\hbar}\frac{\hat{T}}{2}\Delta t}\cdot e^{-\frac{i}{\hbar}\hat{V}\Delta t}\cdot e^{-\frac{i}{\hbar}\frac{\hat{T}}{2}\Delta t}</math> | :<math>e^{-\frac{i}{\hbar}\hat{H}\Delta t}\approx e^{-\frac{i}{\hbar}\frac{\hat{T}}{2}\Delta t}\cdot e^{-\frac{i}{\hbar}\hat{V}\Delta t}\cdot e^{-\frac{i}{\hbar}\frac{\hat{T}}{2}\Delta t}</math> | ||
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== Numerischer Algorithmus == | == Numerischer Algorithmus == | ||
{{Siehe auch|Algorithmus}} | {{Siehe auch|Algorithmus}} | ||
Durch Zusammenfassen der aufeinanderfolgenden Terme <math>\hat{Z}e^{-\frac{i}{\hbar}\frac{\hat{T}}{2}\Delta t}\hat{Z}^\dagger</math> zweier Zeitschritte lässt sich die Zahl der Fourier-Transformationen, d.h. der numerische Aufwand, reduzieren: <math>\hat{Z}^\dagger\hat{Z}=1</math>, und die beiden <math>e</math>-Funktionen mit <math>\frac{\hat{T}}{2}</math> ergeben <math>e^{-\frac{i}{\hbar} \hat{T} \Delta t }</math>. | Durch Zusammenfassen der aufeinanderfolgenden Terme <math>\hat{Z}e^{-\frac{i}{\hbar}\frac{\hat{T}}{2}\Delta t}\hat{Z}^\dagger</math> zweier Zeitschritte lässt sich die Zahl der Fourier-Transformationen, d. h. der numerische Aufwand, reduzieren: <math>\hat{Z}^\dagger\hat{Z}=1</math>, und die beiden <math>e</math>-Funktionen mit <math>\frac{\hat{T}}{2}</math> ergeben <math>e^{-\frac{i}{\hbar} \hat{T} \Delta t }</math>. | ||
Die Wellenfunktion nach <math>n</math> Zeitschritten erhält man also durch: | Die Wellenfunktion nach <math>n</math> Zeitschritten erhält man also durch: | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
*I.N. Bronstein, K.A. Semendjajew, G. Musiol, | * I. N. Bronstein, K. A. Semendjajew, G. Musiol, H. Muehlig: ''Taschenbuch der Mathematik.'' Deutsch Harri GmbH, 2008. | ||
*T. Fließbach | * T. Fließbach: ''Quantenmechanik: Lehrbuch zur Theoretischen Physik III.'' 5. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, 2008, ISBN 978-3-8274-2020-6. | ||
*Herbert Sager: ''Fourier-Transformation'' | * Herbert Sager: ''Fourier-Transformation.'' vdf Hochschulverlag, Zürich 2012, ISBN 978-3-7281-3393-9. | ||
* | * {{Literatur | ||
|Autor=A. Askar, A. S. Cakmak | |||
*J.B. Delos | |Titel=Explicit integration method for the time‐dependent Schrodinger equation for collision problems | ||
|Sammelwerk=[[Journal of Chemical Physics]] | |||
== | |Band=68 | ||
* {{Literatur | Autor= Juha Javanainen | |Nummer=6 | ||
* {{Literatur | Autor=Michael Hintenender | |Datum=1978 | ||
|Seiten=2794–2798 | |||
|DOI=10.1063/1.436072}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=J. B. Delos | |||
|Titel=Theory of Electronic Transitions in Slow Atomic Collisions | |||
|Sammelwerk=[[Physical Review]] | |||
|Band=176 | |||
|Nummer=1 | |||
|Datum=1968 | |||
|Seiten=141–150 | |||
|DOI=10.1103/PhysRev.176.141}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=Juha Javanainen, Janne Ruostekoski | |||
|Titel=Symbolic calculation in development of algorithms: split-step methods for the Gross–Pitaevskii equation | |||
|Sammelwerk=[[Journal of Physics]] A | |||
|Band=39 | |||
|Datum=2006 | |||
|Seiten=L179–L184 | |||
|DOI=10.1088/0305-4470/39/12/L0}} | |||
* {{Literatur | |||
|Autor=Michael Hintenender | |||
|Titel=Propagation von Wellenpaketen | |||
|Sammelwerk=MPQ-Berichte | |||
|Band=MPQ163 | |||
|Ort=Garching | |||
|Datum=1992 | |||
|Online=[https://web.archive.org/web/20110512190627/http://www.mpq.mpg.de/cms/mpq/institute/service/library/reports/docs/mpq163.html online]}} | |||
[[Kategorie:Quantenmechanik]] | [[Kategorie:Quantenmechanik]] | ||
[[Kategorie:Numerische Mathematik]] | [[Kategorie:Numerische Mathematik]] |
Die Split-Operator-Methode (SOP) ist ein numerisches Verfahren mit dem die zeitabhängige Schrödingergleichung gelöst werden kann. Bei der Methode wird der Hamiltonoperator $ {\hat {H}} $ in einen kinetischen Teil $ {\hat {T}} $ (Impulsteil) und in einen Potentialteil $ {\hat {V}} $ gespalten und einzeln angewendet. Dabei wird von der schnellen Fourier-Transformation (FFT) Gebrauch gemacht, um zwischen Impulsraum und Ortsraum zu unterscheiden.
Die zeitabhängige Schrödingergleichung ist definiert als
wobei $ \textstyle {\hat {H}}(t)=-{\frac {\hbar ^{2}}{2m}}\Delta +V(t) $ der Hamiltonoperator ist.
Die Wellenfunktion $ \psi (x,t) $ wird im Ortsraum auf einem äquidistanten Gitter dargestellt. Als Startwerte werden die Werte von $ \psi (x,t_{0}) $ zur Zeit $ t_{0} $ an den Gitterpunkten vorgegeben. Durch das Verfahren wird die Wellenfunktion zu einem späteren Zeitpunkt $ t=t_{0}+\Delta t $ berechnet.
Die Wirkung des Hamiltonoperators $ \textstyle {\hat {H}}(t)={\frac {{\hat {\mathbf {p} }}^{2}}{2m}}+{\hat {V}}(t) $ auf eine Wellenfunktion $ {\hat {H}}\psi ={\hat {T}}\psi +{\hat {V}}\psi $ wird mit der schnellen Fourier-Transformation berechnet. Dazu wird neben dem Gitter im Ortsraum auch ein Gitter im Impulsraum benötigt. Die Auflösung im Impulsraum $ \Delta k={\tfrac {2\pi }{L}} $ ist durch die Länge $ L $ des Gitters im Ortsraum festgelegt. Es gilt $ \Delta k\Delta x={\tfrac {2\pi }{N}} $, wobei $ N $ die Anzahl der Gitterpunkte ist.
Der Potentialoperator $ {\hat {V}} $ besitzt im Ortsraum eine diagonale Matrixdarstellung und wirkt daher lokal auf jeden Gitterpunkt $ x_{i} $:
Genauso wird der kinetische Operator $ {\hat {T}} $ mit seiner diagonalen Darstellung im Impulsraum berechnet. Für jeden Gitterpunkt $ k_{i} $ gilt:
Dabei ist die diskrete Darstellung der Wellenfunktion $ {\tilde {\psi }}(k_{i}) $ im Impulsraum durch die diskrete Fourier-Transformation $ {\hat {Z}}^{\dagger } $ gegeben:
In Vektorschreibweise lautet diese Gleichung
mit
Entsprechend erhält man für die Rücktransformation in den Ortsraum
beziehungsweise
mit den Gitterschrittweiten $ \Delta x={\tfrac {L}{N}} $ bzw. $ \Delta k={\tfrac {2\pi }{L}} $. Hierbei ist $ L $ die Länge des Gitters im Ortsraum und $ N $ die Zahl der Punkte im Orts- und Impulsraum. Die Konstante $ c $ wird nur benötigt, wenn die richtige Normierung der Funktion $ {\tilde {\psi }} $ gewünscht wird. Die Fourier-Transformation erhält die Norm der Vektoren $ {\vec {\tilde {\psi }}} $ und $ {\vec {\psi }} $.
Die Berechnung der $ e $-Funktion eines Operators wird in der Diagonaldarstellung des Operators besonders einfach. Die Split-Operator-Methode verwendet eine Zerlegung des Hamiltonoperators in die Operatoren für kinetische Energie $ {\hat {T}} $ und für potentielle Energie $ {\hat {V}} $, welche im Impuls- bzw. Ortsraum Diagonalform annehmen.
Der durch die Nicht-Vertauschbarkeit von $ {\hat {T}} $ und $ {\hat {V}} $ entstehende Fehler kann durch die symmetrische Aufspaltung
auf Terme der Größenordnung $ {\Delta t}^{3} $ reduziert werden: Mit $ {\hat {X}}:=-{\tfrac {i}{\hbar }}{\hat {T}}\Delta t $ und $ {\hat {Y}}:=-{\tfrac {i}{\hbar }}{\hat {V}}\Delta t $ erhält man für die rechte Seite
Der führende Fehlerterm ist somit proportional zu $ {\Delta t}^{3}\left[\left[{\hat {T}},{\hat {V}}\right],{\hat {T}}+2{\hat {V}}\right] $.
Eine Koordinatentransformation $ {\hat {Z}}^{\dagger } $ vom Orts- in den Impulsraum ermöglicht eine einfache Berechnung von
Mit der diagonalen Darstellung des Operators der kinetischen Energie
erhält man
Die Koordinatentransformation erfolgt auf dem $ N $-Punkt-Gitter $ x_{0},\dotsm ,x_{N-1} $ mit Hilfe der diskreten Fourier-Transformation:
oder $ {\vec {\tilde {\psi }}}={\hat {Z}}^{\dagger }{\vec {\psi }} $.
Durch Zusammenfassen der aufeinanderfolgenden Terme $ {\hat {Z}}e^{-{\frac {i}{\hbar }}{\frac {\hat {T}}{2}}\Delta t}{\hat {Z}}^{\dagger } $ zweier Zeitschritte lässt sich die Zahl der Fourier-Transformationen, d. h. der numerische Aufwand, reduzieren: $ {\hat {Z}}^{\dagger }{\hat {Z}}=1 $, und die beiden $ e $-Funktionen mit $ {\frac {\hat {T}}{2}} $ ergeben $ e^{-{\frac {i}{\hbar }}{\hat {T}}\Delta t} $.
Die Wellenfunktion nach $ n $ Zeitschritten erhält man also durch: