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Das '''1/f-Rauschen''', auch als '''rosa Rauschen''' bezeichnet, ist ein [[Rauschen (Physik)|Rauschen]], | Das '''1/f-Rauschen''', auch als '''rosa Rauschen''' bezeichnet, ist ein [[Rauschen (Physik)|Rauschen]], dessen [[Amplitude]] mit steigender [[Frequenz]] abnimmt. In der [[Akustik]] wird 1/f-Rauschen als ein Geräusch empfunden, bei dem ein durchschnittlicher Mensch alle [[Frequenzspektrum|Frequenzbereiche]] des [[Auditive Wahrnehmung|hörbaren Schallspektrums]] als etwa gleich laut empfindet. | ||
[[Datei:Pink | [[Datei:Pink noise time domain.svg|mini|Zeitliche Darstellung eines beispielhaften 1/f-Rauschsignals]] | ||
Rosa Rauschen tritt bei vielen verschiedenen Prozessen auf, oft nicht genau mit {{nowrap|1=1/f-Abhängigkeit}}, sondern mit <math>1/f^\alpha</math> und <math>\alpha \approx 1</math>, aber das dann über mehrere Größenordnungen der Frequenz <math>f</math>. | |||
Rosa Rauschen | == Farbanalogie des Namens == | ||
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Beim Rosa Rauschen dominieren niedrige Frequenzen, die übertragen auf das [[Lichtspektrum|sichtbare Spektrum]] am roten Ende liegen. Die Rötung gegenüber weißem [[Licht]] ist aber sehr schwach.<!-- tatsächlich müsste der Farbeindruck eher beige (blass orange) sein als rosa, weil die spektrale Empfindlichkeit der 'Rot-' und 'Grün'-Zapfen dicht zusammen liegen – i.W. fehlt also etwas blau. --> | |||
Mit einer vergleichbaren Farbanalogie wurden die Begriffe [[Rotes Rauschen]] und [[Weißes Rauschen (Physik)|Weißes Rauschen]] gebildet. | |||
== Mathematische Eigenschaften == | == Mathematische Eigenschaften == | ||
[[Datei:Pink noise spectrum.png|mini|Spektrum von 1/f-Rauschen]] | [[Datei:Pink noise spectrum.png|mini|Spektrum von 1/f-Rauschen]] | ||
Die [[Leistungsdichte|Rauschleistungsdichte]], also die Leistung in einem schmalen [[Frequenzband]] konstanter absoluter Breite, ist proportional zu <math>f^{-\alpha}</math>. In [[Doppelt-logarithmische Auftragung|doppelt-logarithmischer Auftragung]] ist der Verlauf linear fallend mit der Steigung <math>-\alpha</math>, für <math>\alpha=1</math> also um etwa 3 [[Dezibel|dB]] pro [[Oktave (Hochfrequenztechnik)|Oktave]]. | Die [[Leistungsdichte|Rauschleistungsdichte]], also die Leistung in einem schmalen [[Frequenzband]] konstanter absoluter Breite, ist proportional zu <math>1/f^\alpha = f^{-\alpha}</math>. In [[Doppelt-logarithmische Auftragung|doppelt-logarithmischer Auftragung]] wie in der Abb. rechts, ist der Verlauf linear fallend mit der Steigung <math>-\alpha</math>, für <math>\alpha = 1</math> also um etwa 3 [[Dezibel|dB]] pro [[Oktave (Hochfrequenztechnik)|Oktave]]. | ||
Für konstante ''relative'' Bandbreite ist die Leistung im Frequenzband konstant. Mit fester oberer oder unterer Grenzfrequenz variiert die integrale Leistung [[Logarithmus|logarithmisch]]. | Für konstante ''relative'' Bandbreite ist die Leistung im Frequenzband konstant. Mit fester oberer oder unterer [[Grenzfrequenz]] variiert die integrale Leistung [[Logarithmus|logarithmisch]]. | ||
Der Momentanwert ist oft eine [[Normalverteilung|normalverteilte]] Zufallsgröße, wobei aber, anders als bei | Der [[Momentanwert]] ist oft eine [[Normalverteilung|normalverteilte]] [[Zufallsgröße]], wobei aber, anders als bei weißem Rauschen, benachbarte Werte nicht [[Stochastisch unabhängige Ereignisse|statistisch unabhängig]] sind. Vielmehr nimmt die [[Autokorrelationsfunktion]] [[exponentiell]] mit der Verschiebung ab (für <math>\alpha = 1</math>). Diese Eigenschaft wird von manchen Autoren als definierend für rosa Rauschen angesehen.<ref>Ian P. Castro: ''An Introduction to the Digital Analysis of Stationary Signals''. IOP, 1989, ISBN 0-85274-254-1, {{Google Buch |BuchID=v2UnPKkHbY8C |Seite=38 |Hervorhebung="correlated noise"}}.</ref> | ||
== Auftreten == | == Auftreten == | ||
1/f-Rauschen tritt in vielen physikalischen, biologischen, aber auch ökonomischen Prozessen auf. So rauscht bei vielen schlecht | 1/f-Rauschen tritt in vielen physikalischen, biologischen, aber auch ökonomischen Prozessen auf. So rauscht bei vielen elektrisch schlecht leitenden Materialien der Wert des [[Elektrischer Widerstand|elektrischen Widerstandes]] selbst. Zu tiefen Frequenzen hin erwartet man ein Abflachen des spektralen Verlaufs, das aber nicht immer gefunden wird, weil die [[Messreihe]]n dafür nicht lang genug sind. Zu hohen Frequenzen hin nimmt für manche (oft kleine) Systeme die Steigung auf −6 dB pro Oktave zu,<ref name="moli1" /> siehe [[1/f²-Rauschen]], falls nicht vorher überlagertes frequenzunabhängiges Rauschen wie [[Wärmerauschen|thermisches Rauschen]] oder [[Schrotrauschen]], auch als [[Weißes Rauschen (Physik)|weißes Rauschen]] bezeichnet, die Messung behindert. | ||
In [[Halbleiter]]materialien, wie sie in der [[Elektronik]] eingesetzt werden, kann das Verhalten in manchen Fällen durch thermisch bedingte Änderungen der Anzahl der Ladungsträger in Leitungs- und [[Valenzband]] erklärt werden. In Metallen gilt die thermisch aktivierte Bewegung von [[Gitterfehler]]n als eine wichtige Ursache.<ref name="Pelz">{{Literatur |Autor=Jonathan Pelz, John Clarke |Titel=Dependence of 1/f Noise on Defects Induced in Copper Films by Electron Irradiation |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=55 |Nummer=7 |Datum=1985-08-12 |Seiten=738–741 |DOI=10.1103/PhysRevLett.55.738}}</ref> Bei [[Feldeffekttransistor]]en, insbesondere [[MOSFET]]s, spielt 1/f-Rauschen eine Rolle, wo es unterhalb von ca. 15 kHz gegenüber thermischem Rauschen dominiert. In [[Mikrofonvorverstärker]]n werden daher [[Bipolartransistor]]en oder [[JFET]]s eingesetzt. | In [[Halbleiter]]materialien, wie sie in der [[Elektronik]] eingesetzt werden, kann das Verhalten in manchen Fällen durch thermisch bedingte Änderungen der Anzahl der [[Ladungsträger (Physik)|Ladungsträger]] in Leitungs- und [[Valenzband]] erklärt werden. In Metallen gilt die thermisch aktivierte Bewegung von [[Gitterfehler]]n als eine wichtige Ursache.<ref name="Pelz">{{Literatur |Autor=Jonathan Pelz, John Clarke |Titel=Dependence of 1/f Noise on Defects Induced in Copper Films by Electron Irradiation |Sammelwerk=Physical Review Letters |Band=55 |Nummer=7 |Datum=1985-08-12 |Seiten=738–741 |DOI=10.1103/PhysRevLett.55.738}}</ref> Bei [[Feldeffekttransistor]]en, insbesondere [[MOSFET]]s, spielt 1/f-Rauschen eine Rolle, wo es unterhalb von ca. 15 kHz gegenüber thermischem Rauschen dominiert. In [[Mikrofonvorverstärker]]n werden daher [[Bipolartransistor]]en oder [[JFET]]s eingesetzt. | ||
Die genauen Ursachen von 1/f-Rauschen, wie | Die genauen Ursachen von 1/f-Rauschen, wie Oberflächeneffekte, Temperaturfluktuationen im Material und [[Störstelle]]n im Halbleitergitter, sind durch theoretische Modelle nur ansatzweise erklärbar. Einige der Erklärungen gelten nur unter starken Einschränkungen und sind nicht verallgemeinerbar.<ref name="mark1" /> So zeigen z. B. Arbeiten von F. N. Hooge et al. von Anfang der 1980er Jahre eine spezielle Beziehung bei einer stromdurchflossenen Widerstandsprobe, wie einem Stück Halbleitermaterial.<ref name="hooge1" /> Zwischen der Rauschleistungsdichte <math>S</math> eines elektrischen Widerstandsmaterials mit <math>N</math> freien Ladungsträgern und mit dem Widerstandswert <math>R</math> besteht demnach folgende Beziehung: | ||
:<math>\frac{S}{R^2}=\frac{\alpha_{\rm H}}{f\cdot N}</math> | :<math>\frac{S}{R^2} = \frac{\alpha_{\rm H}}{f \cdot N}</math> | ||
Dabei tritt die ''Hoogesche Konstante'' mit dem empirisch gefundenen Wert von <math>\alpha_{\rm H} \approx 2 \cdot 10^{-3}</math> auf. Rauschen, das dieser Beziehung folgt, wird auch | Dabei tritt die ''Hoogesche Konstante'' mit dem empirisch gefundenen Wert von <math>\alpha_{\rm H} \approx 2 \cdot 10^{-3}</math> auf. Rauschen, das dieser Beziehung folgt, wird auch <math>\alpha</math>-Rauschen genannt.<ref name="mark1" /> | ||
== Erzeugung und Verwendung == | == Erzeugung und Verwendung == | ||
1/f-Rauschen kann aus weißem Rauschen durch | 1/f-Rauschen kann aus weißem Rauschen durch einen [[Tiefpassfilter]] erzeugt werden, welcher mit 3 dB pro Oktave in seiner [[Übertragungsfunktion]] abfällt. Dieses Rauschsignal wird u. a. als Testsignal bei [[Lautsprecher]]<nowiki/>messungen angewendet. | ||
Bei Musik[[synthesizer]]n werden solche Rauscherzeuger als [[Tongenerator]] angewendet, wobei der Spektralverlauf direkt erzeugt wird.<ref name="stenz1" /> | |||
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[[Kategorie:Statistische Physik]] | [[Kategorie:Statistische Physik]] | ||
Das 1/f-Rauschen, auch als rosa Rauschen bezeichnet, ist ein Rauschen, dessen Amplitude mit steigender Frequenz abnimmt. In der Akustik wird 1/f-Rauschen als ein Geräusch empfunden, bei dem ein durchschnittlicher Mensch alle Frequenzbereiche des hörbaren Schallspektrums als etwa gleich laut empfindet.
Rosa Rauschen tritt bei vielen verschiedenen Prozessen auf, oft nicht genau mit 1/f-Abhängigkeit, sondern mit $ 1/f^{\alpha } $ und $ \alpha \approx 1 $, aber das dann über mehrere Größenordnungen der Frequenz $ f $.
Beim Rosa Rauschen dominieren niedrige Frequenzen, die übertragen auf das sichtbare Spektrum am roten Ende liegen. Die Rötung gegenüber weißem Licht ist aber sehr schwach.
Mit einer vergleichbaren Farbanalogie wurden die Begriffe Rotes Rauschen und Weißes Rauschen gebildet.
Die Rauschleistungsdichte, also die Leistung in einem schmalen Frequenzband konstanter absoluter Breite, ist proportional zu $ 1/f^{\alpha }=f^{-\alpha } $. In doppelt-logarithmischer Auftragung wie in der Abb. rechts, ist der Verlauf linear fallend mit der Steigung $ -\alpha $, für $ \alpha =1 $ also um etwa 3 dB pro Oktave.
Für konstante relative Bandbreite ist die Leistung im Frequenzband konstant. Mit fester oberer oder unterer Grenzfrequenz variiert die integrale Leistung logarithmisch.
Der Momentanwert ist oft eine normalverteilte Zufallsgröße, wobei aber, anders als bei weißem Rauschen, benachbarte Werte nicht statistisch unabhängig sind. Vielmehr nimmt die Autokorrelationsfunktion exponentiell mit der Verschiebung ab (für $ \alpha =1 $). Diese Eigenschaft wird von manchen Autoren als definierend für rosa Rauschen angesehen.[1]
1/f-Rauschen tritt in vielen physikalischen, biologischen, aber auch ökonomischen Prozessen auf. So rauscht bei vielen elektrisch schlecht leitenden Materialien der Wert des elektrischen Widerstandes selbst. Zu tiefen Frequenzen hin erwartet man ein Abflachen des spektralen Verlaufs, das aber nicht immer gefunden wird, weil die Messreihen dafür nicht lang genug sind. Zu hohen Frequenzen hin nimmt für manche (oft kleine) Systeme die Steigung auf −6 dB pro Oktave zu,[2] siehe 1/f²-Rauschen, falls nicht vorher überlagertes frequenzunabhängiges Rauschen wie thermisches Rauschen oder Schrotrauschen, auch als weißes Rauschen bezeichnet, die Messung behindert.
In Halbleitermaterialien, wie sie in der Elektronik eingesetzt werden, kann das Verhalten in manchen Fällen durch thermisch bedingte Änderungen der Anzahl der Ladungsträger in Leitungs- und Valenzband erklärt werden. In Metallen gilt die thermisch aktivierte Bewegung von Gitterfehlern als eine wichtige Ursache.[3] Bei Feldeffekttransistoren, insbesondere MOSFETs, spielt 1/f-Rauschen eine Rolle, wo es unterhalb von ca. 15 kHz gegenüber thermischem Rauschen dominiert. In Mikrofonvorverstärkern werden daher Bipolartransistoren oder JFETs eingesetzt.
Die genauen Ursachen von 1/f-Rauschen, wie Oberflächeneffekte, Temperaturfluktuationen im Material und Störstellen im Halbleitergitter, sind durch theoretische Modelle nur ansatzweise erklärbar. Einige der Erklärungen gelten nur unter starken Einschränkungen und sind nicht verallgemeinerbar.[4] So zeigen z. B. Arbeiten von F. N. Hooge et al. von Anfang der 1980er Jahre eine spezielle Beziehung bei einer stromdurchflossenen Widerstandsprobe, wie einem Stück Halbleitermaterial.[5] Zwischen der Rauschleistungsdichte $ S $ eines elektrischen Widerstandsmaterials mit $ N $ freien Ladungsträgern und mit dem Widerstandswert $ R $ besteht demnach folgende Beziehung:
Dabei tritt die Hoogesche Konstante mit dem empirisch gefundenen Wert von $ \alpha _{\rm {H}}\approx 2\cdot 10^{-3} $ auf. Rauschen, das dieser Beziehung folgt, wird auch $ \alpha $-Rauschen genannt.[4]
1/f-Rauschen kann aus weißem Rauschen durch einen Tiefpassfilter erzeugt werden, welcher mit 3 dB pro Oktave in seiner Übertragungsfunktion abfällt. Dieses Rauschsignal wird u. a. als Testsignal bei Lautsprechermessungen angewendet.
Bei Musiksynthesizern werden solche Rauscherzeuger als Tongenerator angewendet, wobei der Spektralverlauf direkt erzeugt wird.[6]