Hadronisierung: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem Modell der [[Starke_Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] trägt jedes Quark eine von drei [[Farbladung]]en Rot, Grün, Blau. Allerdings kommen, wie durch das [[Confinement]] beschrieben, Teilchen mit Farbladung in der Natur nicht isoliert vor. Daher müssen sich die Farben der [[Quark (Physik)|Quarks]] aufheben, so dass das zusammengesetzte Teilchen farblos ist. Für diese Zusammensetzung gibt es zwei Möglichkeiten:
'''Hadronisierung''' bezeichnet einen Prozess in der [[Hochenergiephysik]], wenn sich an einzelne [[Quark (Physik)|Quark]]s oder [[Gluon]]en weitere Teilchen anlagern und sich dadurch [[Hadron]]en ([[Meson]]en und [[Baryon]]en) bilden.
Da Antiteilchen Antifarbe tragen, kann aus Quark-Antiquark-Systemen ein farbneutraler Zustand zusammengesetzt werden. Allerdings genügt eine Farbe nicht, da ein solcher Zustand nicht rotationsinvariant im Farbraum wäre. [[Mesonen]] als Quark-Antiquark-System sind Singletts im Farbraum und als solche eine Superposition des Rot-Antirot-, Blau-Antiblau- und Grün-Antigrün-Zustands der beteiligten Quarks.
Die andere Möglichkeit ist die Addition aller drei Farben zu farblos, also drei Quarks verschiedener Farbladung, die sich zu einem [[Baryon]] zusammensetzen. Mesonen und Baryonen sind [[Hadron]]en.


'''Hadronisierung''' beschreibt in der [[Teilchenphysik]] den Vorgang, bei dem sich die Quarks hadronisch binden und sich wie beschrieben gruppieren in:
== Grundlagen ==
* [[Meson]]en (Quark-Antiquark-Paar als Superposition der Farbe-Antifarb-Zustände)
* [[Baryon]]en (drei Quarks mit drei Farben Rot, Grün, Blau).


Dies geschieht durch Quark-Antiquark Paarerzeugung, sobald die potentielle Energie zu trennender Quarks ausreichend hoch ist. Das [[Quark_(Physik)#Top-Quark|Top-Quark]] ist insofern besonders, als es mit 4,2&nbsp;·&nbsp;10<sup>−25</sup>&nbsp;Sekunden eine zu kurze Lebensdauer hat, um zu hadronisieren.
Quarks und Gluonen tragen eine so genannte [[Farbladung]], durch die sie der [[Starke Wechselwirkung|starken Wechselwirkung]] unterliegen. Im Gegensatz zum [[Elektromagnetische Wechselwirkung|Elektromagnetismus]] und zur [[Gravitation]] nimmt die Farbkraft aber nicht mit wachsendem Abstand ab, sondern zu. Daher können farbgeladene Teilchen, z.&nbsp;B. einzelne Quarks, nicht isoliert existieren ([[Confinement]]); dafür wäre eine unendlich hohe Energie erforderlich. Sie müssen sich immer mit anderen farbgeladenen Teilchen (Quarks, Antiquarks) zu insgesamt farbneutralen Hadronen verbinden. Solche Quarks und Antiquarks entstehen aus der Energie des Farbkraftfeldes. Diesen Vorgang nennt man Hadronisierung.


== Siehe auch ==
== Beispiele ==
* [[Teilchenjet]]


Ein Beispiel ist die [[Tiefinelastische Streuung|tief inelastische Streuung]] eines [[Elektron]]s mit sehr hoher Energie an einem [[Proton]]: Das Elektron wechselwirkt mit einem der drei Quarks (uud), aus denen das Proton zusammengesetzt ist, und schlägt dabei zum Beispiel ein u-Quark aus dem Proton. Das Kraftfeld zwischen dem emittierten u-Quark und dem Rest des Protons enthält mit zunehmender Entfernung immer mehr Energie, bis sie ausreicht, ein Quark-Antiquark-Paar, beispielsweise d{{Oberstrich|d}}, zu erzeugen. Das {{Oberstrich|d}}-Antiquark bildet mit dem u-Quark ein π<sup>+</sup>-Meson ([[Pion]]) und das d-Quark mit dem du-Rest ein [[Neutron]] (ddu). Im Endeffekt entfernt sich ein hochenergetisches Pion von einem Neutron.
Dies ist freilich eine sehr vereinfachte Darstellung: Das Proton enthält neben den drei konstituierenden Quarks ([[Valenzquark]]s) auch [[Virtuelles Teilchen|virtuelle]] Quark-Antiquark-Paare ([[Seequark]]s), mit denen das Elektron ebenfalls wechselwirken kann. Anstelle eine Pions und eines Neutrons werden außerdem meist höherenergetische Hadronen erzeugt, die in weitere Hadronen zerfallen. Letztlich beobachtet man ein enges Bündel ([[Teilchenjet]]) aus Hadronen sowie das abgelenkte Elektron.
Ein anderes Beispiel ist die Erzeugung von Quark-Antiquark-Paaren bei der Kollision von Elektronen und [[Positron]]en: e<sup>−</sup>+e<sup>+</sup>&nbsp;→&nbsp;q+{{Oberstrich|q}}. Man beobachtet dabei zwei Hadronenjets in entgegengesetzte Richtungen. Ein Drei-Jet-Ereignis tritt auf, wenn zusätzlich ein hochenergetische Gluon emittiert wird, das auch eine Farbladung trägt und daher ebenfalls hadronisiert.
Ein Sonderfall ist das [[Top-Quark]]: Aufgrund seiner extrem kurzen Lebensdauer von {{ZahlExp|5|-25|post=s}} zerfällt es noch bevor es Zeit hat, Hadronen zu bilden.
== Literatur ==
* [[Bogdan Povh|B. Povh]], [[Klaus Rith|K. Rith]], C. Scholz, F. Zetsche, W. Rodejohann: ''Teilchen und Kerne: Eine Einführung in die physikalischen Konzepte.'' 9. Auflage, Springer, 2014, ISBN 978-3-642-37821-8.


[[Kategorie:Teilchenphysik]]
[[Kategorie:Teilchenphysik]]

Aktuelle Version vom 6. Juli 2021, 13:24 Uhr

Hadronisierung bezeichnet einen Prozess in der Hochenergiephysik, wenn sich an einzelne Quarks oder Gluonen weitere Teilchen anlagern und sich dadurch Hadronen (Mesonen und Baryonen) bilden.

Grundlagen

Quarks und Gluonen tragen eine so genannte Farbladung, durch die sie der starken Wechselwirkung unterliegen. Im Gegensatz zum Elektromagnetismus und zur Gravitation nimmt die Farbkraft aber nicht mit wachsendem Abstand ab, sondern zu. Daher können farbgeladene Teilchen, z. B. einzelne Quarks, nicht isoliert existieren (Confinement); dafür wäre eine unendlich hohe Energie erforderlich. Sie müssen sich immer mit anderen farbgeladenen Teilchen (Quarks, Antiquarks) zu insgesamt farbneutralen Hadronen verbinden. Solche Quarks und Antiquarks entstehen aus der Energie des Farbkraftfeldes. Diesen Vorgang nennt man Hadronisierung.

Beispiele

Ein Beispiel ist die tief inelastische Streuung eines Elektrons mit sehr hoher Energie an einem Proton: Das Elektron wechselwirkt mit einem der drei Quarks (uud), aus denen das Proton zusammengesetzt ist, und schlägt dabei zum Beispiel ein u-Quark aus dem Proton. Das Kraftfeld zwischen dem emittierten u-Quark und dem Rest des Protons enthält mit zunehmender Entfernung immer mehr Energie, bis sie ausreicht, ein Quark-Antiquark-Paar, beispielsweise dd, zu erzeugen. Das d-Antiquark bildet mit dem u-Quark ein π+-Meson (Pion) und das d-Quark mit dem du-Rest ein Neutron (ddu). Im Endeffekt entfernt sich ein hochenergetisches Pion von einem Neutron.

Dies ist freilich eine sehr vereinfachte Darstellung: Das Proton enthält neben den drei konstituierenden Quarks (Valenzquarks) auch virtuelle Quark-Antiquark-Paare (Seequarks), mit denen das Elektron ebenfalls wechselwirken kann. Anstelle eine Pions und eines Neutrons werden außerdem meist höherenergetische Hadronen erzeugt, die in weitere Hadronen zerfallen. Letztlich beobachtet man ein enges Bündel (Teilchenjet) aus Hadronen sowie das abgelenkte Elektron.

Ein anderes Beispiel ist die Erzeugung von Quark-Antiquark-Paaren bei der Kollision von Elektronen und Positronen: e+e+ → q+q. Man beobachtet dabei zwei Hadronenjets in entgegengesetzte Richtungen. Ein Drei-Jet-Ereignis tritt auf, wenn zusätzlich ein hochenergetische Gluon emittiert wird, das auch eine Farbladung trägt und daher ebenfalls hadronisiert.

Ein Sonderfall ist das Top-Quark: Aufgrund seiner extrem kurzen Lebensdauer von 5e-25 s zerfällt es noch bevor es Zeit hat, Hadronen zu bilden.

Literatur

  • B. Povh, K. Rith, C. Scholz, F. Zetsche, W. Rodejohann: Teilchen und Kerne: Eine Einführung in die physikalischen Konzepte. 9. Auflage, Springer, 2014, ISBN 978-3-642-37821-8.