Version vom 10. Oktober 2017, 20:19 Uhr von imported>Gerbil
William B. Shockley, 1975
William Bradford Shockley (* 13. Februar 1910 in London; † 12. August 1989 in Stanford) war ein US-amerikanischer Physiker. 1956 wurde ihm der Nobelpreis für Physik zuerkannt.
Leben
William Shockley wurde am 13. Februar 1910 als Sohn des Bergingenieurs William Hillman Shockley und seiner Frau Mary, geb. Bradford in London geboren. Nachdem die Familie 1913 wieder in die Vereinigten Staaten übersiedelt hatte, machte er seine Ausbildung in Kalifornien und erhielt 1932 seinen Bachelor of Science (B.S.) vom California Institute of Technology (Caltech). Er promovierte 1936 bei John C. Slater am Massachusetts Institute of Technology (MIT) über die Struktur der Energiebänder in Natriumchlorid. Danach ging er zu den Bell Telephone Laboratories, wo er bis auf kurze Unterbrechungen bis 1955 arbeitete, z. B. in der Gruppe von Clinton Davisson. Ab 1945 leitete er dort die Halbleitergruppe mit dem Chemiker Stanley Morgan. Zu den Mitgliedern zählten John Bardeen, Walter Brattain, der Physiker Gerald Pearson, der Chemiker Robert Gibney und der Elektronik-Experte Hilbert Moore. Er war 1946 Gastprofessor an der Princeton University und 1954 am California Institute of Technology. 1954/55 war er für ein Jahr stellvertretender Direktor der Weapon Systems Evaluation Group des US-Verteidigungsministeriums.
Nach der Scheidung von Jean, geb. Bailey 1954, mit der er drei Kinder hatte, heiratete er Emmy Lanning. 1955 gründete er das Shockley Semiconductor Laboratory, eine neue Abteilung von Beckman Instruments, in Mountain View (Kalifornien), um dort den neuen Transistor und weitere Halbleiterbauelemente weiterzuentwickeln und zu produzieren. Seine Firma zog hervorragende Wissenschaftler und Ingenieure an, die aber auch in Konflikt mit dem oft schwierigen Shockley gerieten, so dass es 1957 zum Weggang führender Wissenschaftler (Traitorous Eight) kam, die Fairchild Semiconductor gründeten.
Shockley war ab 1951 Mitglied des wissenschaftlichen Beraterstabes der US Army und ab 1958 der US Air Force. Er wurde 1962 in den wissenschaftlichen Beraterstab des US-Präsidenten berufen und 1963 zum Alexander M. Poniatoff Professor für Ingenieurwissenschaften an der Stanford University ernannt.
1989 starb er an Prostatakrebs.[1] Die Shockley-Gleichung, welche die Strom-Spannungs-Kennlinie von Halbleiterdioden beschreibt, ist nach ihm benannt.
Werk
Shockley beschäftigte sich mit den Energiebändern von Festkörpern, mit Legierungen, der Theorie der Vakuumröhren, mit Theorien über Versetzungen und Korngrenzen, mit ferromagnetischen Domänen und Photoelektronen in Silberchlorid. Nach der Entwicklung des Transistors (kurz vor Weihnachten 1947) beschäftigte er sich mit den verschiedenen Aspekten der Transistorphysik. Daneben betrieb er Operations Research über den Einfluss des Gehaltes auf die individuelle Produktivität in Forschungslaboratorien.[2]
Seit 1951 war Shockley Mitglied der National Academy of Sciences.[3] 1953 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[4]
Shockley wurde 1956 zusammen mit Walter H. Brattain und John Bardeen mit dem Nobelpreis für Physik „für ihre Untersuchungen über Halbleiter und ihre Entdeckung des Transistoreffekts“ ausgezeichnet.
Beschäftigung mit Psychologie und Genetik
Nach 1963 widmete sich Shockley, obwohl er keine Ausbildung im Fach Psychologie genossen hatte, der Erforschung von Zusammenhängen zwischen Rasse und Intelligenz sowie Themen aus dem Bereich Eugenik. Finanziell unterstützt wurde er dabei in unbekannter Höhe[5] vom Pioneer Fund, der sich unter anderem die Förderung der Forschung über Vererbung und Eugenik zur Aufgabe gemacht hat.
Shockley sah in der größeren Kinderzahl der Personen mit einem geringeren Bildungsabschluss eine Bedrohung für die Zukunft der USA. So machte er darauf aufmerksam, dass nach der amerikanischen Volkszählung von 1970 unqualifizierte Weiße durchschnittlich 3,7 Kinder hatten, qualifizierte Weiße hingegen nur 2,3. Unter der schwarzen Bevölkerung war das Verhältnis durchschnittlich 5,4 zu 1,9 Kinder. Da er Intelligenz als erblich betrachtete, vermutete Shockley, die Gesamtbevölkerung könnte im Durchschnitt an Intelligenz verlieren. Außerdem seien, laut Shockley, Farbige genetisch bedingt weniger intelligent als Weiße, es gebe aber heute ein mangelndes Bestreben das (so Shockley) "Negro problem" anzutasten.[6] Daher sagte er eine Minderung der Überlebensfähigkeit der USA im Verhältnis zu anderen Nationen voraus, was er mit dem Begriff Dysgenik benannte. Er forderte die Subvention von Sterilisationen für Menschen mit einem niedrigeren IQ als 100 und die verstärkte Fortpflanzung Intelligenter.[7] Seine Thesen wurden von anderen Forschern, z. B. Joshua Lederberg[8], als fehlerhaft, pseudowissenschaftlich und rassistisch[9] kritisiert. Von anderen Mitarbeitern des Pioneer Fund erhielt er hingegen Lob für sein Werk. In den 1980er Jahren spendete Shockley, mit der Begründung seine überlegenen Gene zu verbreiten, sein Sperma an ein Samenbankunternehmen.[10]
Auszeichnungen
- Medal for Merit, 1946
- Morris Leibmann Memorial Prize, Institute of Radio Engineers, 1952
- Oliver E. Buckley Solid State Physics Prize, American Physical Society, 1953
- Comstock-Preis für Physik, National Academy of Sciences, 1953
- Nobelpreis für Physik, 1956
- Holley Medal, the American Society of Mechanical Engineers 1963
- Wilhelm-Exner-Medaille, 1963
Schriften (Auswahl)
- Electrons and holes in semiconductors, with applications to transistor electronics. Krieger, 1956, ISBN 0-88275-382-7
- Mechanics. Merrill, 1966
Literatur
- Roger Pearson (Hrsg.): Shockley on Eugenics and Race. The Application of Science to the Solution of Human Problems. Scott-Townsend, 1992, ISBN 1-878465-03-1. (Sammelband mit Shockleys Schriften über Vererbung, Eugenik und Dysgenik).
- Joel N. Shurkin: Broken Genius. The Rise and Fall of William Shockley, Creator of the Electronic Age. MacMillan, 2006, ISBN 978-0-230-55192-3.
Weblinks
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1956 an William B. Shockley (englisch)
- Eintrag über William Shockley in der Datenbank der Wilhelm-Exner-Medaillen-Stiftung.
Einzelnachweise
- ↑ work=New York Times William B. Shockley, 79, Creator of Transistor and Theory on Race. 14. August 1989. Abgerufen am 19. August 2011.
- ↑ William Shockley: On the Statistics of Individual Variation of Productivity in Research Laboratories. In: Proceedings of the Institute of Radio Engineers, Band 45, Nr 3, 1957, S. 279–290, doi:10.1109/JRPROC.1957.278364
- ↑ Member Directory: W. Shockley. National Academy of Sciences, abgerufen am 5. Dezember 2015 (englisch, Biographical Memoir von John L. Moll).
- ↑ Members of the American Academy. Listed by election year, 1950-1999 ([1]). Abgerufen am 23. September 2015
- ↑ Joel N. Shurkin: Broken Genius. The Rise and Fall of William Shockley, Creator of the Electronic Age., S. 223.
- ↑ Joel N. Shurkin: Broken Genius. The Rise and Fall of William Shockley, Creator of the Electronic Age., S. 214
- ↑ William Shockley, Roger Pearson: Shockley on Eugenics and Race: The Application of Science to the Solution of Human Problems. Scott-Townsend Publishers, 1992, ISBN 1-878465-03-1.
- ↑ Joel N. Shurkin: Broken Genius. The Rise and Fall of William Shockley, Creator of the Electronic Age., S. 203
- ↑ Epps, Edgar G: Racism, Science, and the I.Q. In: Integrated Education. 11. Jahrgang, Nr. 1, S. 35–44 (ed.gov). Vorlage:Cite book/Meldung
- ↑ Polly Morrice: The Genius Factory: Test-Tube Superbabies. In: The New York Times, 3. Juli 2005. Abgerufen am 19. August 2011.
1901: Röntgen |
1902: Lorentz, Zeeman |
1903: Becquerel, M. Curie, P. Curie |
1904: Rayleigh |
1905: Lenard |
1906: J. J. Thomson |
1907: Michelson |
1908: Lippmann |
1909: Braun, Marconi |
1910: van der Waals |
1911: Wien |
1912: Dalén |
1913: Kamerlingh Onnes |
1914: Laue |
1915: W. H. Bragg, W. L. Bragg |
1916: nicht verliehen |
1917: Barkla |
1918: Planck |
1919: Stark |
1920: Guillaume |
1921: Einstein |
1922: N. Bohr |
1923: Millikan |
1924: M. Siegbahn |
1925: Franck, G. Hertz |
1926: Perrin |
1927: Compton, C. T. R. Wilson |
1928: O. W. Richardson |
1929: de Broglie |
1930: Raman |
1931: nicht verliehen |
1932: Heisenberg |
1933: Schrödinger, Dirac |
1934: nicht verliehen |
1935: Chadwick |
1936: Hess, C. D. Anderson |
1937: Davisson, G. P. Thomson |
1938: Fermi |
1939: Lawrence |
1940–1942: nicht verliehen |
1943: Stern |
1944: Rabi |
1945: Pauli |
1946: Bridgman |
1947: Appleton |
1948: Blackett |
1949: Yukawa |
1950: Powell |
1951: Cockcroft, Walton |
1952: Bloch, Purcell |
1953: Zernike |
1954: Born, Bothe |
1955: Lamb, Kusch |
1956: Shockley, Bardeen, Brattain |
1957: Yang, T.-D. Lee |
1958: Tscherenkow, Frank, Tamm |
1959: Segrè, Chamberlain |
1960: Glaser |
1961: Hofstadter, Mößbauer |
1962: Landau |
1963: Wigner, Goeppert-Mayer, Jensen |
1964: Townes, Bassow, Prochorow |
1965: Feynman, Schwinger, Tomonaga |
1966: Kastler |
1967: Bethe |
1968: Alvarez |
1969: Gell-Mann |
1970: Alfvén, Néel |
1971: Gábor |
1972: Bardeen, Cooper, Schrieffer |
1973: Esaki, Giaever, Josephson |
1974: Ryle, Hewish |
1975: A. N. Bohr, Mottelson, Rainwater |
1976: Richter, Ting |
1977: P. W. Anderson, Mott, Van Vleck |
1978: Kapiza, Penzias, R. W. Wilson |
1979: Glashow, Salam, Weinberg |
1980: Cronin, Fitch |
1981: Bloembergen, Schawlow, K. Siegbahn |
1982: K. Wilson |
1983: Chandrasekhar, Fowler |
1984: Rubbia, van der Meer |
1985: von Klitzing |
1986: Ruska, Binnig, Rohrer |
1987: Bednorz, Müller |
1988: Lederman, Schwartz, Steinberger |
1989: Paul, Dehmelt, Ramsey |
1990: Friedman, Kendall, R. E. Taylor |
1991: de Gennes |
1992: Charpak |
1993: Hulse, J. H. Taylor Jr. |
1994: Brockhouse, Shull |
1995: Perl, Reines |
1996: D. M. Lee, Osheroff, R. C. Richardson |
1997: Chu, Cohen-Tannoudji, Phillips |
1998: Laughlin, Störmer, Tsui |
1999: ’t Hooft, Veltman |
2000: Alfjorow, Kroemer, Kilby |
2001: Cornell, Ketterle, Wieman |
2002: Davis Jr., Koshiba, Giacconi |
2003: Abrikossow, Ginsburg, Leggett |
2004: Gross, Politzer, Wilczek |
2005: Glauber, Hall, Hänsch |
2006: Mather, Smoot |
2007: Fert, Grünberg |
2008: Nambu, Kobayashi, Maskawa |
2009: Kao, Boyle, Smith |
2010: Geim, Novoselov |
2011: Perlmutter, Schmidt, Riess |
2012: Haroche, Wineland |
2013: Englert, Higgs |
2014: Akasaki, Amano, Nakamura |
2015: Kajita, McDonald |
2016: Thouless, Haldane, Kosterlitz |
2017: Barish, Thorne, Weiss