Pfund

Pfund

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Das Pfund (von mhd. und ahd. pfunt, phunt, dies von lat. pondus „ein Pfund an Gewicht“; Abk. Pfd., Pf.) ist eine alte Maßeinheit für die Masse.

Unter der englischen Bezeichnung pound ist es Teil des angloamerikanischen Maßsystems mit der Umrechnung:

  • als Handelsgewicht (Avoirdupois Weight): 1 pound = 1 lb. av. = 16 ounces (oz. av.) = 0,453 592 37 Kilogramm[1] (exakt, definiert)
  • ⇒ 1 Kilogramm ≈ 2,204 622 6 lb. av. (umgerechnet, gerundet)
  • als Fein- und Apothekergewicht (Troy and Apothecaries’ Weight): 1 pound = 1 lb. t. = 1 lb. ap. = 12 ounces (oz. ap.) = 144175 lb. av. ≈ 0,373 kg (gerundet)
  • ⇒ 1 Kilogramm ≈ 2,681 lb. ap. (umgerechnet, gerundet)

Die Abkürzung lb (lateinisch libra ‚Pfund‘), gleichbedeutend mit lbm oder lbm, erscheint in den Vereinigten Staaten von Amerika häufig in der Pluralform als lbs (Beispiel: 1 lb, aber: 2 lbs).

Für Rohrleitungen nach US-amerikanischem Standard wird die Druckfestigkeit mit psi oder lbs angegeben, womit lbs per square inch gemeint sind, genauer Pound-force per square inch. Auch der Reifendruck wird so angegeben.

Geschichte

Historisches Pfund

Datei:Pfund.png
Kürzel (hervorgegangen aus „lb“) für das Gewichtsmaß Pfund

Das Pfund des karolingischen Reichs geht auf die altrömische Libra (von der auch das Kurzzeichen Lb., lb., lb, ℔. oder (U+2114) übernommen wurde), auf die sizilianische Litra und das griechische Litron (‚Waage‘) zurück. Dieses maß 327,168 g (nach anderen Quellen ca. 327,45 g) zu 12 Unzen von 27,264 g. Die ebenfalls altrömische Mina war mit 16 Unzen 436,224 g schwer. Unter Karl dem Großen wurde das Gewicht neu festgelegt. Das Karlspfund (pondus Caroli) betrug ca. 406,5 Gramm.

Im Mittelalter war das Pfund als Gewichtsmaß in ganz Europa verbreitet, sein Gewicht wich jedoch von Stadt zu Stadt ab. Hatte das Pfund in Nürnberg gut 510 Gramm, so waren es in Würzburg 480 Gramm[2] und Berlin nur etwa 467 Gramm.

Als „Krämergewicht“ war 1 Pfund = 16 Unzen = 32 Lot = 128 Quentchen = 512 Pfenniggewichte = 1024 Hellergewichte (oder 1 : 16 : 2 : 4 : 4 : 2).

Heutiger Gebrauch

5-Kilo-/10-Pfund-Gewicht mit den Angaben „5 K.“ und „10 lb.“ (das Pfund mit 500 Gramm)

In Deutschland versteht man noch heute das Pfund entsprechend der Definition des ehemaligen Zollvereins von 1858 als 500 Gramm. Besonders in Deutschland, weniger in der Schweiz, wird dieses an das metrische Maß angepasste Pfund nach wie vor in der Alltagssprache benutzt, vor allem bei Lebensmitteln (halbes Pfund, Viertelpfund), in Deutschland auch für das Körpergewicht. Dieses Pfund ist allerdings weder SI-Einheit noch nach dem deutschen „Einheiten- und Zeitgesetz“ im geschäftlichen und amtlichen Verkehr zulässig.

In Österreich ist der Begriff bekannt, aber nicht gebräuchlich; stattdessen sind hier Kilogramm und Dekagramm (10 Gramm) – umgangssprachlich Kilo und Deka – üblich.

Apotheker-Pfund

Als Apothekergewicht in Medizin und Pharmazie konnte sich das Nürnberger Apotheker-Pfund zu etwa 357,854 g durchsetzen, in der Unterteilung 1 lb = 12 Unzen = 96 Drachmen (bzw. Quintlein) = 288 Skrupel = 576 Oboloi = 5760 Gran (oder 1 : 12 : 8 : 3 : 2 : 10).

In den österreichischen Kronländern galt hierfür das Wiener Medizinal-Pfund zu etwa 420,0450 g, mit der Unterteilung in 12 Unzen. Eine Unze entsprach 2 Lot und 1 Lot entsprach 4 Quintlein bzw. Drachmen. Drei Skrupel entsprachen einem Quintlein. Die kleinste Einheit war das Gran, wobei ein Gran etwa gleich schwer war wie ein Pfefferkorn, das sind umgerechnet auf Gramm 0,0729 g. Zwanzig Gran entsprachen einem Skrupel. Ein normales Wiener Handelspfund entsprach 560,012 Gramm,

Seit etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts ist auch die pharmazeutische Industrie dezimal-metrisch.

Für das britische bzw. amerikanische Apotheker-Pfund (troy pound) siehe → Apothekergewicht.

Zollpfund

Gewicht zu 10 Zollpfund („10 Z. Pf.“)

1854 legte der Deutsche Zollverein das Pfund (Zollpfund) auf exakt 500 Gramm fest, womit es etwa sieben Prozent schwerer war als die abgelöste Einheit. Diese Definition war schon zuvor in einigen süddeutschen Staaten (vgl. Alte Maße und Gewichte (Baden), Alte Maße und Gewichte (Hessen)) sowie in der Schweiz (vgl. Alte Masse und Gewichte (Schweiz)) gültig und wurde 1858 beispielsweise auch in Berlin eingeführt. Der Zentner entsprach in der Folge 50 Kilogramm.

  • 1 Zollpfund = 10 Neulot = 100 Quint = 1000 Halbgramm[3]

Das heutige umgangssprachliche Pfund hat mit 500 Gramm die gleiche Masse wie das Zollpfund.

Ausgewählte historische Pfundangaben

(Vormetrisches) Gewicht zu 25 Pfund (Gewicht 12,25 kg). Durch Einfüllen von Blei in die Höhlung auf der Unterseite konnte das Gewicht auf das (regionale) Pfund-Gewicht angepasst werden.

Aus Literatur:[4]

  • Bayern 1 Pfund = 560 Gramm
  • Bremen 1 Handelspfund = 498,5 Gramm
  • Bremen 1 Krämerpfund = 470,283 Gramm
  • England 1 Pfund (Avoirdupois-Pound) = 453,59 Gramm
  • England 1 Pfund (Troy-Pound) = 373,24 Gramm
  • Frankfurt am Main 1 leichtes Pfund = 467,711 Gramm
  • Frankfurt am Main 1 schweres Pfund = 505,128 Gramm
  • Frankreich 1 Pfund (Livre „poid de marc“) = 489,5058 Gramm[5]
  • Hamburg 1 Pfund = 484,609 Gramm
  • Lauenburg 1 Pfund = 486,474 Gramm
  • Lippe-Detmold 1 Pfund = 467,41 Gramm
  • Lübeck 1 Pfund lübsch = 484,7 Gramm
  • Mecklenburg-Schwerin 1 Handelspfund = 484,708 Gramm
  • Nassau; Hessen-Darmstadt; Baden 1 Pfund = 500 Gramm (Zollgewicht)
  • Niederlande 1 Pond = 1000 Gramm (= 10 Onsen = 100 Looden)
  • Norwegen 1 Pund = 498,4 Gramm
  • Österreich 1 Pfund = 560,012 Gramm
  • Preußen; Hannover 1 Pfund = 467,711 Gramm
  • Sachsen-Altenburg; Schwarzburg-Rudolstadt 1 Leipziger Pfund = 467,6246 Gramm
  • Sachsen-Meinigen-Hildburghausen 1 Pfund = 509,996 Gramm
  • Schleswig-Holstein 1 Pfund = 486,474 Gramm
  • Fürstentum Birkenfeld 1 Pfund Rostgewicht = 487,355 Gramm[6]
  • Fürstentum Birkenfeld 1 Handelspfund = 543,43 Gramm

Pfund als Flächenmaß

Das Pfund als Flächenmaß war in Österreich um Wien verbreitet. Es ist in den Einträgen der Grundbücher nachweisbar.[7]

  • 1 Pfund Weingarten = 80 Quadratklafter (Wiener = 3,597 m²) = etwa 287 Quadratmeter
  • 10 Pfund = 800 (Wiener) Quadratklafter = ½ (niederösterreichisches) Joch

Pfund als Stückmaß

Pfund war auch ein Stückmaß. Es bezeichnete an einigen Orten eine Menge von 8 oder 240.

  • in Nürnberg 1 Pfund = 240 Stück
  • in Regensburg 1 Pfund Salz = 8 Schilling = 240 Scheiben[8]

Das Stückmaß war in Regensburg gleichzeitig ein Salzmaß.

Pfund im übertragenen Sinne

Im übertragenen Sinne bedeutet Pfund die Fähigkeit oder Begabung eines Menschen (in Anspielung auf das biblische Gleichnis von den anvertrauten Talenten (oft auch … Pfunden genannt) in Matthäus 25,18). Auch der Begriff Talent bezeichnet sowohl eine bestimmte Menge Silber als auch die Begabung.

Abgeleitet von Pfund war um 1900 das Wort pfundig ein Modeausdruck der Jugendsprache. In einigen Teilen Bayerns hat sich der Ausdruck im Sinne von „toll, großartig“ erhalten. In der Sprache der US-amerikanischen Amischen ist der „Pfunder“ eine Führungskraft und wird im Englischen häufig mit „founder“ (Gründer) verwechselt. Der Ursprung des Wortes stammt jedoch vom biblischen Talent.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Pfund – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Research Highlights of the National Bureau of Standards By United States. National Bureau of Standards in der Google-Buchsuche
  2. Hans-Peter Baum: Grundzüge der Würzburger Sozialgeschichte 1814–2004. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1328, Anm. 111.
  3. Leopold Carl Bleibtreu: Handbuch der Münz-, Maaß- und Gewichtskunde, und des Wechsel- Staatspapier- Bank- und Actienwesens europäischer und außereuropäischer Länder und Städte. Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart 1863, S. 78.
  4. Heinrich Christian Burckhardt: Forstliche Hilfstafeln. Carl Rümpler, Hannover 1858.
  5. Französisches Industrieministerium: 2.4 Die definitiven Standards. Sinngemäß: „Ein Kilogramm wiegt 18.827,15 Grän des Markgewichts.“ (Das alte Pfund hatte 9216 Grän.)
  6. August Schiebe: Universal-Lexikon der Handelswissenschaften, enthaltend: die Münz-, Maß- und Gewichtskunde, das Wechsel-, Staatspapier-, Bank- und Börsenwesen […]. Band 3. Fleischer, 1839, S. 588.
  7. Franz von Heintl: Der Weinbau des österreichischen Kaisertums. Band 1, Selbstverlag, Wien 1821, S. 31.
  8. Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde. Verlag Gottfried Basse, Quedlinburg und Leipzig 1830, S. 247.