Die Thermofluiddynamik ist ein zusammengesetztes Teilgebiet der Physik. Es setzt sich aus den zwei großen Teilgebieten der Thermodynamik und Fluidmechanik zusammen. Da diese beiden Themengebiete für technische Anwendungen oft in enger Wechselwirkung miteinander stehen, gibt es die Disziplin der Thermofluiddynamik, welche die Schnittstelle zwischen ihnen bildet. Des Weiteren baut die Thermofluiddynamik auf den Eigenschaften der Fluide auf, somit ist es also keine Disziplin, bei der Festkörper eine übergeordnete Rolle spielen. Die Thermofluiddynamik ist ein moderneres Gebiet der Physik, welches jedoch in vielen Bereichen der Technik Anwendung findet.
Die Thermofluiddynamik umfasst die Gebiete Energietechnik (z. B. Verdichter, Expander, Ventile, Wärmeübertrager), Versorgungstechnik (Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Gas, Fernwärme), Verfahrenstechnik (Stoffwandlungen, Stofftransport), Umwelttechnik (Kläranlagen, Rauchgasreinigung, Schadstoffausbreitung) und Verkehrstechnik (Fahrzeug-, Luft- und Raumfahrttechnik → Aerodynamik, Antriebstechnik).
Die Thermodynamik ist eine Teildisziplin der Physik. Aus dem Studium der Volumen-, Druck- und Temperaturverhältnisse bei Dampfmaschinen wurden die Grundlagen der Thermodynamik entwickelt. Die Thermodynamik beschäftigt sich unter anderem mit der Untersuchung der Gesetzmäßigkeiten der Umwandlung von Wärme in andere Energieformen und umgekehrt. Deswegen ist sie auch unter dem Begriff der Wärmelehre bekannt.
Die Lehre der Thermodynamik findet, in den Bereichen Anwendung, wo Wärme im Spiel ist. Zum Beispiel bei Motoren, Kühlschränken oder auch bei der Optimierung von Reaktionsbedingungen hinsichtlich Temperatur und Druck.
In der Thermodynamik unterscheidet man zwischen offenen, geschlossenen und abgeschlossenen Systemen. Offene Systeme sind gekennzeichnet durch Energie- und Stoffaustausch über die Systemgrenzen hinaus. Geschlossene Systeme hingegen sind für Materie undurchlässig. Ein solches System enthält also stets dieselbe Stoffmenge. Sein Volumen braucht dagegen nicht konstant zu sein, denn die Systemgrenzen dürfen sich bewegen. Abgeschlossene Systeme tauschen weder Energie noch Materie mit ihrer Umgebung aus.
Fluiddynamik bzw. Strömungslehre ist ein Teilgebiet der Physik und befasst sich mit der Lehre von Gasen und Fluiden, welche in Bewegung sind. Die Fluiddynamik spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht Rohrleitungssysteme zu planen und zu verlegen. Hierbei kann von stationären als auch von instationären Strömungen die Rede sein. Bleibt in einem fixierten Punkt im Raum im Strömungsfeld die Geschwindigkeit konstant, so spricht man von einer stationären Strömung. Ändert sich die Geschwindigkeit so kann von einer instationären Strömung ausgegangen werden.
Häufig kann in der Technik von einer stationären Strömung ausgegangen werden. Betrachtet man ein Kontrollvolumen (z. B. ein Rohrstück) und bilanziert die Massenströme um das Volumen, kommt man auf die stationäre Massenbilanz eines offenen Systems oder auch Kontinuitätsgleichung genannt.
Eine Eigenschaft der Fluide ist die Kompressibilität, die die Änderung der Dichte eines Fluids bei Druckänderung beschreibt und die Eigenschaft der Volumenänderung bei Temperaturänderung. Die Kompressibilität eines Fluids ist das Entscheidungskriterium hinsichtlich einer Unterscheidung zwischen Gas (kompressibel) und Flüssigkeit (nahezu inkompressibel).
Die Annahme eines inkompressiblen Fuids ist daher eine Idealisierung des physikalischen Verhaltens, wenn das Fluid einer Volumenänderung einen großen Widerstand entgegensetzt. Die Unterscheidung nach inkompressiblen und kompressiblen Fluiden betrifft auch die Fluiddynamik, denn Strömungskinetik bzw.-kräfte können bei kompressiblen Fluiden zu einer Dichteänderung führen und damit wieder Rückwirkung auf die Strömung haben.
Unter den Begriffen Hydraulik (nahezu inkompressible Fluide wie Flüssigkeiten, meist Öl) und Pneumatik (kompressible Fluide wie Gase, meist Luft) werden Techniken verstanden, die „Kraftbewegungen“ mit Fluiden verwirklichen und steuern. Weiterhin wird zwischen idealen und realen Fluiden unterschieden.
Ideale Fluide sind inkompressibel, dies bedeutet dass die Dichte des Fluids bei Druckveränderung konstant bleibt. Sie sind nicht viskos und deshalb reibungsfrei. Alle strömenden Fluidteilchen in einer Strömung eines idealen Fluids haben eine gleich große und eine gleichgerichtete Geschwindigkeit. Strömungen idealer Fluide werden Potentialströmungen genannt. Unter Annahme eines über den Strömungsquerschnitt konstanten Strömungsprofils kann mit der Vereinfachung von einer 1-dimensionalen Strömung ausgegangen werden. Dies ist in der praktischen Anwendung von großer Bedeutung, da 3-dimensionale Strömungsgleichungen in der Regel nur mit Hilfe numerische Verfahren (CFD) gelöst werden können.
Bei realen Fluiden muss zwischen einer laminaren und einer turbulenten Strömung unterschieden werden. Jede Strömung ist bei entsprechend niedriger Geschwindigkeit laminar. Erhöht man die Geschwindigkeit, so wird die Strömung eines reellen Fluides instabil und wird zu einer turbulenten Strömung. Diese ist davon gekennzeichnet, dass der Betrag und die Richtung der Hauptgeschwindigkeit von unregelmäßigen Schwankungen überlagert sind. Die Vorausberechnung der Umströmung stumpfer Körper durch ideale Fluide liefert ein Strömungsbild, bei dem die Stromlinien sich an die Kontur schmiegen und hinter dem Körper wieder schließen. Bei der Annahme eines realen Fluids ergibt sich nur im vorderen Bereich ein ähnliches Bild. Etwa an der dicksten Stelle des Körpers lösen sich Stromlinien ab. Diese Erscheinung wird Ablösung genannt. Der Raum zwischen der Körperrückseite und den rasch strömenden Fluidpartien füllt sich mit Fluid, das geringere lokale und weniger rechtete, wirbelige Bewegungen ausführt.
Für ein ideales Gas gilt für die Dichte in Abhängigkeit von Druck und Temperatur das ideale Gasgesetz.
mit $ R_{i} $ der spezifischen Gaskonstante.
Die kinematische Viskosität eines Fluids ist das Verhältnis der dynamischen Viskosität zur Dichte des Fluids. Sie wird auch als spezifische Viskosität bezeichnet:
mit η der dynamischen Viskosität.
Der statische Druck in einem ruhenden Fluid ist wie folgt definiert: Es ist die Kraft, die senkrecht auf eine Fläche wirkt. Dieser Druck ist ortsabhängig und muss somit für sehr kleine Flächen definiert werden.
Der Volumenstrom $ {\dot {V}} $ ist das Volumen ∆V eines Fluid, das pro Zeitdauer ∆t durch den Querschnitt $ A_{c} $ strömt.
Bei bekannter Querschnittsfläche $ A_{c} $ und aus der mittleren Strömungsgeschwindigkeit $ \omega _{m} $ im Querschnitt, kann ebenso der Volumenstrom V ̇ berechnet werden.
Genau wie der Volumenstrom $ {\dot {V}} $ist der Massenstrom m ̇ definiert. Die Masse ∆m eines Fluid, die pro Zeitdauer ∆t durch den Querschnitt $ A_{c} $ strömt.
Der Massenstrom \dot m der durch einen Querschnitt mit bekannter Querschnittsfläche $ A_{c} $ strömt, kann aus der mittleren Strömungsgeschwindigkeit $ \omega _{m} $ und der Dichte ρ des Fluids im Querschnitt bestimmt werden.
Häufig ist (z. B. bei laminarer Strömung) die Strömungsgeschwindigkeit ω in einem Strömungsquerschnitt nicht konstant, sondern ortsabhängig. Deswegen wird zur Ermittlung des Volumen- und Massenstromes durch einen Querschnitt der Mittelwert $ \omega _{m} $ der Geschwindigkeit bestimmt.
Unter stationärer Strömung lässt sich (unter Vernachlässigung der Reibung) ein Gleichgewicht der Drücke erkennen
Bei der Betrachtung von stationären Ausströmproblemen mit der vereinfachten Annahme, dass es sich um ein ideales Fluid handelt, kann in der Regel mit der Bernoulli Gleichung gerechnet werden.
Die einfachste Form der Anwendung ist die stationäre Ausströmung aus einem oben offenen, beliebig geformten Behälter mit konstant gehaltenem Flüssigkeitsspiegel. Aus diesem Behälter strömt – durch eine relativ kleine Öffnung im unteren Bereich – Flüssigkeit aus.
Bei so einem Behälter kann die Bernoulli-Gleichung wie folgt vereinfacht werden:
Die Bernoulli-Gleichung sieht dann wie folgt aus:
Wenn wir nun nach der Geschwindigkeit auflösen erhalten wir das Torricelli’sche Ausflussgesetz:
Die Bilanzgleichung ist ein Bestandteil der Thermofluiddynamik, da sie sowohl die Thermo-, als auch die Fluiddynamik benötigt. Bilanzgleichungen sind immer gleich aufgebaut, unabhängig von der Größe X, nach der bilanziert wird. Solche Größen können beispielsweise die Masse, die Energie, die Entropie oder auch Geld sein. Der erste Schritt zur Erstellung einer Bilanz ist die Festlegung der Bilanzierungsgröße und des Bilanzraumes. Der monatliche Kontoauszug eines Bankkontos stellt beispielsweise nichts anderes als eine Bilanz der Geldmenge über die Zeit- spanne eines Monats dar. Der Bilanzraum ist das Konto. Überweisungen von anderen Konten und Einzahlungen erhöhen die Geldmenge und Auszahlungen verringern diese.
Auf die Thermodynamik übertragen ist der Bilanzraum das thermodynamische System. Wird eine Menge der Bilanzierungsgröße X aus der Umgebung über die Systemgrenze transportiert, so erhöht sich die Menge X im System. Wird sie aus dem System über dessen Grenze an die Umgebung abgeführt, so verringert sich die Menge X im System. Außerdem können - sofern vorhanden - Quellen bzw. Senkungen im System die Menge X im System erhöhen bzw. verringern. Bei der Bilanzierung einer Teilmasse im System, beispielsweise der Masse des Gases Kohlendioxid (CO2), würde eine Reaktion unter Bildung von CO2 (z. B. Verbrennung) einer Quelle, eine Reaktion unter Verbrauch von CO2 (z. B. eine Photosynthese) einer Senkung entsprechen. Das System ist in sich geschlossen. Dies bedeutet, dass weder Energie zugeführt noch entnommen werden kann.
Die Verfahrenstechnik als Ingenieurdisziplin erforscht verschiedene Stoffänderungsverfahren, entwickelt und verwirklicht diese. Sie bezeichnet alle technischen Prozesse, in denen aus einem Rohmaterial oder -Stoff ein Produkt hergestellt wird, dass nach Art, Eigenschaft und Zusammensetzung verändert ist. Schon in der früheren Geschichte bediente sich der Mensch der Verfahrenstechnik, zum Beispiel bei der Umwandlung von Erzen in reinen Metalle zum schmieden von Waffen und Gebrauchsgegenständen.
Die Fluid- bzw. Strömungstechnik setzt sich mit der Bewegung von Fluiden, also Gasen oder Flüssigkeiten, auseinander. Hierbei spielt die Energieübertragung durch Strömungen eine entscheidende Rolle. Die Hydraulik und Pneumatik sind die hauptsächlichen technischen Bereiche in welchen die Fluidtechnik zum Tragen kommt. In einem gewöhnlichen PKW basieren meist mehrere Funktionen auf Hydrauliksystemen, wie zum Beispiel:
Ein Anwendungsgebiet der Thermofluiddynamik ist in der Energietechnik zu finden. Bei der Konstruktion und Berechnung von Fluidsystemen, die z. B. der Stromerzeugung oder der Wärmeerzeugung dienen, muss man den Thermodynamischen, sowie den Fluiddynamischen Anteil des Fluids berücksichtigen. Solche Systeme sind heutzutage in fast jedem Haushalt weltweit verfügbar und für viele Menschen selbstverständlich. Ein Anwendungsbeispiel ist ein Heizungssystem in einem Einfamilienhaus. Da elektrische Heizungen immer seltener im Gebrauch sind und immer mehr solcher Fluidsysteme (Zentralheizungen) verwendet werden, braucht man bei der Konstruktion und Planung dieser Systeme Kenntnisse der Thermofluiddynamik. Da bei so einem Heizungssystem Wasser durch Rohre fließt und dieses dazu noch erwärmt wird, muss die Thermodynamik und die Fluiddynamik dieses Systems berücksichtigt werden.
Unter Versorgungstechnik fasst man alle technischen Maßnahmen zusammen, die in Räumen und Gebäuden, aber auch Betriebsstätten und Einrichtungen, die keine Gebäude sind, der energetischen Versorgung, d. h. beispielsweise Beheizung und Beleuchtung, sowie der stofflichen Versorgung (Wasser, Luft) und der Entsorgung aller Abfallprodukte (Abwasser, Müll) dienen. Versorgungstechnik schließt dabei alle Gebäudetypen sowie auch Anlagen mit ein. Der Begriff der Versorgungstechnik ist hierbei sehr weitgefächert und umfasst viele Teilgebiete (z. B. Wärme-, Wasserversorgung), wobei der Hauptzweck ist, das Gebäude für Bewohner nutzbar zu machen. Die Thermofluiddynamik wird in vielen Teilgebieten der Versorgungstechnik genutzt, wie zum Beispiel bei Heizungen, Lüftungen oder Klimaanlagen. Dabei hilft die Thermofluiddynamik unter anderem bei der Dimensionierung von Rohr- und Ventilquerschnitten oder der Auslegung von Fördereinrichtungen. Hierbei sind vor allem Strömungsberechnungen der Gase und Flüssigkeiten essentiell. Weiterhin werden für die Wärmeversorgungstechnik unter anderem auch Wärmepumpen oder BHKW verwendet, welche auf thermofluiddynamische Prozesse aufbauen. Bei der Wärmepumpe zum Beispiel wird unter Aufwendung von technischer Arbeit thermische Energie aus einem Reservoir niedriger Temperatur aufgenommen und als Nutzwärme aus ein zu beheizendes System mit höherer Temperatur übertragen. Der hierbei verwendete Prozess ist im Prinzip die Umkehrung eines Wärmekraftprozesses, bei welchem Wärmeenergie aufgenommen wird und in mechanische Energie umgewandelt wird.