Ein Temperaturkoeffizient (Temperaturbeiwert) beschreibt die relative Änderung einer jeweils bestimmten physikalischen Größe bei Änderung der Temperatur gegenüber einer festgelegten Referenztemperatur. Die interessierende Größe ist meist, aber nicht immer eine Materialeigenschaft.
Temperaturkoeffizienten werden für verschiedene Größen wie beispielsweise die Länge, das Volumen (siehe Ausdehnungskoeffizient), den Druck, den elektrischen Widerstand oder die Spannung an einer Halbleiterdiode betrachtet. Ein mehr oder weniger linearer Zusammenhang der jeweiligen Größe mit der Temperatur, also ein annähernd konstanter Temperaturkoeffizient, liegt im Allgemeinen nur in einem begrenzten Temperaturbereich vor.
Ist die interessierende Größe
Als Bezugstemperatur wird oft 20 °C gewählt.
Allgemein kann jede Temperaturkennlinie durch eine Taylorreihe beschrieben werden:
Angenähert durch ein Taylorpolynom n-ten Grades ergibt sich die Approximation:
Für
Dabei ist
Die Temperaturkoeffizienten können wie folgt durch Ableitung der bekannten Funktion
Es ist zu beachten, dass die Temperaturkoeffizienten von der Bezugstemperatur abhängen.
Für das ideale Gas sind die Temperaturkoeffizienten für Druckänderung und Volumenänderung gleich
Bei den idealisierenden Annahmen sind Druckänderung und Volumenänderung linear.
Die Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstands von Bauelementen (Leitungen, Widerständen) muss bei der Konstruktion von Baugruppen und der Auslegung von Schaltungen immer einkalkuliert werden. Andererseits wird diese Eigenschaft auch genutzt, z. B. bei Widerstandsthermometern.
Da der Temperaturkoeffizient des elektrischen Widerstands streng genommen nicht konstant ist, gibt es Polynome zur Berechnung des Widerstands aus der vorliegenden Temperatur, zum Beispiel genormt für das Pt100. Für regelungstechnische Anwendungen sind oft lineare Funktionen erwünscht. Der lineare Temperaturkoeffizient
Reine Metalle | Legierungen | Nichtmetalle | |||
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Aluminium (99,5 %) | 4,0 · 10−3[1] | Aldrey (AlMgSi) | 3,6 · 10−3[1] | Kohlenstoff | −0,5 · 10−3[2] |
Blei | 4,2 · 10−3[1] | Berylliumbronze (SnBe4Pb) | 0,5 · 10−3 | Graphit | −0,2 · 10−3 |
Eisen (rein) | 6,57 · 10−3[3] | Manganin (Cu84Ni4Mn12) | ±0,04 · 10−3 | Lichtbogen-Kohle | 0,5 · 10−3[4] |
Gold | 3,7 · 10−3[1] | Konstantan | ±0,01 · 10−3[1] | Germanium | −48 · 10−3[2] |
Kupfer (99,9 %) | 3,93 · 10−3[1] | Isaohm | ±0,003 · 10−3[5] | Silizium | −75 · 10−3[2] |
Nickel | 6,0 · 10−3[1] | Messing (CuZn37) | 1,6 · 10−3[1] | ||
Platin | 3,92 · 10−3[6] | Weicheisen (4 % Si) | 0,9 · 10−3[4] | ||
Quecksilber | 0,9 · 10−3[1] | Stahl C15 | 5,7 · 10−3 | ||
Silber | 3,8 · 10−3[1] | ||||
Tantal | 3,3 · 10−3[1] | ||||
Wolfram | 4,4 · 10−3[1] |
Der Temperaturkoeffizient eines Schwingquarzes beschreibt die Temperaturabhängigkeit der Eigenfrequenz.
Der Temperaturkoeffizient eines Kernreaktors beschreibt die Temperaturabhängigkeit der Reaktivität (siehe auch Reaktivitätskoeffizient).