Nicolas Gisin (* 1952 in Genf, Schweiz) ist ein Schweizer Physiker, Professor an der Universität Genf. Er ist für Arbeiten zu den Grundlagen der Quantenmechanik und zur Quantenkryptographie bekannt.
Gisin studierte Physik und Mathematik Universität Genf, an der er sein Physik-Diplom erwarb und 1981 in Physik promoviert wurde. Für seine Dissertation erhielt er einen Preis der Fondation Louis de Broglie[1]. Als Post-Doktorand war er an der University of Rochester, New York, und war danach ab 1984 in einem Start-Up Unternehmen aus dem Bereich der Glasfaseroptik für die Telekommunikation tätig (Alphatronix). Vier Jahre später war er in einem Schweizer Unternehmen der Softwareentwicklung tätig, die Bildverarbeitungs-Software herstellte. 1988 wechselte er auf den Lehrstuhl „Optische Systeme“ der Universität Genf, wo er Forschungsschwerpunkte im Bereich optische Sensoren und Quantenoptik aufbaute. 2001 war er Ko-Gründer der Firma ID Quantique (IDQ).
Er arbeitet sowohl theoretisch als auch experimentell.
Gisin entwickelte eine heute vielfach verwendete Messmethode für Polarisationsmodendispersion.
Seine Arbeiten zur Quantenkryptographie zählte das Technology Review Magazin des MIT 2003 zu den 10 zukunftsträchtigsten Erfindungen.[2] Er befasste sich seit den 1990er Jahren mit Experimenten zu Quantenkryptographie und Quantenteleportation. 2003 demonstrierte er Quantenteleportation in Frequenzen, die in handelsüblichen Glasfasern benutzt werden über eine Strecke von 2 km und 2007 in kommerziellen optischen Glasfasernetzwerken (der Swisscom) auf Abständen von 10 bis 100 km.[3][4] Ein Problem der Übertragung über längere Distanzen ist die Notwendigkeit von Zwischenverstärkern. Hierzu entwickelte er mit seiner Gruppe 2008 Quantenspeicher.[5] 2014 zeigte er Quantenteleportation nicht nur auf Photonen, sondern auch von Photonen auf Festkörperzustände über lange Distanzen (25 km).[6]
In einer Arbeit aus dem Jahr 2006 zeigte er mit Kollegen, dass die informationstheoretische Sicherheit von Protokollen der Quantenkryptographie aus Beobachtungen allein nachgewiesen werden kann, ohne Rückgriff auf die Quantenmechanik (ähnlich macht auch die Bellsche Ungleichung Aussagen die unabhängig von der Gültigkeit der Quantenmechanik sind)[7]
Im Rahmen der Realisierung von Quanten-Teleportation und Quanten-Kryptographie in Telekommunikationsnetzwerken testete er auch die quantenmechanische Nichtlokalität (Einsteins spukhafte Fernwirkung) in Experimenten vom Typ der Verletzung Bell-artiger Ungleichungen über grosse Distanzen.[8][9]
2004 führte er mit Sandu Popescu für die Diskussion der Feinheiten der Unterscheidung von Informationsgehalt und physikalischer Realisierung in der Quantentheorie den Begriff Quanten-Handschuh (Quantum Glove) ein.[10]
2009 erhielt er den ersten John Stewart Bell Prize der Universität Toronto[11], für die Demonstration von Entanglement und Quanten-Teleportation über lange Distanzen und Beiträge zur Theorie der Bell-Ungleichungen[12], 2014 den Marcel-Benoist-Preis und den International Quantum Communication Award.
Als Hobby spielt er Feld-Hockey.
Personendaten | |
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NAME | Gisin, Nicolas |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Physiker |
GEBURTSDATUM | 1952 |
GEBURTSORT | Genf, Schweiz |