Ein Drahtgitterpolarisator (oder Hertzsches Gitter) ist ein Polarisator für elektromagnetische Wellen, der aus einer Anordnung paralleler, gut leitender Metalldrähte besteht. Er ist für Wellen durchlässig, deren elektrisches Feld senkrecht zu den Drähten schwingt. Bei Parallelität reflektiert das Gitter wie eine leitende Fläche. Schräg oder zirkular polarisierte oder unpolarisierte Wellen werden in eine senkrechte und eine parallele Komponente getrennt. Der Drahtgitterpolarisator absorbiert keine Energie.
Abstand und Durchmesser der Drähte sollen deutlich kleiner als die Wellenlänge sein. Gegenseitige Isolation ist wichtig.
Wenn der elektrische Feldvektor parallel zu den Drähten – oder anderen guten elektrischen Leitern – schwingt, wird in diesen ein Wechselstrom erzeugt, ohne dass die ursprüngliche elektromagnetische Welle geschwächt wird. Dieser Wechselstrom strahlt in alle Richtungen Wellen ab (Huygenssches Prinzip), die bezüglich der einfallenden Welle entgegengesetzte Phase besitzen.
Im Grenzfall verschwindender Abstände zwischen den Drähten erhält man eine Metallplatte, welche die Welle reflektiert.
Wenn der elektrische Feldvektor der eintreffenden Welle mit den Drähten einen rechten Winkel bildet, können die Elektronen (bei hinreichend dünnen Drähten, d << λ) keine nennenswerten Bewegungen ausführen. Da ein vernachlässigbarer Wechselstrom keine Welle abstrahlt, kann die Welle ungehindert passieren.
Neben Demonstrationsversuchen in der Lehre finden Gitterpolarisatoren Anwendung zur Vermessung der Polarisationsrichtung elektromagnetischer Wellen, z. B. an astronomischen Radioteleskopen.
Im Jahr 1960 wurde ein Drahtgitter mit 2160 Drähten pro Millimeter hergestellt, das auch bei infrarotem Licht funktionierte[1]. Heute sind Polarisationsfolien für Licht im sichtbaren bis zum nahen infraroten Bereich erhältlich.[2]
Als Stäbe oder Drahtgitter ausgebildete Reflektoren von linear polarisierten Antennen verringern deren Windlast – es ist keine geschlossene Platte als Reflektor nötig.