Sandu Popescu (* 1956 in Oradea, Rumänien) ist ein britischer Physiker, der sich mit Quanteninformationstheorie und Grundlagen der Quantenmechanik befasst.
Popescu studierte bei Yakir Aharonov in Tel Aviv. Er ist Professor an der Universität Bristol (H. H. Wills Laboratory) und war Gastprofessor an der University of California, Berkeley.
Er befasst sich insbesondere mit Quanten-Nichtlokalität. Er arbeitet vorwiegend theoretisch, aber auch experimentell und war auch an kommerziellen Anwendungen beteiligt.
1992 fand er (damals an der Freien Universität Brüssel) mit Daniel Rohrlich Quantenzustände, die die Bellsche Ungleichung maximal verletzen.[1] Außerdem fanden sie aber verschränkte Quantenzustände, die die Bell-Ungleichung nicht verletzen.[2] 1994 zeigte er, dass es, falls man statt der Unbestimmtheit die Nichtlokalität zugrunde legt[3], Theorien gibt, die die CHSH-Ungleichungen (Verallgemeinerungen der Bell-Ungleichungen von John Clauser, Horne, Shimony und Holt) stärker verletzten als durch die Quantenmechanik erlaubt ist[4]. Diese Superquanten-Korrelationen erfüllen dabei immer noch die relativistische Kausalität (kein Informationsaustausch mit Überlichtgeschwindigkeit). Die Quantenmechanik liefert Schranken bezüglich des Betrags von $ 2\cdot {\sqrt {2}} $ für die CHSH Ungleichungen (lokale Verborgene Variablen Theorien einen Wert von 2), die von Popescu und Rohrlich entdeckten Zustände (nonlocal PR boxes) erfüllen die maximal erlaubte Schranke 4. Sie sind prinzipiell beobachtbar (bisher aber wurden keine solchen Zustände gefunden) und haben theoretische Anwendung, zum Beispiel in der Untersuchung der Sicherheit in der Quantenkryptographie.
1996 bis 2008 war er bei Hewlett-Packard, die bei Bristol ein Forschungslabor haben. Dort realisierte er mit anderen 1997 als einer der Ersten[5] Quanten-Teleportation in einem quantenoptischen Experiment.[6]
Zu den nicht-intuitiven Folgerungen der Quantentheorie gehört seine Entdeckung mit Nicolas Gisin, dass zwei antiparallele Spins mehr Information über ihre Richtung enthalten als parallele Spins (Grund ist die Anti-Unitarität der Spin-Inversion)[7]. Mit Gisin und anderen Kollegen führte er Quanten-Handschuhe ein (Quantum Gloves), Paare rotationsinvarianter Quantenzustände, die vollständige Information über die Chiralität eines dreidimensionalen Bezugssystems enthalten, aber keine Information über seine Orientierung.[8] Er untersucht damit den Unterschied zwischen Informationsgehalt und physikalischer Realisierung.
In jüngster Zeit untersuchte er die Thermodynamik von Quanten-Systemen.[9][10] Insbesondere zeigte er, dass auch sehr kleine Quantensysteme (aus 2 Qubits) den Carnot-Wirkungsgrad thermodynamischer Maschinen erreichen können.[11]
2000 erhielt er den Adams-Preis und er erhielt 2011 den John Stewart Bell Prize der Universität Toronto.[12] Für 2016 wurde ihm die Dirac-Medaille des Institute of Physics zugesprochen, 2017 wurde er in die Royal Society gewählt.[13]
Außer den in den Fußnoten zitierten Aufsätzen u. a.:
Personendaten | |
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NAME | Popescu, Sandu |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 1956 |
GEBURTSORT | Oradea |