Als Fernsicht bzw. gute Fernsicht wird eine freie, weitreichende Sicht in die Ferne bezeichnet, die meistens auch einen Überblick über die Struktur der Landschaft ermöglicht.
Eine gute Fernsicht hat mehrere Voraussetzungen geografischer, meteorologischer und physiologischer Natur:
– zur Berechnung siehe Artikel Sichtweite –
Auf der Erde reicht eine gute Fernsicht meistens etwa 50 bis 100 km weit, doch können in der Nähe einer Großstadt schon 30 km außergewöhnlich erscheinen. Die weitestmögliche Sicht beträgt im Hochgebirge und günstigen Klimazonen (z. B. westliche Kordilleren) oder Wetterlagen (z. B. bei Föhn) etwa 150 bis 300 km. Je weniger Aerosole die Luft enthält, desto besser ist ihre Durchsichtigkeit, für deren Angabe es – z. B. in der Luftfahrt – spezielle Definitionen und Messinstrumente gibt.
Auch für die Nautik und Geodäsie ist eine gute Fernsicht vorteilhaft. Bei der Küsten- oder Sichtnavigation rechnet man mit einigen km bis 20 km, in welchem Bereich u. a. die Sichtweite der Leuchtfeuer liegt. Durch die meistens feuchte ozeanische Luft ist die Sichtweite geringer als am Kontinent. Mit einem Fernrohr wird die Sicht hingegen kaum besser als freiäugig, weil der Kontrast abnimmt. Dennoch sind bei großräumigen geodätischen Winkel- und Distanzmessungen Visurlängen von 30 bis 60 km möglich. Dafür sind gute Wetterbedingungen oder die Beleuchtung der Zielpunkte nötig, wofür z. B. Gauß das Heliotrop zur Spiegelung der Sonne erfunden hat.
Im Gebirge und am Rand von Industriegebieten herrscht oft knapp nach starkem Regen die beste Fernsicht, wenn die Luft z. B. bei Rückseitenwetter besonders staubfrei und kurzfristig trocken ist. Wirklich klare Luft ist meistens erst bei Überschreiten der Peplopause gegeben, einer etwa 2 km hohen Grenzschicht, unter der geringe Durchmischung herrscht. Die besten Sichtbedingungen auf die Erdoberfläche herrschen hingegen aus einer niedrigen Erdumlaufbahn.
Schon um 1960 zeigten die ersten Fotos aus dem Beginn der Raumfahrt, dass der steile (insbesondere vertikale) Blick durch die Erdatmosphäre klarer ist als ursprünglich erwartet (siehe Literatur unten). Immer wieder berichten selbst erfahrene Astronauten von ihrer Überraschung, welch feine Details sie aus den Raumschiffen erkennen können. Dazu trägt nach Ansicht einiger Raumfahrtmediziner auch die Änderung des optokinetischen Nystagmus (unbewusstes Augenzittern) in der Schwerelosigkeit bei.
Die weitestmögliche Fernsicht besteht im Blick auf den nächtlichen Sternhimmel. Fallweise zu sehende Sternschnuppen sind etwa 100 km entfernt, Polarlicht einige 1000 km, die Planeten mit vielen Millionen Kilometern noch 10 bis 100.000 mal weiter entfernt, und die nächsten Fixsterne mit 4½ - 10 Lichtjahre nochmals in millionen Mal weiterer Distanz. Das entfernteste, freiäugig sichtbare Objekt ist der Andromedanebel (astronomisch die Galaxie M31) in ca. 2,5 Mio. Lichtjahren Entfernung.