Fritz Bopp (eigentlich Friedrich Arnold Bopp; * 27. Dezember 1909 in Frankfurt am Main; † 14. November 1987 in München) war ein deutscher Physiker, der vor allem in den Bereichen Kernphysik und Quantenfeldtheorie arbeitete.
Bopp begann das Studium der Physik und Mathematik an der Universität Frankfurt. 1932 ging er an die Universität Göttingen, um sich bei Max Born und Hermann Weyl der theoretischen Physik zuzuwenden. Bevor es Diplom- und Masterarbeiten gab, waren Staatsexamensarbeiten als Einstiegsarbeiten zur Promotion üblich. Eine mathematische Staatsexamensarbeit fertigte er bei Hermann Weyl an. Es folgte eine physikalische Staatsexamensarbeit bei Hertha Sponer (Nachlass Deutsches Museum, München). Die Wissenschaftliche Staatsprüfung für das höhere Lehramt legte er 1934 ab.
Die theoretische Physik in Göttingen wurde 1933 von den Nationalsozialisten weitgehend zerschlagen. Nachdem Max Born 1933 als Direktor des Instituts für Theoretische Physik der Universität Göttingen vertrieben worden war, wurde Fritz Sauter sein kommissarischer Nachfolger. 1937 wurde Bopp bei Sauter mit einer Arbeit über die Zweifache Comptonstreuung an der Universität Göttingen zum Dr. phil. promoviert.
1937 bis 1944 war er planmäßiger Assistent bei Erwin Fues an der Universität Breslau, wo er sich 1941 mit einer quantenfeldtheoretischen Arbeit, „Eine lineare Theorie des Elektrons“ habilitierte und zum Privatdozent ernannt wurde.
Nach der Einberufung zur Wehrmacht im April 1940 (Funker bei der Luftwaffe bei Breslau) wurde er Januar 1941 UK gestellt, um am deutschen Atomforschungsprojekt (Uranverein) zu arbeiten. In der Folgezeit arbeitete er als Pendler zwischen der Universität Breslau, wo er Vorlesungen hielt, und dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin-Dahlem. Am 1. Februar 1945 wurde das Institut mit dem Kernreaktorprojekt nach Hechingen bzw. Haigerloch, verlegt. Die Ergebnisse dieser Forschung, die damals geheimen „Kernphysikalischen Forschungsberichte“ sind inzwischen von verschiedenen Seiten veröffentlicht worden. Aus verschiedenen Gründen wurde ein kritischer Reaktorzustand vor Kriegsende nicht erreicht.
Da in Deutschland nichts vom Manhattan-Projekt bekannt war, gab es die Vorstellung, nach dem Krieg in einer neuen Schlüsselindustrie eine führende Rolle zu spielen, und die Hoffnung, das Reaktor-Experiment über das Kriegsende retten zu können. Das Labor in Haigerloch wurde zunächst von der Amerikanischen Armee (Alsos-Mission) erreicht und der Forschungsreaktor Haigerloch wurde abtransportiert. Viele der führenden Physiker wurden im Rahmen der Operation Epsilon in Farm Hall (England) interniert.
Haigerloch lag in der französischen Zone. Als Verbleibender wurde Bopp zum amtierenden Direktor ernannt. Das zentrale Problem war, dass die französische Militärverwaltung großes Interesse an dem Projekt hatte und nicht an den vollständigen Abtransport glaubte, während die amerikanische Seite keine ausreichenden Informationen über den Abtransport herausgab. Dies führte zu ernsten Schwierigkeiten mit beiden Militärbehörden.
Ab 1946 war Bopp Assistent an der Universität Tübingen. 1947 wurde er außerordentlicher Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1950 wurde er dort Nachfolger von Arnold Sommerfeld (1868–1951) als Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Physik. Sommerfeld hatte sich nach der Entlassung des von den Nazis eingesetzten Wilhelm Müller, eines Vertreters der Deutschen Physik, nach dem Krieg zunächst selbst vertreten.
Bopp bemühte sich, die Sommerfeldsche Tradition weiterzuführen. Dem Wunsch Sommerfelds entsprechend war er mit Josef Meixner und Erwin Fues Bearbeiter und Herausgeber (neuerer Auflagen) von Sommerfelds berühmter Buchreihe „Vorlesungen über theoretische Physik“. Trotz mancher Schwierigkeiten war Bopps Institut einer der führenden Plätze der theoretischen Physik im Nachkriegsdeutschland.
Wie andere ehemalige Mitglieder des Uranvereins war Bopp Mitte der 1950er Jahre Mitglied des Arbeitskreises Kernphysik der Deutschen Atomkommission, die den Aufbau der Kerntechnik in Deutschland betrieb. 1957 gehörte er zu den Göttinger Achtzehn, einer Gruppe führender Wissenschaftler, die sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr wandten.[1]
Bopp war 1964/1965 Gründungspräsident der sich im Westen in Nachfolge des Verbandes Deutscher Physikalischen Gesellschaften (VDPG) neu konstituierenden Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und wurde 1954 in die Bayerische Akademie der Wissenschaften sowie 1965 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.
Fritz Bopp war der Herausgeber von Festschriften sowohl für Werner Heisenberg 1961 als auch für Arnold Sommerfeld 1969. Letztere enthält auch eine von Bopp verfasste Sommerfeldbiografie.
Bopp hat in zahlreichen Veröffentlichungen zu verschiedenen Gebieten der Physik wichtige Beiträge geleistet.
1978 wurde Friedrich A. Bopp emeritiert.
Zu den Diplomanden und Doktoranden an seinem Institut gehörten unter anderen die Professoren Friedrich L. Bauer, Walter Karl Blum, Gerhard Börner, D. Castrigiano, Mario Dal Cin, Henning Genz, Rudolf Haag, Armin Hermann, Franz Himpsel, G. Holzwarth, H.A. Kastrup, Bjong Ro Kim, Gerhard Mack, G. Obermair, Herbert Pfister, Peter Ring, R. Rückl, Klaus Samelson, D. Schildknecht und Wolfgang Wild.
Die Professoren Friedrich Beck, G. Höhler, H. A. Kastrup, H.-J. Meister, Harald J.W. Müller (Harald J.W. Müller-Kirsten), Georg Süßmann, F. Wahl, E. G. Weidemann, K. Wildermuth waren Assistenten oder Habilitanden an seinem Institut.
Bopp hatte sechs Kinder. Sein Sohn Fritz Wilhelm Bopp ist Professor für Physik an der Universität Siegen.
Der Nachlass von Fritz Bopp mit einem Umfang von 102 Schachteln wird im Archiv des Deutschen Museums verwahrt (NL194).[2]
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bopp, Fritz |
ALTERNATIVNAMEN | Bopp, Friedrich Arnold |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 27. Dezember 1909 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 14. November 1987 |
STERBEORT | München |