Konvektion (von lateinisch convectum ‚mitgetragen') ist das Mitführen von Materie durch ein strömendes Fluid. Mit Konvektion kann auch der Transport von gelösten Stoffen oder von physikalischen Zustandsgrößen wie Impuls, Vortizität oder – als ein Mechanismus des Wärmetransports – thermischer Energie gemeint sein. Letzteres wird auch als Wärmemitführung bezeichnet.
Die Strömung kann z. B. durch Pumpen oder Ventilatoren erzwungen sein oder durch thermodynamische Ungleichgewichte entstehen.
Insbesondere bei Temperaturunterschieden als Ursache der Strömung (thermische Konvektion, natürliche Konvektion, freie Konvektion, Wärmeströmung) ist das oft der Hauptaspekt.
Die Bewegung des Fluids wird auch Konvektionsstrom genannt.
Im angelsächsischen Sprachraum bezeichnet die Konvektion im weiteren Sinne jede Bewegung von Molekülen innerhalb eines Fluids und umfaßt daher neben der reinen Advektion durch Strömung auch die Diffusion durch Bewegung auf atomarer Ebene (also innerhalb von Fluiden oder fester Materie).
Strömung wird durch Gravitation und Dichteunterschiede im Fluid angetrieben. Die so verursachte Strömung wird als natürliche Konvektion oder freie Konvektion bezeichnet. Die Dichteunterschiede resultieren aus Temperaturunterschieden oder Konzentrationsunterschieden. Das unterschiedliche Volumen gleicher Massen führt dann zu unterschiedlichem statischen Auftrieb.
Werden die Dichteunterschiede durch unterschiedliche Stoffdichten hervorgerufen, wird dies chemische Konvektion, bei Lösungen auch solutale Konvektion, bei Salzlösungen auch haline Konvektion oder in Verbindung mit thermischer Konvektion auch thermohaline Konvektion genannt. Kommen die Dichteunterschiede durch eine Ansammlung von Mikroorganismen an der Oberfläche der Flüssigkeit zustande, spricht man von Biokonvektion.
Beispiele
In polaren Regionen des Meeres gefriert Wasser zu einer Eisdecke. Das im Meerwasser enthaltene Meersalz verbleibt im Wasser unter dem Eis, wodurch sich in diesem Bereich die Salzkonzentration erhöht. Dieses höher konzentrierte Salzwasser hat eine höhere Dichte und sinkt in Bereiche ab, in welchen das vorhandene Meerwasser infolge niedrigerer Temperatur die gleiche Dichte aufweist. Das unten verdrängte Wasser strömt hinauf bis unter die Eisdecke und der Vorgang beginnt erneut. Es entsteht eine thermohaline Konvektion bzw. thermohaline Zirkulation.[1]
Die Marangoni-Konvektion ist eine Strömung, die durch Unterschiede der Grenzflächenspannung entsteht. Dadurch kommt es u. a. zur Stabilisierung von Schäumen. Ursache für die unterschiedliche Grenzflächenspannung können z. B. Änderungen der Temperatur, der Konzentration gelöster Stoffe (z. B Detergentien) oder der Ladungsdichte (Elektrokapillarität) entlang der Grenzfläche sein. Hierdurch strömt das Fluid entlang der Grenzfläche vom Ort erniedrigter Grenzflächenspannung in Richtung der lokal erhöhten Grenzflächenspannung, die beispielsweise durch eine verminderte Detergens-Konzentration hervorgerufen werden kann. Folglich kommt es zu einer Reduktion des Gradienten der Oberflächenspannung. Eine Kenngröße für die Marangoni-Konvektion ist die Marangoni-Zahl.
Beispiele
Beobachten lässt sich die Marangoni-Konvektion, wenn kleine Rußpartikel im flüssigen Wachs einer Kerze schwimmen. In der Nähe der Flamme ist die Oberfläche des flüssigen Wachses heißer als weiter außen am Rand der Kerze. Da im Allgemeinen die Grenzflächenspannung mit steigender Temperatur abnimmt, ist die Grenzflächenspannung dicht an der Flamme geringer als am Rand der Kerze. Dadurch wird die Flüssigkeit nach außen gerissen und nimmt oberflächennahes Wachs mit, das dadurch zu einer Kreisbewegung angetrieben wird. Diese wird durch die Rußpartikel sichtbar.
Ein weiteres anschauliches Beispiel sind die sogenannten „Tränen“ an der Innenwand eines mit Wein gefüllten Glases. Für industrielle Anwendungen besonders relevant ist die Marangoni-Konvektion in Prozessen mit hohen Gradienten wie z. B. bei der Halbleiterherstellung oder beim Schweißen.
Äußere mechanische Einwirkung kann zum Beispiel durch Pumpen oder Ventilatoren erfolgen. Es werden Druckunterschiede erzeugt, welche wiederum ein Fließen des Fluids hervorrufen.
Weitere treibende Kräfte sind Impulse, magnetische und elektrische Felder. Sie entstehen beispielsweise durch elektrische Spannungen oder Ströme. Der Impuls wird über die Grenzfläche auf das Fluid übertragen oder wirkt auf das Volumen des Fluids.
Bei der Konvektion werden physikalische Größen transportiert und über die Grenzschicht zu angrenzenden Körpern oder Fluiden übertragen oder mit diesen ausgetauscht. Diese Vorgänge sind abhängig von
Mit der Konvektion finden folgende Übertragungs- und Austauschvorgänge statt:
Treten chemische Reaktionen auf, werden die transportierten Größen zusätzlich beeinflusst. Es entstehen zusätzlich Entropie, Impuls und chemische Reaktionsprodukte. Des Weiteren kann die Wand als Katalysator wirken.
Einige der genannten Vorgänge, wie beispielsweise Erstarren und Verdampfen, finden meist oder nur bei gleichzeitigem Auftreten von Konvektion statt.
Sind ausreichende Informationen über das Fluid, überströmte Körper, die Strömung und weitere Einflüsse bekannt, lassen sich unter Berücksichtigung der vielfältigen Wechselwirkungen über geeignete Gleichungen alle Ströme der physikalischen Größen berechnen, oft ist dies gerade bei turbulenten Strömungen nur mit Hilfe empirisch ermittelter Modelle und Näherungen und nur mit einiger Unsicherheit möglich. Simulationen erfolgen rechnergestützt, grafische Darstellungen der errechneten Felder (etwa Temperaturfelder, Strömungen) machen die Ergebnisse anschaulich.
Grundlegend beschrieben werden die Austauschvorgänge durch Bilanzgleichungen. Diese geben für jedes Volumen, also jeden frei gewählten räumlichen Bereich, die dort vorhandenen Wertveränderungen an. Diese Wertveränderungen ergeben sich aus den einfließenden Strömen (mit Vorzeichen) der transportierten Größen. So ermöglichen die Bilanzgleichungen die Berechnung der Felder. Die unterschiedlichen Grenzschichtgleichungen dienen der Berechnung der Ströme durch die Grenzschicht zwischen dem Fluid und einem überströmten Körper. Entscheidend für eine aussagefähige Simulation eines konvektiven Transportvorgangs ist die Auswahl der geeigneten Modelle und Gleichungen, entsprechend dem konkreten Problem. Dafür sind insbesondere Entscheidungen welche Einflüsse vernachlässigbar sind zu treffen, da eine vollständige Berechnung realer Vorgänge meist nicht möglich ist oder zumindest zu aufwändig wäre.
Für die Beschreibung und Berechnung konvektiver Vorgänge werden unter anderem verschiedene dimensionslose Kennzahlen und Gleichungen der Strömungsmechanik, der Thermodynamik und anderer Physikfachbereiche verwendet. Zentrale Bedeutung haben die Navier-Stokes-Gleichungen (wobei für kleine Temperaturschwankungen im imkompressiblen Fall häufig die Boussinesq-Approximation benutzt wird). Die Untersuchung konvektiver Vorgänge erfolgt interdisziplinär in der Strömungslehre und weiteren naturwissenschaftlichen Fachbereichen.
Ist das Fluid ein Stoffgemisch, erfordert dies eine getrennte Betrachtung der einzelnen Komponenten.