Thermochemie ist die Lehre von Energie und Wärme, die bei chemischen Reaktionen umgesetzt wird. Während einer Reaktion, oder einer Phasenumwandlung kann Energie freigesetzt oder aufgenommen werden. Die Thermochemie legt dabei den Fokus auf die Quantifizierung des Energieaustausches, meist auf den Austausch zwischen System und Umgebung. Man bedient sich der Thermochemie, um Edukt- und Produktmengen einer Reaktion vorherzusagen. In Kombination mit Entropiebestimmung kann sie auch genutzt werden, um vorherzusagen ob eine Reaktion spontan abläuft oder nicht.
Endotherme Reaktionen nehmen dabei Wärme aus der Umgebung auf, während exotherme Reaktionen Wärme freisetzen. Die Thermochemie verbindet dabei die Konzepte der Thermodynamik mit dem Konzept von Energie in Form von chemischen Bindungen. Das Thema beinhaltet üblicherweise Berechnungen von Größen wie Wärmekapazität, Reaktionsenthalpie, Entropie, freier Enthalpie und Energie.
Die Thermochemie basiert auf zwei Modellannahmen. In einer modernen Formulierung kann man diese wie folgt ausdrücken:[1]
Diese Annahmen waren die Vorläufer des ersten Hauptsatzes der Thermodynamik (1845) und ermöglichten seine Formulierung.
Lavoisier, Laplace und Hess waren ebenfalls an der Definition der spezifischen Wärmekapazität und der latenten Wärme beteiligt, auch wenn schließlich Joseph Black die abschließenden Beiträge zu der Entwicklung des Konzepts des latenten Wärmetransports geleistet hat.
Gustav Kirchhoff zeigte 1858, dass die Änderung der Reaktionsenthalpie durch die Änderung der Wärmekapazität von Reaktanten zu Produkten gegeben ist:
Die Integration dieser Gleichung erlaubt die Evaluierung der Reaktionsenthalpie bei einer Temperatur aus den Messergebnissen bei einer anderen Temperatur.[3]
Die Bestimmung von Enthalpieänderungen wird mittels der Kalorimetrie durchgeführt, üblicherweise in einem geschlossenen Behältnis in welchem der zu beobachtende Prozess abläuft. Die Temperatur des Behältnisses wird entweder durch ein Thermometer, oder ein Thermoelement überwacht und grafisch gegen die Zeit aufgetragen. Moderne Kalorimeter sind in der Regel mit Digitalsensoren und Software versehen, um Ergebnisse schnell zur Auswertung bereitzustellen. Ein Beispiel dafür ist die Dynamische Differenzkalorimetrie (engl. differencial scanning calorimetry, kurz DSC).
Verschiedene thermodynamische Definitionen können in der Thermochemie sehr hilfreich sein. Ein System ist definiert als exakt der Teil des Universums, der analysiert werden soll. Alles außerhalb des Systems ist als Umgebung definiert. Beispiele für ein System sind:
Ein System unterliegt einem Prozess wenn sich eine oder mehrere seiner thermodynamischen Eigenschaften ändern. Ein Prozess bezieht sich immer auf die Veränderung eines Zustandes. Ein isothermer Prozess tritt auf, wenn die Temperatur des Systems gleich bleibt. Ein isobarer Prozess tritt auf, wenn der Druck des Systems konstant bleibt. Von einem adiabatischen Prozess spricht man, wenn kein Wärmeaustausch mit der Umgebung stattfindet.